Nach über 30 Jahren am Standort in der Seybelgasse zieht Schrack Technik weiter: In der Wiener Herziggasse entsteht das größte Bauprojekt der Unternehmensgeschichte. Geschäftsführer Franz Gletthofer gewährte dem i-Magazin exklusive Einblicke in Vision, Planung und Herausforderungen – und sprach offen über Behördendschungel, Zukunftsvisionen und die Kunst, Technik sichtbar zu machen.
Von der Seybelgasse in die Zukunft
Seit mehr als drei Jahrzehnten ist die Seybelgasse im 23. Wiener Gemeindebezirk ein vertrauter Fixpunkt für Kunden, Partner und Mitarbeiter von Schrack Technik. Dort wuchs das Unternehmen, dort wurden Logistik- und Storeflächen erweitert, dort wurden Besprechungsräume und Büros über Jahrzehnte hinweg immer wieder adaptiert. Doch irgendwann kommt jedes Gebäude an seine Grenzen.
Die Seybelgasse ist ein Standort, der Schrack Technik geprägt hat – aber auch ein Standort mit handfesten Problemen: Parkplätze sind für Mitarbeiter knapp, die Lagerflächen stießen an ihre Kapazitätsgrenzen und die Energieeffizienz ist überschaubar. Noch entscheidender: Ein Gebäude aus den 1990er-Jahren ist für junge Fachkräfte nicht unbedingt ein attraktives Aushängeschild, wenn man sie als Mitarbeiter gewinnen will. „Ein 30 Jahre altes Haus ist schlicht kein Vorteil, wenn man junge, hochqualifizierte Leute gewinnen will“, brachte es Geschäftsführer Franz Gletthofer beim Planertag vor dem i-Magazin-Mikro auf den Punkt. Der Schritt war unausweichlich: Schrack musste den Blick nach vorne richten. 2022 fiel die Entscheidung für ein neues Kapitel – und zwar für das größte Bauprojekt der Unternehmensgeschichte.
Vision: Technik darf sichtbar sein
Wer ein Gebäude plant, denkt normalerweise zuerst daran, Leitungen, Kabelkanäle, Rohre und Installationen unsichtbar verschwinden zu lassen. Nicht so bei Schrack Technik. „Wir sind ein Technikunternehmen. Bei uns darf Technik sichtbar sein“, so Gletthofer. Damit stellt er die Grundregel vieler Architekten bewusst auf den Kopf.
Das neue Gebäude soll nicht nur Arbeitsstätte, sondern auch Schauplatz für das eigene Produktportfolio werden. Kabeltrassen bleiben sichtbar, Verteilungen werden bewusst gezeigt, Schrack-Produkte werden nicht hinter Wänden versteckt, sondern sind Teil der Architektur. Für Besucher und Kunden wird das Gebäude zum größten Schauraum für die hauseigene Technik.
Nachhaltigkeit: Gold statt Greenwashing
Natürlich wäre ein solches Projekt ohne den Nachhaltigkeitsgedanken kaum denkbar. Doch Schrack Technik wählte nicht den bequemen Weg von Hochglanzbroschüren und allgemeinen Öko-Floskeln. Stattdessen setzte man sich ein messbares Ziel: Gold-Zertifizierung.
Diese Zertifizierung ist mehr als ein Sticker für die Eingangstür. Sie verlangt klare Kriterien in Bezug auf Energieeffizienz, Baustoffwahl, Innenraumklima, Nutzerkomfort und ökologische Gesamtbilanz. Konkret bedeutet das: bessere Dämmung, optimierte Heizungs- und Kühlsysteme, smarte Regeltechnik, ressourcenschonende Materialien – und eine konsequente Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft.
Ein besonderes Highlight: Die Entscheidung für einen Großbatteriespeicher. Ursprünglich war ein thermischer Speicher geplant – also ein System, das Energie in Form von warmem oder kaltem Wasser speichert. Doch der Markt für Batteriespeicher entwickelte sich rasant. Sinkende Preise, steigende Kapazitäten und die Möglichkeit, flexibel auf Strompreisschwankungen zu reagieren, machten die Batterie zur besseren Wahl.
„Wir wollten nicht an gestern denken, sondern an morgen“, erklärte Gletthofer. Heute bedeutet das: Sonnenstrom vom Dach kann tagsüber gespeichert und abends genutzt werden. Schwankungen im Stromnetz werden ausgeglichen, Lastspitzen geglättet. Ein Pluspunkt nicht nur für Schrack, sondern auch für das Energiesystem in Wien.
Standortwahl mit Weitblick
Die Suche nach einem geeigneten Grundstück war kein Spaziergang. Wer in Wien bauen will, kennt die Herausforderungen: hohe Grundstückspreise, knappe Flächen, komplizierte Widmungen. Doch Schrack Technik suchte gezielt – und fand schließlich ein Areal in der Herziggasse im 23. Bezirk.
Der Standort ist ein Volltreffer: Direkt an der U-Bahn-Station Perfektastraße gelegen, nur 313 Meter von der Eingangstür entfernt. Für die Mitarbeiter bedeutet das: keine langen Fußmärsche im Regen, keine Anreiseprobleme. Für Kunden: Überdachter Abholbereich mit großzügigen Parkflächen und 2.500 Artikel 24h abholbar.
Gletthofer machte klar, dass es nicht nur um die Erreichbarkeit ging. Es ging auch um Kundennähe und Mitarbeiterbindung. „Über Jahrzehnte entwickelt sich ein Einzugsgebiet“, erklärte er. Wer über 30 Jahre in einem Bezirk arbeitet, schafft Gewohnheiten. Kunden sind es gewohnt, schnell vorbeizuschauen, Mitarbeiter sind es gewohnt, in einer bestimmten Region zu arbeiten. Ein radikaler Umzug in einen anderen Stadtteil hätte dieses Gefüge zerstört.
Mit der Herziggasse gelang die strategische Balance: Nähe zum bisherigen Standort, aber gleichzeitig beste Anbindung an den öffentlichen Verkehr und die Straßenachsen Perfektastraße und Brunner Straße.
Drei Phasen für 30 Jahre und mehr

Geschäftsführer Franz Gletthofer bei einer Präsentation im Schrack Technik Kompetenzzentrum (Bild: Schrack Technik GmbH)
Das Projekt ist nicht auf die nächsten fünf Jahre angelegt, sondern auf Generationen. Von Anfang an war klar: Der Bau muss mitwachsen können. Deshalb wurde ein dreistufiges Ausbaukonzept entwickelt, das eine langfristige Sicherstellung des Standorts gewährleistet. Bereits nach Realisierung der Bauphase 1 werden mehr als 300 Mitarbeiter Platz finden.
„Mein Ziel ist, dass der erste Umbau frühestens dann stattfindet, wenn ich in Pension gehe“, so Gletthofer schmunzelnd. Hinter dem Scherz steckt eine ernste Botschaft: Schrack denkt langfristig – 30 Jahre und mehr.
Begegnungszonen statt Homeoffice
Während viele Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schicken, geht Schrack Technik bewusst den anderen Weg. Das Konzept lautet: „Office as Home“.
Statt anonyme Großraumbüros setzt man auf Begegnungszonen. Rund um ein transparent gestaltetes Stiegenhaus entstehen Lounges, Teeküchen, flexible Arbeitsbereiche und Räume für spontane Meetings. Ziel: mehr Austausch, mehr Kommunikation, mehr Teamgeist.
„Kommunikation ist das Lebenselixier unseres Unternehmens“, betonte Gletthofer. Homeoffice könne das nicht ersetzen. Schrack wolle Räume schaffen, in denen sich Mitarbeiter wohlfühlen und gerne aufhalten – und damit den Zusammenhalt im Unternehmen stärken.
Ein spannender Gedanke: Das Stiegenhaus selbst wird nicht zur versteckten Fluchttreppe, sondern zum zentralen Begegnungsraum. Über mehrere Etagen hinweg sind Sichtbeziehungen möglich, Mitarbeiter sehen einander, bevor sie einander treffen. Architektur wird damit zu einem aktiven Werkzeug für Unternehmenskultur.
Projektorganisation: klare Rollen, kurze Wege
Dass ein solches Projekt nicht nebenbei läuft, ist klar: „Ich begleite die Projekte in der Regel bei Partnerauswahl und Vertragsgestaltung. Aber ich bin kein Bautechniker, kein Elektrotechniker und auch kein Haustechniker. Ich bin Kaufmann“, erklärte Gletthofer offen.
Umso wichtiger sei eine saubere Organisation. Schrack Technik setzt auf einen Generalplaner als zentrale Instanz, flankiert von externen Konsulenten für Architektur, HKLS und Elektrotechnik.
Der Vorteil: Viele Augenpaare prüfen die Pläne. Der Nachteil: Reibung. „Natürlich entsteht da manchmal Energie. Aber genau dieser Mehrwert sorgt dafür, dass nichts übersehen wird.“
Intern sind die Wege kurz. Gletthofer leitet das Projekt selbst, Entscheidungen fallen direkt in der Geschäftsführung. „Das beschleunigt, auch wenn es nicht immer einfach ist.“
Behördenmanagement: Geduld als Baustoff
Ein eigenes Kapitel widmete Gletthofer den Behörden.
Die Fakten: Von der Einreichung im September 2024 bis zum Baubescheid im Juli 2025 verging fast ein Jahr.„Wir hätten drei Monate schneller sein können, wenn nicht dort das Nadelöhr gewesen wäre“, so Gletthofer. Humorvoll meinte er, dass er manchmal gerne „fester angeklopft“ hätte, aber gebremst wurde: „Darfst nicht machen, wird nur schlechter“, bekam der dann zu hören.
Trotz allem: Der Spatenstich erfolgt am 8.10.2025. Ziel ist es, 2027 den neuen Standort zu beziehen und ein modernes, zukunftsorientertes Arbeitsumfeld zu schaffen. Für unsere Kunden wird es mehr Parkplätze, größere Ausstellungsflächen unserer Produkte und weiterhin einen 24h-Abholbereich geben.
Ein Statement für Zukunft und Mitarbeiter
Der Neubau in der Herziggasse ist mehr als ein Firmengebäude. Er ist ein Symbol für Mut, Weitsicht und Innovationskraft. Mit einem mittleren Millionenbetrag an Investitionsvolumen, nachhaltiger Energieversorgung, durchdachter Organisation, sichtbarer Technik und einem klaren Fokus auf die Menschen im Unternehmen setzt Schrack Technik ein Ausrufezeichen.
Oder, wie Gletthofer es formulierte: „Wir wollen ein Zuhause schaffen, das Schrack Technik für die nächsten 30 Jahre trägt.“