Die Eaton Roadshow in Wien fand im Tech Gate in Wien-Donaustadt statt. Am Rande dieser führte das i-Magazin ein Interview mit Alexander Ströbl, dem Vertriebsleiter für Großhandel, Wohn- und Zweckbau, Erich Schuller, Marketingmanager für Wohn- und Zweckbau, und Björn Hanke, Prokurist und Chef von Eaton-Care. Die drei Herren erklären, warum Eaton neue Konkurrenz sogar positiv sieht und welche Vorteile Funksysteme gegenüber herkömmlichen Lichtschaltern haben.
Interview: Moritz Hell
Die Welt verändert sich – und Eaton verändert sich mit. Das Gespräch gibt Einblick in Produktneuheiten, Marktveränderungen und interne Veränderungen bei Eaton. Immer wieder beziehen sich Ströbl, Schuller und Hanke dabei auf die beiden externen Vortragenden der Roadshow, Renker Weiss und Alfred Mörx.
Unmittelbar nach den Vorträgen stellt sich mir die Frage: Steht Eaton für Sicherheit und gute Laune?
Alexander Ströbl, MAS (lacht): Wir stehen auf jeden Fall für Sicherheit über dem Standard. »Safety above Standards« ist ein Motto von uns. Sicherheit ist ein großes Thema bei Eaton. Es ist eine Firmenphilosophie und Firmenpolitik in nahezu allen Bereichen, egal ob es um unsere Mitarbeiter geht, unsere Produkte oder unsere Kunden. Für uns steht Sicherheit an oberster Stelle. Unsere Mitarbeiter sollen gesund in die Arbeit kommen, und auch wieder gesund nachhause gehen. Ebenso trachten wir danach, dass das Thema Sicherheit bei elektrischen Anlagen durch uns weitergetrieben wird. Das ist für uns das Kernanliegen, die Elektroanlagen noch sicherer zu machen. Und Spaß – es ist eine Abendveranstaltung, wir haben unsere Kunden eingeladen, und wir hoffen, dass sie diesen auch beim Ausklingen in vollen Zügen genießen.
Björn Hanke: Wenn wir die Kurve zu Renker Weiss nehmen: Er hat in seinem Vortrag gesagt, dass nur mit Humor Begeisterung möglich ist. Und damit passt das Konzept.
Was kann man heuer produkt- und systemtechnisch von Eaton erwarten?
Ströbl: Wir haben einige Sachen auf der Agenda. Wir werden den AFDD auch kurzzeitverzögert bekommen, also mit dem G-Schalter zusätzlich. Ein weiteres Produkt ist der Konfigurator für Verteiler, den wir im Laufe des Jahres auf den Markt bringen werden. Den wird es in verschiedenen Ausbaustufen geben und der soll unseren Kunden die Möglichkeit geben, Verteiler selbst und automatisiert zu planen. Er soll, pointiert gesagt, laienbedienbar sein. Mittels Drag & Drop zieht man die Automaten in den Verteiler und erhält einen fertigen Plan, mit dem man dann z. B. gleich bauen und ein Angebot machen kann. Das wollen wir über den Elektrogroßhandel in den verschiedenen Stufen ausrollen. Gerade sind wir dabei, dass wir mit ausgewählten Beta-Testern österreichweit testen. Bis Ende des Jahres werden wir das Produkt auf den Markt bringen. Weiters haben wir die easyE4, die Kleinsteuerung, die schon voriges Jahr auf den Markt gekommen ist. Von dieser Kleinsteuerung kommen heuer neue Ausbaustufen auf den Markt.
Ing. Erich Schuller, Marketingmanager für Wohn- und Zweckbau: Beim AFDD ist noch Luft nach oben, dass der Elektrotechniker ihn auch wirklich überall dort einsetzt, wo er zwingend erforderlich ist und auch dort, wo er empfohlen ist. Wie Alfred Mörx so schön gesagt hat: die unersetzbaren Güter.
E-Mobilität haben Sie noch nicht genannt.
Ing. Erich Schuller: Letztes Jahr haben wir angefangen, die Ladesäule zu vermarkten. Unsere Kernkompetenz ist und bleibt die Schutztechnik, und die Veränderung, die wir im Verteiler sehen müssen, mit der E-Mobilität, ist auch, die Schutztechnik im Hintergrund anzupassen. Es ist wichtig, hinter jede Ladesäule einen FI zu setzen. Das muss man den Menschen auch technisch erklären. Nämlich, dass betriebsbedingte Ableitströme zu beachten sind und dies Einfluss auf Anzahl und Art der FI-Schalter hat. Alfred Mörx hat es gesagt: bei 20 Ampere Laststrom pro Betriebsmittel sind 10 Milliampere Ableitstrom zulässig. Das ist der Bereich, bei dem ein FI normtechnisch auslösen darf, ein Typ A löst laut Produktnorm zwischen 35 bis 140 % des Nennfehlerstroms aus. Viel wichtiger sind aber DC-Ableitströme, die wir bisher im normalen Wohnhaus nicht haben und die einen herkömmlichen FI blind machen können. Dementsprechend darf immer nur eine Ladesäule pro FI installiert werden. Diesbezüglich muss noch einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit normtechnisch und sicherheitstechnisch korrekt gearbeitet wird.
Liegt mittelfristig der Schwerpunkt eher beim Gebäude oder bei Industrie und Anlagenbau?
Schuller: Wohn- und Zweckbau ist in Österreich ein sehr starkes Segment. Der Maschinenbau ist für Eaton genauso wichtig, jedoch überschaubarer. In anderen Ländern ist es genau umgekehrt. In Österreich ist es unser Ziel den Bereich Wohn- und Zweckbau noch weiter auszubauen. Dies möchten wir nicht nur durch neue Produktlösungen machen, sondern vor allem auch in Form von Orientierung und Schulungen. Die Betreuung der Elektrotechniker ist uns dabei besonders wichtig. Nicht umsonst ist im Vertriebsteam von Alexander Ströbl eigens dafür ein mehrköpfiges Team eingebettet. Selbstverständlich verfolgen wir nebenbei die Wachstumsziele des Konzerns, wie zum Beispiel im Bereich Notbeleuchtung. Als globaler Player mit einem großen internationalen Netzwerk im Hintergrund haben wir den Vorteil, viele Bereiche abdecken zu können.
Ströbl: Dadurch, dass wir in verschiedene Vertriebseinheiten – sogenannte Segmente – aufgeteilt sind, hat jedes dieser Vertriebssegmente einen eigenen Schwerpunkt. Dadurch können wir auf allen drei Märkten spielen. Wie du (er deutet auf Erich Schuller) bereits erwähnt hast, ist Wohn- und Zweckbau in Österreich unser klassisches Segment. Aber weil wir ständig wachsen, haben wir die Möglichkeit, auch die anderen Segmente abzudecken. Ich denke dabei auch an Power Quality USV-Anlagen, mit denen wir 2013 den österreichischen Markt in Angriff genommen haben – auch das ist ein wichtiger Bereich. Aber das Hauptthema ist und bleibt immer die Sicherheit. Dafür steht Eaton.
Sicherheit passt gut zur nächsten Frage. Wie schätzen Sie die Funksysteme bei Smart-Home-Anwendungen ein?
Schuller: In Bestandsbauten bekommt man nur mit einer vernünftigen, seriösen Lösung einen Fuß in die Tür. Trotzdem wird es ein Bereich sein, der weiterwächst. Anders gesagt: Das Bisschen, das man an Signalen übertragen muss, um ein Licht einzuschalten – dafür braucht man kein Kupfer zu opfern. Das kann man auch elektronisch per Funk machen. Die Schaltstelle möglichst nahe am Verbraucher zu haben, ist logisch. Es geht noch weiter: Renovierung – 10-Ampere-Lichtschalter sollten auch mit 10 Ampere abgesichert sein, nicht mit 13 oder 16, wie es in vielen Anlagen der Fall ist. Da ist ein Funkaktor, den ich auch mit 16 Ampere vorsichern darf, weil er 16 Ampere wirklich schalten kann, eine tolle Lösung. Ich denke, dass wir gerade mit unseren Go Wireless-Paketen für den Renovierungsmarkt ein großartiges Produkt am Markt haben. Die Leute müssen erkennen, welche Möglichkeiten es rund um Go Wireless gibt – zum Beispiel die Temperaturreglung über den Raumcontroller Touch, der direkt auf die Badezimmerfliesen geklebt wird. Und dass ich das alles erweitern kann bis zur App am Smartphone, spricht eigentlich für Funk.
Ströbl: Ich würde da noch eins draufsetzen und nicht nur die Renovierungen der bestehenden Gebäude nennen. Denken Sie an ultramoderne Gebäude mit viel Glas. In Bürozentren, Arztpraxen – um konkrete Beispiel zu bringen –, will man möglichst flexibel sein. Wand weg, da ein Lichtschalter, dort ein Schalter. Ich hatte früher ein eigenes Unternehmen und war selbst Elektroinstallateur. Mein häufigster Satz an meine Kunden war: „Man kann nicht genug Steckdosen im Haus haben.“ Ich habe aber immer gewusst, egal, wo ich die Steckdosen einbaue, sie werden immer an der falschen Stelle sein. Ein Beispiel: Der Kunde sagt: „Der Fernseher kommt da hin.“ Dann installierst du da die Steckdose. Dann steht er zum ersten Mal selbst im Raum. Aber jemand anders sagt: „Eigentlich wäre der Fernseher dort drüben viel besser.“ Dann hat man die Steckdose da und den Fernseher dort drüben. Und das gleiche beim Bett. Wer weiß, wenn er ein Haus plant, wo das Bett steht? Wie groß ist es? Steht es links, steht es rechts, steht es in der Mitte? Wenn ich einen Lichtschalter habe, den ich im Nachhinein »hinpicken« kann, hab‘ ich gewonnen. Es gibt schon sehr viele Anwendungen, bei denen Funk einen klaren Vorteil gegenüber der klassischen drahtgebundenen Lösung hat.
Mit elektromaterial.at wird es einen neuen Player am Markt geben. Wie reagiert Eaton darauf?
Ströbl: Für uns ist wichtig, dass unsere Kunden das Material dort bekommen, wo sie es kaufen möchten – bei ihrem bevorzugten Lieferanten/Großhändler. Insofern sind wir sehr gespannt, was Elektromaterial bieten wird. Ich kann dazu noch nicht sehr viel sagen, weil mir die Herren (Dragan Skrebic, Michael Hubert, Franz Schantl, Anm.) zwar natürlich sehr gut bekannt sind, ich aber noch nicht die Möglichkeit hatte, mit ihnen zu sprechen. Aber prinzipiell sind wir natürlich für solche neuen Marktbegleiter offen. Ich glaube, es tut der Branche ganz gut, wenn wieder ein neuer Player auftaucht.
Eaton Österreich war Mitglied der DACH-Region. Kürzlich hat es eine Umstrukturierung gegeben, Eaton Österreich ist nun in einer Region unter anderem mit Italien, Slowenien und Ungarn. Warum dieser Wechsel? Steigt dadurch nicht der Kostendruck und damit der Druck, Personal einzusparen?
Ströbl: Ich bin seit 2010 bei Eaton und das ist die dritte oder vierte Region, in der wir seither sind. Fragen Sie einen beliebigen Kunden von uns, ob er gemerkt hat, dass Eaton Österreich in einer neuen Region ist – er wird Ihnen sagen: Nein. Es spielt für unsere Kunden überhaupt keine Rolle, es spielt auch für uns in Österreich keine Rolle. Das einzige, was sich ändert, ist, dass unser Country Manager in Österreich einen neuen Chef hat. Die Strategie des Konzerns, die dahinterliegt, ist immer die gleiche, egal, in welcher Region wir sind. Es gibt keine Kosteneinsparungen, keinen Kostendruck und keine Veränderungen für unsere Kunden. Der Fokus liegt darauf, interne Prozesse zu straffen und um Synergien für beispielsweise die Marketing- und die Personalabteilung zu bilden.
Schuller: Es geht auch um die interne Veränderung, die Sicht von anderen zu lernen. Länder wie Italien und einige osteuropäische Länder können von Österreich profitieren, weil wir im Wohn- und Zweckbau so stark sind und Erfahrungen haben, die wir weiterreichen können. Dabei geht es darum, dass wir intern uns optimieren und einen besseren Erfahrungsaustausch in den Regionen haben.
Was erwarten Sie sich von den Kollegen im Süden und Osten?
Ströbl: Das wird man sehen. Die Umstrukturierung ist erst mit 1. Jänner vollzogen worden. Für unsere Kunden wird sich jedenfalls nichts ändern.
Eaton hat gerade den Lighting-Bereich an Signify verkauft. Steigt Eaton jetzt in eine andere Branche ein?
Ströbl: Das sind strategische Entscheidungen, die im Top-Management von Eaton weltweit getroffen werden, dazu kann ich Ihnen nichts sagen.
Meine Herren, ich danke für das Gespräch!
1 Kommentar
Herr Ströbel konzentriert sich bei Eaton auf Stabilität. Das ist gut so. Genau diese Konzentration auf die finanzielle Stabilität in seinem ehemaligen eigenen Unternehmen hätte er anstreben sollen, dann wäre dem einem oder anderen GH viel Geld und Ärger erspart geblieben, Alles Gute Eaton.