Europaweites Pilotprojekt von MOWEA mit der ASFiNAG:

Mini-Windkraftanlagen im Baukastensystem

von Sandra Eisner
Foto: © ASFINAG

Die hohen Energiepreise belasten nicht nur Privathaushalte, sondern auch Unternehmen. Dazu steigt der Druck auf Betriebe und Institutionen, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Das lässt den Bedarf nach umweltschonenden, smarten und vor allem leicht zu adaptierenden Energielösungen in die Höhe schnellen. Mit Mini-Windkraftanlagen im Baukastensystem ermöglicht das Start-up MOWEA (Modulare Windenergieanlagen) der Industrie, selbst an Ort und Stelle grünen Strom zu produzieren. In einem europaweiten Pilotprojekt mit der ASFiNAG versorgen Mikrowindturbinen die Mautstelle in Patsch, und auch der Bauträger Süba AG lässt einen Baukran für ein Wohnbauprojekt in Stockerau bereits mit Windenergie von MOWEA arbeiten.

In einem europaweiten Pilotprojekt mit der ASFiNAG versorgen Mikrowindturbinen die Mautstelle in Patsch. (Bild: ASFINAG)

Wer glaubt, dass die Erzeugung von Windenergie nur auf weiten, flachen Feldern funktioniert, der irrt. Das beweist das Berliner Start-up MOWEA, das gemeinsam mit der ASFiNAG netzunabhängige Mikro-Windturbinen auf den Pfeilern der Europabrücke in Tirol in einer Höhe von 140 Metern angebracht hat. Acht Windräder generieren fortan etwa 6.000 kWh Energie pro Jahr – wodurch jährlich rund 2.016 Tonnen CO2 eingespart werden. Es kann also rund um die Uhr Strom durch Windkraft produziert werden, während die Emissionen sinken. „Die Umsetzung benötigt keine zusätzliche Infrastruktur oder gar Bodenversiegelungen und die Windkraftturbinen können optisch elegant integriert werden“, erklärt Till Naumann, CEO der MOWEA GmbH.

Seit dem 16. Mai weht neuer Wind auf der Europabrücke

Das Projekt »Wind für die Europabrücke« wurde im Rahmen des »Verbund X Accelerator«-Programms initiiert und durch das Renewable-Energy-Solutions-Programm (RES-Programm) der Exportinitiative Energie, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Unter Beteiligung geladener Gäste aus Politik und Wirtschaft wurde die Kleinwindanlage der MOWEA am 16. Mai 2023 offiziell eingeweiht. Neben der herzlichen Begrüßung der ASFiNAG und der MOWEA-Repräsentanten wurden weitere spannende Redebeiträge seitens des Referenten für Wirtschaft, Presse und Kultur sowie EU-Beauftragten der Deutschen Botschaft in Wien und des Deutschen Honorarkonsuls in Tirol adressiert. Auch die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), die den Markteintritt MOWEAs in Österreich im Rahmen des RES-Programms begleitet, begrüßte die Gäste herzlich.

„Die Umsetzung benötigt keine zusätzliche Infrastruktur oder gar Bodenversiegelungen und die Windkraftturbinen können optisch elegant integriert werden“, erklärt Till Naumann, CEO der MOWEA GmbH. (Bild: MOWEA)

Eigene Windkraft für die Industrie nach dem Lego-Prinzip

Das Spin-Off der TU Berlin verfolgt den Ansatz, die Produktion von Windkraft für »jedermann« zugänglich zu machen: War diese in Form von immensen Windrädern lange Zeit auf den ländlichen Raum und eher flache Regionen beschränkt, will das Climate Tech die Erzeugung von Windenergie auch im urbanen Raum ermöglichen und fördern. Vor allem für Betriebe, die über hohe Gebäude oder Einsatzmöglichkeiten in luftigen Höhen verfügen, ist das Windkraftanlagensystem besonders geeignet. „Aufgrund des Baukastenprinzips ist die Anzahl der Turbinen je nach individuellen Bedürfnissen variabel und das System lässt sich mittels Plug & Play effektiv und smart aus der Ferne steuern“, erklärt Naumann. Seinen Partnern steht MOWEA während des gesamten Prozesses zur Seite, von der Planung über die Konfiguration bis hin zur Montage gemeinsam mit regionalen Partnern. Je nach Standort und den baulichen Gegebenheiten können die Windkraft- auch mit Solaranlagen kombiniert werden, um eine maximal effiziente, umweltfreundliche Leistung zu erzielen.

Süba AG generiert Baustellenstrom selbst

Mit dem Bauträger Süba AG setzt bereits ein weiterer namhafter Partner in Österreich auf das modulare Windenergiesystem von MOWEA, und zwar für das Wohnbauprojekt »Das Koloman« im niederösterreichischen Stockerau, der größten Stadt des Weinviertels. Bei diesem Bauvorhaben entstehen 190 Familienwohnungen mit Freiflächen. Auf dem dafür benötigten Baustellenkran wurden 16 Windturbinen in 30 Metern Höhe installiert. Der Kran selbst und auch das Baustellenbüro können somit während der Bauarbeiten zu einem Gutteil mit umweltfreundlicher Windenergie betrieben werden. Die jährliche Leistung durch die erzeugte Windenergie bei diesem Projekt beträgt bis zu 16.000 kWh. Auch in diesem Fall braucht es keinen weiteren Masten oder irgendeine Form weiterer Flächenversiegelung oder Infrastruktur – ein wesentlicher Aspekt des MOWEA-Konzepts, zumal die Turbinen auf dem ohnehin bereits vorhandenen Kran angebracht wurden. Für die Zukunft plant die Süba AG, die Produktion von eigener Windenergie auch auf weitere Baustellen in Österreich und Deutschland auszudehnen. Neben Autobahnbrücken und Baustellenkränen stellen Funkmasten im Telekommunikationsbereich ein weiteres Anwendungsgebiet für die Turbinen darf. „Es gibt zahlreiche Branchen, die von der Windenergie-Lösung von MOWEA profitieren können“, bekräftigt Naumann.

Auch der Bauträger Süba AG lässt einen Baukran für ein Wohnbauprojekt in Stockerau bereits mit Windenergie von MOWEA arbeiten. (Bild: Süba AG)

Kosten senken, Klima schützen

Mit seinem Angebot trifft MOWEA einen Nerv der Zeit, denn Unternehmen stehen zunehmend unter Druck, ihren CO2 -Fußabdruck zu verringern. So trat etwa Anfang Jänner dieses Jahres auf EU-Ebene die neue Richtlinie zur Berichtspflicht der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen (CSRD) in Kraft, was ebenso den Handlungsbedarf für Betriebe erhöht. „Unternehmen sollen zunehmend auf nachhaltigere Energielösungen umstellen. Für viele ist es jedoch eine große Herausforderung, dies zu schaffen und gleichzeitig die eigene Rentabilität aufrechtzuerhalten“, erläutert Naumann und beschreibt, warum es sich für Unternehmen lohnt, mit MOWEA zu kooperieren: „Mit unseren Windenergielösungen können Unternehmen ihre Energiekosten senken. Dazu kommt, dass sie durch die Erzeugung erneuerbarer Energie vor Ort ihre Abhängigkeit vom oft teuren Netzstrom verringern.“ Für die Zukunft hat MOWEA in jedem Fall ambitionierte Pläne für den österreichischen Markt: „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, als Anbieter innovativer Windenergielösungen eine führende Rolle einzunehmen. Durch Kooperationen mit wichtigen Akteuren wie der ASFINAG oder der Süba AG zeigen wir das Potenzial unserer Technologie auf und sind davon überzeugt, künftig einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion von CO2 und zur Deckung des steigenden Bedarfs an erneuerbaren Energiequellen in Österreich leisten zu können“, so Naumann abschließend.

Über MOWEA: Die MOWEA GmbH (Modulare Windenergieanlagen) ist ein Spin-off der Technischen Universität Berlin. MOWEA kombiniert erstmals standardisierte Kleinstwindenergieanlagen zu einem Windenergiesystem. Die Windenergieanlagen können von den Kunden je nach Bedarf flexibel kombiniert und in bestehende Infrastrukturen integriert werden – für Telekommunikation oder industrielle Anwendungen. Das sorgt nicht nur für Flexibilität, sondern auch für einen günstigen Preis und einen einfachen Transport und Aufbau. Darüber hinaus bietet MOWEA Kommunikationsschnittstellen zur intelligenten Steuerung und Fernwartung der Anlagen. Eine Plug & Play-Schnittstelle ermöglicht die einfache Integration in das Energiemanagementsystem eines Mobilfunknetzes.

Weitere Informationen auf: www.mowea.world/de

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