Das sind erste Ergebnisse der zehnten Stadtwerkestudie, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young im Frühjahr 2012 in Kooperation mit dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) durchgeführt hat. Dazu wurden lokale und regionale Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.
Österreich: Auswirkungen deutscher Energiewende spürbar
In Österreich ist die Stimmung etwas positiver: 2011 konnten die heimischen Energieversorger eine stabile Geschäftsentwicklung verzeichnen – drei Viertel aller Befragten (76 Prozent) bezeichneten diese als »gut« oder »sehr gut«. Ausschlaggebend dafür waren laut Befragten erhöhte Verkaufserlöse, steigende Kundenanzahl und Kundenbindung sowie günstige Einkaufspreise. Auch die Erwartungen in Bezug auf den geschäftlichen Erfolg liegen mit 65 Prozent »gut« oder »sehr gut« gestimmten Manager deutlich höher als im DACH-Durchschnitt. Meistgenannte Gründe hierfür sind Eigenerzeugung von Strom und ein gleichbleibendes Umfeld gegenüber dem Vorjahr.
Am meisten beschäftigt haben die österreichischen Unternehmen Themen wie Klimawandel, Umweltschutz und die erneuerbaren Energien. Denn die 2011 in Deutschland beschlossene Energiewende hat im vergangenen Jahr auch deutlich auf Österreich ausgestrahlt. „Oberste Priorität hat bei den Unternehmen die Erhöhung der Energieeffizienz. Aufgrund des hohen Wasserkraftanteils rangiert der Ausbau der erneuerbaren Energien hierzulande nur an zweiter Stelle der Themen, die von den Energieversorgern in Zusammenhang mit der Energiewende genannt werden“, berichtet Elfriede Baumann, Partnerin bei Ernst & Young Österreich und Expertin für die heimische Energiewirtschaft. Dennoch planen die Unternehmen, den Anteil der erneuerbaren Energien auf durchschnittlich über 50 Prozent im Jahr 2020 auszuweiten und damit 45 Prozent ihrer Umsatzerlöse zu erzielen (heute durchschnittlich 25 Prozent).
Hemmnis: Akzeptanz in der Bevölkerung
Als größtes Hemmnis einer Energiewende wird von 77 Prozent der österreichischen Energieversorger (Vergleich D/CH: 41 Prozent) die Akzeptanz in der Bevölkerung genannt, dies gilt für alle energiebezogenen neuen Infrastrukturprojekte wie den Netzausbau, den Bau neuer Kraftwerke oder die Errichtung von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Zur Akzeptanzgewinnung sind aus Sicht der Befragten Bürgerbeteiligungen ein nahezu unabdingbares Instrument: 82 Prozent haben ein derartiges Programm bereits durchgeführt, in Vorbereitung oder Planung.
Schwierig: Finanzierung im Bereich erneuerbare Energien
Viele Unternehmen (Österreich: 41 Prozent) bewerten die Finanzierung der Investitionsprojekte im Bereich erneuerbare Energien als schwierig. In allen drei Ländern üben die befragten Unternehmen Kritik an den jeweiligen derzeit bestehenden Regulierungsregimen. Von jenen, die in den Verteilnetzbereich investieren wollen (rd. 90 Prozent der Befragten), sind nur 10 Prozent der Meinung, dass der derzeitige regulatorische Rahmen die richtigen Anreize für Investitionen im Netzbereich setze. 39 Prozent sind der Meinung, dass dies eher weniger der Fall ist, 30 Prozent finden, dass es überhaupt nicht zutrifft. „Mit der Energiewende werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz Investitionen von voraussichtlich 300 Mrd. Euro bis zum Jahr 2020 notwendig. Stadtwerke und regionale Energieversorgungsunternehmen wollen diese aktiv gestalten und mehr als ein Viertel der Investitionen stemmen. Werden rechtliche Hemmnisse nicht beseitigt, ist die Umsetzung gefährdet“, so Baumann abschließend.