Interview mit Stefan Kowitz von Niedax:

Strom dorthin bringen, wo er gebraucht wird

von Oliver Kube
Foto: © Niedax

Niedax hat sich im Photovoltaik-Geschäft auf Unterkonstruktionen für Carports und Freiflächenanlagen spezialisiert. Was macht dieses Geschäftsfeld für Niedax im Vergleich zu Dach-PV so attraktiv? Welche Vorteile bietet Magnelis gegenüber Aluminium? Und wie meistert Niedax die Herausforderung, die Komponenten schnell liefern zu können, obwohl jedes Projekt individuell ist? Darüber hat i-Magazin-Chefredakteur Thomas Buchbauer auf der Light + Building mit Stefan Kowitz gesprochen, Gesamtvertriebsleiter der Niedax Group Deutschland.

Interview: Thomas Buchbauer
Text: Oliver Kube

Grünen Strom in ausreichender Menge zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben – das ist die große Herausforderung der Energiewende. Carports können dazu einen wichtigen Beitrag leisten, insbesondere mit Blick auf die wachsende Zahl an Elektroautos und dem damit verbundenen Bedarf an Ladeinfrastruktur. Auf der Light + Building war das Interesse an den Carport-Unterkonstruktionen von Niedax groß. Das i-Magazin hat mit Stefan Kowitz, Gesamtvertriebsleiter der Niedax Group Deutschland darüber gesprochen, warum Niedax auf Carports setzt und welche Möglichkeiten und Herausforderungen damit verbunden sind.

 

Was genau bietet Niedax in Sachen Carports an?

Stefan Kowitz:  Wir haben Einfach-Carports, wir haben Doppel-Carports und wir haben Industrie-Carports, die wir je nach Bedarf aneinanderreihen können. Wir haben Durchfahrtshöhen von 2,10 Metern und 2,90 Metern und können auch die Breite an die Erfordernisse vor Ort anpassen, ob nun 3 Meter oder 2,50. Das ist wie ein Baukastensystem. Verschiedene Design-Teile können beschichtet werden, zum Beispiel mit Anthrazit.

Anders als andere Hersteller fertigen wir die Unterkonstruktionssysteme nicht aus Aluminium, sondern aus Magnelis. Das ist umweltschonender, da in der Herstellung weniger Energie benötigt wird. Das Material selbst entwickelt außerdem eine schützende Patina. An möglichen Schnittkanten oder bei Beschädigungen müssen so keine nachträglichen Korrosionsschutzmittel aufgebracht werden. Hier findet eine Selbstregenerierung statt.

Warum habt ihr euch auf Carports spezialisiert?

Kowitz: Die Herausforderung in Deutschland wie auch in Österreich ist es, den Strom zeitgerecht dort hinzubekommen, wo er gebraucht wird. Und das möglichst schnell. Wir bei Niedax machen uns natürlich immer Gedanken, wie wir mit unseren Kernkompetenzen den Markt füttern können. Carports sind derzeit ein großes Thema und ein interessantes Produkt für den Elektrogroßhandel, der die Panels, Wechselrichter und Speicher hat.

Wobei es da ja auch ein paar Herausforderungen gibt, auch was die Schnelligkeit betrifft. Ich nehme an, das ist kein Geschäft von der Stange?

„Die Resonanz auf der Light + Building war riesig und wir haben auch direkt vor Ort verkauft“, berichtet Stefan Kowitz, Gesamtvertriebsleiter Deutschland bei Niedax. (Foto: Niedax)

Kowitz: Da muss ich klar widersprechen. Die Resonanz auf der Light + Building ist riesig und wir haben auch direkt verkauft. Ich bin nun seit 28 Jahren in der Branche und das habe ich so schon lange nicht mehr erlebt – eigentlich ist das eine Kontaktmesse, keine Verkaufsmesse. Es gibt viele kleine Unternehmen oder auch Elektriker selbst, die Platz vor dem Büro oder Lager haben, den sie für ein Carport nutzen können und auf diese Weise schnell und einfach Strom erzeugen können. Allein ich habe in den vergangenen Tagen zirka 100 Gespräche geführt. Auch sämtliche Großhändler mit Rang und Namen waren bei uns.

In Österreich hat jedes Bundesland eine eigene Bauordnung und die einzelnen Kommunen zusätzliche Vorschriften. Ich vermute, dass das in Deutschland ähnlich ist. Wenn für Herrn Maier, Herrn Müller und Frau Gruber ganz unterschiedliche Anforderungen erfüllt werden müssen, kann Niedax das gewährleisten?

Kowitz: Das ist gewährleistet. Die Niedax-Gruppe ist zu 98 % im Projektgeschäft unterwegs. Da sind wir es gewöhnt, dass es keinen einheitlichen Standard gibt, sondern individuelle Anforderungen und Wünsche. Dass manche Bundesländer und Kommunen eigene Vorstellungen haben, wird in Deutschland sicher auch so kommen. Darauf können wir relativ einfach reagieren. Wir sprechen ja nicht von extremen Features, die verändert werden müssen. Es geht in erster Linie um die Befestigung, die Statik, vielleicht noch die Wasserführung, die Zu- und Ableitung des Stroms und vielleicht noch die Beleuchtung. Ich sehe da keine Anforderung, die wir nicht erfüllen könnten.

Wie unterstützt Niedax seine Kunden bei der Planung?

Kowitz: Mit den Anfragen bekommen wir die Aufzeichnung und wir machen dann die Planung mit den Möglichkeiten, die wir haben. Natürlich müssen wir uns vor Ort den Boden anschauen: Ist er betoniert, Freifläche oder Kopfsteinpflaster usw.?

Schaffen Sie dabei auch direkt die Basis für die Ladeinfrastruktur?

Kowitz: Die entsprechenden Halterungen haben wir, inklusive der Schienen, Klammern und Verschraubungen. Da wir im dreistufigen Vertrieb unterwegs sind, kann der Kunde bzw. der Elektriker natürlich auch alle anderen Komponenten als Paket beim Großhandel beziehen.

Haben Sie alles auf Lager oder wird auch projektbezogen gefertigt?

Kowitz: Das Gros ist auf Lager, etwa die Carports selbst. Das ist möglich, weil es ein modularer Baustein ist, den wir bei jedem Carport-Projekt einsetzen. Daher können wir sehr zeitnah reagieren.

Also heute bestellen, morgen liefern?

Kowitz: Eher heute bestellen, morgen bezahlen, in vier Wochen liefern. Es gehört ja schon noch ein bisschen mehr dazu: Bei Freiflächen beispielsweise müssen wir auch statische Berechnungen durchführen oder Auszugsversuche machen. Auch das braucht natürlich Zeit.

Nun haben wir viel über Carports gesprochen. Ist Niedax auch im »klassischen« Photovoltaik-Geschäft unterwegs?

Kowitz: Wir haben auch Dachhaken für Schrägdächer. Die Daten müssen dann erst in die Planungssoftware eingepflegt werden und so weiter. Wir haben prinzipiell die Möglichkeit, auch die klassische Dach-PV zu bedienen, aber der Fokus liegt derzeit klar auf Carports und Freiflächen. Da können wir in Bereiche gehen, wo wir keinen Zement benötigen oder Zäune versetzen müssen.

Durch die Erdnägel entsteht eine Verästelung, die für eine starke Stabilität sorgt. (Foto: Niedax)

Wie genau funktioniert das? Und kann der Elektriker diese Aufgabe übernehmen?

Kowitz: Ja. Das U-Profil wird einfach 1,50 bis 1,80 Meter tief in den Boden gerammt. An diesem U-Profil sind vier Hülsen angeschweißt und durch diese Hülsen werden vier Erdnägel aus verschiedenen Winkeln in den Boden gerammt. Das geht mit der Hilti und einem zusätzlichen Meißel. Dadurch entsteht eine Verästelung, die für eine starke Stabilität sorgt. Die Füße des Root-Systems werden zunächst mit Standard-Erdnägeln testweise auf dem Flurstück verteilt aufgestellt. Nach zwei Wochen Standzeit werden Zugversuche durchgeführt. Diese Daten werden an den Statiker übergeben, der diese bewertet und gegebenenfalls durch Längere ersetzt, wenn die Kräfte zu gering sind, um den Root-Fuß aus dem Boden zu ziehen. Ein wichtiger Faktor bei der Berechnung ist auch das Bodengutachten.

Wer erstellt so ein Bodengutachten?

Kowitz: Das machen Geologen. Dafür haben wir in Deutschland Partner. Es gibt aber auch Kunden, die das Gutachten eigenständig in Auftrag gegeben haben, um sich vorab zu informieren, ob sich das Projekt lohnt und überhaupt umsetzbar ist.

Eine letzte Frage: Sind die Carports auch schon in Österreich verfügbar? An wen können sich Interessenten aus Österreich wenden und gibt es Besonderheiten, die zu beachten sind?

Kowitz: Die PV-Unterkonstruktionen von Niedax werden aktuell nur in Deutschland vertrieben. Sobald sie auch in Österreich verfügbar sein sollten, informieren wir den lokalen Markt natürlich.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen auf: www.niedax-group.com

 

 

 

 

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