Juni:

Haushalte zahlten um 45 % mehr für Energie als vor einem Jahr

von Jasmin Fuerbach
Foto: © Pixabay
  • Im Vergleich zum Vormonat Mai stieg der Österreichische Energiepreisindex um 6,2 %
  • Im Jahresvergleich plus 110 % bei Heizöl, plus 65 % bei Diesel, plus 60,5 % bei Super und plus 72 % bei Erdgas

Der von der Österreichischen Energieagentur berechnete Energiepreisindex stieg im Vergleich zum Vormonat Mai 2022 um 6,2 %, im Jahresvergleich Juni 2022 zu Juni 2021 zeigte sich ein Plus von 45 %. Die Energiepreise stiegen damit weiter und waren der zentrale Treiber der Inflation.

„Im Juni und Juli haben wir zum ersten Mal großräumig Treibstoffpreise von über zwei Euro pro Liter an den Zapfsäulen beobachten. Aktuell hat sich die Lage wieder etwas entspannt und es scheint, als hätten die Preise für Treibstoffe zumindest kurzfristig ein Plateau erreicht. Mit Preisesteigerungen wie im Juni ist bei Diesel, Superbenzin und Heizöl vorerst nicht zu rechnen die Auswirkungen durch die Unterbrechung der Druschba Pipeline können wir aber noch nicht einschätzen “, analysiert Franz Angerer die Märkte und ergänzt: „Ganz anders zeigt sich die Situation jedoch bei Strom und Erdgas für Haushalte.“

Enorme Steigerungen im Großhandel – Haushaltspreise folgen zeitverzögert

„Im Segment der Haushaltkunden werden die Preiseänderungen an den Großhandelsmärkten meist mit Verzögerung weitergegeben. Aber genau an diesen Großhandelsmärkten ist die Situation seit einigen Monaten äußerst angespannt“, erläutert Angerer. Im Juni war der Österreichische Strompreisindex mit einem Plus von 203 % drei Mal so hoch wie im Vorjahr. Der Österreichische Gaspreisindex lag im Jahresvergleich Juni 2022 und Juni 2002 sogar um ganze 424 % höher. Dementsprechend haben bereits zahlreiche Energieversorger ihre Preise angehoben oder dies angekündigt.

Angespannte Situation bei Erdgas führt zu Preisanstiegen

Die Preissteigerungen haben eine Reihe von Ursachen, aber allen voran steht der Russlandkonflikt und die fehlende Gewissheit über zugesagte Gasliefermengen. Das sorgt für Unsicherheiten und stellt ein fundamentales Risiko für die Versorgungssicherheit Europas dar. Diese angespannte Situation führt zu extremen Preisanstiegen.

Gaspreis wirkt auf Strompreis, aber auch wenig Wasser- und Atomkraft

Die Situation an den Strommärkten ist ebenfalls angespannt. Erdgaskraftwerke spielen eine wichtige Rolle im Stromsystem Europas. Das gilt auch für das von Wasserkraft geprägte Österreich. Damit wirken die Entwicklungen der Gaspreise direkt auf die Stromgroßhandelspreise. (Hintergrundinfo „So funktionieren Energiemärkte“).

Neben der Gaspreiskrise wirken jedoch auch andere Effekte. In großen Teilen Europas herrscht Trockenheit, die die Erzeugung aus Flusskraftwerken reduziert. In Frankreich sind etwa zahlreiche Atomkraftwerke wegen technischer Mängel nicht einsatzbereit. Andere müssen gedrosselt werden, da die für die Kühlung benötigten Flüsse zu wenig Wasser führen oder bereits zu warm sind.

Hohe Preise als Signal

„Fehlenden Erzeugungskapazitäten treiben die Preise weiter in die Höhe. Diese hohen Preise müssen als eindeutiges Signal zum Diversifizieren verstanden werden: Es braucht Windkraft, Photovoltaik, Erdwärme und gleichzeitig mehr Energieeffizienz und Energiesparen. Nur so können wir uns mittelfristig aus der Abhängigkeit von teuren, fossilen Rohstoffimporten befreien“, betont Angerer. Gleichzeitig müsse man Angerer zu Folge auch Lösungen finden, die Erderhitzung zu mindern und die Folgen der Klimakrise abzuschwächen. Die aktuelle Renaissance von Kohlekraftwerken oder eine langfristige Nutzung von Erdgas über alternativer Versorgungswege kann nur eine Lösung gegen die jetzige Versorgungskrise sein.

Preise für Treibstoffe und Heizöl weiter gestiegen

Superbenzin kostete im Juni um 13,9 % mehr als im Mai und damit um 60,5 % mehr als vor einem Jahr. Eine Tankfüllung (50 Liter) kam damit im Juni an der Zapfsäule im Schnitt auf über 100 Euro, das sind etwa 14 Euro mehr als im Vormonat Mai. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres musste man etwa 40 Euro mehr für eine Tankfüllung bezahlen. Die Preise für Diesel stiegen ebenfalls weiter. Im Monatsvergleich war ein Plus von 7,0 % zu beobachten. Damit lag der Treibstoff um 65,3 % über dem Niveau vom Juni 2021. Die Preise für Treibstoffe lagen im Juni zum ersten Mal über 2 Euro pro Liter.

Auch die Heizölpreise sind im Juni 2022 deutlich gestiegen. Im Vergleich zum Mai war das Heizöl um 9,3 % teurer. Im Jahresvergleich haben sich die Preise mehr als verdoppelt (plus 109,6 %). Eine typische Füllung von 3.000 Liter kostete im Juni deutlich mehr als 4.500 Euro.

Auch Pellets und Brennholz teurer

Im Vergleich zum Mai 2022 stiegen die Preise für Holzpellets im Juni um 5,9 %, im Jahresvergleich waren sie 52,7 % teurer.  Die Preise für Brennholz verzeichneten ein Plus von 5 % im Vergleich zum Vormonat. Gegenüber dem Juni 2021 sind die Preise für Brennholz um 33,9 % gestiegen.

Fernwärme mit Preisplus im Jahresvergleich

Die Haushaltspreise für Fernwärme blieben gegenüber dem Vormonat unverändert. Im Jahresvergleich lagen die Fernwärmepreise um 16,6 % höher.

Gas um mehr zwei Drittel teurer als vor einem Jahr

Die Haushaltspreise für Gas stiegen im Juni 2022 im Vergleich zum Mai um 0,3 %. Im Jahresvergleich lagen die Gaspreise um 72,1 % über dem Wert vom Juni 2022.

Strom: Entlastungsmaßnahmen wirken, aber große Unterschiede bei Kund:innen

Die Haushaltspreise für Strom stiegen im Monatsvergleich um 0,3 %. Im Jahresvergleich lagen sie um 0,2 % höher. Diese im Verhältnis zu anderen Energieträgern sehr moderaten Preisanstiege sind auf die bereits von der Bundesregierung getroffenen Entlastungsmaßnahmen zurückzuführen. 2022 zahlen österreichische Haushalte keine Erneuerbaren-Förderkosten: Der Erneuerbaren-Förderbeitrag wird heuer aufgrund der hohen Energiepreise nicht eingehoben, die Erneuerbaren-Förderpauschale wird dieses Jahr auf null gesetzt. Zudem wird die Elektrizitätsabgabe befristet bis 30. Juni 2023 auf das durch die EU-Energiesteuerrichtlinie festgelegte Minimum reduziert und beträgt damit 0,4 %.

Es bleibt zu betonen, dass verschiedenen Kundengruppen von Preissteigerungen sehr unterschiedlich betroffen sind. Kund:innen, die einen neuen Vertrag abschließen müssen oder deren Preisgarantie abgelaufen ist, sind teilweise von massiven Mehrkosten betroffen.

Weitere Informationen auf www.energyagency.at

Quelle: Österreichische Energieagentur

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