Wichtiger bildungspolitischer Meilenstein in Österreich:

Wie die Höhere Berufliche Bildung das Bildungssystem revolutioniert

von Sandra Eisner
Foto: © WKÖ / DMC

Am 1. Mai 2024 tritt das Gesetz zur Höheren Beruflichen Bildung (HBB) in Kraft. Österreichs Bildungssystem erhält damit eine völlig neue Säule der formalen höheren Bildung: Künftig wird es möglich, auf berufspraktischem Weg zu anerkannten tertiären Bildungsabschlüssen zu kommen – ohne Umweg über eine Uni oder Hochschule.

Lehre: Karriereturbo statt Bildungssackgasse

Die HBB bringt auf mittlere und lange Sicht attraktive Karriereoptionen für 1,6 Millionen Menschen in Österreich, die eine Lehre abgeschlossen haben, sowie für weitere 870.000 Personen mit mehrjähriger Berufserfahrung bzw. BMS- oder BHS-Absolvent:innen mit Berufspraxis. Damit wird die Lehre massiv aufgewertet und entspricht auch genau den Wünschen der heimischen Lehrlinge, wie die Ergebnisse einer market-Umfrage zeigen (siehe Factsheet HBB).

Wie Österreichs Bildungssystem künftig aussieht

In der akademischen Bildungswelt gibt es gut etablierte Stufen der Höherqualifizierung: Von der Matura über Bachelor, Master bis zum Doktorat/PhD. In der Berufsbildung gibt es zwar jetzt schon höhere Abschlüsse wie Meister:in, Befähigte:r oder Ingenieur:in, allerdings nur in einer begrenzten Zahl von Berufsfeldern. Daneben existiert ein bunter Strauß an non-formalen Qualifikationen.

Mit der HBB wird eine durchgängige Karriereleiter mit klar definierten, anerkannten und vergleichbaren Abschlüssen etabliert. Diese neuen HBB-Abschlüsse bauen auf eine abgeschlossene Lehre und/oder mehrjährige Berufspraxis auf.

Konkret sind das:

Stufe 5 (NQR): Höhere Berufsqualifikation (HBQ) – englisch: Extended Professional Qualification

Stufe 6 (NQR): Fachdiplom (FD) – englisch: Professional Certificate

Stufe 7 (NQR): Höheres Fachdiplom (HFD) – englisch: Advanced Professional Certificate

Zur Einordnung: Der Lehrabschluss ist auf NQR-Stufe 4, Meistertitel/Befähigungsprüfung/Ing. auf NQR-6. Durch den Bezug auf den Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) werden Qualifikationen nämlich vergleichbar. In der akademischen Welt sind diese folgendermaßen zugeordnet: auf NQR-6 Bachelor, auf NQR-7 Master, DI, LL.M und auf NQR-8 Doktorat/PhD.

Damit gibt es künftig eine eigenständige Schiene zur Höherqualifikation bis in den tertiären Bereich – und zwar auf berufspraktischem Weg. Das ermöglicht, dass ambitionierte Personen sich höherqualifizieren, ohne auf eine Uni oder FH wechseln zu müssen.

Zentraler Baustein gegen Fachkräftemangel und für mehr Wettbewerbsfähigkeit

Der Bedarf an beruflicher Höherqualifikation steigt: Aufgrund der Demografie drohen bis 2040 österreichweit rund 363.000 weitere Stellen in den Betrieben unbesetzt zu bleiben. Die HBB kann Kompetenzbereiche wie Green Skills und Digital Skills auf hohem Niveau abdecken, wo nachgewiesener Bedarf am Arbeitsmarkt besteht. Mit den Karriereoptionen durch die HBB können Unternehmen in Zukunft Mitarbeiter:innen zudem leichter im Betrieb halten.

Besonders wichtig ist außerdem die Sichtbarkeit formaler Bildungsabschlüsse bei internationalen Aufträgen: Hier sind Österreichs Unternehmen bisher benachteiligt. Künftig können sie die in Ausschreibungen häufig verlangten Qualifikationen ihrer Mitarbeiter:innen offiziell nachweisen – ein wichtiger Pluspunkt in punkto Wettbewerbsfähigkeit.

Das HBB-Gesetz war der Startschuss: Einige Branchen haben vorgearbeitet und werden erste HBB-Qualifikationen beim Wirtschaftsministerium einreichen. Diese können voraussichtlich ab Anfang 2025 angeboten werden. Ein Beispiel ist die HBQ Energieeffizienztechnik, aufbauend auf Lehrberufe wie Rauchfangkehrer:in. Bis HBB-Qualifikationen in größerer Zahl vorliegen, wird es allerdings noch etwas dauern.

Fazit

Weil die berufliche Bildung damit der schulisch-akademischen Bildung endlich gleichgestellt wird, wird tertiäre Bildung künftig auch für Berufspraktiker:innen zugänglich. Das wertet die Lehre bzw. duale Ausbildung als Ganzes auf und wirkt dem Arbeits- und Fachkräftemangel nachhaltig entgegen.

Weitere Informationen auf: www.wko.at

Quelle: WKO

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