Das Interview mit der Führungsetage von GFT:

„Gemeinsam mehr erreichen“

von Sandra Eisner
Foto: © GFT Gemeinschaft Fernmelde-Technik eG

Alleine ist man stark – gemeinsam unschlagbar: Mit einem renommierten Partner an der Hand können sich nun auch für österreichische Elektrounternehmen neue Wege eröffnen. Die GFT Austria macht’s möglich und bietet ihren Mitgliedern klare Mehrwerte. Welche davon für Sie relevant sein könnten, erfragten wir direkt bei der Quelle.

Interview: Thomas Graf-Zoufal
Text: Mag. Sandra Eisner

Mann in Anzug und roter Krawatte vor schwarzem Hintergrund

Unser Konzept ist etwas, das den Unternehmern erläutert werden will, um das Vertrauen zu gewinnen und zu verdeutlichen, worin die Vorteile liegen. Das ist nicht mit ein paar Schlagworten realisierbar, zudem setzen wir auf langfristige Bindungen“, so Rudolf H. Saken, Vorstand GFT Gemeinschaft Fernmelde-Technik eG. (Bild: GFT Gemeinschaft Fernmelde-Technik eG)

Die deutsche GFT ist ein genossenschaftlicher Einkaufsverbund von mittelständischen Unternehmen der Branchen Informationstechnik und Telekommunikation, Sicherheits-, Medien- und Netzwerktechnik. Von den zahlreichen Wettbewerbsvorteilen der Gemeinschaft können in naher Zukunft auch Mitglieder in Österreich profitieren: Faire AGBs mit zahlreichen Herstellern und Großhändlern, Sofortrabatte, Bonifikationen sowie Warenrückvergütung – ermöglicht durch die Zentralfakturierung – schaffen einen effizienten und gewinnbringenden Einkaufsprozess. Rudolf H. Saken, Vorstand der GFT Gemeinschaft Fernmelde-Technik eG, und Günter Rappan, Geschäftsführer der GFT Austria GmbH, erläutern im Gespräch mit dem i-Magazin, welche Services neben der gemeinsamen Einkaufsbündelung und der Zentralfakturierung angeboten werden, und wie der Start der GFT in Österreich vonstatten gehen soll.

 

 

Herr Saken, von welchen Vorteilen profitieren die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft?

 

Rudolf H. Saken: Wir organisieren für unsere Mitglieder über Rahmenverträge einerseits einen materiellen Vorteil, andererseits jedoch auch die Bedingungen, die heute im Rahmen von Lieferantenverträgen eine wesentliche Fragestellung darstellen. Wir versuchen zu optimieren. Das ist uns möglich, weil wir in der Branche ein gewisses Nachfragevolumen gegenüber der Industrie repräsentieren. So können wir leichter erreichen, dass AGBs etc. angepasst werden, als dies für ein Einzelunternehmen möglich wäre. In Summe sind es viele Vorteile, die in ihrer Symbiose unseren Mitgliedern dienen. Dies ist unsere Mission, die wir seit mittlerweile knapp 50 Jahren verfolgen und leben.

 

Was hat ein Unternehmen konkret davon, wenn es eine Partnerschaft eingeht? Geht es rein darum, den Beschaffungsvorgang zu vereinfachen?

Saken: Da ein Mitgliedsunternehmen 80–90 % seiner Waren direkt an einer Stelle beschaffen kann, bieten sich administrative und abwicklungstechnische Vorteile. Das Wissen, dass man den bestmöglichen Preis bekommt sowie am Ende des Jahres eine entsprechende Rückvergütung (aufgrund des genossenschaftlichen Modells), ist zum einen sehr zweckdienlich. Zum anderen sind unsere Mitglieder, wenn sie über uns bei neuen Lieferanten bestellen, akzeptierte Vertragspartner, die sich nicht erst über formale Zulassungsbedingungen einbringen müssen – all das ist ja bereits geklärt und über uns abgedeckt, denn die GFT ist Rechnungsempfänger bzw. Kunde der Industrie. Durch diesen erheblichen administrativen Vorteil können auf Mitgliederseite im kaufmännischen Bereich Kosten gespart werden. Außerdem sind die Unternehmen Teil eines Netzwerks, man kann sich mit Kollegen austauschen und Erfahrungswerte besprechen. Wir bieten auch zahlreiche ergänzende Dienstleistungen, wie Unternehmens-, Steuer- und Rechtsberatung, Einsparungspotentiale durch Rahmenverträge (PKW, Strom, Gas etc.), innovative Weiterbildungsformate (eLearning), Bank- und Finanzdienstleistungen mit System, Versicherungsservices – dieses umfassende Full-Service-Portfolio organisiert die GFT für ihre Mitglieder.

 

Worin liegt der Unterschied zum Großhandel?

Saken: Durch das genossenschaftliche Modell sind die Mitglieder unsere Gesellschafter, das heißt, der Ertrag, den wir erwirtschaften, fließt unseren Mitgliedern natürlich wieder zu – was in der Distribution nicht der Fall ist. Außerdem regeln wir AGBs im Sinne der Mitgliedsunternehmen, was eine ganz andere Ausrichtung darstellt. Im Prinzip sind wir für unsere Mitglieder wie die Einkaufsabteilung in einem Konzern.

 

Angesichts der sich mitunter täglich ändernden Preise – wie gehen Sie vor, um den Unternehmen den tagesaktuellen Bestpreis zu ermöglichen?

Saken: Bei Tagespreisen handelt es sich im IT-Bereich um Währungsdifferenzen, hinter denen bspw. Dollar-/Euro-Umwandlungen stecken. Die entsprechenden Informationen werden von der Artikeldatenpflege jede Nacht aktualisiert. Wir holen diese Daten von den wesentlichen Großhändlern, den Distributoren, die bei uns Lieferanten sind, ein und stellen sie in einem bestimmten Format auch dem Warenwirtschaftssystem der Mitgliedsunternehmen zur Verfügung. Das bedeutet, dass im Bestellprozess die letzten und genauesten Informationen, die eine Rolle spielen, vorhanden sind. Dieser IT-Vorgang läuft automatisiert ab, jede Nacht werden mehrere Millionen Artikeldaten eingeholt.

 

Das Unternehmen feiert 2022 sein 50-jähriges Bestehen. Warum hat es Jahrzehnte gedauert, bis sich die GFT nun dem österreichischen Markt zuwendet?

Mann mit Brille und Anzug vor grauem Hintergrund

Die GFT ist darauf fokussiert – natürlich im Sinne ihrer Mitglieder – faire Verträge zu erstellen, die ausgewogen sind und vor allem langfristige Partnerschaften ermöglichen“, so Günter Rappan, Geschäftsführer der GFT Austria GmbH. (Bild: GFT Gemeinschaft Fernmelde-Technik eG)

Saken: Der österreichische Markt ist zum Teil feingliedriger und dezidierter als der deutsche. In Deutschland sind wir über die letzten Jahre hinweg zu einer Größe gewachsen, die es uns ermöglicht, unsere Leistungen auch in neuen Märkten anzubieten. Der Entschluss ist gefallen, dass wir uns in den europäischen Ländern, wo ähnlich strukturierte Marktsituationen zu der in Deutschland vorhanden sind, Schritt für Schritt aufstellen. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, doch wir sind jetzt von der Aufstellung so weit fortgeschritten, dass wir diesen Kraftakt auf uns nehmen.

 

Welche Aufgabe fällt Günter Rappan in Österreich zu?

Saken: Wir wollen den Markt für uns aufbauen, Mitglieder akquirieren und letztendlich auch unser vorhandenes Lieferantenportfolio so weit organisieren, dass die Leistungen für Mitgliedsunternehmen in Österreich genauso reibungslos in Anspruch genommen werden können. Dies zu koordinieren, zu begleiten, Ansprechpartner zu sein, ist Aufgabe von Herrn Rappan und natürlich die Akquisition von Mitgliedsunternehmen in Österreich.

Günter Rappan: Wir wollen mit den österreichischen Mitgliedern primär darauf aufsetzen, was die GFT in Deutschland bereits erreicht hat. Die österreichischen Mitglieder werden Teil der deutschen Genossenschaft und profitieren von den Lieferantenverträgen und Partnerschaften, die es bereits gibt. Natürlich wird es jedoch auch auf der Lieferantenseite Anpassungen für den österreichischen Markt geben.

Wie sollen potenzielle Lieferanten und Elektrotechnikunternehmen bei Interesse an einer Mitgliedschaft vorgehen?
Saken: Bekunden Lieferanten ihr Interesse an einer Partnerschaft, so werden wir mit ihnen ins Gespräch treten, um die notwendigen Konditionen zu verhandeln und abzustimmen. Wir sind mit unseren aktuellen Lieferanten in intensivem Austausch und eine Vielzahl möchte mit uns auch am österreichischen Markt agieren. Hier wird in den nächsten Wochen und Monaten ein Ausbau stattfinden, sodass wir den potenziellen Mitgliedern Mitte des Jahres ein angemessenes Portfolio anbieten können.

Rappan: Die GFT ist darauf fokussiert – natürlich im Sinne ihrer Mitglieder – faire Verträge zu erstellen, die ausgewogen sind und vor allem langfristige Partnerschaften ermöglichen. Lieferanten, die wir neu in Österreich aufnehmen, haben die Möglichkeit, unsere Mitglieder in Deutschland zu beliefern. Das kann eine interessante Perspektive für diejenigen darstellen, die im deutschen Markt noch nicht vertreten sind.

Mit den Elektrotechnikern, die an einer Mitgliedschaft bei uns interessiert sind, findet ein Beratungsgespräch statt, um zu eruieren, wo der Bedarf liegt, in welchen Segmenten ihr Einkaufsvolumen vorhanden ist und um schließlich abzuklären, ob die Lieferantenstruktur der GFT, die Dienstleistungen und Prozesse, die wir abbilden, zu den jeweiligen Unternehmen passen. Vor der Mitgliedsaufnahme wird im Vorstand der GFT schlussendlich die Entscheidung gefällt und nach der erfolgten Genehmigung werden die entsprechenden Prozesse eingeleitet, Verträge unterschrieben etc.

Mann mit Brille und schwarzenPolo-Shirt an Wand gelehnt.

Lieferanten, die wir neu in Österreich aufnehmen, haben die Möglichkeit, unsere Mitglieder in Deutschland zu beliefern. Das kann eine interessante Perspektive für diejenigen darstellen, die im deutschen Markt noch nicht vertreten sind.“ (Bild: GFT Gemeinschaft Fernmelde-Technik eG)

 

 

Welche Produkte und Produktgruppen deckt die GFT ab?

Rappan: Der Einkaufsverbund entstammt ursprünglich dem Bereich der Informationstechnik und Telekommunikation, ist jedoch auch sehr stark im Segment der Sicherheitstechnik gewachsen. Diese beiden großen Themen sind auf der Lieferantenseite sehr gut abgedeckt, sowohl mit direkten Herstellerverträgen, als auch mit starken Distributoren, die diese Bereiche unterstützen. Ein Elektrotechnikunternehmen, das in diesen zwei Branchen tätig ist, findet auf jeden Fall eine gute Heimat bei der GFT. Da die Systeme in der Telekommunikation und Sicherheitstechnik durch die Vernetzung immer mehr in die Netzwerktechnik eintauchen, deckt unser Portfolio an Lieferanten auch diesen Bereich ab, sodass ein Errichter das komplette Gewerk zur Verfügung hat.

Saken: Wir decken in der Produktgruppe einmal die passive Netzwerktechnik (Kabelmaterial, Schaltschränke usw.) ab, sowie die aktive Netzwerktechnik (Switche und Infrastrukturthematiken, die für ein funktionelles Netzwerk notwendig sind). Das wird auch von unseren Mitgliedsunternehmen im TK-Bereich und in der Sicherheitstechnik immer mehr angenommen und ist auch nötig, weil die technologische Entwicklung letztendlich ganz klar auf dem TCP/IP-Netzwerk aufsetzt.

 

Wie viele Mitglieder sollen in Österreich bis zum Ende dieses Jahres akquiriert sein?

Saken: In Relation der Größenordnungen des deutschen und österreichischen Marktes kann man eine Hausnummer definieren. Konkret bedeutet dies, dass wir mittelfristig zehn bis 20 neue Mitglieder gewinnen möchten. Wie sich der Zeitstrahl gestaltet, wird man sehen. Unser Konzept ist etwas, das den Unternehmern erläutert werden will, um das Vertrauen zu gewinnen und zu verdeutlichen, worin die Vorteile liegen. Das ist nicht mit ein paar Schlagworten realisierbar, zudem setzen wir auf langfristige Bindungen. Als Mitglied dieser Genossenschaft wird man Gesellschafter und dazu braucht es auch den persönlichen Kontakt. Das ist in dieser Zeit ein bisschen kompliziert, von daher ist eine stringente Durchplanung schwierig, aber wir haben den Atem dazu, den Aufbau in den nächsten Jahren sinnvoll zu gestalten.

 

Wie kommunizieren Sie in Pandemie-Zeiten mit den Menschen?

Saken: Neben den üblichen Kommunikationsmitteln sind wir im Moment u. a. damit beschäftigt, die Infrastruktur aufzubauen. Das Büro von Herrn Rappan in Wien wurde eröffnet und wir sind dabei, mit den Lieferanten die jeweiligen Verfahren festzustellen, zu diskutieren und abzustimmen, damit ein reibungsloser Ablauf gewährleistet ist. Wann Herr Rappan im Rahmen der Pandemie-Situation Besuche machen kann, wird sich noch zeigen. Natürlich gibt es Anfragen und Herr Rappan kennt auch eine Vielzahl an interessanten Unternehmen, die im Vorfeld über Telekommunikationsmittel angesprochen werden können.

 

Herr Saken, Herr Rappan – vielen Dank für das Gespräch!

 

Weitere Informationen auf:

www.gft-eg.at

 

Alle Bilder: GFT Gemeinschaft Fernmelde-Technik eG

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