Im Laufe des vergangenen Jahres hat Tridonic begonnen, sich verstärkt der LED-Technologie zuzuwenden. Welche Auswirkungen auf Produktion und Vertrieb auf Grund dessen zu erwarten sind, erklärt Tridonic-CEO Dr. Alfred Felder im persönlichen Gespräch mit der i-Magazin Redaktion:
Dr. Felder, Sie sind nun seit etwas mehr als einem Jahr CEO (seit 1. 11. 2012) von Tridonic, welche ihrer Pläne haben Sie seitdem umgesetzt?
Dr. Alfred Felder: Wir haben in dieser Zeit bereits einiges bewirkt und das Unternehmen neu ausgerichtet. Zu Anfang lag der LED-Anteil am Gesamtumsatz bei rund 18%. Nun sind wir bei gut 30%. Wir arbeiten stetig daran, die LED-Technologie voran zu bringen und legen unseren Schwerpunkt klar auf LED-Lichtquellen und Konverter. Dementsprechend steht die nächste Generation unserer Produkte bereits in den Startlöchern. Umgekehrt achten wir aber auch darauf, dass unsere Produkte rückwärtskompatibel bleiben und unsere Kunden die Konverter nicht unbedingt mit jeder neuen Leistungsklasse der LED-Module austauschen müssen.
Aufgrund des rückläufigen Volumens im herkömmlichen Elektronikgeschäft mussten die Fabriken in England, Ennenda (CH), Dornbirn und Shenzhen (China) entsprechend optimiert werden. Das ist uns auch sehr gut gelungen und wir sind in Puncto Kosten auf dem richtigen Weg.
In Fürstenfeld wird mit Ende April ein Werk mit 100 Mitarbeitern geschlossen. Diese Maßnahme wird mit einem Technologiewandel begründet. Ist mit weiteren Schließungen zu rechnen?
Felder: Die Produktion von magnetischen Vorschaltgeräten ist seit Jahren stark rückläufig und stetig unrentabler geworden. Es ist schwer, Technologien von gestern und von heute gleichzeitig unter einem Dach zu vereinen. Noch dazu wird die magnetische Vorschalttechnologie mit 2017 aus Gründen der Energieeffizienz von der EU verboten. Das betrifft etwa 60% des »Magnetikmarktes«. Daher mussten wir die Entscheidung treffen, aus dieser Technologie, zugunsten der LED, auszusteigen. Von der Umstellung sind bislang zwei Werke betroffen, von denen wir jenes in Australien erfolgreich verkaufen konnten. Dieses bleibt unter einer anderen Marke, mit beinahe denselben Mitarbeitern, weiter bestehen. In Fürstenfeld war eine solche Lösung leider nicht möglich und wir müssen das Werk Ende April schließen.
Weitere Anpassungen in den Werken sind nicht auszuschließen, da die Volumen zurück gehen und die Märkte sich zunehmend diversifizieren. Es macht wenig Sinn für einen Markt, der in Asien wächst, nicht in Asien zu produzieren. Dementsprechend wird unser Werk in Shenzhen demnächst zu unserem größten Werk anwachsen.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft von Tridonic?
Felder: Sehr viele! Wir wollen natürlich weiterhin zu den Schlüssel-Spielern im Lichtkomponentengeschäft gehören. Als Unternehmen mit starker europäischer Ausrichtung müssen wir uns dem deutlich veränderten Wettbewerb stellen und uns globaler ausrichten. Im Mittleren Osten und in Asien haben wir sehr gute Fortschritte gemacht. Mit Anfang Februar haben wir den Anteil an unserer südafrikanischen Vertriebstocher von 49,99% auf 100% erhöht und diese damit von unserem bisherigen Joint-Venture-Partner Power Technologies (Pty) Ltd. übernommen. Somit können wir auch unsere Präsenz in Afrika südlich der Sahara weiter ausbauen.
Unser Standort in Jennersdorf wird sich weiter um Innovationen, wie unsere neuesten LED-Lösungen mit »Chip on board«, kümmern. Dieser Standort soll außerdem so positioniert werden, dass er in Kombination mit einem möglichen Partner auch das Volumen für Australien abdecken kann.
Laut Meinungen der Branche, hat Tridonic den Sektor LED in den letzten Jahren etwas vernachlässigt. Nun ist zwar aufgeholt worden, Tridonic hinkt aber bei der Leistung seiner LEDs (Bsp. Lumen pro Watt) der Konkurrenz hinterher. Welche Maßnahmen wurden gesetzt, um aufzuholen? Wie sieht es mit der Konkurrenzfähigkeit im Vergleich mit internationalen Unternehmen aus?
Felder: Wir sind in das Thema LED, so wie sehr viele andere Lichtunternehmen auch, spät eingestiegen. Aber ich denke, dass wir bereits einiges aufgeholt haben. Wir haben aber vor, noch schneller zu werden und dafür auch bereits neue Strukturen aufgebaut. Was die Performance unserer Produkte in Bezug zur Konkurrenz angeht, muss gesagt sein, dass sich unsere Performance-Daten immer auf die »Warmdaten« beziehen, also auf tatsächliche Anwendungsbedingungen bei Farbtemperaturen bis 4.000K bei einem CRI von 80. Viele andere Hersteller geben die »Kaltdaten« an, also Farbtemperaturen zwischen 5.000 und 6.500K bei einem CRI von nur 70. Bei diesen Werten ist der lm/W Wert natürlich höher, aber die realen Einsatzbedingungen sind nicht unbedingt berücksichtigt.
Die LED-Entwicklung ist ein sehr dynamischer Prozess, bei dem sich die Innovationen in Halbjahresschritten abspielen – in Punkto Performance brauchen wir uns aber nicht vor der Konkurrenz verstecken, da spielen wir auf Augenhöhe mit. Die Hauptherausforderung ist aber die Preisgestaltung!
Momentan haben wir eine tolle Präsenz im Markt aufgrund unserer Kundennähe und unseres Applikations-Know-hows. Wirklich honoriert wird auch unser ausgezeichneter Service, den wir in Europa aufgrund unserer regionalen Präsenz, im Gegensatz etwa zu asiatischen Herstellern, bieten können. Das ist vielen Kunden unser geringfügig höherer Preis wert.
Wie sehen die Strategien bezüglich der Zusammenarbeit mit Zumtobel in Zukunft aus?
Felder: Mit Zumtobel verbindet uns eine sehr intensive Partnerschaft, die unter dem neuen CEO Ulrich Schumacher auch noch weiter intensiviert wird. Wir haben unsere Roadmaps sozusagen bereits abgeglichen. Zumtobel hat den Freiraum, von Tridonic, aber auch von jedem anderen Konkurrenten, zu kaufen. Allerdings werden unsere Lösungen bevorzugt. Zumtobel und Thorn sind für uns natürlich die Kunden Nummer eins und genießen auch besondere Unterstützung. Natürlich müssen wir immer am Puls der Zeit bleiben, um nicht vom Markt überrollt zu werden.
Dadurch dass wir zur Zumtobel-Gruppe gehören, haben wir auch den Vorteil, quasi im Haus einen hochinnovativen Lichtlösungsanbieter zu haben. So haben wir stets Zugang zur ersten Generation von Produkten. Davon profitieren dann in weiterer Folge auch unsere Drittkunden.
Zumtobel hat angekündigt, in Zukunft auch Produkte im niedrigeren Preissegment anbieten zu wollen. Wie sehen die Pläne diesbezüglich bei Tridonic aus?
Felder: Die Qualitätsansprüche, die wir an unsere Produkte stellen, bleiben immer die gleichen. Es ist weniger die Produktqualität, sondern die Positionierung des Produktes. Dazu gibt es drei Kategorien: das Premium-, das Performance-, und das Basic-Segment. Diese unterscheiden sich nicht in der Qualität, sondern in den Eigenschaften, wie der Lebensdauer oder der Funktionalitäten, die sie beinhalten. Für Zumtobel beispielsweise, produzieren wir in erster Linie Premium- und Premium-plus-Produkte. Für den breiten Markt werden diese Produkte teilweise in abgespeckter Form angeboten.
Gibt es Pläne den österreichischen Großhandel betreffend?
Felder: Wir haben uns überlegt, wie wir unsere Artikel so weit wie möglich in den Markt bringen können. Wir haben in den letzten 10 Jahren Millionen Produkte verkauft. Nach einem Jahrzehnt fangen aber auch die besten Geräte an auszufallen. Um diese ersetzen zu können, haben wir bereits Kontakte zum Elektrogroßhandel aufgenommen, der für diese Aufgabe am besten geeignet ist. Aber auch in Bezug auf neue Produkte, kann man in diesem Zusammenhang nachdenken. Wir wollen also definitiv auch den Großhandel ansprechen!
Herr Dr. Felder, wir danken für das Gespräch!