Seit 30. Jänner 2006 ist die ÖVE/ÖNORM E 8001-1/A2 [3] in der Elektrotechnikverordnung (ETV) als verbindlich erklärt. Laut dieser Norm sind in jeder elektrischen Verbraucheranlage (Einspeisung E-Verteiler) Überspannungsschutzgeräte der Type 2 (C-Ableiter) zu installieren. Bei Gebäuden mit äußeren Blitzschutzanlagen kommt seit Juli 2010 (ETV) die ÖVE/ÖNORM EN 62305–3 [2] zur Anwendung. Laut dieser Norm müssen bei allen elektrischen Energie- und Datenleitungen, die in ein Gebäude führen, gefährliche Funkenbildungen verhindert werden. Eine Möglichkeit, Funkenbildung zu verhindern, ist die Beschaltung von elektrisch aktiven Leitern mit Blitzstromableitern der Type 1 (B-Ableiter)
Grundsätzlich macht entsprechend VdS-Richtlinien zur Schadensverhütung [1], Blitz- und Überspannungsschutz überall dort Sinn, wo es notwendig ist die Funktionsfähigkeit von Anlagen nachhaltig zu gewährleisten, somit die Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen, Datenverlust zu vermeiden und letztlich auch den Brandschutz zu unterstützen.
[1] Als wichtige und schützenswerte Anlagen – sowohl im industriellen als auch im privaten Umfeld – gelten:
• die Stromversorgung
• die Telekommunikations- und Netzwerktechnik
• die Sende- und Empfangsanlagen
Je nach Einsatzgebiet lässt sich diese Liste noch um weitere Bereiche erweitern. Mit Hilfe des Schutzkreises (siehe Bild) lassen sich die schützenswerten Leitungen einer Anlage auf einfache Weise identifizieren.
Schutz der Haupt- und Unterverteilungen
Der Schutz der Haupt- und Unterverteilung ist im industriellen Umfeld ebenso wichtig wie im Eigenheim. Ohne ausreichend leistungsstarke Schutzgeräte direkt am Gebäudeeintritt kann kein wirkungsvolles Schutzkonzept umgesetzt werden. Die wichtigste Frage an dieser Stelle lautet: Handelt es sich um ein Gebäude mit oder ohne äußeren Blitzschutz?
Bei Gebäuden mit äußerem Blitzschutz können bei einem direkten Blitzeinschlag hohe Blitzenergien in das zu schützende Gebäude eingekoppelt werden. Hier ist ein Blitzableiter Typ 1 laut ÖVE/ÖNORM EN 62305 [2] vorgeschrieben. In der Regel werden in der Industrie leistungsstarke Ableiter auf Funkenstreckenbasis gewählt, welche direkt hinter dem Hausanschlusskasten eingebaut werden.
Wurde das Gebäude ohne äußeren Blitzschutz errichtet, reicht in den meisten Fällen ein Überspannungsschutz-Ableiter Typ 2 aus. Diese varistorbasierten Ableiter werden im Verteilerkasten direkt nach dem Zähler installiert. Als praxisgerechte Alternative im privaten Bereich haben sich varistorbasierte Typ 1-/Typ 2-Ableiter erwiesen. Obwohl diese nicht an die Leistungsstärke klassischer Typ 1-Funkenstrecken-Ableiter heranreichen, liegt die Leistungsstärke dennoch oberhalb der Typ 2-Ableiter. Auch Blitzeinschläge in unmittelbarer Nähe werden durch diese Geräte sicher beherrscht.
Wenn die Haupteinspeisung sicher geschützt ist, müssen zunächst die nachfolgenden Unterverteilungen in Betracht gezogen werden. Besonders bei weit ausgedehnten Installationen – sowohl im industriellen als auch im privaten Bereich – müssen weitere Ableiter vom Typ 2 installiert werden. Nicht selten passiert es, dass leistungsstarke Blitzimpulse durch schlecht gewählte Leitungswege in benachbarte Leitungen einkoppeln. Auch Schalthandlungen an leistungsstarken Maschinen können diese Impulse verursachen. Aus diesem Grund, muss ein durchgehendes Schutzkonzept weitere Überspannungsschutz-Ableiter vorsehen, wenn die Abstände zwischen zwei Verteilungen größer als 10 m sind.
Schutz der Stromversorgung
Um wichtige und zentrale Endgeräte wirkungsvoll vor den Folgen von Überspannung zu schützen, sind zusätzlich Ableiter für den Feinschutz der Stromversorgungsseite notwendig. Im Produktprogramm von Phoenix Contact gibt es diese als Typ 3 bezeichneten Ableiter in unterschiedlichen Bauweisen, sodass sich immer die passende Bauform für die jeweilige Applikation findet. In Industrieanlagen werden hier idealerweise Ableiter für die Hutschienen-Montage ausgewählt – etwa um Brandmeldeanlagen optimal zu schützen. In Hausinstallationen hingegen kommen Steckdosen-Zwischenstecker zum Einsatz, die auch vom Endbenutzer je nach Anforderung vor die zu schützenden Endgeräte – etwa Fernseher oder Computer – eingesteckt werden können. Universelle Überspannungsschutz-Ableiter – etwa vom Typ Blocktrab – finden im industriellen wie auch im privaten Umfeld gleichermaßen Verwendung. Auf Grund ihrer geringen Ausmaße eignen sie sich gut für den Einsatz in Abzweigdosen, Kabelkanälen und Unterputzdosen.
Telekommunikation und Netzwerk
Doch nicht nur die Stromversorgungseite der Endgeräte muss vor den Folgen von Überspannungen geschützt werden. Gemäß dem Schutzkreis-Konzept müssen alle zum Endgerät hinführenden Leitungen gesichert werden. Auch zu diesem Zweck hält Phoenix Contact eine große Auswahl an Geräten bereit. Die Produkte der Baureihe Datatrab eignen sich sowohl für den Einsatz auf der Hutschiene wie auch für die flexible Installation. Durch Produkte für den Einbau in den 19-Zoll-Schaltschrank lassen sich bis zu 24 Ethernet-Leitungen schützen – mit einem Produkt. Auch wenn sich diese Produkte für den privaten Bereich eignen, gibt es Überspannungsschutz-Geräte, die hier besser zugeschnitten sind. So eignet sich beispielsweise der Steckdosen-Zwischenstecker MNT-ISDN über den Schutz der Stromversorgung hinaus auch zum Schutz der Telekommunikationsseite über den ISDN-Anschluss.
Sende- und Empfangsanlagen
Zusätzlich zu den oben genannten Schutzbereichen sind in fast allen durchgängigen Schutzkonzepten auch Überspannungsschutz-Ableiter für Sende- und Empfangsanlagen erforderlich. Die koaxial aufgebauten Ableiter von Phoenix Contact etwa eignen sich für alle gängigen Übertragungssysteme von Mobil- und Behördenfunk bis hinein in den Bereich der Video- und Fernsehübertragung. Kombinationsprodukte zum Schutz der Stromversorgung und des TV/SAT-Anschlusses sind ebenfalls im Produktspektrum enthalten. In Gebäuden mit mehreren Fernsehgeräten werden auch häufig Überspannungsschutz-Geräte unmittelbar vor dem Multiswitch installiert. Für industrielle Sende- und Empfangsanlagen kommen dagegen spezielle Schutzadapter für GPS, UMTS, LTE und Wimax-Applikationen zum Einsatz.
Fazit
Durchgehende Schutzkonzepte sind in industriellen Applikationen ebenso wichtig wie im privaten Umfeld. Darüber hinaus ist Überspannungsschutz in Österreich verpflichtend vorgeschrieben. Es kommt aber neben der Einsicht, Überspannungsschutz einzusetzen, auch auf die Auswahl der geeigneten Produkte an. Mit einem breiten Produktprogramm an Geräten für den Blitz- und Überspannungsschutz bietet Phoenix Contact seinen Kunden die passenden Komponenten für nahezu jede Applikation. Mit Hilfe visuell gestalteter Auswahlhilfen in der Broschüre (siehe Bild) können Kunden schnell und einfach das passende Überspannungsprodukt finden.