Licht im Spannungsfeld

Warum Signify das Mercedes-AMG Petronas Formel 1 Team sponsert

von Thomas Buchbauer
von Thomas Buchbauer Foto: © Signify zum Firmenprofil

Ein globaler Umbruch verändert die Lichtindustrie seit Jahren. Signify, als eines der führenden Unternehmen im Bereich LED- und vernetzter Beleuchtung, stellt sich den Herausforderungen mit nachhaltigen Lösungen, innovativen Technologien und mutigen Partnerschaften. Doch wie erfolgreich ist dieser Ansatz? Und welche Herausforderungen bleiben? Ein tiefgehender Blick hinter die Kulissen eines Industriegiganten aus der Lichtbranche – das i-Magazin war dabei, als Rada Rodriguez, Market Leader von Signify für Deutschland, Österreich und die Schweiz, ein Resümee zog.

Licht ist allgegenwärtig und unverzichtbar – ob in Städten, Büros oder privaten Haushalten. Doch der Lichtmarkt ist mitten in einem Paradigmenwechsel: Nachhaltigkeit und Digitalisierung bestimmen die Agenda. Signify, ehemals Philips Lighting, hat diesen Wandel früh erkannt und sich als Marktführer in der LED- und vernetzten Beleuchtung etabliert. Doch wie gelingt es einem global agierenden Unternehmen, wirtschaftliche Herausforderungen, ökologische Verantwortung und technologische Innovation zu vereinen? Das i-Magazin war vor Ort, als Signify-DACH-Chefin Rada Rodriguez über die Strategien, Erfolge und Hindernisse sprach.

Die Lage: Zwischen Stabilität und Herausforderungen

Die deutsche Elektroindustrie kämpft abgesehen von der Lage am Binnenmarkt derzeit auch mit der sinkenden Nachfrage in den Exportmärkten: „In so einer Situation ist zu erkennen, dass wir zu stark vom Export außerhalb der EU abhängig sind“, zieht Rada Rodriguez, Market Leader von Signify für Deutschland, Österreich und die Schweiz, ihre Schlüsse. Bezogen auf den Heimmarkt kritisiert sie vor allem die ausschweifende Bürokratie in Deutschland: „Wir haben es mit einer Wucht an Gesetzen zu tun, die speziell den Mittelstand vor echte Probleme stellt. Das muss sich ändern“, lautet ihr Appell. Doch die deutsche Elektroindustrie hat noch mehr Hausaufgaben zu meistern: „Nach dem Fachkräftemangel, der nach wie vor ein Hemmnis ist, und der Materialknappheit folgen nun der Auftragsmangel und das negative Geschäftsklima als Hauptgründe für den wirtschaftlichen Rückgang“, lautet die Analyse von Rodriguez.

Diagramm Produktionshemmnisse

Das Ranking der Produktionshemmnisse in der deutschen Elektroindustrie hat sich verändert. © Signify

Ehrgeizige Ziele trotz Wirtschaftsflaute

Abgesehen von den Herausforderungen in Deutschland und Österreich sieht sich auch Signify, so wie auch die anderen europäischen Hersteller, einer globalen Wirtschaftslage gegenüber, die von Unsicherheiten geprägt ist. Die Wirtschaftszahlen von Signify im Jahr 2024 verdeutlichen diesen Spagat: „Wir haben global nun auch im dritten Quartal 2024 ein negatives Wachstum verzeichnet. Dennoch zeigt sich eine positive Entwicklung, die die Stärke eines global agierenden Unternehmens unterstreicht: Unsere Aktivitäten in Asien, den USA und Europa sorgen für eine Balance zwischen den Regionen. Betrachtet man die Entwicklung im Vergleich zum vierten Quartal 2023, ist eine klare Verbesserung erkennbar: von minus 10 im ersten Quartal auf minus 8 und schließlich minus 5 im dritten Quartal. Dies deutet hoffentlich auf eine Stabilisierung hin. Außerdem sorgt die stetig steigende Akzeptanz von vernetzter Beleuchtung, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Besonders erfreulich ist, dass wir ein herausragendes Ergebnis mit einem EBITDA von über 10 % erzielt haben – ein Ziel, das wir uns gesetzt und auch erreicht hatten. Analysten prognostizieren zudem einen sehr positiven Cashflow, was ebenfalls zuversichtlich stimmt“, fasst Rodriguez für uns zusammen. Sie weiß aber auch, dass es auf die Ziele ankommt: „Unser Hauptaugenmerk im vierten Quartal 2024 sowie in den kommenden Quartalen des Jahres 2025 wird darauf liegen, wieder in den Wachstumsbereich zu gelangen und die negativen Zahlen hinter uns zu lassen“, unterstreicht Rodriguez, wohin es mit Signify gehen soll.

Tabelle Konjunkturdaten

Die Konjunkturdaten der deutschen Elektroindustrie sprechen Bände. Grafik: © Signify

Die USA als großes Fragezeichen

Rodriguez beschreibt die Lage wie folgt: „Wir sind ein globales Unternehmen und profitieren davon, dass wir in verschiedenen Regionen aktiv sind. Das hilft uns, Schwankungen auszugleichen.“ Dennoch betont sie: „Die Herausforderungen sind erheblich. Besonders die Nachfrage in traditionellen Märkten wie China, aber selbst in Indien, ist rückläufig, und das betrifft uns direkt.“ Nachdem sich viele deutsche mittelständische Unternehmen auf den sinkenden Absatz in China eingestellt und ihre Konzentration auf den US-amerikanischen Markt verlagert hatten, ist die Situation nach nach der Wahl für viele unklar: „Die politische Situation in den USA führt dazu, dass wir Stand heute noch nicht genau wissen, ob und mit welchen Zöllen wir in Zukunft zu rechnen haben, wenn wir in die Vereinigten Staaten exportieren wollen“, beschreibt Rodriguez das sich ständig drehende Rad der politisch-wirtschaftlichen Unsicherheit auf vielen internationalen Märkten.

Ein weiterer Punkt ist die globale Konkurrenzsituation. „Wir sehen, dass immer mehr Länder das können, was früher nur wenige konnten. Das betrifft auch die Beleuchtungsindustrie“, sagt Rodriguez. Dies verdeutlicht, dass Signify sich in einem immer enger werdenden Wettbewerb behaupten muss.

Grafik ifo Geschäftsklima

Das Statistik zum ifo Geschäftsklima aus dem Oktober 2024 zeigt, dass die Lage der deutschen Beleuchtungsindustrie im Vergleich zur Elektroindustrie noch einmal um eine Nuance dramatischer ist. © Signify

 

Nachhaltigkeit als Kernthema von der Agenda verschwunden?

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Schlagwort, sondern das Rückgrat der Signify-Strategie. Das Unternehmen hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt: Bis 2025 soll der CO₂-Ausstoß im Vergleich zu 2019 um 40 % reduziert, bis 2040 sogar um 90 % gesenkt werden. Dies übertrifft die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens deutlich. Allerdings zeichnete sich in den letzten Monaten ein Trend ab, der zeigt, dass Themen wie die Maßnahmen zur Reduzierung der Klimaveränderung in Zeiten von wirtschaftlichen Talfahrten in den Hintergrund rücken – trotzdem bleibt Signify auch diesbezüglich auf Kurs. „Nachhaltigkeit ist nicht nur gut für den Planeten, sondern auch für unser Geschäft“, betont Rodriguez. „Es ist entscheidend, dass wir unsere Verantwortung wahrnehmen und zeigen, dass nachhaltige Innovationen wirtschaftlich erfolgreich sein können.“

Ein zentraler Baustein dieser Strategie ist zweifellos auch die „Right to Repair“-Richtlinie. „Reparieren statt wegwerfen“, heißt es bald: „Das schont Ressourcen, verringert die Müllmengen und schont die Umwelt“, ist man in Brüssel überzeugt. Anfang Juli 2024 ist eine entsprechende EU-Richtlinie in Kraft getreten. Sie muss bis Ende Juni 2026 in nationales Recht umgesetzt werden. Im Klartext geht es darum, Produkte so zu designen, dass sie leicht repariert, aufgerüstet und wiederverwendet werden können. Rodriguez hebt hervor: „Die Gesetzgebung kommt erst langsam, aber wir bereiten uns bereits darauf vor. Wir müssen proaktiv handeln, denn das ist der Weg in die Zukunft.“ Straßenleuchten, die zurückgeschickt, aufgerüstet und wieder installiert werden, sind ein praktisches Beispiel dafür.

Grafik Signify-Geschäftszahlen des 3. Quartals

Die Geschäftszahlen des 3. Quartals von Signify zeichnen ein eindeutiges Bild. Grafik: © Signify

Interact: Die Digitalisierung des Lichts

Signify fährt zahlreiche interessante Produkt- und Systemstrategien – mit „Interact“ bietet der Konzern schon seit einiger Zeit eine Plattform, die aus der Sicht des Unternehmens Lichtsteuerung revolutioniert. Vernetzte Systeme ermöglichen es, Beleuchtung in Echtzeit zu überwachen und zu optimieren. In Städten wie Jakarta oder Los Angeles steuern Interact-Systeme die Straßenbeleuchtung, um Energie zu sparen und die Sicherheit zu erhöhen. In Bürogebäuden passt sich die Beleuchtung automatisch der Anwesenheit und den Bedürfnissen der Mitarbeiter an. Rodriguez beschreibt das Potenzial so: „Die Digitalisierung hat unsere Branche transformiert. Interact ist ein Beispiel dafür, wie wir Licht nicht nur effizienter, sondern auch smarter nutzen können.“ Sie sieht jedoch auch Herausforderungen: „Wir müssen sicherstellen, dass Datenschutz und Cybersicherheit oberste Priorität haben. Vertrauen ist der Schlüssel.“

Formel 1-Sponsoring: Innovation trifft Emotion

Eine besonders auffällige Maßnahme seitens Signify ist die Partnerschaft mit dem Mercedes-AMG Petronas Formel 1 Team. Signify nutzt die Bühne der Formel 1, um seine Marke global zu stärken und gleichzeitig technische Innovationen zu präsentieren. Ähnlich wie in anderen Sportarten auch zählt im Motorsport das volle Potenzial jedes Teammitglieds. Technologien wie „NatureConnect“ und „EyeComfort“ schaffen dabei Abhilfe und bringen Tageslicht in Innenräume. Sie fördern Konzentration mit augenfreundlichem Licht und unterstützen den Biorhythmus für anspruchsvolle Zeitpläne.

Rodriguez erklärt die Entscheidung, in eine Partnerschaft mit einem Formel 1-Team einzusteigen, folgendermaßen: „Die Formel 1 symbolisiert Transformation und technische Exzellenz – genau das, wofür auch Signify steht.“ Dennoch räumt sie ein, dass die Verbindung von Nachhaltigkeit und einem ressourcenintensiven Sport wie der Formel 1 kritisch betrachtet werden kann: „Es geht darum, den Dialog zu fördern und zu zeigen, dass Wandel möglich ist.“

Herausforderungen durch das Ende der Leuchtstofflampen

Regulatorien der Europäischen Union haben dafür gesorgt, dass seit 2023 das Inverkehrbringen von konventionellen Leuchtstofflampen verboten ist. Signify reagierte laut eigenen Aussagen frühzeitig und stellte seine Produktion vollständig auf LED-Technologien um. Dennoch bremst der Markt bisher den Übergang: Große Lagerbestände der besagten Leuchtstofflampen und zurückhaltende Investitionen in neue Technologien verzögern die Umstellung. In jenem Jahr vor dem Inkrafttreten des Verbots – also bevor Signify den „harten Produktionsstopp“ gemacht hatte – verkaufte der Marktführer (Marktanteil laut eigenen Angaben zwischen 40 und 50 %) alleine in Deutschland 30 Millionen Lampen der alten Bauart. Unter Berücksichtigung der weiteren rund 30 Millionen Lampen der Mitbewerber ergeben sich für den deutschen Markt Verkaufszahlen von rund 60 Millionen Stück pro Jahr.

Rodriguez äußert sich dazu kritisch: „Die Tatsache, dass dieses Geschäftsfeld nur langsam anspringt, hinterlässt in mir ein Gefühl der Unzufriedenheit. Wir haben uns bewusst entschieden, weniger konventionell zu produzieren. Doch der Markt ist träge, und die Altbestände in der gesamten Wertschöpfungskette – speziell bei den „High-Runners“ – bremsen die Transformation.“ Sie betont: „Wir müssen den Wert von LED-Systemen besser kommunizieren. Die „LEDifizierung“ muss stärker vorangetrieben werden. Denn das Thema ist nicht nur eine Frage der Energieeffizienz und der Nachhaltigkeit, sondern auch der „Konnektivität“.“

Innovation als Treiber der Zukunft

Die Innovationskraft von Signify ist für viele Experten unbestritten. Das Unternehmen investiert kontinuierlich in Forschung und Entwicklung, um neue Maßstäbe in der Beleuchtung zu setzen. Ultraeffiziente LEDs und vollständig recyclebare Materialien sind nur zwei der aktuellen Projekte.

„Innovation ist unsere DNA“, sagt Rodriguez. „Wir arbeiten daran, die Lichtindustrie neu zu definieren. Es geht nicht nur um Produkte, sondern um Lösungen, die echte Probleme lösen.“ Dennoch sieht sie die Notwendigkeit, den Markt zu überzeugen: „Kunden müssen den Mehrwert erkennen, denn nachhaltige Technologien sind oft mit höheren Kosten verbunden.“

Spannende Perspektiven

Die Lichtindustrie befindet sich an einem Scheideweg, und Signify zählt zu den Wegbereitern dieses Wandels. Durch die Kombination aus nachhaltigen Ansätzen, digitalen Technologien und mutigen Markenstrategien reiht sich das Unternehmen in die Riege der Vorreiter ein. Doch die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen: Von globalen Marktschwächen über die ökologischen Grenzen moderner Technologien bis hin zu kritischen Partnerschaften wie der Formel 1 bleibt vieles offen.

Rodriguez fasst es treffend zusammen: „Licht ist mehr als Beleuchtung. Es ist ein Werkzeug, um die Welt besser zu machen.“ Die Vision von Signify, Licht als Schlüssel für Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu nutzen, zeigt, dass Wandel möglich ist – wenn man bereit ist, ihn zu gestalten.

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