Batteriesicherheit, Sektorenkopplung, Energieflussmanagement …

„Die Landschaft wird komplexer!“

von Sandra Eisner
Foto: © www.i-magazin.com

Eine effektive Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg – nicht nur auf der menschlichen Ebene, sondern vor allem auch, wenn es um das Einbinden verschiedener Komponenten geht. Interoperabilität und Konnektivität: Hardware und auch Software müssen zielführend kooperieren, was bei so mancher Installation ein Wissen erfordert, das tatsächlich in die Tiefe geht. Was das etwa im Bereich der Wechselrichter bedeutet und wo das Verbesserungspotenzial liegt, lesen Sie im folgenden Interview.

Interview: Thomas Buchbauer

Text: Mag. Sandra Eisner

Die österreichische Fronius International GmbH hat ihren Sitz in Pettenbach in Oberösterreich und ist weltweit in den Bereichen Photovoltaik, Batterieladetechnik und Schweißtechnik renommiert. Ihre Expertise macht die Business Unit Fronius Solar Energy ihren Fronius System Partnern in verschiedenen Formaten zugänglich – etwa in Form von Schulungen und mittels intensiver (auch digitaler) Unterstützung. Welche Neuigkeiten es bei den Fronius Wechselrichtern und deren Batteriekompatibilität gibt, welche Technologien künftig zum Einsatz kommen – dazu stand uns Leonhard Peböck, verantwortlich für Produktmarketing bei Fronius Solar Energy, Rede und Antwort. Im Zuge des Interviews räumte er außerdem mit einem hartnäckigen Gerücht über Smart Meter und AFDD auf – haben Sie auch davon gehört?

 

„Generell sind jene Batterien, die mit unseren Wechselrichtern kompatibel sind, stets Hochvoltbatterien. Unser Hybridwechselrichter hat die gesamte Batterieladetechnologie bereits integriert, was eine direkte DC-Kopplung von Hochvolt-Speichersystemen ermöglicht“, so Leonhard Peböck, verantwortlich für Produktmarketing bei Fronius Solar Energy. (Bild: www.i-magazin.com)

Herr Peböck, die Wechselrichter (WR) von Fronius werden in Kürze nicht nur mit BYD- sondern auch mit LG-Batterien kompatibel sein. Ist das korrekt?

Leonhard Peböck: Ja, aktuell ist bereits eine Batterie von LG Energy Solution mit den Fronius Wechselrichtern kompatibel – sie trägt den Namen »Flex« und ist eine Hochvoltbatterie. Nächstes Jahr folgt eine neue Kompatibilität – die »enblock E« ist eine neue Batteriegeneration von LG. Generell sind jene Batterien, die mit unseren WR kompatibel sind, stets Hochvoltbatterien. Unser Hybridwechselrichter hat die gesamte Batterieladetechnologie bereits integriert, was eine direkte DC-Kopplung von Hochvolt-Speichersystemen ermöglicht. Durch diese Kombination erreichen wir höchste Wirkungsgrade aufgrund minimaler Umwandlungsverluste.

 

Aber die Zusammenarbeit mit BYD bleibt bestehen?

Peböck: Ja, sie bleibt auf jeden Fall – vor allem angesichts der wieder gestiegenen Verfügbarkeit von BYD. Zudem ist das Unternehmen ein wichtiger Partner für uns, da es auf die sehr sichere Lithium-Eisenphosphat-, kurz LFP-Technologie setzt. Dies ist ein wichtiger Faktor, da wir unter anderem beim Thema Batteriesicherheit größten Wert auf die Wahl kompatibler Hersteller legen.

 

Und die LG-Batterien basieren auf welcher Technologie?

Peböck: Die LG Flex basiert auf NMC (Nickel-Mangan-Cobalt). Ihr Vorteil ist die höhere Energiedichte, also kleinere Module und mehr Kapazität. Die neue Technologie, die enblock E von LG, ist auch auf LFP-Basis (Lithium-Eisenphosphat) konzipiert.

 

Gibt es Ihrerseits Tendenzen, das Batteriethema von eigener Hand zu lösen?  

Peböck: Natürlich gibt es Überlegungen und Aktivitäten in die Richtung, ein All-in-one-System, also aus einer Hand, zu liefern. Allerdings haben wir sehr hohe Anforderungen hinsichtlich entscheidender Faktoren wie etwa Qualität und Aftersales-Service. Aktuell arbeiten wir im Speicher-Bereich mit starken Partnern und sind mit der derzeitigen Form der Zusammenarbeit und des Angebots, das wir damit bieten können, sehr zufrieden.

 

Fronius bietet tiefgreifende Schulungsprogramme an. Werden diese in der Breite angenommen und was bedeutet es tatsächlich, Fronius System Partner zu sein? Welche konkreten Schulungsmaßnahmen werden geboten und in welchem Ausmaß?

Peböck: Zertifizierte Fronius System Partner zeichnen sich dadurch aus, dass sie bereits viel Erfahrung im Umgang mit unseren Systemen haben. Diese basiert auf einer gewissen Menge bereits realisierter Anlagen und durch sie im Solar.web registrierte Wechselrichter. Damit ist sichergestellt, dass der Wechselrichter online monitorbar ist und unsere digitalen Tools genutzt werden können. Grundsätzlich weisen österreichische Installationsbetriebe diesbezüglich ein sehr hohes Niveau auf. Aber auch in anderen Ländern sehen wir starke Tendenzen in diese Richtung. Natürlich ist es wichtig, die Kunden so bestmöglich abzuholen. Wir bieten unsere Hauptschulungsprogramme in Wels an, wofür wir ein eigenes Trainings- und Education-Team haben, das sich nur darum kümmert. Die Trainings finden im Wochenrhythmus statt, von Basistrainingsprodukten bis zu Lösungen über FSP-, also System-Partner-Trainings, wo es dann um komplexe Themen geht. Wir holen da wirklich alle ab, vor allem aus dem DACH-Raum kommen viele Interessierte zu uns nach Wels. Auf internationaler Ebene gibt es so gut wie überall lokale Trainingsteams. In der Pandemie und in den letzten beiden Jahren haben wir das Thema Online-Trainings stark intensiviert, aber auf »bidirektionale« Art und Weise, sodass der Kunde reagieren kann und wir mit ihm auch online agieren. Unsere kurzen »How-to«-Erklärvideos wurden und werden sehr gut angenommen. Dafür haben wir eigene technische Redakteure, die sich ausschließlich um den Online-Content kümmern.

 

Elektroinstallateure sind stark gefordert, vor allem, wenn es um das erfolgreiche Zusammenspiel verschiedener Komponenten geht, um Interoperabilität und Konnektivität. Hardware und Software müssen zielführend zusammenarbeiten, das erfordert bei so mancher Installation ein Wissen, das tatsächlich in die Tiefe geht. Wie schätzen Sie diese Situation ein? Was kann man dabei verbessern, und zwar auf welcher Seite?

Peböck: Ich glaube, alle Seiten können dabei viel verbessern. Wir müssen natürlich unsere Hausaufgaben machen, in den letzten Jahren haben wir einen starken Trend in Richtung Sektorenkopplung gesehen, in Richtung Integration von Wärme, Mobilität, Energieflussmanagement. Das betrifft natürlich nicht nur die Hardware, sondern großteils die Software. Wir investieren dementsprechend stark in den Bereich Softwareentwicklung und fokussieren etwa auf Daten- und Netzwerkkommunikation. Insgesamt wird die Landschaft dadurch laufend komplexer und darum muss sich auch der Elektriker mit dem Produkt befassen. Dabei kommen wir ihm wiederum mit dem bereits erwähnten Trainingsprogramm und etwa den Inbetriebnahme-Videos entgegen. Das userzentrierte Design unserer Anwendungen sorgt zusätzlich dafür, dass unsere Produkte möglichst einfach in Betrieb genommen werden können, aber viele Elektriker haben ein breites Produktportfolio im Angebot und spezialisieren sich nicht. Vor allem, wenn weitere Komponenten, wie ein Speicher dazukommen, muss man wissen, welche Applikationen man braucht, benötigt man vielleicht einen Router, einen Repeater, ein Netzwerk, eine Modbus-Verbindung, eine Verkabelung? In den letzten zwei Jahren waren die Auftragsbücher voll und jetzt könnten sich Elektriker wieder vermehrt der Weiterbildung widmen. FSP profitieren dahingehend nicht nur vom gratis Trainingsprogramm, sondern werden etwa auch in unserer Tech-Support-Hotline priorisiert. Die guten Beziehungen, die wir mit unseren Fronius System Partnern pflegen, beruhen stets auf Gegenseitigkeit. Während unsere Partner von diversen Vorteilen profitieren, möchten wir auf diesem Weg sicherstellen, dass für uns wichtige Werte und die volle Qualität, etwa hinsichtlich Beratung und Service, vom Installateur dem Kunden gegenüber bestmöglich vertreten werden.

 

Es gibt Kritik zum Fronius Smart Meter, nämlich dass dieser nicht im Wechselrichter integriert ist und somit vom Elektroinstallateur im Verteiler richtig platziert werden muss, damit eine umfängliche Messung erfolgen kann. Gibt es diese Produkte mit integrierten Smart Metern tatsächlich am Markt?

Peböck: Ein Smart Meter ist dazu da, die Verbräuche im Haushalt zu visualisieren und Energiemanagement zu betreiben. Um das zu leisten, muss eine Einheit am Netzeinspeisepunkt sitzen, damit bidirektional Netzeinspeisung und -bezug gemessen werden können. Jeder Hersteller hat einen externen Energy Meter oder Smart Meter, dieser muss daher im Verteilkasten sein. Die Verbraucher müssen dazwischensitzen, weil sie sonst nicht gemessen werden können. Richtig ist: Bei einigen Mitbewerbern ist der Smart oder Energy Meter Teil des Lieferumfangs, manche bieten mehrere Kommunikationsmöglichkeiten an – wir haben zum Beispiel einen neuen Smart Meter, der über WLAN in den Wechselrichter integriert werden kann. Unsere ältere Generation der Smart Meter basierte auf einer Modbus-Leitung, einer Kabelleitung, was auch viele Vorteile bietet, aber die neue über WLAN integrierbare Lösung macht vor allem Sinn, wenn der Wechselrichter weiter entfernt ist vom Schaltkasten.

 

Noch ein weiterer Hardware-Aspekt ist uns von Seiten der Elektrotechniker zu Ohren gekommen: Es fehle bei Ihren Wechselrichtern DC-seitig an einem AFDD (Arc Fault Detection Device). Ist das korrekt? Was können sich die Kunden diesbezüglich erwarten?

Peböck: Wir haben bei den Wechselrichtern vom Modell Fronius Tauro und Fronius Symo Advanced die AFCI-Funktion (Arc Fault Circuit Interrupter – die Bezeichnung für AFDD im nordamerikanischen Raum) integriert. Beim Tauro ist es eine Option, die man so bestellen muss. Beim Symo Advanced ist sie bei allen Geräten on Bord. Beim Fronius GEN24 ist die Funktionalität mit Mitte 2024 geplant.

 

Kommen wir nun zur Usability Ihrer Software: Wird es hier Veränderungen geben? Worauf müssen sich die Nutzer einstellen?  

Peböck: Die Monitoring-Software, die Solar.web-App, wird stetig optimiert, dafür haben wir ein eigenes digitales Produktmanagement. Generell liegt sehr viel Fokus auf unserer digitalen User-Experience, etwa auch hinsichtlich unserer Planungs- und Servicesoftware für den Aftersales-Bereich. Vor allem die Interoperabilität, also das gemeinsame Energieflussmanagement, muss funktionieren, um variable Stromtarife einzubinden, um das System und den Speicher damit zu laden. In diese Richtung kommen auch neue Systeme. Die Solar.web-Desktop-Version ist die vollumfängliche Monitoring-Version für den Installateur: Hier können z.B. Stromspannungsanalysen gemacht werden, was gerade für einen Fehlerfall extrem wichtig ist. Die Solar.start-App bietet abhängig vom Nutzer (Endkunde oder Installateur) unterschiedliche User-Ebenen, um auf den Wechselrichter zuzugreifen und Einstellungen vorzunehmen. Für die Desktop-Version wird es ein Redesign geben, um sie User-freundlicher zu gestalten.

 

Wird sich hinsichtlich App auch etwas für den Elektroinstallateur verändern?

Peböck: Für die App sind im nächsten Jahr einige Updates mit starken Features geplant. Mit der Veröffentlichung der App kamen wir einer großen Nachfrage nach einem entsprechenden Produkt entgegen. Seit dem Launch widmen wir uns intensiv der laufenden Verbesserung, auch weil die Installateure jünger werden. Vor fünf oder sechs Jahren war eine App kein Thema, heute wird sie stark gewünscht und genutzt.

 

Um es abschließend zusammenzufassen: Stand heute gibt es gewisse für Elektriker stark herausfordernde und verbesserungswürdige Themen und Bereiche. Sie forcieren dafür u.a. einen Ausbau Ihrer Serviceleistungen, sowohl »face to face« als auch digital?

Peböck: Ja, absolut. Das gesamte Trainings-, Education-, Aftersales-Programm von Fronius  unterscheidet uns stark vom Wettbewerb. Wir arbeiten auch intensiv mit Umfragen bei Installateuren, um wertvolles Feedback zu erhalten.  Das FSP-Programm wird zukünftig weiter gestärkt. Es kommen neue Benefits für unsere Partner dazu, weil wir ein Wertschöpfungsnetzwerk aufbauen wollen mit Großhändlern, aber auch mit unseren Partnern – den FSPs – also mit Installateuren. Sie bekommen ein wertvolles Ausbildungs-, Aftersales- und Serviceprogramm mit digitalen Apps für Service, Austausch und Reparatur.

 

Herr Peböck, vielen Dank für das Gespräch!

 

Weitere Informationen auf: www.fronius.com/de-at

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