Wien (OTS) – Der aktuell vorliegende Tätigkeitsbericht der E-Control stellt die wichtigsten Entwicklungen am Strom- und Gasmarkt im vergangenen Jahr dar und zeigt, dass der Energiemarkt 2018 stark in Bewegung war: die zweithöchsten Wechselzahlen seit Liberalisierungsbeginn, die Trennung der deutsch-österreichischen Preiszone, gestiegene Energiepreise sowie das noch unter österreichischer EU-Ratspräsidentschaft verabschiedete Clean Energy Package haben sämtliche Akteure und nicht zuletzt auch die heimischen Strom- und Gaskunden beschäftigt. Diese Dynamik wird sich auch im heurigen Jahr fortsetzen.
331.500 Strom- und Gaskundinnen und -kunden – sowohl Haushalte als auch Unternehmen – haben im Jahr 2018 ihren Strom- oder Gaslieferanten gewechselt, das sind die zweithöchsten Wechselzahlen seit Liberalisierungsbeginn. Die Wechselraten bei Strom lagen 2018 bei 4,1 Prozent und bei Gas bei 6,1 Prozent.
Preise haben Aufwärtstendenz
Seit Mitte des Vorjahres gibt es eine Welle an Preiserhöhungen für die heimischen Strom- und Gaskunden. Während in der zweiten Hälfte 2018 insgesamt 11 Lieferanten ihre Strompreise für die Bestandskunden, Haushalte und Gewerbe, erhöht haben, sind es in den ersten drei Monaten (inklusive 1. April) des heurigen Jahres bereits rund 50 angestammte und auch alternative Anbieter, die diese entweder bereits durchgeführt oder zumindest angekündigt haben. „Auffallend dabei ist es, dass die Erhöhungen sehr unterschiedlich ausfallen und zwischen 7 und 47 Prozent liegen“, so Urbantschitsch. Und erläutert die Gründe für die Preiserhöhungen. Diese haben vor allem zwei Gründe, die jüngsten Entwicklungen auf den europäischen Großhandelsmärkten zuzuschreiben sind:
- Die Preise der wichtigsten fossilen Brennstoffe (Öl, Gas und Kohle) sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Gerade auch der besonders ausgeprägte Anstieg der Preise für CO2-Zertifikate führt zu einer signifikanten Kostenerhöhung bei der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen. Die energiepolitischen Pläne und Diskussionen in Deutschland bezüglich Kohleausstieg sowie in Frankreich bezüglich Kernkraftwerke führen zu weiteren Unsicherheiten im Markt, die eingepreist wurden.
- Die ab 01.10.2018 in Kraft getretene Strompreiszonentrennung zwischen Österreich und Deutschland (mit Luxemburg) bewirkte eine Verkleinerung des Marktes d.h. weniger Marktteilnehmer, niedrigere Liquidität und erhöhte Beschaffungsrisiken für österreichische Marktteilnehmer. Getrieben durch diese neue Marktsituation einerseits und eingeschränktes Erzeugungspotenzial anderseits kam es in den ersten Monaten der Preiszonentrennung zu erheblichen Preisunterschieden zwischen Österreich und Deutschland. Durch die Erholung der österreichischen Laufwassererzeugung und die milderen Temperaturen waren die Preisunterschiede zuletzt aber deutlich geringer. Für das Gesamtjahr 2019 werden anhand der auf den Märkten geschlossenen Verträge Preisunterschiede im Ausmaß zwischen 3,3 bis 3,6 Euro/MWh erwartet. „Dabei ist aber zu erwähnen, dass Österreich weiterhin hohe Strommengen aus Deutschland bezieht und die österreichischen Großhandelspreise trotz der Preisaufschläge zu Deutschland im europäischen Vergleich immer noch vergleichsweise gering sind“, betont Urbantschitsch.
Diese Entwicklungen auf den Großhandelsmärkten werden nun nach und nach auf das Endkundensegment umgewälzt. Nicht zuletzt auch bei den Angeboten für Neukunden ist das Einsparpotenzial beim Wechsel vom angestammten zum günstigsten Lieferanten deutlich geringer geworden und hat sich innerhalb eines Jahres zwischen 30 und 50 Prozent reduziert. Es liegt nun in etwa wieder auf dem Niveau vor vier Jahren (2015). So konnte sich beispielsweise vor einem Jahr ein Musterhaushaltskunde in Oberösterreich mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden beim Stromlieferantenwechsel bis zu 320 Euro (März 2018) im ersten Jahr ersparen, aktuell sind es 205 Euro (März 2019).
Auch bei Gas waren im Jahr 2018 und Anfang 2019 Preiserhöhungen gegeben, die sich zwischen 6 und 20 Prozent bewegten. Der Preisdruck – verursacht durch den Anstieg der Großhandelspreise – ist auch bei den alternativen Anbietern zu spüren. Das Preisniveau bei den Angeboten für Neukunden ist stark gestiegen. Somit hat das Einsparpotenzial beim Wechsel vom angestammten Lieferanten zum Bestbieter vor allem seit Herbst des Vorjahres in den meisten Netzgebieten deutlich verloren und ist ebenfalls auf das Niveau des Jahres 2015 zurückgekehrt. Noch vor einem Jahr konnte sich ein Musterhaushaltskunde in Wien mit 15.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch beim Gaslieferantenwechsel rund 505 Euro (März 2018) im ersten Jahr ersparen, aktuell sind es 285 Euro (März 2019).
„Bei der E-Control landen sehr häufig Anfragen von Konsumenten die Energiepreise betreffend. Und gerade in Zeiten steigender Preise fragen sich auch viele, wie denn so ein Strompreis zustande kommt. Die E-Control nutzt in ihrer Kommunikation ja bereits seit einiger Zeit Erklärvideos, um komplexe Themen möglichst einfach und konsumentenfreundlich erklären zu können. Aus aktuellem Anlass haben wir nun auch ein entsprechendes Video zur Preisbildung erstellt, das seit heute auf der Homepage der E-Control und auf unserem YouTube-Kanal abrufbar ist“, berichtet Urbantschitsch.
Quelle: APA