Im Bereich der Gebäude-Automation soll der Informationsaustausch zur Höhe des Energieangebots sowie des -verbrauchs künftig einheitlich über das offene Vernetzungskonzept EEBus laufen. Die Kommunikation erfolgt sowohl zwischen den technischen Verbrauchsgeräten als auch mit der Energiewirtschaft. Die marktführenden Unternehmen der Gebäude-Automation Busch-Jaeger, Gira und Jung, haben dies zum Start der Messe Light+Building mitgeteilt. Parallel überlegen auch Unternehmen aus anderen Branchen, auf den EEBus zu setzen. „Damit leisten wir unseren Beitrag zum Gelingen der Energiewende“, erläutert Dirk Giersiepen, geschäftsführender Gesellschafter von Gira: „Nur mit einer einheitlichen Schnittstellen-Technologie können wir das große Energieeffizienz-Potential gemeinsam erschließen.“ Das sei den beteiligten Unternehmen trotz aller Konkurrenz untereinander klar. So habe man sich vor einiger Zeit zu der intensiven, gemeinsamen Prüfung der möglichen Technologien entschlossen.
Unregelmäßige Stromerzeugung aus Wind und Sonne
Etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen auf den Gebäudebestand, beispielsweise die Beleuchtung, das Heizen sowie dort laufende elektrische Geräte. Daraus ergibt sich ein erhebliches Einspar- und Lastverschiebungspotential. „Ohne unsere jetzige Einigung auf ein gemeinsames Vernetzungskonzept auf Grundlage des EEBus, das zudem Vorbild für ganz Europa sein sollte, sind die Klimaziele der EU nicht erreichbar“, erklärt Adalbert Neumann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Busch-Jaeger. Europaweit sollen der Energieverbrauch sowie die Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um 20 Prozent gesenkt werden, der Anteil erneuerbarer Energien im gleichen Zeitraum auf 20 Prozent und anschließend noch weiter steigen. Deutschland möchte diese Ziele sogar noch übertreffen.
Angesichts dieser deutlichen Veränderungen muss der Energieverbrauch künftig viel besser auf die jeweils verfügbare Energiemenge abgestimmt werden. Schließlich ist nur schwierig voraussehbar und damit planbar, wie stark der Wind weht oder die Sonne scheint. „Deshalb muss es möglich sein, dass kurzfristig an alle Verbrauchsstellen kommuniziert werden kann, ob im Netz gerade ausreichend Energie verfügbar oder diese gerade knapp ist. Die zeitliche und mengenmäßige Steuerung des Energieverbrauchs erfolgt beispielsweise über Preisänderungen“, erklärt Neumann: „Die Unternehmen der Gebäudewirtschaft können mit einem einheitlichen Vernetzungskonzept erheblich zu dieser dringend notwendigen Lastverschiebung beitragen.“ Die zu einem großen Teil in den Gebäuden bereits existierende Automatisierung könne dafür gezielt genutzt werden.
Entwicklung wurde durch deutsche Bundesministerien gefördert
Nach der intensiven Prüfung mehrerer in Frage kommenden Technologien haben sich die Unternehmen jetzt für das Vernetzungskonzept EEBus entschieden. Dieses ermöglicht eine umfassende Kommunikation zwischen Geräten, und zwar unabhängig davon, um welche technischen Geräte und welche Herstellers es sich handelt.
Entwickelt wurde dieses System von dem Kölner Smart Energy Spezialisten Kellendonk Elektronik, im Rahmen des von den Bundesministerien für Wirtschaft (BMWi) und Umwelt (BMU) geförderten nationalen E-Energy-Projektes. Das EEBus-Konzept baut auf bestehenden Technologien auf und bietet eine vereinheitlichende Plattform für bereits vorhandene Insellösungen. EEBus beruht zudem auf Standards im In- und Ausland. Durch das hohe Engagement von Peter Kellendonk wird eine internationale Normung angestrebt.
Unabhängig von Gerätetypen, Energieversorgung oder Konzepten der Gebäude-Automation gewährleistet EEBus den problemlosen Informationsaustausch sowohl zwischen den einzelnen technischen Verbrauchsgeräten als auch zwischen der Energiewirtschaft und deren Großkunden. Durch die hiermit verbundene, neutrale Anwendungsplattform erhofft sich die Branche auch Enabler für neue Markt- und Business-Modelle zu werden. „Durch unsere Festlegung auf ein einheitliches Vernetzungskonzept haben die Teilnehmer rund um die Gebäude-Automation nun die Gewissheit, dass ihre Systeme an die zukünftigen Anforderungen angepasst werden können. Hinzu kommt jetzt die nötige Sicherheit für verstärkte Investitionen in Produktion und Forschung im Bereich Energiemanagement“, nennt Harald Jung, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Jung, weitere Vorteile der aktuellen Übereinkunft. Das, ermögliche auch dem Handwerk den Zugang zu einem völlig neuen Betätigungsbereich. „Die Fachleute vor Ort können ihren Kunden helfen, durch die Vernetzung nicht nur höheren Wohnkomfort zu genießen oder Arbeitsabläufe zu erleichtern, sondern auch bewusster und ökologischer mit Energie umzugehen“, ergänzt Adalbert Neumann.