Rekordbudget für PV-Ausbau, aber:

Wohin mit überschüssigem Strom?

von Oliver Kube
von Oliver Kube Foto: © Fotolia

Gerade in Zeiten von Rekordförderungen für den Photovoltaik-Ausbau stellt sich für viele Betreiber die Frage: Wohin mit überschüssigem Strom? Speicher, Energiegemeinschaft oder Einspeisung – was lohnt sich mehr? Pauschal lässt sich die Frage kaum beantworten. Für einen ersten Überblick in Sachen Einspeisevergütung hat das i-Magazin bei österreichischen Energieversorgern angefragt.

Selbst produzierter Photovoltaik-Strom ist so begehrt wie nie zuvor; die Bundesregierung stellt Fördermittel in Rekordhöhe für die Errichtung neuer Photovoltaik-Anlagen zur Verfügung. Der Frühling ist da, die Tage werden heller – und damit im Sinne des Sonnenstroms produktiver. Doch was geschieht mit dem Strom, den der Erzeuger nicht sofort selbst verbrauchen kann? Die Möglichkeiten sind vielfältig: Mit einem Stromspeicher kann er den Energieüberschuss des Tages am Abend bzw. in der Nacht verbrauchen – was jedoch eine zusätzliche Investition erfordert. Als Mitglied einer Energiegemeinschaft kann der PV-Anlagen-Betreiber überschüssigen Strom an die Nachbarn verkaufen. Der Ansatz erfreut sich wachsender Beliebtheit, ist jedoch mit dem Aufwand einer Vereins- oder Genossenschaftsgründung verbunden. Die Einspeisung ins Netz ist vielleicht am bequemsten, aber gleichzeitig oft auch nicht sonderlich lukrativ. Meistens liegt der Bezugspreis über der Einspeisevergütung, sprich: Der Erzeuger verkauft seine Überschüsse an den Energieversorger und kauft ihn später sozusagen zu einem höheren Preis zurück. Doch ganz so pauschal lässt sich die Einspeisung dann doch wieder nicht abwatschen: Sowohl die Tarifmodelle als auch die Höhe der Vergütung variieren so stark, dass sich kaum eine allgemeingültige Aussage treffen lässt.

Stündliche Preisanpassung vs. Fixpreis bis 2025

Nachdem unsere letzte Erhebung im September 2022 auf großes Interesse gestoßen ist, haben wir in den vergangenen Wochen erneut die Einspeisevergütungen von EVUs in ganz Österreich erhoben. Im Spitzenfeld liegt Burgenland Energie mit 27,523 Cent pro kWh (ohne Servicepauschale o.Ä.) und einer Preisgarantie bis 31.12.2023. Der Spitzenreiter aus der September-Erhebung aWATTar landet dieses Mal nur im unteren Mittelfeld mit 10,642 Cent (damals 42,292 Cent). Hier erfolgt eine monatliche Anpassung nach EEX Month Futures. Die EVN verrechnet die Einspeisung 1:1 mit dem Bezug bis hin zur monatlichen Bezugsmenge. Für eine übersteigende Menge gilt der Marktpreis gemäß § 41 Ökostromgesetz. Die Schlaustrom AG, welche im Herbst vergangenen Jahres ebenfalls noch ein 1:1-Modell angeboten hatte, hat ihre Tätigkeit als Energieversorger mittlerweile aufgegeben, nach eigenen Angaben „aufgrund der Verwerfungen auf dem Energiemarkt“. Wer sich überraschen lassen möchte, ist bei Spotty Streaming Energy richtig: Der Preis wird stündlich nach dem EPEX Spot angepasst. Energie Graz hingegen bietet seinen Kunden in diesen turbulenten Zeiten zumindest hinsichtlich der Einspeisevergütung Planungssicherheit: Für 12 Cent pro kWh bei einer Servicepauschale von 1 Euro netto pro Monat gilt eine besonders lange Preisgarantie bis 31.12.2025.

Der Tarif-Dschungel erfordert auch im Jahr 2023 eine intensive Auseinandersetzung und Abwägung der besten Option. Von den Prinzipien hat sich im letzten halben Jahr kaum etwas geändert, wohl aber das »Preisranking« – wobei der Vergleich mit den jeweiligen Bezugstarifen bzw. die Differenz zwischen Bezugspreis und Einspeisevergütung bei unserer Erhebung noch unberücksichtigt bleibt. Wer sich das Abenteuer im Tarif-Dschungel sparen möchte, für den ist der Speicher oder die Energiegemeinschaft vielleicht die bessere Option. Für alle anderen bieten wir hier eine erste Übersicht. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

Anbieter Vergütung pro kWh (netto) Gebühren Gültig bis Zu beachten Info eingegangen am
AAE Naturstrom Vertrieb GmbH Fix:
– 15 Cent
Variabel:
– derzeit 12 Cent
keine Fixer Tarif: Preisgarantie bis 31.12.2023 Fixer Tarif: Mindestvertragsdauer bis 31.12.2023
Variabler Tarif: Mindestvertragsdauer 2 Monate
21.04.2023
aWATTar GmbH 10,642 Cent 4,79 Euro / Monat netto monatliche Anpassung nach EEX Month Futures auch ohne Bezugstarif möglich;
Anlagen bis 50 kWp
07.04.2023
Burgenland Energie AG 27,523 Cent keine 31.12.2023 Bezugstarif erforderlich 07.04.2023
eFriends Energy GmbH – 11,9 Cent über klassische Einspeisung
– bis max. 39,9 Cent über Verkauf in der Community (Energy Sharing)
Grundgebühr von 6,99 Euro / Monat netto Technikpaket notwendig,
einmalig ab 269 Euro
12.04.2023
Energie Graz GmbH & Co KG 12 Cent 1 Euro / Monat netto Preisgarantie bis 31.12.2025 Bezugstarif erforderlich, Anlagengröße maximal 15 kWp 11.04.2023
Energie Klagenfurt GmbH – 0 bis 500 kWh: 12,00 Cent
– 501 bis 1.000 kWh: 6,00 Cent
– 1.001 bis 3.000 kWh: 4,50 Cent
– 3.001 kWh: 4,00 Cent
4,08 Euro / Monat netto k.A. Bezugstarif erforderlich 12.04.2023
Energie Ried Gesellschaft m.b.H. – 0 bis 1.000 kWh: 18 Cent
– 1.001 bis 4.000 kWh: 12 Cent
– 4.001 bis 30.000 kWh: 10 Cent
2,50 Euro / Monat netto Preisgarantie bis 31.12.2023 Bezugstarif erforderlich 21.04.2023
Energie Steiermark AG 9,26 Cent keine Quartalsweise
Anpassung
Bezugstarf erforderlich, Anlagen bis 50 kWp, nur Überschusseinspeisung. 11.04.2023
EVN AG 1:1 der Energieverbrauchspreis des Bezugs bis zur Höhe der monatlichen Bezugsmenge.
Übersteigende Menge der Marktpreis gem. § 41 Ökostromgesetz.
keine 07.04.2023
Wels Strom AG Fix: 18 Cent

Gestaffelt:
– 0 bis 1.000 kWh: 25 Cent
– 1.001 bis 3.000 kWh: 18 Cent
– ab 3.001 kWh: 15 Cent

Fixtarif: 2,00 Euro / Monat netto

gestaffelter Tarif: 1,67 Euro / Monat netto

Bezugstarif erforderlich 21.04.2023
Innsbrucker Kommunalbetriebe AG -Anlagen bis 10 kWp: 14,457 Cent (Marktpreis lt E-Control
– Anlagen von 10 bis 99,9 kWp: ca. 14 Cent (Individualvertrag, richtet sich nach den Vorgaben des Handels der Tiroler Wasserkaft AG
– Anlagen ab 100 kWp: Spot-Vertrag, Spotpreise werden mit einem Abschlag von 15 % vergütet
keine – bis 10 kWp: quartalsweise Anpassung
– 10 bis 99,9 kWp: jährliche Anpassung
– ab 100 kWp: stündliche Anpassung
Bezugstarif erforderlich, nur für Kunden im Netzgebiet der IKB. 20.04.2023
KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Staffelmodell:
– 24 ct (0-500 kWh)
– 18 ct (501-1.000 kWh)
– 12 ct (1.001-5.000 kWh)
– 6 ct (5.001-50.000 kWh)
Marktmodell:
EPEX SPOT AT abzgl. 20 % Abschlag
keine weiteren Gebühren 12 Monate Mindestvertragslaufzeit, aktiver Stromliefervertrag ist Voraussetzung.
Staffelmodell:
– bis 50 kWp Leistung
Marktmodell:
– bis 249 kWp Leistung
– aktiver Smart Meter erforderlich
– Angebot derzeit nur im Eigennetz
07.04.2023
Linz AG berechnet sich aus Energie-Arbeitspreis des jeweiligen Bezugstarif minus 12,50 Cent 12 Euro / Jahr netto Bei Änderung des Bezugstarifs ändert sich auch der Einspeisetarif. Bezugstarif Voraussetzung. 18.04.2023
oekostrom AG – Bestandkunden bis 1.000 kWh (mit Bezugstarif): 14,00 Cent
– Bestandskunden ab 1.001 kWh: 12,5 Cent
– Nur-Einspeiser: 12,5 Cent
keine Bis auf Widerruf Angebot gilt für Einspeiser bis 50 kWp, unterschiedliche Tarife für Bezugskunden und reine Einspeiser 12.04.2023
Salzburg AG – PV-Anlagen bis 20 kWp und Inbetriebnahme bis 31.01.2022: 14,207 Cent
– PV-Neunlangen und Anlagenerweiterung ab 01.02.2022: 5,783 Cent
keine quartalsweise
Anpassung
17.04.2023
Spotty Streaming Energy stündlicher Marktpreis von Strombörse EPEX Spot 3 Euro / Monat netto +
Service-Fee von 1,49 Cent/kWh
unbefristet gültig unterschiedliche Konditionen für Bezugskunden und Nur-Einspeiser: https://www.spottyenergie.at/agb 11.04.2023
TIWAG – Tiroler Wasserkraft AG 14,457 Cent keine quartalsweise Anpassung gemäß dem Marktpreis nach e-Control nur Anlagen bis 10 kWp im TINETZ-Gebiet, Bezugstarif erforderlich 11.04.2023
WEB Windenergie AG 17,89 Cent keine Gültig für 2023. Preis für das nächste Jahr wird im Oktober bekannt gegeben. Anlagen bis 50 kWp 18.04.2023
VERBUND AG 15,54 Cent 2,99 Euro / Monat netto, wird mit der Jahresabrechnung erhoben bzw. von der Einspeisevergütung abgezogen unregelmäßige Anpassungen, keine Preisgarantie Anlagen bis 50 kWp, Vergütung erfolgt ein mal jährlich 11.04.2023
Pull (Marke der Stadtwerke Klagenfurt 8,14 Cent keine März 2023 Variable Einspeisevergütung mit monatlicher Anpassung,
gedunden an die Marktpreisentwicklung
12.04.2023

Die Energie AG Oberösterreich überarbeitet derzeit ihre Einspeisetarife. E.ON, Maxenergy, Montana, die Stadtwerke Feldkirch und die switch Energievertriebsgesellschaft bieten derzeit keine Einspeisevergütung an. E-Werk Redlmühle nimmt keine weiteren Erzeuger unter Vertrag. Von Avia Energy, Enstroga, go green energy, Goldgas, Grünwelt Energie, Gutmann, Naturkraft, redgas, Stadtwerke Amstetten und Wien Energie sind bis Redaktionsschluss keine Antworten beim i-Magazin eingegangen.

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