Die Gewerberechtsreform – oder auch gerne »Gewerbeordnung-Neu« genannt – brachte eine ganze Menge an Neuheiten. Mit Teilen der Ergebnisse ist die Bundesinnung der Elektrotechniker ganz und gar nicht einverstanden – unter anderem mit der nun auf 15 % festgesetzten und von der Wirtschaftskammer allseits propagierten Nebenrechtsregelung. Das will man so nicht auf sich beruhen lassen und wappnet sich bereits für Nachverhandlungen.
Der Unmut in Gottfried Rotters Ausführungen über die »Gewerbeordnung-Neu« im Rahmen der BIAS in Bad Leonfelden war deutlich erkennbar. Der e-Marken-Boss brachte die FAQ der rechtspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer zur Sprache, in denen nachzulesen ist, welche Auswirkungen vor allem das Nebenrecht auf die verschiedenen Branchen hat: „Während KFZ-Händler im Rahmen ihrer Tätigkeit weiterhin keine Versicherungspolizze verkaufen dürfen, ist es einem Heizungsinstallateur im Zuge der 15 % Nebenrechtsregelung aber sehr wohl möglich, bei einem Auftragswert einer Heizungsinstallation in der Höhe von 30.000 Euro einen Elektroverteiler um 4.500 Euro unter Einhaltung bestimmter Bedingungen – so muss der Installateur einen ausgebildeten Elektrotechniker beschäftigen – umzubauen. Von den Möglichkeiten eines Baumeisters einmal ganz abgesehen – so bringt man das Elektrogewerbe um“, interpretiert Rotter die Antworten der Kammer. „Der Verteiler ist noch dazu ein klares Kerngebiet der Elektrotechniker“, ist auch BIM Gerald Prinz ob der Ergebnisse der Gewerbereform verärgert. Ein zwischenzeitliches Aufatmen war zu erkennen, als ein weiteres Kerngebiet zur Sprache kam: „Das Prüfen einer elektrotechnischen Anlage kann allerdings keinesfalls ein Nebenrecht sein – das sehen auch die Amtssachverständigen so“, bekommen wir aus den Reihen der Verantwortlichen schließlich zu hören.
BIM Gerald Prinz gab sich auch im Anschluss an die Diskussion zur Gewerbeordnung betont kämpferisch – er ist für eine österreichweite Vereinheitlichung der OIB-Richtlinie: „Es kann nicht sein, dass im Burgenland das elektrische Heizen gefördert und in Vorarlberg verboten wird. Und zwischen Bregenz und Eisenstadt tun alle, wie sie wollen.“ Die Bundes- und die Landesinnungen wollen nun in persönlichen Gesprächen die zuständigen Landesräte über die Sinnhaftigkeit der Elektroheizung informieren. Druck will man auch über die e-Marke machen: „Jede Landesinnung hat die Möglichkeit, ein Infoblatt, das von der e-Marke zur Verfügung gestellt wird, den österreichweit erscheinenden Bezirkszeitungen um 500 Euro beizulegen und damit jeweils 5.000 Haushalte zu erreichen. Es steht dabei jedem Elektriker frei, die Kampagne auch selbst zu starten“, geht e-Marken-Boss Mag. Gottfried Rotter ins Detail. Damit will die Innung den Konsumenten die Vorteile von elektrischen Heizsystemen, Fußbodenheizungen und Warmwasseraufbereitung im Zuge der kommenden Einführung von unterschiedlichen Stromtarifen im Rahmen der Smart-Meter-Umstellung vor Augen führen.
Yes, we can! Wozu mit anderen Verbänden kooperieren, wenn man intern die richtigen Leute dazu hat, die Themen ohnehin aus den eigenen Reihen kommen und sie damit im Sinne der Innungsmitglieder auch politisch gesehen optimal vertreten kann? Gesagt, getan! Doch anstatt dem »Kammer-Klischee« zu genügen und altgediente Funktionäre zu nominieren, setzt die Bundesinnung der Elektrotechniker auf Expertenwissen und auf den Faktor »Jugend«: DI Daniel Nauschnegg ist das neue Gesicht des Arbeitsausschusses »Erneuerbare Energie«. Er soll mit seinem jugendlichen Elan dem Arbeitsausschuss neuen Schwung verleihen. Nauschnegg, der die Möglichkeit hat, sich im eigenen Betrieb freizuspielen, wird in absehbarer Zeit den langjährigen Leiter des Arbeitsausschusses und ehemaligen BIM Joe Witke in seiner Funktion ablösen und soll darüber hinaus auch die Nachfolge von Ernst Konrad als LIM der Steiermark antreten.
Apropos Witke – in seiner nach wie vor unnachahmlichen Art präsentierte er aus seinem Arbeitskreis Entwicklungen, die der gesamten Branche zugutekommen sollen: „Es gibt eine Arbeit der TU Graz über die Effekte der Elektroheizung im Vergleich zu den anderen Heiztechnologien. Und wie kann es anders sein“, lässt Witke seinen Hohn durchklingen „steht die Wärmepumpe ganz oben auf. Aber bereits an zweiter Stelle rangiert die Elektroheizung. Mit dem Ergebnis wollen wir den verantwortlichen Stellen in der Politik und in den Behörden vor Augen halten, dass die Elektroheizung definitiv eine moderne Art des Heizens sein kann.“ Auch in Sachen Warmwasseraufbereitung punktet die elektrische Variante: „Das Fazit der Arbeit der TU-Graz lautet auch hier: möglichst dezentral und elektrisch! Vor allem mit den Stromtarif-Varianten, die es bald geben wird, lässt sich auf diese Art auch Energie speichern. Den EVU wiederum erwächst daraus die Möglichkeit, über Regellasten zu verfügen, auf die sie Zugriff haben können“, deutete Witke ein neues Geschäftsmodell der EVU an. Kritische Stimmen kommen laut Witke aus den Kreisen der Industriegespräche über das Energieeffizienzgesetz. Es sei zahnlos und die Maßnahmen, die von Seiten der EVU getroffen werden müssen, machen ein Erreichen der Ziele für 2050 unrealistisch, so Witke. Die Teilnehmer der Industriegespräche fordern daher einerseits die Einführung von CO2-Strafen und andererseits den Staat Österreich auf, den Abschreibungszeitraum für Investitionen in vernünftige Bahnen zu lenken.
Christian Bräuer, als Leiter des Arbeitsausschusses Technik und Normen, berichtete von dem nun endgültig unterzeichneten Vertrag mit den Rauchfangkehrern. Sie sollen sich künftig bei ihren Terminen in den Haushalten Österreichs den elektrotechnischen Prüfbefund, der nicht älter als zehn Jahre sein darf, aushändigen lassen. Mit Hilfe einer Checkliste, die der Rauchfangkehrer bei seinem Besuch abzuarbeiten hat, sollen unter anderem die Blitzschutzanlage, das Vorhandensein eines 30 mA-FI-Schutzschalters und die sichtbare Anlage auf Brandspuren überprüft werden. Der Arbeitsausschuss der Alarmanlagen, der sich unter der Leitung von Egon Maurer »neu gefunden« hat, richtete nun sein Visier anders ein, um die schwarzen Schafe aufs Korn zu nehmen. So hatte die Branche in den letzten Wochen mit Angeboten von »Wunderkastln« zu tun, die nicht den heimischen Normen und Richtlinien entsprechen – die Stellungnahme seitens der BI ließ nicht lange auf sich warten. Während die Beschaller unter der Leitung von Alexander Kränkl und die Blitz- und Überspannungsschutztechniker von Andreas Iser mit einem Imagevideo auf ihre Berufsgruppe aufmerksam machen, standen für Martin Karall und seine Kommunikationselektroniker die DVB T-Umstellung, die Roadshow durch Österreich, das Onlineportal und die HD-Kampagne im Zentrum der 2017er-Aktivitäten. Gottfried Rotter als Leiter des AA EDS freute sich über das Flatrate-Modell, das er mit den Landesinnungen von Burgenland, Tirol, Wien und Salzburg vereinbart hat und präsentierte den Teilnehmern der BIAS noch einmal die Brandbreite an Servicetools, die die e-Marke seinen Mitgliedern anbietet (siehe Seite 28, 29 der aktuellen i-Magazin-Ausgabe). Zum Abschluss der BIAS war es schließlich an den Innungsmeistern, die Aktivitäten und Leistungen ihrer Landesorganisationen zu präsentieren – und davon gab es einmal mehr eine Menge.