Mit Oswald Hager verlieren die Elektrobranche und das Saarland eine ihrer herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten. Die Hager Group muss sich von ihrem Gründer und langjährigen Geschäftsführer verabschieden, der bei Mitarbeitern, Partnern und Kunden des Unternehmens hochgeschätzt war. Dr. Oswald Hager wurde 90 Jahre alt.
Oswald Hager wurde 1926 im saarländischen Ensheim geboren. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft begann er im Wintersemester 1946 sein Betriebswirtschaftsstudium an der Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt. Er schloss dieses als Diplom-Kaufmann ab und promovierte anschließend. Nach verschiedenen Berufserfahrungen in Deutschland und Frankreich gründete er 1955 zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder Hermann im damals unabhängigen Saarland die Firma Hager OHG, elektrotechnische Fabrik.
Seinen Durchbruch erlebte der Drei-Mann-Betrieb mit einem von Oswald und Hermann entwickelten Plattensystem für Stromzähler, das die Vielzahl unterschiedlicher Plattensysteme jener Tage ablöste. Im Laufe der Jahrzehnte wurde aus dem klassischen Verteilerkasten die Technikzentrale von Hager, die heute in Millionen Haushalten für sichere Energieverteilung sorgt.
Im Unternehmen kümmerte sich Oswald Hager um das Kaufmännische. Dabei stand der persönliche Kontakt zu den Kunden für ihn immer im Mittelpunkt. Unzählige Besuche, seine Überzeugungskraft, Bodenständigkeit, menschliche Nähe und auch sein Humor trugen dazu bei, die Kunden von den Produkten des Branchen-Newcomers zu überzeugen. Diese Kundennähe ist bis heute wesentlicher Teil unserer Unternehmenskultur geblieben.
Dr. Oswald Hager sorgte außerdem für die Entwicklung und Einhaltung eines typischen Hager-Stils im Design und der Kommunikation. Damit war eine hohe Wiedererkennbarkeit der Produkte und Lösungen des Unternehmens gewährleistet.
Das Erfolgsgeheimnis beschrieb Dr. Hager einmal so: „Wir haben immer auf den Markt und unsere Kunden gehört. Für sie haben wir unsere Angebote systematisch entwickelt.“ Auf diese Weise wuchs die Hager Group mit Sitz im saarländischen Blieskastel zu einem international erfolgreichen Unternehmen. 2008 übernahm Oswald Hagers Sohn Daniel den Vorstandsvorsitz.
Neben seiner Unternehmertätigkeit engagierte sich Dr. Oswald Hager wirtschafts- und gesellschaftspolitisch unter anderem im Zentralverband der Elektroindustrie (ZVEI), im Zentralverband des Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerks (ZVEH), im Präsidium des Bundesverbands der Deutschen Industrie und als Vizepräsident der IHK Saarland. Mit Zeitungsartikeln, persönlichen Briefen an Politiker und Denkschriften wie den „Geständnissen zweier Unternehmer“, die er 1977 gemeinsam mit seinem Bruder verfasste, setzte sich Oswald Hager für industriepolitische Themen ein, die ihm am Herzen lagen. „Je mehr selbständige Existenzen ein Wirtschaftssystem zulässt, desto größer ist die Chance, dass es allen besser geht, dass der Fortschritt schneller kommt, dass die Menschen freier werden, dass Arbeit und Leistung Freude machen.“
Privat war Oswald Hager ein Ankerpunkt seiner Familie. 1967 heiratete er seine Frau Ulrike Geiges, drei Jahre später wurde sein Sohn Philip geboren, 1972 sein zweiter Sohn Daniel und 1986 seine Tochter Isabel. Er hinterlässt außerdem fünf Enkelkinder. Dr. Hager war ein leidenschaftlicher Skatspieler und Golfer. Er fand dort im Kreise seiner Freunde Entspannung.
Seinen 90. Geburtstag feierte Oswald Hager am 16. November 2016 im Kreise seiner Familie. Zur offiziellen Feier am Standort Blieskastel kamen wenige Tage später zahlreiche Gäste aus dem Unternehmen, der Politik, namhaften Verbänden sowie langjährige Partner und Kunden der Hager Group. Holger Heckle, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Elektrogroßhändler stellte Dr. Oswald Hager in seiner Rede als einen außergewöhnlichen Menschen heraus. „Als vorbildlicher Unternehmer hat er sich immer erst um die Firma, die Mitarbeiter und die Kunden gekümmert. “
Wenige Wochen vor seinem Tod wurde Dr. Oswald Hager noch mit dem Saarländischen Verdienstorden ausgezeichnet. Die Ministerpräsidentin des Saarlands, Annegret Kramp-Karrenbauer, verlieh ihm den Orden „in Anerkennung und Würdigung besonderer Verdienste um das Saarland“. Tatsächlich reichen seine Verdienste weit über die Grenzen von Saar- und Deutschland hinaus. 11.650 Mitarbeiter sowie unzählige Partner, Kunden und Wegbegleiter in aller Welt verneigen sich vor der Leistung eines außergewöhnlichen Menschen.