»Gewebtes Licht«, so der Titel der Ausstellung, die am 1. Juli 2011 im Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) ihre Premiere hatte. Vorausgegangen war der von der Ettlin AG anlässlich des 175-jährigen Firmenjubiläums in Zusammenarbeit mit dem ZKM ausgeschriebene, von Zumtobel gesponserte gleichnamige Wettbewerb. Thema war die künstlerische Auseinandersetzung mit neuen Formen der Lichtgestaltung, die durch die Interaktion des neuartigen Effektgewebes Ettlin lux mit punktförmigen Lichtquellen, insbesondere LEDs möglich werden. Künstler, Designer, Architekten und Studierende der europäischen Akademien und Universitäten waren aufgerufen, die kreativen Möglichkeiten des neuen textilen Hightech-Materials auszuloten. Denn dieses entfaltet durch punktförmige Lichteinwirkung interessante Effekte – es entstehen Lichtlinien, die sich im Raum ausbreiten und dreidimensionale Lichtstrukturen mit außergewöhnlicher Tiefenwirkung erzeugen. Aus rund 150 Bewerbungen wählte die Jury für die Wettbewerbsausstellung im ZKM die Arbeiten von 23 Teilnehmern aus – darunter auch der Wettbewerbsbeitrag von Herrmann Präg: eine zwei Meter hohe Lichtsäule
Geformtes Licht mit Tiefenwirkung
Waren bislang Acrylglas und mehrheitlich Leuchtstofflampen die Grundmaterialien für Prägs Lichtobjekte, so stand der Künstler nun vor der kreativen Herausforderung, mit einem neuen Material und LEDs zu arbeiten. Wie ein roter Faden zieht sich dabei das Thema des ‚geformten Lichts’ durch sein künstlerisches Schaffen. Dazu Hermann Präg: „Licht wird geformt, das heißt, Lichtpunkte und Lichtstreifen werden räumlich verändert. Sie können gedehnt und gebogen werden. Es entstehen schwebende Lichter mit Tiefenwirkung in verschiedenen Formen.“ Die Schärfentiefe spielt dabei eine wesentliche Rolle. Ähnlich dem fotografischen Prinzip werden entfernte Lichtformen unscharf. „Das Acrylglas dient quasi als Mattscheibe“, führt Präg aus.
Für den Wettbewerb umhüllte Präg einen zwei Meter hohen und im Durchmesser 30 Zentimeter breiten Acrylglaszylinder mit dem neuartigen Material. Zur Auswahl standen drei Gewebevarianten. Das silberne Gewebe, für das sich der Künstler nach einem mehrwöchigen Experimentierprozess entschied, bewirkt einen diffusen Lichtstrahl mit Lichtlinien, die mit zunehmender Länge immer breiter werden und ineinander verlaufen. Das Material ist relativ blickdicht, so dass die Konstruktion im Inneren der Lichtsäule für den Betrachter ein Geheimnis bleibt. Eine vertikale, lichtleitende Acrylglasplatte teilt den Zylinder und dient der Befestigung der LED-Module auf beiden Seiten, in unregelmäßigen Abständen. Zusätzlich wird die Lichtwirkung einzelner LEDs mit Plexiglaselementen verändert.
Crystal white
Auf der Suche nach den geeigneten Leuchtdioden überzeugten Hermann Präg nicht nur die Leistungsfähigkeit der LED-Kette Talexxchain Crystal Select, sondern auch ihre weiße Lichtfarbe Crystal white mit 7.500 K. „Das Licht, das sie erreichen, habe ich sonst nirgendwo bekommen“, so Präg. Weder kleinste Nuancen im Farbton noch minimale Helligkeitsunterschiede trüben den Gesamteindruck über die gesamte Lebensdauer von etwa 80.000 Stunden.
Aufbau und Gewebeumhüllung der Säule bewirken, dass das Licht der LEDs diffus waagerecht in die Länge gezogen und durch die Zylinderform gebogen wird. Das Licht füllt regelrecht den Säulenkörper und verleiht ihm Volumen – ähnlich einem Glaszylinder, der mit Wasser gefüllt wurde. Je nach Blickwinkel und Distanz des Betrachters verändert sich die Lichtwirkung der Säule, und es entsteht der Eindruck von plastisch geformten, frei schwebenden Lichtern.
Hermann Präg
- 1956 geboren in Schruns, Österreich
- 1978 – 1984 Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst, Salzburg; Malereiklasse bei Professor Peter Prandstetter
- 1983 Amerika-Aufenthalt und Auseinandersetzung mit der Kunst der Navajo und Hopi
- 2008 Lichtinstallation an der Herz-Jesu-Kirche Bregenz anlässlich der 100-Jahr Feier
- Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen
- Hermann Präg lebt und arbeitet seit 1986 in Bregenz