Lichtplanung, Forschung und Entwicklung bei Bartenbach:

Von der ganzheitlichen Planung zur nachhaltigen Lösung

von Sandra Eisner
von Mag. Sandra Eisner Foto: © Bartenbach

Eine gute Planung ist nicht nur die sprichwörtliche »halbe Miete«, in der Welt des Lichts macht sie weit mehr aus. Von Spezialisten wie Bartenbach realisiert, spannt eine ganzheitliche Lichtplanung den Bogen von Forschung und Entwicklung erfolgreich bis zu Energieeffizienz und Nachhaltigkeit der Endlösung. Wie umfangreich dieser Prozess ist und welcher Expertise es dafür bedarf, erfragten wir bei der Geschäftsführung von Bartenbach.

Interview: Thomas Buchbauer und Thomas Graf-Backhausen

Text: Mag. Sandra Eisner

 

„Nicht von der Leuchte zum Erscheinungsbild, sondern vom Erscheinungsbild über die visuelle Wahrnehmung zum Lichtkonzept. Und dann erst über die Physik und Lichttechnik zur Leuchte oder zu ganzen Lichtsystemen.“ So beschreibt Unternehmensgründer Prof. Dr. h.c. Ing. Christian Bartenbach die Herangehensweise an optimale Lösungen beim Lichtplanungs-Profi. Der Weg führt sozusagen von hinten nach vorne, um vom gewünschten Endergebnis zur bedarfsorientierten Ausarbeitung zu kommen. Kooperationen und Partnerschaften helfen Bartenbach dabei, die eigene Expertise zu vertiefen und immer neue Herausforderungen zu meistern. Nachdem im letzten Jahr der Leuchtenanbieter Eglo die Mehrheitsanteile an Bartenbach erworben hatte, herrschte anfänglich bei vielen Kunden Verwirrung. Doch Matthias Sporer, CEO Bartenbach, stellt klar: „Eglo ist ein wichtiger strategischer Partner, der uns im Hintergrund den Rücken freihält. Wir agieren jedoch komplett eigenständig am Markt – mit unserer eigenen DNA im Bereich der Lichtplanung, Entwicklung und Forschung.“ Im gemeinsamen Gespräch mit Matthias Sporer und Daniel Lechner, CMO & CSO Bartenbach, gingen wir der Expertise des Lichtspezialisten auf den Grund. Ein künstlicher Himmel für Simulationen stellt dabei nur eines von zahlreichen Highlights dar.

 

Matthias Sporer, Bartenbach

„Eine hochwertige Expertise darf aus unserer Sicht Geld kosten und diesen Ansatz werden wir beibehalten, weil er die Grundlage unserer Existenz ist“, weiß Matthias Sporer, CEO Bartenbach. (Bild: www.i-magazin.com)

Bartenbach gilt als hoch angesehenes Unternehmen der Lichtbranche, das man vor allem mit dem Thema »Tageslicht-Planung« in Verbindung bringt. Was war der Grund der bisherigen Eigentümer, die Anteile an Eglo zu verkaufen?

Matthias Sporer: Bartenbach ist ein Juwel in der Lichtbranche, wir sind international bekannt und renommiert – und zwar nicht nur in der Tageslicht- sondern auch in der Kunstlicht-Planung. Die Partnerschaft mit Eglo bietet uns die Möglichkeit, unseren Rücken zu stärken, unsere Expertise und Forschung voranzutreiben und unser Know-how weiterhin unseren Partnern/Kunden eigenständig zur Verfügung zu stellen. Energieeffizienz wird immer wichtiger, Nachhaltigkeit ist ein großes Thema und diese Komplexität beherrscht Bartenbach. Natürlich hat Eglo Interesse daran, unsere Expertise, die wir all unseren Lichtpartnern zur Verfügung stellen, ebenfalls zu nutzen und darauf zuzugreifen.

 

Viele Brancheninsider stellen sich die Frage, welchen Zweck die Übernahme hatte und welche Perspektiven die Managements der beiden Unternehmen geortet haben. Wir würden diese Fragen gerne weitergeben!

Sporer: Für Eglo war es ein Prestigeprojekt, zumal Bartenbach international der Lichtplaner schlechthin ist – die Gelegenheit hat sich geboten und Eglo hat sie ergriffen. Es handelt sich um eine Mehrheitsbeteiligung, es wird keine Verschmelzung stattfinden. Wir haben komplett unterschiedliche Herangehensweisen, wir sind unterschiedlich positioniert und es ist uns bei Bartenbach sehr wichtig, diese Eigenständigkeit beibehalten zu können und uns so weiterzuentwickeln.

 

Auf welche Märkte wird man sich aktuell und in Zukunft fokussieren?

Sporer: Aktuell gibt es viele internationale Projekte, wir erleben auch aus dem Bereich Middle East wieder steigende Anfragen. Gemeinsam mit unseren Architekten und Planern entwickeln und realisieren wir zahlreiche große Projekte sowohl in der Kunst- als auch in der Tageslicht-Planung. Diese Tageslicht-Expertise unterscheidet uns ganz gravierend von anderen Lichtplanern: Wir haben Physiker und Mathematiker im eigenen Haus für Tageslichtberechnungen. Sie können Wärmeeintragungskoeffizienten werten, berechnen, können Empfehlungen abgeben, die bereits in die Gebäudeplanung einfließen. Diese Expertise, über die wir bereits verfügen, werden wir weiter ausbauen und daran arbeiten wir täglich.

Daniel Lechner: Die Komplexität steigt immer weiter an. Wärmeeinträge ins Gebäude sowie Expertise zur Materialwahl etwa sind Themen, die immer wichtiger werden, und in den Ausschreibungen kommen mehr und mehr Nachhaltigkeitsaspekte zum Tragen, die es zu berechnen und planen gilt. Bartenbach verfügt über enormes Wissen, was Fassaden- bis hin zu Gebäudegestaltungen betrifft – so können Änderungen von manchen Gebäudeformen eine unglaublich große Wirkung auf die Energieeffizienz des gesamten Gebäudes haben, weil z.B. mehr Tageslicht in untere Bereiche kommt. Durch die Vielzahl der Themen ist Bartenbach mit seiner Kompetenz als Partner immer mehr gefragt, weil die Planungsprozesse und die geforderten Daten stets komplexer werden. Ich glaube, dass das Netzwerken – sich Experten an die Seite zu holen – noch wichtiger werden wird in Zusammenhang mit den Themen Licht und Gesamtbetrachtung des Gebäudes. Bartenbach ist hier sehr gut aufgestellt.

 

„Ich glaube, dass das Netzwerken – sich Experten an die Seite zu holen – noch wichtiger werden wird in Zusammenhang mit den Themen Licht und LifeCycle Costs des Gebäudes. Bartenbach ist hier sehr gut aufgestellt“, so Daniel Lechner, CMO & CSO Bartenbach. (Bild: www.i-magazin.com)

Mit welchen Problemen und/oder Aufgabenstellungen treten Kunden bzw. Partner an Bartenbach heran?

Lechner: Im Idealfall wendet man sich früh im Planungsstadium eines Gebäudes an uns, vor allem wenn es darum geht, wie sich das Gebäude auf die Umgebung auswirken und wie am besten Tageslicht genutzt wird. Es beginnt sehr oft mit einer grundlegenden Beratung dazu, wie das Gebäude im Groben aussehen sollte – welche Formen und Materialien wären ideal, um das Tageslicht am besten zu nutzen. In einem zweiten Schritt kommt dann das Kunstlicht ergänzend in der Planung hinzu. Bartenbach steigt also in der Regel bereits in der Konzeptphase von Gebäuden, Arealen oder städtischen Umfeldern ins Projekt ein.

Sporer: Was Bartenbach sicherlich unterscheidet, ist unser Ansatz, von hinten nach vorne zu denken. Anstatt eine Lichtplanung durchzuführen, unseren Kunden verschiedene Varianten von Leuchten zu empfehlen, aus denen sie schlussendlich auswählen, ist unser ganzheitlicher Ansatz in der Lichtplanung ein anderer: Wir sprechen mit unseren Kunden einerseits darüber, was sie in ihrem Gebäude lichttechnisch erleben möchten, andererseits eruieren wir gemeinsam die Aufgaben, die mit Tages- und mit Kunstlicht umgesetzt werden sollen. Wir werden also vom Endzustand, den wir simulieren, auf die Lichtlösung zurückrechnen und dann zu Systemen, die wir unseren Kunden und Partnern empfehlen können. Als Beispiel sei hier die Harvard University genannt, wo wir unser Know-how bei der Tageslicht-Planung einbringen konnten. Es wurde eine moderne Technologie in einer Aluminiumfassade umgesetzt, um Tageslicht in die Räume zu bekommen, gleichzeitig aber auch den Wäremeeintrag zu minimieren, sowie das spannende Thema des natürlichen Tageslichtverlaufs im Gebäude zu simulieren. Es ist die Spezialität von Bartenbach, den Menschen im Mittelpunkt zu sehen und abgeleitet von seinen Bedürfnissen eine konkrete Lichtrealisierung zu empfehlen und umzusetzen.

 

„Ich denke schon, dass ein Umdenken stattfindet, dass eine nachhaltige Investition in ein Gebäude nicht mehr bei der Hülle endet und somit die Beleuchtung beinhaltet – was die Wertigkeit der Lichtplanung in den Vordergrund rückt.“ (Bild: www.i-magazin.com)

Welche Zielgruppen hat Bartenbach?

Sporer: Wir haben sehr viele Partner und beschäftigen uns mit den verschiedensten Themen – und zwar überall, wo es einer Expertise zu Licht bedarf. Wir haben bei uns im Haus bereits die unterschiedlichsten Anforderungen realisiert: Von Kühlschrankbeleuchtungen bis zur Lichtgestaltung/Lichtlenkung im Airbus A380 ist die Bandbreite riesengroß, die angefragt und umgesetzt wird. Das macht unsere Aufgabe einerseits sehr spannend und bringt uns andererseits als Unternehmen immer weiter, da wir stets über den Tellerrand hinausblicken müssen, um auch in den unterschiedlichsten Anwendungen effiziente Lichtkonzepte und Lichtlösungen zu bieten.

 

Wie viel Aufmerksamkeit wird dem Thema Wachstum bei Bartenbach gewidmet?

Lechner: Wir verfolgen ein nachhaltiges Wachstum, in kleinen Schritten. Im DACH-Raum sind wir sehr gut vernetzt mit langjährigen Partnerschaften, die sich noch intensivieren lassen, und es gibt auch noch zahlreiche potenzielle Kunden, mit denen wir noch nicht so eng zusammenarbeiten. Mittelfristig ist hier eine Intensivierung sehr wohl angedacht, gerade in Europa gibt es starke Planungshubs mit interessanten Architekurbüros, die internationale Projekte realisieren und mit denen wir gerne zusammenarbeiten würden. So ist es unser nächster Schritt, uns etwa in Richtung Niederlande oder London zu entwickeln, weil dort sehr viele international tätige Architekturbüros und mögliche Kunden sowie Netzwerke sitzen.

 

Die Erderwärmung ist ein Aspekt der Klimakrise, der schneller voranschreitet, als uns allen lieb ist. Es wird zu einem massiven Einfluss auf Technologie, Gebäudeformen und Materialien kommen – was kann Bartenbach dazu beitragen?

Sporer: Da spielt das Thema Tageslicht eine gewichtige Rolle. Ich sage es aus tiefster Überzeugung, dass wir bei Bartenbach sehr viel Expertise zum Thema Tageslicht-Planung haben. Wir verfügen nicht nur über das hervorragende Know-how von Mathematikern und Physikern, sondern auch von IT-Technikern, die bereits in der Simulation den Wärmeeintrag im Gebäude einerseits reduzieren, andererseits auch die Nachhaltigkeit des Gesamtgebäudes deutlich verbessern können. Dazu gibt es viele konkrete Projekte und wir sehen einen großen Bedarf. So arbeiten wir aktuell z. B. an der Erweiterung des Singapur Changi Airport mit, wo der Aspekt miteinfließt, wenig Wärmeeintrag und gleichzeitig doch einen Tageslichtverlauf in das Gebäude, in die Abflughalle, zu bekommen.

„Die Komplexität steigt immer weiter an. Wärmeeinträge ins Gebäude sowie Expertise zur Materialwahl etwa sind Themen, die immer wichtiger werden, und in den Ausschreibungen kommen mehr und mehr Nachhaltigkeitsaspekte zum Tragen, die es zu berechnen und planen gilt.“ (Bild: www.i-magazin.com)

Lechner: Als ich zu Bartenbach kam, war ich zutiefst beeindruckt von der Expertise im Unternehmen, die meiner Meinung nach am Markt viel zu wenig bekannt ist. Materialberatung, Energieeintrag usw. bieten andere Planer auch, aber wir bei Bartenbach können tatsächliche Messungen erstellen in unserem eigenen Labor. Teilweise erhalten wir Fenster oder Fassadenmaterialien, um die Energietransmission, die Reflektionsgrade zu messen – wir berechnen also nicht nur, sondern messen auch konkret nach. Außerdem sind wir die einzigen Lichtplaner, die über einen künstlichen Himmel verfügen und anhand dessen Modelle von Gebäude mit dem Sonnenverlauf vor Ort und simulieren können. Man kann hier zum Beispiel die tatsächlichen Schattenbildungen im Gebäude sehen. Bei den Programmen, mit denen Tageslicht-Simulationen und Lichtplanungen erstellt werden, gibt es Millionen von Einstellungen, die möglich sind, und es macht einen riesengroßen Unterschied, ob diese Einstellungen durch das vorhandene Wissen angepasst werden, oder ob mit Standardeinstellungen berechnet wird. Die Ergebnisse sind völlig unterschiedlich. Wir sitzen auf einem Fundus von über 200 Forschungsprojekten rund um das Thema Licht. Das kann uns so schnell niemand nachmachen und genau dieser Umstand macht uns einzigartig.

 

Bei aller Expertise – wie viele Projekte können gleichzeitig umgesetzt werden?

Sporer: Bis dato haben wir über 10.000 Projekte realisiert, wie viel davon gleichzeitig umgesetzt werden können, hängt stark vom Umfang des jeweiligen Projekts ab. Wir behandeln und bearbeiten die unterschiedlichsten Themenstellungen, von einem klassischen Bürogebäude bis zur bereits erwähnten Innenraumlichtgestaltung für den Airbus A380.
Lechner: Man braucht natürlich gute Planer. Wir haben ein sehr großes Lighting Design-Team und einen Grundstock an Forschern, aber Skalierbarkeit hängt auch damit zusammen, gut ausgebildete Menschen im Team zu haben, die eine entsprechende Planung bewerkstelligen können. Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen, doch die Basis davon stellt im Grunde Manpower dar.

Sporer: In Summe sind wir über 100 Personen. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass sich die Forschung und Entwicklung, vor allem jene der Bartenbach-Components, wie wir sie nennen, in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt haben. Wir entwickeln und berechnen Reflektoren und Linsen, die einzigartig sind, unsere Expertise dazu wird von vielen Kunden in der Lichtbranche bzw. in der Welt der Leuchtenproduktion sehr geschätzt. Wir haben optische Komponenten entwickelt, die in ihrer Charakteristik einzigartig sind, nicht nur in ihrer lichttechnischen Brillanz, sondern auch in ihrer Wirtschaftlichkeit. Wenn wir eben von hinten nach vorne denken, brauchen wir immer wieder neue Optiken, neue Reflektoren, die auch in der LED-Welt essenziell sind und bei uns im eigenen Haus entwickelt, berechnet und konstruiert werden.

 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit klassischen Lichtfirmen – gibt es Kooperationen?

Sporer: Die Kooperationen sind uns sehr wichtig und es stellt auch eine meiner Hauptaufgaben dar, mit all den Herstellern der Leuchtenindustrie zusammenzuarbeiten. Einerseits brauchen wir sie, um die Wünsche zu realisieren, die wir mit unserem Kunden ausarbeiten, und andererseits sind sie auch daran interessiert, ihre eigenen Produkte zu verfeinern und zu verbessern. Wir bieten unsere Dienstleistung über die Konstruktion an, genauso wie wir auch in der Wahrnehmungspsychologie die Lichtindustrie beraten. Es gibt unterschiedliche Betätigungsfelder und wir sind einerseits auf sie angewiesen, dass sie Themen realisieren und benötigte Sonderleuchten bauen, andererseits stellen wir ihnen da oder dort unser Know-how zur Verfügung.

 

Herr Lechner, sie waren jahrelang bei Zumtobel – einem vorwiegend produktorientierten Unternehmen – in entscheidenden Positionen im Marketing. Wie interpretieren Sie Ihre aktuelle Position bei Bartenbach – einem Unternehmen, das vorwiegend Lösungen anbietet?

Lechner: Der große Unterschied ist, dass man das Produkt nicht angreifen kann, da es sich um eine Dienstleistung handelt. Wir verkaufen das Vertrauen bzw. der Kunde investiert in das Vertrauen, eine gute Planung von uns zu bekommen. In der Vergangenheit war es so, dass man schlussendlich über ein physisches Produkt sprechen, technische Daten vergleichen konnte. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, denn es sind tatsächlich die Dienstleistung, das Know-how und das Vertrauen, die man einkauft. Das macht die Vermarktung ganz anders. In der Lichtindustrie wird Dienstleistung seit jeher mitangeboten, aber in den seltensten Fällen handelte es sich um ein explizites Produkt.

 

„Wir sprechen mit unseren Kunden einerseits darüber, was sie in ihrem Gebäude lichttechnisch erleben möchten, andererseits eruieren wir gemeinsam die Aufgaben, die mit Tages- und mit Kunstlicht umgesetzt werden sollen.“ (Bild: www.i-magazin.com)

Herr Sporer, mit Dienstleistung und Know-how sollen nun Werte verkauft werden, die in der Vergangenheit zum Großteil verschenkt wurden. Wie gehen Sie damit um?

Sporer: Eine hochwertige Expertise darf aus unserer Sicht Geld kosten und diesen Ansatz werden wir beibehalten, weil er die Grundlage unserer Existenz ist. Natürlich ist es einfacher, wenn man im eigenen Haus Expertise in viele Bereichen mitbringt, die in diesem Umfang von manch anderem nicht geboten werden kann. Dadurch stellt sich die Frage nicht, ob eine hochwertige Planung von Kunst- als auch Tageslicht Geld kosten darf – die Dienstleistung ist die Grundlage unseres Tuns und unserer Existenz.

Lechner: Es betrifft unterschiedliche Marktsegmente. Nicht jedes Projekt möchte sich eine Lichtplanung leisten, es bedarf schon einer gewissen Grundbereitschaft des Kunden. Wenn man über die Grenzen Österreichs hinausblickt, so entdeckt man vielerorts einen ganz anderen Zugang und eine andere Kultur zum Thema Lichtplanung. In Österreich ist sie im Vergleich zu anderen Märkten mehr als nur ausbaufähig, um es vorsichtig auszudrücken, denn die Bereitschaft, die Akzeptanz und die Selbstverständlichkeit, dass Lichtplanung ein eigenständiges Gewerk innerhalb der Gebäudeerrichtung abbildet, sind außerhalb von Österreich mehr gegeben.

Sporer: Wir stellen außerdem fest, dass nachhaltige Investitionen von Bauherren oftmals in der Lichtplanung und in der Umsetzung der Lichtideen enden. Es gibt in Österreich viele Projekte, die in den letzten Jahren über billigste Flat Panels realisiert wurden. Wir werden von so manchen Bauherren und Nutzern dieser Gebäude kontaktiert und auch darüber informiert, wie unzufrieden sie letztendlich damit sind. Ich denke schon, dass ein Umdenken stattfindet, dass eine nachhaltige Investition in ein Gebäude nicht mehr bei der Hülle endet und somit die Beleuchtung beinhaltet – was die Wertigkeit der Lichtplanung in den Vordergrund rückt.

 

Wie wird sich die Digitalisierung des Lichts in Zukunft gestalten? Hilft Ihnen bei dieser Thematik Ihre Expertise aus der Vergangenheit oder betreten Sie dabei ebenso Neuland?

Sporer: Unsere Zusammenarbeit mit der Lichtindustrie, die uns viele Inputs und Entwicklungen vorstellt, ist sehr wichtig und wertvoll. Überdies sind wir mit einer unabhängigen Mannschaft in der Forschung tätig, die ihre Fühler ausstreckt, den Markt ständig sondiert und da oder dort mit neuen Ideen kommt, die wir umzusetzen versuchen. Letztendlich können wir nur über unsere Bauherren, über unsere Architekten und Partner die Bedürfnisse aufnehmen, sie an die Industrie zurückspiegeln und nach Lösungen drängen.

Lechner: Wichtig ist es, den Überblick zu haben und den Puls zu spüren, in welche Richtung es geht und auch beratend tätig zu sein. Für die technische Umsetzung der Lösung gibt es die Lichtindustrie und das ist auch gut so.

 

Welche Größenordnung von Projekten betreut Bartenbach? Gibt es einen klar definierten Return on Investment etwa für Bauherren? Kann man hier in Zahlen sprechen?

Sporer: Wir planen von der kleinen Gartenlaube bis zum Singapur Airport so ziemlich alles. Überall dort, wo der Kunde auf unsere Expertise zurückgreifen möchte und wir uns einbringen können, arbeiten wir zusammen. Deshalb betreuten wir Kleinstprojekte bis hin zum Großprojekt.

„Wir sind die einzigen Lichtplaner, die über einen künstlichen Himmel verfügen und anhand dessen Modelle von Gebäude mit dem Sonnenverlauf vor Ort und simulieren können. Man kann hier zum Beispiel die tatsächlichen Schattenbildungen im Gebäude sehen.“ (Bild: www.i-magazin.com)

Lechner: Einen Return on Investment in Zahlen zu benennen, ist tatsächlich schwierig. Zur Verdeutlichung möchte ich allerdings ein Beispiel nennen: In der Schweiz gab es ein großes Projekt, bei dem die Fassadengestaltung bereits fixiert war. Zum Glück wurden wir frühzeitig zwecks Verifizierung involviert, denn im Zuge der Simulationen und Tests mit der Fassade und ihrer Ausgestaltung haben wir festgestellt, dass sich bei bestimmten Sonnenkonstellationen Hotspots bilden können, die wie ein Laserstrahl auf die Parkplätze zurückreflektieren. Dieses Problem war ganz einfach zu lösen, indem die Winkel der Fassade um ein paar Grad verändert wurden und somit gab es diese gebündelten Strahlen nicht mehr. Es ist schwer in Euros zu fassen, aber die entfallenen Versicherungskosten für die geparkten Autos, deren Lackierung nun nicht mehr verbrannt wird, haben das Lichtplanungshonorar wahrscheinlich zigfach eingespielt. Das ist ein greifbares Beispiel, warum eine gute Lichtplanung absolut Sinn macht.

 

Letztendlich geht es bei der Planung vor allem auch um Energieeffizienz. Eine Überarbeitung des Energieeffizienzgesetzes wird in vielen Branchen sehnlichst erwartet. Würde das auch Ihnen in die Hände spielen?

Sporer: Definitiv. Nach wie vor ist die effiziente Beleuchtung ein wesentliches Asset und wir forschen ständig auch an Komponenten, um das Licht so zu gestalten, dass der Mensch die besten Bedingungen hat. Natürlich gilt es, Normen einzuhalten, aber auch Gesetze drängen uns, ständig besser, effizienter zu werden und auch die Lichtlösungen dahingehend zu bauen.

Lechner: Es wird immer komplexer, auch was die geforderten Informationen betrifft. Man merkt, dass der Markt selbst eine Dynamik bekommt, was noch beschleunigt und verstärkt wird durch gesetzliche Rahmenbedingungen. Das spielt den Playern am Markt, die Know-how haben und helfen können, Bauherren und Kunden durch diesen Prozess zu begleiten, in die Hände – ganz allgemein gesprochen.

 

Bartenbach ließ erst kürzlich in einem Bereich aufhorchen, der derzeit die Wissenschaft intensiv beschäftigt: Wasserstoff mit Hilfe eines künstlichen Photosynthese-Verfahrens direkt mit Licht zu erzeugen. Ihr Unternehmen hat dafür einen speziellen »LED-Lichtreaktor« entwickelt. Handelt es sich dabei um ein reines Grundlagen-Forschungsprojekt, oder soll es auch kommerziell umgesetzt werden?

Lechner: Es handelt sich um ein Forschungsprojekt mit der Universität Innsbruck zur Frage, welche Material- und Aufbaukombinationen ideal dafür sind, mit Sonnenlicht Wasserstoff zu erzeugen. Das ist, wie wir alle wissen, sehr energieintensiv und die Uni Innsbruck widmet sich der Erforschung, welche Materialien am besten funktionieren und wie so ein Aufbau ausgestaltet sein muss. Um dies reproduzierbar versuchen zu können, ist die Uni Innsbruck an uns herangetreten und wir haben den sogenannten LED-Lichtreaktor entworfen und gebaut. Ihn kann man sich im Grunde wie eine künstliche Sonne vorstellen, die an der Uni verwendet wird, um die unterschiedlichen Materialien zu testen. Diese künstliche Sonne ist eine exakte Nachstellung der solaren Eigenschaften inklusive der hohen Bestrahlungsstärken, der Anregungsspektren und der spektralen Verteilung von Sonnenlicht. Sie ist sozusagen eine Eins-zu-eins-Kopie der Realität. Leider handelt es sich im Moment noch um eine Grundlagenforschung – ich weiß, dass wir als Gesellschaft zum Thema Erderwärmung lieber früher als später Ergebnisse haben sollten, aber dieses Forschungsprojekt wird definitiv einen Impact auf die industrielle, CO2-neutrale Erzeugung von Wasserstoff haben.

 

Zum Abschluss – wer darf sich bei Bartenbach melden, wenn er/sie beruflich in die Welt der Lichtplanung einsteigen möchte? Welche Arbeitskräfte suchen Sie aktuell? 

Lechner: Wir freuen uns über alle Bewerbungen von Menschen, die eine Leidenschaft für Licht haben, konkret benötigen wir jedoch Verstärkung in der Lichtplanung. Wir suchen auch Mitarbeiter, die uns bei der Betreuung von Architekturwettbewerben helfen, sowie genauso Arbeitskräfte für Verwaltung und Administration.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Weitere Informationen auf: www.bartenbach.com

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