Seit März 2015 zeigt ein Museum im brandenburgischen Kloster Neuzelle europaweit einzigartige Kunstwerke. In 15 Szenen und fünf Bühnenbildern illustrieren sie die biblischen Ereignisse vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu Christi. Der böhmische Künstler Joseph Felix Seifrit erschuf diese Neuzeller Passions-Darstellungen im Auftrag von Abt Gabriel ab 1751.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das monumentale Barocktheater jeweils in der Passionszeit in Neuzelle aufgebaut. Dieser Passionszyklus nutzt die Mittel und Möglichkeiten barocker Inszenierung, er ist genauso technisch eine Meisterleistung wie ein künstlerischer und geistlicher Schatz. Ins rechte Licht gesetzt wird das himmlische Theater mit dem Local Control Network (LCN) der Issendorff KG. Das Projekt wurde mit dem Lichtdesign-Preis 2017 ausgezeichnet.
Schon im Jahr 2004 gab es erste Pläne für ein Museum im Kloster Neuzelle, nachdem jemand die Passionsbilder eher zufällig in einem Kirchturm entdeckte. Im Jahr 2010 beauftragte man Gregor Sgonina und seine Konzeptlicht lighting solutions GmbH in Berlin mit der Lichtplanung für das Museum. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz, Restauratoren und dem Museum entwickelte der Lichtplaner ein Konzept, das den historischen Charakter des Bauwerks unterstützt, gleichzeitig alle Anforderungen an die Beleuchtung erfüllt. Zuerst war das Projekt mit einer reinen DALI-Steuerung angedacht, jedoch erforderten die immer weitergehenden geplanten Funktionen im Projektverlauf eine andere Technik. Hier bot sich das LCN-System mit seinem breiten Angebot an Schaltfunktionen und Dimmern, einfachen und komfortablen Bedienmöglichkeiten und gerade mit der weitreichenden Automatisierung an.
Konzeptlicht lighting solutions setzt schon seit 2005 LCN-Technik in Projekten ein. Das Museum gliedert sich in zwei bauliche Abschnitte: das klosterliche Kutschstallgebäude, in dem der Empfang und eine Begleitausstellung untergebracht sind, und dem unter einem Weinberg errichteten eigentlichen Museum, der Hauptausstellung. Empfang und Hauptausstellung sind durch einen zehn Meter langen sogenannten Adaptionsgang verbunden, um das Auge an die niedrigen Beleuchtungsstärken zu gewöhnen. Gregor Sgonina platzierte in diesem Durchgang vier indirekte Lichtlinien, die zugleich perfekte Orientierung bieten.
Im Empfangsbereich liegt die zentrale Steuerung der Beleuchtung einschließlich der für die Mediensysteme und die Vitrinenbeleuchtungen über ein Glasstouch-Terminal. Für den Ausstellungsbereich mit seinen Passions-Darstellungen sind im Wesentlichen zwei Lichtszenen vorgesehen. Einmal eine museale Beleuchtung, die an unsere heutigen Sehgewohnheiten und die restauratorischen Anforderungen angepasst ist, und eine an historischen Vorbildern orientierte Beleuchtung, die dem Raum eine besondere Atmosphäre verleiht. Außerhalb der Zeit mit Besucherbetrieb ist das Licht über konventionelle Taster in der Ausstellung steuerbar, zum Beispiel für das Reinigungspersonal. Je nach Betriebsart können diese Taster zum Verhindern von Betätigungen aktiv oder inaktiv gesetzt werden. In der Hauptausstellung dient ein weiteres LCN-GT12-Glasstouch-Terminal mit individuellem Inlay zum Szenenabruf während der Führungen. Durch sein filigranes Design und seine stilvolle Beschriftung fügt es sich perfekt in die mit dem Lichtpreis ausgezeichnete Installation ein.
In den Kulissen werden die Passions-Darstellungen durch schmale LED-Strahler und -Bänder mit diffusem Licht beleuchtet. So wurden insgesamt 72 Strahler und acht Bänder mit 112 Abschnitten pro Kulissenebene verwendet. Sie ermöglichen es, jede Kulissenebene optimal auszuleuchten. So entstehen Stimmungsbilder, die durch unterschiedliche Lichtfarben und die Möglichkeit, Lichtstärken zu reduzieren oder zu erhöhen, individuell steuerbar sind. Im Empfangsbereich und in der Begleitausstellung kommen weitere zehn DALI-LED-Strahler und zwanzig DALI-Stromschienenstrahler zum Einsatz, die sowohl geschaltet als auch gedimmt werden können.
In dieser Installation spielt das LCN-System seine Stärken in der Fähigkeit aus, viele Lichtszenen in komplexen Bedienszenarien mit sehr unterschiedlichen Bediensystemen zu realisieren. Als Beispiel sei die Hauptausstellung genannt, wo das stimmungsvolle Licht über ein Glasstouch-Terminal abgerufen wird, funktionales Licht dagegen über konventionelle elektromechanische Taster. Wobei diese funktionale Bedienebene aus Sicherheitsgründen verriegelt werden kann. Als weitere Bedienebene in der Hauptausstellung wäre noch die Nutzung eines LCN-RT Infrarot-Handsenders möglich, mit dem die Führung Lichtszenen abrufen könnte. Oder ein Smartphone oder Tablet-Computer als Schnittstelle zum Visualisierungssystem LCN-GVS. So bleibt das LCN-System durch seine Flexibilität und Universalität für zukünftige Erweiterungen offen. Heute nicht realisiert, aber dank LCN denkbar: den Besuchern selbst über das Visualisierungssystem interaktive Möglichkeiten zum Informationsabruf in der Ausstellung zu geben.
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