Pettenbach/Wels – Von der regionalen Fachreparaturwerkstätte zum Global Player: So lässt sich die Entwicklung des oberösterreichischen Familienunternehmens Fronius beschreiben. Was im Jahr 1945 als Ein-Mann-Betrieb und einer einfachen Idee begonnen hat, ist heute aus der Industrie nicht mehr wegzudenken. 2020 steht nun im Zeichen von »75 Jahre Fronius«.
Am 20. Juni 1945 unterzeichnet Firmengründer Günter Fronius folgende Bekanntmachung: „Im Hause der Gastwirtschaft »Rankleiten« habe ich eine Fachreparaturwerkstätte für Radio- und Elektrotechnik eingerichtet. Reparaturen von Geräten werden von mir jederzeit übernommen und in und außer Hause durchgeführt. Ich bitte die geehrten Kunden sich mit vollem Vertrauen an mich zu wenden.“
Es war der Startschuss einer Erfolgsgeschichte, die bis heute Bestand hat und aktuell in dritter Generation weitererzählt wird. Ausgangspunkt war die Gemeinde Pettenbach, wo sich immer noch der Firmensitz von Fronius befindet. Hier lebte und arbeitete Günter Fronius, nachdem er eine alte Militärbaracke im Austausch für Reparaturarbeiten bekam. Zur damaligen Zeit war das Laden von
Autobatterien keine Selbstverständlichkeit – ein Umstand, den er so nicht akzeptieren wollte. Der gelernte Elektrotechniker entwickelte eine Lösung, damit die Batterien länger verwendet werden können. „Das hat sich in der Gegend herumgesprochen und von da an war ich ausgelastet“, erinnerte sich der 2015 in hohem Alter verstorbene Unternehmensgründer in einem Video. „Was wir sind und wofür wir stehen, fußt somit auf einem nachhaltigen Gedanken meines Großvaters“, sagt Fronius-Geschäftsführerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, die die Geschicke des oberösterreichischen
Familienunternehmens seit 2012 leitet.
Schweißrevolution, Internationalisierung und Sonnenstrom
1950 erweiterte Günter Fronius das damalige Produktportfolio um Schweißtransformatoren. Auf dieser technologischen Basis wuchs Fronius in den folgenden Jahrzehnten zu einem stattlichen
mittelständischen Unternehmen heran, das der Elektrotechniker 1980 an seine Kinder Brigitte Strauß und Klaus Fronius übergab. Diese leiteten einen Wachstums- und Internationalisierungskurs ein, der zur Gründung von Tochtergesellschaften in aller Welt führte. 1992 wurde zudem beschlossen, auf das Zukunftsthema Sonnenenergie zu setzen.
„Wir wurden in diesem Zusammenhang sehr lange für Träumer gehalten und belächelt“, betont Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß immer wieder gerne. „Das hat sich stark geändert – nicht zuletzt aufgrund der brandaktuellen Klimaschutzpolitik. Was früher als alternativ galt, ist längst in sämtlichen Lebensbereichen angekommen, weshalb die Business Unit Solar Energy nun schon die Hälfte unserer gesamten Geschäftstätigkeiten ausmacht.“
Drei Business Units – eine Mission
Als Fachreparaturwerkstätte für Radio- und Elektrotechnik gestartet, hat Fronius heute drei Standbeine: Schweißtechnik, Photovoltaik und Batterieladetechnik. Darüber hinaus forscht das
Unternehmen stets an modernsten Technologien, aus denen sich teils neue Geschäftsideen ableiten lassen. So unterschiedlich diese Gebiete auf den ersten Blick erscheinen mögen, so klar ist die seit 75 Jahren definierte Mission, die von mehr als 4.760 Fachkräften in 28 Ländern verfolgt wird: Elektrizität als Kraftstoff der Zukunft zu erforschen und zu kontrollieren. Stark vereinfacht erklärt: Fronius wandelt mit seinen Produkten Sonnenenergie in Wechselstrom um, führt batteriebetriebenen Intralogistikfahrzeugen neue Energie zu und nutzt Strom für revolutionäre Schweißprozesse. Der Grundgedanke ist dabei gleichgeblieben, doch die Zeit hat für grundlegende Veränderungen gesorgt. Fronius ist kein reiner Produktionsbetrieb mehr, sondern längst als Hightechunternehmen anerkannt. Sämtliche Produkte basieren auf hochkomplexen Softwarelösungen, Datenmanagementsysteme und Apps sorgen für benutzerfreundliche Lösungen.
Innovationscharakter – damals, jetzt und in Zukunft
Diese Form der Innovationskultur zieht sich wie ein roter Faden durch die 75-jährige Geschichte und hat dem Unternehmen unzählige Preise und Awards eingebracht. Das weltweit leichteste tragbare – und seit einigen Jahren wahlweise mit Lithium-Ionen-Akku ausgestattete – Elektroden-Handschweißgerät, Österreichs erste grüne Wasserstoff-Betankungsanlage oder der sogenannte Cold Metal Transfer, also das thermische Fügen von Stahl und Aluminium, sind nur einige Beispiele, die Fronius besonders machen. Insgesamt hält man bei 1.253 erteilten Patenten und ist somit einer der Innovationsführer am Weltmarkt.
So lässt sich auch das aktuell sehr starke Wachstum des Unternehmens erklären. Zahlreiche Standorte werden umgebaut, regelmäßig neue Märkte auf der ganzen Welt erschlossen – was nicht zuletzt ein Plus an Mitarbeitern bedeutet. Weltweit hat Fronius über 4.700 Angestellte. „Wir suchen international gute Leute – sei es im Bereich der Fertigung, der Softwareentwicklung oder der Elektro- und Metalltechnik, sei es als ausgelernte Fachkraft, als Lehrling oder als Hochschulabsolvent“, erklärt Engelbrechtsmüller-Strauß. Grundvoraussetzung ist vor allem eines: die Offenheit für Neues. Denn wie sagte einst schon Firmengründer Günter Fronius: „Man muss etwas gelernt haben. Man muss etwas können, etwas wissen. Und man muss etwas wollen. Dann wird man im Leben etwas erreichen.“
Quelle: APA