Fußballklubs sollen sparen? Das klingt nach einem verfrühten Aprilscherz in Anbetracht der bereits jahrelang anhaltenden Untätigkeit der FIFA bei den ins Uferlose ausartenden Transfersummen bei gleichzeitig steigenden Vereinsschulden. Aber zumindest in einem Punkt müssen die Vereine den Sparstift dann doch ansetzen. Denn geht es nach den Vorgaben der DFL, müssen die deutschen »RasenBall- und Miasanmir-Vereine« zumindest an der Energiespar-Schraube drehen. Wie das gelingen soll, zeigt uns RB Leipzig mit tatkräftiger Unterstützung von Signify.
Während gerade in Katar die Fußball-WM über die Bühne geht und dabei Menschenrechte missachtet und Maßnahmen der europäischen Länder gegen den Klimawandel durch die Temperierung der Stadien bei +50 Grad Celsius ad absurdum geführt werden, müssen Fußballklubs in unseren Breiten Energie sparen.
Vor allem aus sozialpolitischen Gründen sind die deutschen Vereine von der DFL (Deutsche Fußball Liga GmbH) verpflichtet worden, energetisch auf Sparflamme zu kochen. Es sei sozial nicht vertretbar, dass Fans in ihren Wohnungen und Häusern ihre Heizungen zurückdrehen müssen, während die Vereine ihres Herzens die Stadien in voller Pracht hell erleuchten lassen. Dass der Betrieb eines Stadions unter diesen Bedingungen trotzdem funktioniert und die Lichtqualität auch für HD-Fernsehübertragungen noch völlig ausreicht, ist keine Selbstverständlichkeit. RB Leipzig und Signify erarbeiteten nun Konzepte mit Vorzeigewirkung.
Das i-Magazin war im Stadion von RB Leipzig und überzeugte sich vor Ort davon, dass anders als in Katar, wo gerade unfassbar hohe Energiemengen zu Lasten der Umwelt verbraten werden, clevere Energieeffizienz-Konzepte auch in einem Stadion mit einer Kapazität von 47.000 Besuchern in der Praxis funktionieren.
Eine starke Ansage
Rada Rodriguez, die im Mai 2021 die Signify-Geschäftsführung von Roger Karner, der zu MDT gewechselt war, übernommen hatte, betonte bereits in einem ihrer ersten Statements vor dem i-Magazin-Mikro in Leipzig, dass wir uns technisch weiterentwickeln und auf diese Weise bestrebt sein müssen, die vorherrschenden Probleme in den Griff zu bekommen: „Intelligenz, Vernetzung und Investitionen in Nachhaltigkeit – das ist die Zukunft“, ließ uns die ehemalige Schneider Electric-Managerin, die in ihren bisherigen Funktionen auch mit der Europäischen Kommission zusammengearbeitet hatte, im Stadion von Leipzig wissen.
Fokussiert auf das Wesentliche
Für den Fußballverein ist ein Partner wie Signify gerade in Zeiten wie diesen ein Garant für Weiterentwicklung – Jens May, COO von RB Leipzig (»RasenBallsport Leipzig«), dazu: „Wir sind froh darüber, mit Signify den richtigen Partner gefunden zu haben, der uns einerseits dabei unterstützt, die Dramaturgie eines Spieltages auf den Zuschauerrängen mit Licht zu verstärken und andererseits gemeinsam mit uns Konzepte zur Energieeffizienzverbesserung erarbeitet.“
Laut RB Leipzig-Management steckt in der Lichtinszenierung ein großes Maß der Vereins-CI. So hat man es auch geschafft, das Stadion in Leipzig, das der Klub vor ein paar Jahren gekauft hatte, tatsächlich zu »seinem Stadion« zu machen. Doch damit nicht genug: „Wir haben auf diese Weise eine Art »DNA-Anker« entwickelt, der sich durch all unsere Bereiche – von der Geschäftsstelle über die Trainingsakademie bis hin zum Stadion – durchzieht. Damit haben wir es geschafft, eine Identität als Verein bzw. als Marke zu kreieren“, zeichnete May ein durchgängiges Bild.
Von der Pandemie in die Energiekrise
Während der Verein also anfänglich die Emotionalisierung durch die Beleuchtung in den Vordergrund gerückt hatte, war man durch die Pandemie plötzlich einer vollkommen anderen Situation ausgesetzt. Von einem Moment auf den anderen war man dazu aufgefordert, der Sicherheit von Besuchern und Fans einen noch höheren Stellenwert als bisher beizumessen. „Es stellte sich die Frage, wie wir mit Hilfe von Licht – im Speziellen mit UV-C – ein sichereres Umfeld bieten und die Virenlast in Räumen reduzieren können. Auch in diesem Bereich konnten wir gemeinsam mit Signify Lösungen erarbeiten und sie auch testen – unter anderem in der Umkleidekabine unserer Mannschaft und im Kiosk“, mit Erfolg, so May weiter.
Als die Fans wieder in die Stadien durften und man dachte, sich wieder der Emotionalisierung – also einer Verstärkung der Stimmung, die durch die Fans eingebracht wird – widmen zu können, stand die nächste Herausforderung an: „Die Probleme Europas mit der Gasversorgung führten dazu, dass wir Energieeinsparungsmaßnahmen treffen mussten“, ließ uns May wissen. So verpflichtete die DFL die deutschen Fußballvereine, 15 bis 20 % Energie einzusparen. Das führte letztlich dazu, dass RB Leipzig beim 3:0 gegen Borussia Dortmund am sechsten Spieltag der aktuellen Saison das Flutlicht und die Effektbeleuchtung zum ersten Mal völlig ausgeschaltet gelassen hatte. Diese Maßnahme wurde selbstverständlich mit den TV-Anstalten abgestimmt, da die Bildqualität der Spielübertragung (ein gewisses Ausmaß an Licht ist dafür unabdingbar) darunter nicht leiden durfte.
Doch damit nicht genug: Auch die deutsche Bundesregierung setzte im Rahmen der Energieeinsparverordnung Maßnahmen, die selbst Fußballvereine wie RB Leipzig betreffen. So müssen derzeit alle Leucht-Werbemittel zwischen 22 Uhr und 16 Uhr des darauffolgenden Tages ausgeschaltet sein. Diese Verordnung veranlasste RB Leipzig bereits am 6.9.2022 beim UEFA-Champions-League-Spiel gegen Schachtar Donezk, die imposante Beleuchtung des Stadion-Haupteingangs erstmals auszuschalten und gleichzeitig den reduzierten Energieverbrauch zu ermitteln. Das Ergebnis: Alleine durch diese minimale Maßnahme sparte man rund 4.000 kWh Strom – also den Stromverbrauch eines durchschnittlichen Einfamilienhauses während eines ganzen Jahres.
Energieverbrauch unter der Lupe
„Wir haben nun ein umfangreiches Energieaudit erstellt, das uns zeigt, wo für den Verein Einsparungspotenziale schlummern. Dabei hat sich bestätigt, dass der Großteil der Energie, die wir verbrauchen, in den Betrieb des Stadions fließt. Die Folge waren Projekte, die wir unter anderem gemeinsam mit Signify angestoßen und zum großen Teil auch schon umgesetzt haben. Wir betrachteten es nicht als Lösung, einfach das Licht abzuschalten. Schließlich kommen die Besucher ins Stadion, um gemeinsam Emotionen zu erleben. Mit Signify haben wir nicht nur einen Partner, der innovative Systeme anbietet, sondern auch über die Agilität verfügt, sich an neue Rahmenbedingungen kurzfristig anpassen zu können“, gab May vor dem i-Magazin-Mikro seiner Freude über das Funktionieren der Partnerschaft Ausdruck.
Für Rada Rodriguez ist es vor allem der Fokus auf Flexibilität und Nachhaltigkeit, aber auch das breite Portfolio des Unternehmens, das die Grundlage für die gute Zusammenarbeit zwischen Signify und RB Leipzig gewährleistet.
Das Problem am Rasen
Zwei besonders intensive »Energiefresser« sind laut RB-Management die Rasenheizung im Winter und die Beleuchtungsanlage, die für das Wachstum des Stadionrasens herangezogen wird. „Für diese Bereiche würden sich wohl alle Bundesligavereine eine innovative Lösung wünschen“, so Evelyn Holderbach – sie ist bei RB Leipzig verantwortlich für Nachhaltigkeit & International Development.
Der Haken an der Sache: Derzeit ist man davon leider noch ein Stück entfernt. Eine mögliche Lösung wäre der Einsatz eines Hybridrasens – also teils Kunst-, teils Naturrasen. Denn Bundesligaspiele auf reinen Kunstrasenplätzen sind den Vereinen nach Vorgabe der DFL-Regularien derzeit untersagt. Doch bevor es zu den ersten Spielen auf Hybridrasen kommt, muss noch die eine oder andere Hausaufgabe gemacht werden.
Tragen auch eine gesellschaftliche Verantwortung
Evelyn Holderbach betonte im Beisein des i-Magazins: „Als Fußballklub sind wir Teil der Gesellschaft. Und Fußball ist in Deutschland Sport Nummer 1. Deswegen wollen wir als Verein unseren Teil der Verantwortung übernehmen und haben nun auch eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, in deren Konzeption unsere Fans eingebunden wurden.
Ein wesentlicher Bestandteil ist der Bereich Energie und CO2-Emissionen.“ Ein Grund mehr, den Ursachen für hohen Energieverbrauch weiter auf den Grund zu gehen.
Doch so viel steht vorab fest: Das Stadion in Leipzig ist einer der Austragungsorte bei der Herren-Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Insgesamt vier Spiele sollen in Leipzig über die Bühne gehen – bis dahin will man das Nachhaltigkeitskonzept in möglichst allen Punkten erfüllen, erfahren wir von Evelyn Holderbach.
Zwei Asse im Ärmel
Mit welchen lichttechnischen Mitteln Signify eingreift, um den Energieverbrauch zu reduzieren, verrät uns Rada Rodriguez: „In der Beleuchtung schlummert nach wie vor großes Energiesparpotenzial. Neben den ultraeffizienten LED-Lösungen, die hier im Stadion zum Einsatz kommen, ist vor allem in der Vernetzung von Beleuchtungsanlagen noch viel Luft nach oben. Dazu bieten wir mit Interact die passende Lösung.“
Status quo
Im Stadion von Leipzig gibt es derzeit noch einen Altbestand von rund 1.100 Leuchtstofflampen, der nach wie vor im Einsatz ist – gemeinsam mit RB hat Signify nun ein Konzept erarbeitet, das eine Umrüstung auf LED-Leuchtmittel, aber auch energetische Maßnahmen berücksichtigt. Rada Rodriguez: „Das Ziel unserer gemeinsamen Maßnahmen muss sein, intelligente Systeme wie Interact Sports voll auszuschöpfen und damit einen sinnvollen und energetisch effizienten Einsatz der Beleuchtung im Stadion zu gewährleisten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Verzicht auf Licht – unter anderem im Sinne der Emotionalisierung und der Sicherheit während des Spiels – in jedem Stadion dieser Welt ein No-Go sein sollte“, unterstreicht Rada Rodriguez abschließend.
Was bereits geschah …
Seit der Bundesligasaison 2020/21 ist Signify nun Partner von RB Leipzig. Seit diesem Zeitpunkt wurde die IoT-Lichtmanagement-Lösung Interact schrittweise integriert. Dadurch können heute alle vernetzten Lichtpunkte des Stadions auf einem Dashboard verwaltet werden – von der Spielfeld- und Entertainment-Beleuchtung über die Gastronomiebereiche bis hin zur Fassade oder die direkte Umgebung der Red Bull Arena. Bereits seit der Saison davor profitieren Fans und Fernsehzuschauer von einem komplett erneuerten Flutlicht mit dem Philips ArenaVision LED-System, das das Spielerlebnis für die Zuschauer noch intensiver macht. Weitere Projekte sind geplant. So wurde beispielsweise für die Mixed-Zone ein neues Digitalkonzept mit neuem Look kreiert. Im Zuge der weiteren Bauphasen wurden auch der neue Stadion-Fanshop sowie einzelne Segmente des Hospitality-Bereichs in neues Licht getaucht und an das Interact Lichtmanagement-System angeschlossen.
Doch auch außerhalb des Stadions wurde die neue Atmosphäre spür- und sichtbar: So erschien anfänglich die Südfassade der Red Bull Arena in den Farben des Vereins. Für besondere Anlässe, Events oder auch Fußball-Länderspiele lässt sich die Farbgebung der Beleuchtung flexibel verändern. Im Verlauf der letzten zwei Jahre wurde die Fassadenbeleuchtung weiter ausgebaut. Darüber hinaus erhielt das Dach des Stadions durch eine spezielle Illumination einen einzigartigen Look. Die Philips Color Kinetics-Leuchten wurden dabei auch in die IoT-Plattform Interact eingebunden und mittels Interact Landmark können individuelle Lichtszenen, Wartungsmanagement und die Vernetzung mit der restlichen Beleuchtung in und um die Arena sichergestellt werden.
Darüber hinaus stattete Signify das neue »Home of eSports« von RB Leipzig mit der aktuellsten Generation des smarten Lichtsystems Philips Hue aus: Dadurch passt sich die Beleuchtung im ganzen Raum an das Spielgeschehen auf dem Monitor an und lässt so das RBL-eSports-Team »RBLZ Gaming« und die Zuschauer noch tiefer in die Welt des virtuellen Fußballs eintauchen.