Was ein Gebäude im Lauf des Lebens kostet

von Thomas Buchbauer

Private und öffentliche Bauherren und Nutzer interessieren sich nicht nur für die Errichtungskosten von Gebäuden, sondern fragen auch nach den Kosten des Betriebs – nach den Ausgaben für Heizung, Kühlung, Wartung und Reinigung, mit denen sie rechnen müssen. Um vergleichbare Zahlen zu erhalten, bedarf es standardisierter Berechnungen der Lebenszykluskosten. Mit 1. April 2014 ist genau dafür ein neues Regelwerk erschienen. Teil 4 der ÖNORM B 1801 definiert die Festlegungen, damit die Berechnungen vergleichbar werden. Das Dokument behandelt Themen der Kostenrechnung, wie Prognose und Plankostenrechnung, die im Gegensatz zur Buchhaltung keinen gesetzlichen Regelungen unterliegen.

Für Dipl.-Ing. Dr. Helmut Floegl ist die Norm ein Meilenstein. „Bei neuen Gebäuden geht es auch um die langfristige Leistbarkeit. Dies erfordert schon in der Planungsphase aussagekräftige Lebenszyklusrechnungen mit vertretbarem Aufwand. Dafür war es notwendig, klar beschriebene Kostenhaupt und -untergruppen für Folgekosten zu definieren und zusätzlich die Methoden der Lebenszykluskostenrechnung sowie die Annahmen von Standardwerten festzulegen“, erklärt der Leiter des Zentrums für Facility Management und Sicherheit am Department für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems und Komitee-Vorsitzender bei Austrian Standards.

Sicherheit für Planung und Vergleich
Die neue Norm definiert die allgemein anerkannten Grundlagen für Lebenszykluskosten-Berechnungen von Objekten und Bauteilen und gibt Empfehlungen für Rechenverfahren und die Annahme von Parametern zur Berechnung. Bereits in der Planungsphase ermöglicht sie, die langfristige Leistbarkeit abzuschätzen und bietet neben der Berechnung und Optimierung der Lebenszykluskosten verschiedener Planungsvarianten auch eine langfristige Kostenvorschau. Darüber hinaus lassen sich so die Kosten unterschiedlicher Objekte und Bauteile vergleichen, womit ein Soll-Ist-Vergleich der tatsächlichen Kosten mit den Planwerten möglich wird. Durch die Auswertung einzelner Parameter in Bezug auf die Kosten lassen sich auch Kostentreiber ermitteln.

Um Vergleichbarkeit herzustellen, bestimmt die Norm eindeutig, was in die Lebenszykluskosten miteinzurechnen ist und was nicht. Sie umfassen Errichtungs- und Folgekosten. Die Folgekosten entstehen aus dem Betrieb und der Nutzung des Objekts zuzüglich der Kosten für Beseitigung und Abbruch nach der Nutzungsphase. Das Regelwerk gilt für Objekte jeder Größe – vom Einfamilienhaus bis zum Büro-Hochhaus.

Künftig ist Vergleichbarkeit gegeben, und es müssen bei Bauprojekten und im Immobilienmanagement nicht mehr länger Äpfel mit Birnen verglichen werden.

Bibliografie
ÖNORM B 1801 Bauprojekt- und Objektmanagement;
Teil 1: Objekterrichtung
Teil 2: Objekt-Folgekosten
Teil 3: Objekt- und Nutzungstypologie
Teil 4: Berechnung von Lebenszykluskosten

Quelle: Austrian Standards

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