Harald Lehrian ist mitverantwortlich für den baulichen Erhalt der Schulen im Kreis „Bergstraße“. Er arbeitet für den „Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft“, der sich in kommunaler Hand befindet, jedoch eigenständig wirtschaftet. Als gelernter Elektromeister ist Lehrian für die elektrotechnische Ausstattung von 75 Schulen zuständig – von der EDV-Dose bis zur Einrichtung einer Trafostation. Innovative Sanierungsmaßnahmen durchzuführen hat er sich auf die Fahnen geschrieben. Gemeinsam mit seinen Kollegen von der Haustechnik, Adam Schmitt und Volker Döringer, wurden bereits zwanzig Blockheizkraftwerke in Schulen realisiert und siebzehn Heizungsanlagen auf nachwachsende Rohstoffe umgestellt. KNX/EIB Systeme zur Steuerung, Überwachung und Visualisierung moderner Gebäudesystemtechnik sind für ihn eine Selbstverständlichkeit. Erstmals eingesetzt hat er sie 1998, inzwischen sind rund drei Viertel der Schulen im Kreis Bergstraße damit ausgestattet.
Die Friedrich-Fröbel-Schule umfasst eine Grund-, Haupt- und eine Realschule, rund 800 Schüler aller Altersklassen werden hier unterrichtet. Die Gebäudesubstanz des Schulkomplexes ist heterogen. Teile der Einrichtung wurden bereits in den 1950er Jahren errichtet, seitdem kamen stetig Erweiterungen hinzu, der jüngste Neubau stammt aus dem Jahr 2003. Im Zuge des Konjunkturpakets II wurden jüngst einige Gebäude umfassend energetisch saniert und – neben zusätzlicher Dämmung, neuen Fenstern und moderner Beleuchtung –zudem Gebäudesystemtechnik installiert, die intelligente Anwendungen ermöglicht: Sie hilft nicht nur, Energie bedarfsgerecht und entsprechend sparsam einzusetzen, sondern auch den Verbrauch vor Ort zu steuern, beispielsweise durch die flexible Einzelraumregelung nach Stundenplanmatrix beim Heizen im Winter. Im Zusammenspiel mit der neuen Dämmung werden in der Viernheimer Schule künftig die Verbrauchswerte signifikant sinken und der Kreis wird spürbar Kosten einsparen. Der aktuelle Energiebericht 2009, im Internet aufrufbar unter www.kreis-bergstrasse.de, gibt detailliert Auskunft darüber, was in anderen Objekten bereits verwirklicht werden konnte.
Das Ziel: Datentransfer über Systemgrenzen hinweg
Doch mit der Installation moderner Gebäudeleittechnik verfolgt Harald Lehrian ein weitaus größeres Ziel, denn sie erlaubt auch den Transfer von Verbrauchsdaten zur externen Prüfung. Dass der wirtschaftliche Betrieb von Schulen künftig erheblich an Bedeutung gewinnen wird, war dem ehemaligen Mitarbeiter eines Planungsbüros für Elektrotechnik schon lange klar. So wurde schon seit Jahren ein Soll-Ist-Vergleich aller Zähler durchgeführt, was am Anfang rein manuell erledigt werden musste: Die Hausmeister der jeweiligen Schulen haben einmal pro Monat die Zähler abgelesen und die Daten an den Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft gefaxt, wo diese dann ausgewertet wurden. Im Jahr 2005 wurde ein modernes Facility Management-System angeschafft. Über die bestehenden Verwaltungsnetzwerke der einzelnen Schulen werden nun Schritt für Schritt sämtliche Liegenschaften des Kreises über dieses Programm angebunden, nicht nur die Neubauten, sondern auch die Bestandsgebäude. Was anfangs fehlte, war eine leistungsfähige Schnittstelle zum KNX/EIB-System – und ein kompetenter Partner, um diese Schnittstelle zu schaffen.
Über den Elektrosystemanbieter Gira hat Harald Lehrian vom Konzept der System-Integratoren erfahren, die spezialisiert sind auf intelligente Lösungen in Verbindung mit moderner Gebäudesystemtechnik. Über Gira war dann der Kontakt zu Bernd Klein von der CIBEK technology + trading GmbH aus Limburgerhof schnell hergestellt. Seine erste Aufgabe bestand darin, eine leistungsfähige Visualisierung des KNX/EIB-Systems unter der Verwendung der teilweise schon vorhandenen Gira HomeServer zu entwickeln. Mit diesem lässt sich die gesamte Gebäudetechnik kontrollieren und steuern sowie eine komplexe Anlagen- und Prozessüberwachung einrichten. Anschließend erfolgte die Ausarbeitung einer Stundenplanmatrix als Grundlage für die Einzelraumregelung. Es folgte der umfangreiche Austausch von herkömmlichen Zählern gegen Zähler mit elektronischer Schnittstelle. Strom-, Wasser-, Gas-, Öl- und Wärmemengen können so erfasst werden. Die Anlage wurde um entsprechende Gateways zwischen M-Bus und KNX bzw. IP erweitert. Alle sechzig Minuten werden jetzt sämtliche Zählerstände über den Gira HomeServer und weitere Gateways automatisch abgerufen und auf einem FTP-Server im Landratsamt in Heppenheim abgelegt. Von dort aus werden sie über das Facility Management-Programm weiterverarbeitet und letztlich ausgewertet. Plausibilitätskontrollen melden zudem selbstständig Fehler oder Störungen.
Dabei besitzt die Friedrich-Fröbel-Schule in Viernheim durchaus einen Pionierstatus – hier wird geprüft, was möglich und vor allem sinnvoll ist. Das Fernziel von Harald Lehrian aber ist durchaus weiter gesteckt: Er will die bereits vorhandenen Gebäudeleittechniken verschiedener Hersteller bündeln und über eine Internet-Plattform vereinfacht darstellen, so dass ein einheitlicher Zugriff auf alle 75 Schulen im Kreis Bergstraße möglich wird. Somit ist eine Fernüberwachung gewährleistet, gleichzeitig aber auch ein externer Zugriff möglich und ein Eingriff in die Steuerung vor Ort.
Schnittstellen schaffen Durchgängigkeit der Systeme
Die Integration der verschiedenen Systeme wird CIBEK durch eine offene, Hersteller unabhängige Plattform schaffen. Technisch gesehen handelt es sich um Software-Kopplungen und Schnittstellen, die Durchgängigkeit und damit ein strukturiertes Zusammenspiel der Systeme garantieren. Eine weitere Schnittstelle ebnet den Weg zum Facility Management-System. Parallel lassen sich die gesammelten Daten über den Gira HomeServer einheitlich visualisieren. So hat der Hausmeister der Schule jederzeit alles im Blick und im Griff – sollte abends doch mal in einem Klassenraum noch Licht brennen, kann er es über seine Visualisierung ganz einfach von seinem Schreibtisch ausschalten.
Möglich wurde dies nicht zuletzt durch den Dialog zwischen dem System-Integrator und dem Hersteller Gira, die gemeinsam für den Kreis Bergstraße eine individuelle Anwendungsentwicklung realisiert haben. Die speziell entwickelten Module können natürlich für andere Objekte in ihrer Substanz adaptiert und modifiziert oder auch weiterentwickelt werden.
Dabei hat CIBEK den Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft nicht nur hinsichtlich Planung und Realisierung überzeugt, sondern auch in der Qualität der Beratung. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Fachwissen der verschiedenen Anbieter doch sehr unterschiedlich ist“, so Harald Lehrian. Als System-Integrator arbeitet Bernd Klein mit den ausführenden Elektro-Fachbetrieben in der Region eng zusammen – im Kreis Bergstraße sind das immerhin ein halbes Dutzend Firmen, die für die Installation der benötigten Leitungen und Hardware vor Ort in den Schulen verantwortlich zeichnen – und übernimmt dabei jene Ingenieur- und Planungsleistungen, die für die Realisierung komplexer Anwendungen unverzichtbar sind. „Ich brauchte einen Spezialisten, der mir Lösungen für alle Schulen aufzeigt: der eine Durchgängigkeit der unterschiedlichen Systeme schafft und eine einheitliche Visualisierung programmiert.“ Wichtig war ihm neben der Entwicklung derartiger Standards zudem die strukturierte Planung, gewissenhafte Programmierung und Inbetriebnahme mit anschließender Dokumentation. Das vereinfacht nicht nur die Nutzung, sondern auch die Wartung erheblich.