Die E-Mobilität ist definitiv keine Randerscheinung mehr. Selbst wenn sich die Anzahl an Elektrofahrzeugen hierzulande noch in überschaubaren Grenzen hält – das Thema bewegt nicht mehr nur die Alternativ-Energie-Verfechter der ersten Stunde. Mittlerweile haben auch die großen Unternehmen erkannt, welches Potenzial in diesem Bereich tatsächlich steckt. Neben den EVU haben auch die großen Banken unseres Landes – wie etwa die Raiffeisen-Gruppe – konkrete Geschäftsmodelle im Köcher, um die E-Mobilität in Österreich voranzutreiben. Die Basis für die Erzeugung und Bereitstellung von Energie als auch für die Finanzierung ist somit geschaffen. Jetzt heißt es für die Elektrobranche, die Entwicklung keinesfalls zu verschlafen und einen Wildwuchs an allzu vielen verschiedenen Stromtankstellen-Systemen zu vermeiden.
Das oberösterreichische Schaltschrankbau-Unternehmen Mehler gehört zweifellos zu jenen Firmen dieses Landes, die auch die dementsprechende Kompetenz mitbringen, um den notwendigen Kriterien von Stromtankstellen im rauen Alltag auch gerecht zu werden. Im Gespräch mit Alexander Mehler, und den Verantwortlichen bei Regro gingen wir dem Thema auf den Grund. Lesen Sie, was die beiden Unternehmen gemeinsam auf die Beine stellen werden!
Herr Mehler, warum hat ein Schaltschrankbau-Unternehmen wie Mehler Kompetenzen im Bereich der Stromtankstellen aufgebaut?
Alexander Mehler: Grundsätzlich kann man sagen: Ein Blechkastl kann schnell mal jemand bauen. Die Herausforderung ist allerdings das Gesamtpaket aus Hard- und Software. In unserem Fall trat die Linz AG vor rund einem Jahr mit dem Wunsch an uns heran, für ein Pilotprojekt »Wandsteckdosen« für Ladestationen zu entwickeln – den elektrotechnischen Vorschriften selbstverständlich entsprechend abgesichert. Wir haben uns damit eingehend beschäftigt, und der Linz AG daraufhin fünf Systeme vorgestellt, die auf überaus positives Echo seitens der Verantwortlichen stießen. Im Zuge der darauf folgenden Wochen stellte sich relativ rasch heraus, dass die Säulen nicht nur zum Tanken von Fahrzeugen herangezogen werden sollten. Die Geräte sollten auch dementsprechende Intelligenz bieten. Da wir unsere Kompetenz in der Hardware sahen, gingen wir auf die Suche nach einem Kooperationspartner, um auch das Software-Know-how abdecken zu können, und fanden ihn in der Firma ESA aus Wolfern. Das Unternehmen ähnelt in seiner Art, rasch und unkompliziert an Aufgaben heranzugehen, sehr dem unseren. Nach einer kurzen Zeit der Entwicklung wurde daraufhin der Linz AG ein gemeinsames Konzept präsentiert, von den Verantwortlichen der E-Mobilität für optimal befunden und letztlich auch im Linzer Raum umgesetzt. Heute können wir behaupten, dass die E-Zapfsäule aus unserem Sortiment als ausgereiftes Produkt zu bezeichnen ist.
Welche Features bieten die Zapfsäulen?
Mehler: Die Geräte sind nach den Widerstandsrichtlinien errichtet und selbstverständlich auch typengeprüft. Damit in Verbindung standen gewaltige Herausforderungen in Sachen Sicherheit. Forderungen, die wir nun auch definitiv erfüllen können. So sind die Steckdosen im Standby-Betrieb spannungsfrei. Selbst wenn Kinder Gegenstände in die Steckdose stecken würden, es würde kein Strom fließen. Für die erste Serie unserer E-Zapfsäule haben wir die hundertmillionenfach bewährte und allseits vertraute Euro-Steckdose gewählt. Für den Laien ist das System nicht mehr als ein schöner Baustromverteiler. Hinter der Hülle steckt allerdings viel mehr. Um im täglichen Alltag bestehen zu können, haben wir ein System realisiert, das vor allem auch sehr einfach zu bedienen ist.
Regro: Apropos Hülle – Regro kann seinen Kunden mit der Mehler-E-Zapfsäule ein sehr individuelles Äußeres anbieten. Der Vielfalt der farblichen Gestaltung und der Varianten sind dabei keine Grenzen gesetzt. Damit hat der Betreiber einen zusätzlichen Nutzen – die Säulen lassen sich auch ideal als Werbeflächen einsetzen.
Soweit uns bekannt ist, bietet die Mehler-E-Zapfsäule in der aktuellen Ausführung keinen Schnellladevorgang…
Mehler: Das ist korrekt – derzeit dauern die Aufladevorgänge je nach Fahrzeug mehrere Stunden, was für die Batterien der Elektrofahrzeuge wiederum den Vorteil einer höheren Lebensdauer zur Folge hat. Aber in Zukunft wird es sicherlich auch Schnellladesysteme geben – davon kann man ausgehen. Übrigens, für Gemeinden ergeben sich zusätzliche Einsatzmöglichkeiten – die E-Zapfsäulen können auf Marktplätzen auch dafür herangezogen werden, um Marktstände, Karusselle oder Lautsprechersysteme mit Energie bzw. Touristen mit Informationen zu versorgen. Sie sind somit überaus universell einsetzbar.
Heinz Schönleitner von ESA: Unser Ziel war es darüber hinaus, die Möglichkeit zu schaffen, lokale Versorgungsnetze über eine Webanbindung zu einem gesamtheitlichen System zusammenfassen und damit ein übergeordnetes Tankstellennetz in Österreich bzw. in Europa aufbauen zu können. Denn das Thema Smart Grids – also intelligente Energienetze, die alle Teilnehmer des Energiesystems miteinander verbindet, ist nicht nur in aller Munde sondern wird auch in Zukunft das Thema schlechthin sein.
Regro: Genauso sehen wir das bei Regro auch. Aber auch das Thema »Information«, das Alexander Mehler angesprochen hat, ist ein wichtiger Punkt. Die E-Zapfsäulen sind nicht einfach »nur« als Stromtankstellen zu betrachten. Sie bieten mit dem Info-Display Möglichkeiten, die für Gemeinden, Tourismusverbände oder Unternehmen ungemein wertvoll sein können. Eine Infosäule, mit der man Elektrofahrzeuge auftanken kann, die den Besuchern aber auch Wissenswertes mitteilt.
Sie haben vorhin den Sicherheitsaspekt angesprochen – welche elektrotechnischen Anforderungen erfüllt ihr System?
Mehler: Wir haben die Schutzmaßnahme Nullung mit Zusatzschutz FI gewählt, wodurch unser System im gesamten österreichischen Bundesgebiet einsetzbar ist. Selbstverständlich haben wir auch in Sachen Blitz- und Überspannungsschutz vorgesorgt. Weiters verfügen die Säulen über eine Kurzschluss-Sicherung, sind vandalensicher ausgeführt und das Kartenlesegerät ist verschlüsselungstechnisch am letzten Stand der Technik. Unser System war das erste, das eine Typenprüfungs-Zulassung nach den E-Ladetankstellen-Normen bekommen hat. Außerdem punktet unser System durch die enorm niedrigen Energieverbrauchswerte im Standby-Betrieb im Vergleich zu anderen am Markt befindlichen. Unsere Zapfsäule hat darüber hinaus zahlreiche Raffinessen – etwa ein ausgeklügeltes Meldesystem der Säule zum Benützer und umgekehrt über das Mobil-Telefon des Konsumenten. Derartige Features und die Tatsache, dass wir unsere Lösung durch Patente abgesichert haben, haben zur Folge, dass wir keinen Vergleich mit anderen Systemen zu scheuen brauchen.
Mit welcher Art der Zahlung kann der Konsument rechnen?
Mehler: Das ist je nach Wunsch des Betreibers unterschiedlich – es können Systeme installiert werden, die auf Bankomat-, Kredit-, Kunden- oder auch Karten von Tourismusverbänden zurückgreifen. Selbst eine Zahlung per Mobiltelefon lässt sich bewerkstelligen. In Sachen Abrechnungssystem sind wir hochflexibel und offen für alle Möglichkeiten.
Schönleitner: Wir garantieren aber nicht nur für die Konsumenten sondern auch für die Betreiber ein hohes Maß an Flexibilität. Die Bewirtschaftung der Säulen ist überaus einfach und mit geringem Aufwand verbunden. Das in den Säulen integrierte System führt dabei sämtliche Abrechnungsvorgänge durch und gewährleistet somit die von uns versprochene einfache Abwicklung im täglichen Ablauf.
Welche Rolle können die Elektrounternehmen dabei spielen?
Mehler: Die Elektrotechniker Österreichs haben nun die einmalige Chance, am Aufbau des Netzes beteiligt zu sein – ganz egal ob die Kunden aus dem kommunalen, dem Leasing- oder aus privaten Bereichen kommen. Da es sich um eine elektrische Anlage handelt, darf sie auch nur von einem konzessionierten Unternehmen errichtet, gewartet und überprüft werden. Mittlerweile finden wöchentlich bei uns im Haus Schulungen statt, die sich mit dem Thema »E-Zapfsäule« beschäftigen. Dabei wird thematisch sowohl auf die Hard- als auch auf die Software eingegangen. Aber selbstverständlich unterstützen wir unsere Kunden auch in weiterer Folge und leisten ihnen projektbezogen Beistand. Der Elektrotechniker bekommt bei uns ein Komplettpaket aus Service gepaart mit einer geprüften, zukunftssicheren Lösung aus österreichischer Qualitätsfertigung.
Regro: Es ist ganz wichtig, dass die Anlagen von einem Fachmann installiert und in Betrieb genommen werden. Das war auch mit ein Grund, weshalb es zu dieser Kooperation kam – im Rahmen dieser Zusammenarbeit geben wir den Elektrotechnikern die Möglichkeit, sich zertifizieren zu lassen, um den Markt gemeinsam mit uns zu bedienen. Übrigens, man darf dabei auch nicht vergessen, dass der Elektrotechniker auch für die Errichtung der Energie-Infrastruktur zu sorgen hat – für den Betrieb einer E-Zapfsäule braucht man eine Anspeisung, einen Verteiler samt Zähler und noch vieles mehr. Das Aufgabengebiet ist also breit und die Voraussetzungen, die Margen hoch zu halten, sind gut.
Mehler: Derzeit zählen rund 50 Elektrobetriebe zu unseren Kooperationspartnern. Unser Ziel ist es, noch heuer in Summe 200 Fachunternehmen zu unseren Partnern zählen zu dürfen. Wir bieten sowohl Know-how, Schulungen und Unterstützung in der Planung und in der Ausführung als auch natürlich die entsprechende Hardware. Und das Interesse seitens der Elektrounternehmen ist wirklich groß.
Welchen Part übernimmt Regro in diesem Netzwerk?
Regro: Wir sind bekannt dafür, ein Elektrogroßhandelsunternehmen zu sein, bei dem man auch Produkte abseits der Stangenware beziehen kann, die darüber hinaus auch ein gewisses Maß an Beratungs-Know-how voraussetzen. Im Zuge unserer Kompetenz-Erweiterung in Richtung Energieeffizienz haben wir bereits im Sommer letzten Jahres mit Mehler begonnen, Gespräche über eine Kooperation zu führen. Unsere Aufgabe als Elektrogroßhandelsunternehmen wird es sein, den Vertrieb in seiner Breite zu gewährleisten und für einen Multiplikationseffekt am österreichischen Markt zu sorgen. Dabei werden wir unter Einbindung der örtlichen Elektrounternehmen erstmals Markt beim Konsumenten machen. In diesem Zusammenhang wird Regro seinen Kunden – den Elektrotechnik-Unternehmen – eine dafür speziell abgestimmte Preisstaffel, vergleichbar mit jener des Haushaltsgeräte-Herstellers Miele, anbieten. Dadurch wollen wir vermeiden, dass der Elektrotechniker – ähnlich wie bei Lichtprojekten – finanziell durch die Finger schaut. Wir stehen unseren Kunden mit der Kompetenz unserer Mitarbeiter – in allen Regro-Niederlassungen gibt es dafür Ansprechpartner – selbstverständlich jederzeit zur Seite.
Mit welchen Lieferzeiten ist derzeit zu rechnen und welche Produktionskapazitäten hat Mehler in diesem Segment?
Mehler: Wir haben derzeit rund 200 Säulen auf Vorrat produziert, wobei rund 40 davon mit dem heutigen Tag bereits wieder verkauft sind. Aktuell sind wir in der Lage, rund 150 Säulen pro Woche zu produzieren. Die Lieferzeiten liegen also bei 6–8 Wochen.
Abschließend noch die Frage: Mit welchen Preisen wird man bei der Anschaffung einer E-Zapfsäule zu rechnen haben?
Mehler: Von rund 1.500 Euro in der Basisausführung ohne Intelligenz bis hin zu Varianten mit einer reichhaltigen Bandbreite an eingebauter Intelligenz in der Preisklasse von 12.000 Euro. Unter www.e-zapfsaeule.at bieten wir eine Übersicht an Möglichkeiten im Bereich der intelligenten Auflademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge und selbstverständlich auch die entsprechend kompetenten Ansprechpersonen.
Meine Herren, wir danken für das Gespräch!