EU baut Energiemarkt um

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Bis einschließlich 8. Oktober konsultierte die Europäische Kommission die Marktteilnehmer zum Umbau des Marktes. Die Kernaussage des Kommissionsvorschlages zeigt, dass dem neuen Energiekommissar Sefcovic bewusst ist, dass das veraltete Marktdesign in einen erneuerbaren Energiemarkt verwandelt werden muss: „Der jetzige Aufbau der Märkte geht auf eine Zeit zurück, in der große, zentrale Kraftwerke, die im Wesentlichen durch fossile Brennstoffe angetrieben wurden, vor allem die Aufgabe hatten, jeden Haushalt und jedes Unternehmen in einem begrenzten Gebiet (…) mit so viel Strom wie gewünscht zu versorgen, und in der den Verbrauchern (…) eine passive Rolle zukam. Heute sind durch die dezentralere Stromerzeugung mehr Akteure beteiligt, und die Rollen der Marktteilnehmer haben sich verändert. Der Strommarkt muss sich an diese neuen Bedingungen anpassen und alle Marktteilnehmer voll integrieren“, so die Kommission.

Größere Anstrengung notwendig
Bis 2030 hat sich die Kommission das Ziel gesteckt, 50% der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. „Damit muss die bisherige Zuwachsrate beim Ausbau der erneuerbaren Energien enorm gesteigert werden“, stellt Moidl fest und ergänzt: „Von 2000 bis 2015 hatten wir in Europa durchschnittlich 1% Zuwachs jährlich. Die nächsten 15 Jahre müssen wir diese Rate somit auf 1,5% deutlich steigern.

Probleme stecken im Detail
Leider ist für die vielen Maßnahmen keine Priorisierung erkennbar. „Für die erneuerbaren Energien ist die Reihenfolge der Implementierung der Maßnahmen von essentieller Bedeutung“, erklärt Moidl und setzt fort: „Ohne die Einführung von einheitlichen Marktbedingungen für alle Marktteilnehmer ist an die Abschaffung von Förderungen im erneuerbaren Energiebereich nicht zu denken. Auch der Einspeisevorrang erneuerbarer Energien wurde zum Schutz vor dem fossil und nuklear dominierten Strommarkt eingeführt. Dies aufzugeben würde Atom- und Kohlestrom letztendlich wieder Tür und Tor öffnen.“

Abbau des fossil-nuklearen Sockels
Zuallererst müssen fossile und nukleare Überkapazitäten abgebaut werden. Sie behindern eine freie Preisbildung an den Strombörsen und belasten die Stromnetze. Ohne eine funktionierende Internalisierung externer Kosten, etwa über einen CO2-Markt, werden die gesellschaftlichen Kosten der nuklearen und fossilen Kraftwerke nicht eingepreist. Auch müssen die hohen Kosten der Atomkraft vollständig im Strompreis abgebildet werden. „Ohne Kostenwahrheit kommt kein echter Strompreis zustande und diese Reliktkraftwerke liegen wie Felsbrocken auf der Stromautobahn“, so Moidl.

Diskussion erst am Anfang
Die Umstellung auf einen erneuerbaren, gemeinsamen Strommarkt steht erst am Anfang. „Eine ganze Reihe von Bedingungen müssen überarbeitet werden“, so Moidl. Regulatorisch ähnliche Zugangsmöglichkeiten zu den verschieden Marktgebieten sind derzeit reine Utopie.

Die Teilnahme erneuerbarer Energien zur Aufrechterhaltung der Systemstabilität ist aktuell nur limitiert möglich. Die Regelenergiemärkte sind weder grenzüberschreitend noch national sinnvoll für erneuerbare Energien zugänglich. Auch die Rolle der Netzbetreiber muss überdacht werden. „Windenergie ist heute schon bereit für einen freien Markt, allerdings muss der Markt erst frei von Verzerrungen und Subventionen für fossile und Atomenergie werden“, bemerkt Moidl abschließend.

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