Interview mit Uwe Klingsbigl (Geschäftsführer) und Karl Scheer (Leitung Produktmanagement) von Sonepar Österreich:

Kompetenzzentrum für nachhaltige Gesamtkonzepte

von Oliver Kube
Foto: © Sonepar

Klimawandel, Energie- und Mobilitätswende, Unabhängigkeit von Russland: Gründe für den schnellen und konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien und der Elektromobilität anhand eines schlüssigen Gesamtkonzepts gibt es viele. Doch sowohl die österreichische Regierung als auch die EU sind weit davon entfernt, ein vollständiges Energiekonzept zu liefern. Stattdessen gibt es hie und da eine Förderung und ansonsten verhandelt die Regierung mit Despoten über weitere Geschäfte mit fossilen Energieträgern. Doch wie sieht es bei den Expertinnen und Experten der Branche aus? Verkaufen Unternehmen wie Sonepar hier eine Photovoltaik-Anlage, da eine Wallbox und dort eine Wärmepumpe? Oder gibt es ein Gesamtkonzept, das der Bedeutung und Dringlichkeit des Themas Rechnung trägt? Wenn ja, wie kann es umgesetzt werden – und wann? Das i-Magazin hat darüber mit Uwe Klingsbigl, dem Geschäftsführer und Karl Scheer, dem Leiter des Produktmanagements bei Sonepar Österreich gesprochen.

Interview: Thomas Graf-Backhausen
Text: Oliver Kube

Erneuerbare Energien sind in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus gerückt – aufgrund des Klimawandels, der durch die Nutzung fossiler Energieträger befeuert wird und zuletzt aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Elektrobranche wider: Photovoltaik hat sich in den letzten Jahren von einem Spezial- zum Standardbereich entwickelt, die Nachfrage nach Elektroautos und Wallboxen boomt und immer mehr Menschen suchen nach Lösungen für alternatives Heizen. Uwe Klingsbigl, Geschäftsführer von Sonepar Österreich, erzählt im Interview mit dem i-Magazin, wie Sonepar diese Herausforderung anpackt, die verschiedenen Teilbereiche miteinander kombiniert und Elektrotechniker und -installateure künftig unterstützen wird.

 

Uwe Klingsbigl, Geschäftsführer von Sonepar Österreich

„Das Thema erneuerbare Energien hat sich von einem Spezialgebiet hin zu einer Breitenbewegung entwickelt. Dadurch ist ein immenser Schulungsbedarf entstanden“, sagt Uwe Klingsbigl, Geschäftsführer von Sonepar Österreich. (Foto: Philipp Lipiarski)

Die Regierung scheint nicht willens oder nicht in der Lage zu sein, ein schlüssiges Gesamtkonzept auf die Beine zu stellen, sondern präsentiert uns immer noch einen halbgaren Flickenteppich. Wie sieht es bei den Experten in der Branche aus? Gibt es jemanden, der über den Tellerrand hinausblickt?

Uwe Klingsbigl: Wir beobachten, dass das Thema erneuerbare Energien seit Jahren an Bedeutung gewinnt: Vor drei bis vier Jahren noch war der ganze Photovoltaik-Bereich einigen wenigen Firmen vorbehalten, die sich darauf spezialisiert hatten. Bei Bedarf hat der klassische Elektroinstallateur früher eine dieser Firmen damit beauftragt, die PV-Anlage für ihn zu montieren und zu installieren. Mittlerweile kann sich aus unserer Sicht kein Betrieb im Bereich Elektrotechnik und Elektroinstallation diesem Thema entziehen. Das sehen wir in der Praxis: Jeder in Österreich, der eine Konzession für Elektrotechnik hat, beginnt damit, Produkte für erneuerbare Energien, für Stromspeicherung, Blackout-Vorsorge und Elektromobilität zu kaufen. Durch diese Entwicklung von einem Spezialgebiet hin zu einer Breitenbewegung ist ein immenser Schulungsbedarf entstanden. Eine Wallbox für den Heimgebrauch zu installieren, ist vielleicht nicht so schwierig. Aber wenn es im gewerblichen oder öffentlichen Bereich um das Verbrauchsmanagement geht, etwa die Software zu parametrieren, damit sie das Netzmaximum nicht überschreitet, dann muss sich der Elektroinstallateur das entsprechende Know-how aneignen.

Von einem Elektrogroßhändler vom Format von Sonepar erwarte ich mir, dass er weit über den Tellerrand hinausblickt und eine Struktur bei sich schafft, die alles abbildet und nicht wieder nur ein Stückwerk darstellt. Wie schaut es da bei Ihnen aus?

Klingsbigl: Da sind wir dabei! Wir haben inzwischen eine Person definiert, die sich um Kompetenzzentren für Nachhaltigkeit kümmern wird – das ist Albert Zarfl, eine bekannte Größe in der Branche. Er beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit alternativer Energieerzeugung und wird sich dieses Themas bei uns annehmen. Unser neuer Prokurist Karl Scheer wird die neue Abteilung leiten. Er ist unter anderem fürs Produktmanagement verantwortlich sowie neuerdings auch für den Projektvertrieb in Österreich. Sein dritter Aufgabenbereich wird nun sein, das Kompetenzzentrum in die Gänge zu bringen.

Karl Scheer: Man muss natürlich auch anmerken, dass sowohl die GFI, aus der ich gekommen bin, als auch die Sonepar sich bereits sehr lange Zeit mit diesem Thema beschäftigt haben. Damit ist es für uns ein vielmehr Zusammenführen und Bündeln unserer Stärken der letzten Jahre. Das ist eine weitere große Synergie aus der sehr erfolgreichen Integration unserer Unternehmen.

Karl Scheer, Leiter des Produktmanagements bei Sonepar

„Zuerst werden wir in jedes einzelne Bundesland gehen und dort Grundwissen zu unseren Themen vermitteln: erneuerbare Energien, Photovoltaik, Elektromobilität, eventuell auch über die Wärmepumpe“, verrät uns Karl Scheer, Leiter des Produktmanagements bei Sonepar und Leiter des neuen Kompetenzzentrums, über die ersten Schritte. (Foto: Sonepar)

Wie lange wird das dauern?

Scheer: Ab 1. Mai steht uns Albert Zarfl dafür zur Verfügung. Zu Beginn werden wir mit Albert in jedes einzelne Bundesland gehen und regional ein gewisses Grundwissen zu unseren Themen vermitteln: erneuerbare Energien, Photovoltaik, Elektromobilität, eventuell auch das Thema Wärmepumpe. In einem zweiten Schritt werden wir einen Standort erweitern, um unsere Kunden live und vor Ort auf sehr hohem Niveau trainieren zu können.

Dort finde ich dann also alles: Photovoltaik, Speicher, Ladestationen, Beratung zum Thema Blackout-Sicherheit?

Scheer: Ja.

Was ist mit Themen wie Energiemanagement und alternativen Heizsystemen, also Infrarot und Wärmepumpe?

Scheer: Das wird erst im zweiten Schritt kommen. Wobei wir nicht glauben, dass es einen Bedarf an Training für Infrarot-Heizungen gibt. Da muss der Handwerker einmal dimensionieren, die Raumgröße prüfen, die Bohrmaschine rauspacken und das Panel an die Wand hängen. Bei Wärmepumpen hingegen sieht das ganz anders aus: Da ist es wichtig, ein Gesamtkonzept abzustimmen, etwa in Kombination mit selbst produziertem Photovoltaikstrom. Hierbei geht es dann um Lastmanagement und Verbrauchssteuerung.

Um das perfekt machen zu können, braucht ein Gebäude eine gewisse Intelligenz, womit wir bei der Smart-Home-Technologie wären. Deckt das Ihr Know-how ebenfalls ab?

Klingsbigl: Das Thema Smart Home bzw. KNX haben wir auf dem Schirm und werden das dementsprechend einbinden, schließlich sind wir ein Komplettgroßhändler im Elektrobereich. Das werden wir jedoch mit einer einzelnen Person nicht alles abdecken können. Albert Zarfl wird sich persönlich um Nachhaltigkeit kümmern, sprich nachhaltige Produkte, Energieerzeugung und Energieverbrauch. Für das Smart Home werden wir zusätzlich zum Team unseres Produktmanagers Roman Oberbauer weitere Personen brauchen, ebenso werden wir weitere Planer für Photovoltaik einstellen. Die Stellen dafür sind bereits ausgeschrieben. Planung haben wir natürlich schon lange bei Sonepar, aber bisher dezentral, was den Vorteil mit sich bringt, schnell reagieren und Standard-Anlagen zeitnah anbieten und dimensionieren zu können. Wenn es jedoch um komplexere Anlagen geht, Stichwort Insel-Anlage, macht es keinen Sinn, das Know-how in jeder Region einzeln aufzubauen. Stattdessen werden wir es bündeln – das Personal dafür stellen wir gerade ein.

Es handelt sich also um Plattformwissen von Sonepar, aber mit konkreten Ansprechpartnern – und die Leute in der Organisation vernetzen dieses Wissen, sodass jeder Kunde genau das Paket bekommt, das er braucht?

Klingsbigl: Ja. Wenn wir mit Albert Zarfl durch die Bundesländer ziehen, wird das erstmal ein Anteasern des Wissens in Form von Informationsveranstaltungen. Wenn es dann einen konkreten Schulungsbedarf gibt, werden wir das an einem Ort in Österreich konzentrieren und die entsprechenden Kunden themenspezifisch zusammenbringen und trainieren. Alle Themen innerhalb weniger Tage komplett zu vermitteln, ist unmöglich. Wir werden daher eine Schulungsreihe machen: Ein Block zu erneuerbaren Energien, ein Block für alternatives Heizen, ein Block für Elektromobilität.

Vielen Dank für das Gespräch!

Mehr Informationen unter: www.sonepar.at

 

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