Das Interview mit dem Geschäftsführer DACH von Tridonic:

Vernetzung von Licht und Know-how

von Sandra Eisner
von Mag. Sandra Eisner Foto: © Tridonic zum Firmenprofil

Die Lichtbranche ist getrieben von Innovationen: Deren Zyklen wurden in den letzten Jahren immer kürzer, neue Systeme, Technologien und Produkte dräng(t)en in immer schnellerem Tempo auf den Markt. Um davon nicht überfordert zu sein, ist guter Rat oft teuer. Oder doch nicht? Tridonic bietet allen Kundengruppen fachliche Unterstützung.

Interview: Thomas Buchbauer

Text: Mag. Sandra Eisner

Tridonic als das Technologie-Unternehmen in der Zumtobel Group hat seinen Hauptsitz in Dornbirn. Von hier ausgehend werden kontinuierlich Innovationen und Lichtlösungen auf dem neuesten Stand der Technik in den Markt gebracht. Das große Engagement des Unternehmens für die Entwicklung und Einführung neuer, intelligenter und vernetzter Beleuchtungssysteme ist auch Teil der DNA von Hannes Tauterer, Tridonic-Geschäftsführer der Vertriebsstandorte Deutschland und Schweiz sowie Vertriebsleiter der Region DACH. Tauterer ist seit 2007 für Tridonic tätig, war ab 2014 Gebietsverkaufsleiter in Deutschland, anschließend zusätzlich Country Manager Österreich und bekleidet seine aktuelle Position seit Mai 2020. Im Rahmen eines Telefon-Interviews befragten wir ihn zur Stellung von Tridonic innerhalb der Zumtobel Group, zur kürzlich verlautbarten Unternehmensentscheidung, die Produktion von EVGs einzustellen sowie zu den aktuellen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Versorgungskrise.

 

Hannes Tauterer

Hannes Tauterer, Tridonic-Geschäftsführer der Region DACH (Bild: Tridonic)

Herr Tauterer, würden Sie sich unseren Lesern, die Sie noch nicht kennen, bitte kurz vorstellen?

Hannes Tauterer: Aufgewachsen bin ich im Bezirk Fürstenfeld, meine Wurzeln liegen also in Österreich. Ich bin verheiratet, habe einen Sohn und wohne seit 2014 in Deutschland. Mein Umzug dorthin hängt mit meiner beruflichen Tätigkeit bei Tridonic zusammen: Nachdem ich im Jahr 2007 meine berufliche Laufbahn am Tridonic-Standort Jennersdorf im Südburgenland gestartet hatte, war ich dort sieben Jahre in der Entwicklung für LED-Module tätig. 2009 nahm ich ein berufsbegleitendes Studium im Bereich Marketing und Sales auf. Gegen Ende dieser Studienzeit ergab sich innerhalb der Tridonic die Möglichkeit, in den Vertrieb zu wechseln, und zwar in die deutsche Niederlassung in Neu-Ulm. Diese Chance habe ich wahrgenommen und der weitere Verlauf hat sich sehr positiv gestaltet. Nach den ersten Vertriebstätigkeiten 2014 in Deutschland ergab sich 2015 die Gelegenheit, Österreich in der Vertriebsverantwortung zu integrieren. Seit Mai 2020 schließlich bin ich verantwortlich für die Region DACH.

 

Tridonic ist ein Unternehmen der Zumtobel Group. Welchen Stellenwert hat man in der Gruppe und welche Perspektiven gibt es?

Tauterer: Wir sehen uns als die Technologiemarke im Konzern, das heißt, wir als Tridonic stehen für die Entwicklung neuer LED-Systeme und auch von Technologien für vernetzte Lichtlösungen. Wir leisten unseren Beitrag im Bereich Lichtsteuerung, Sensorik – nicht nur im Konzern, sondern auch für sämtliche Leuchtenhersteller, die es am Beleuchtungsmarkt gibt. 80 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir mit Kunden außerhalb unseres Konzerns.

 

Wie wollen Sie die Technologien, die Sie bieten, in den Markt bringen? Welche Zielgruppen sprechen Sie an?

Tauterer: Aus der Historie heraus betrachtet – seit 1956 sind wir am Markt präsent, ursprünglich mit magnetischen Vorschaltgeräten – lag der Fokus immer stark auf Hardware mit Komponenten zum Einbau in eine Leuchte. Deshalb ist unsere primäre Zielgruppe nach wie vor der Leuchtenhersteller. Es kommen immer wieder neue Themen hinzu wie die Lichtsteuerung, die Sensorik umfasst. Neben den Sensoren, die man in die Leuchte einbaut, gibt es natürlich auch viel, was sich außerhalb der Leuchte bewegt und dahingehend werden auch neue Stakeholder für uns interessant. Auch den Elektroinstallateur hatten wir immer schon im Fokus, in den meisten Ländern indirekt über einen Distributionspartner bzw. über den Großhandel, aber wir sehen auch, dass es im Bereich der Steuerungen ein sehr unterschiedliches Angebot am Markt gibt und damit zusammenhängend auch eine gewisse Verunsicherung. Wir haben weniger die Intention, einen direkten Verkaufskanal zu öffnen, da wir starke Partner haben. Unsere Absicht liegt eher darin, den Zielgruppen mehr Informationen zu liefern über Produkte von Tridonic – damit auch Lichtplaner, Elektroplaner sowie Architekten über unsere Lösungen Bescheid wissen.

 

Im Frühjahr hat Ihr Unternehmen verkündet, die Produktion von EVGs einzustellen. Was steckt hinter der Entscheidung und wodurch wollen Sie den Umsatz kompensieren?

Tauterer: Das ist richtig, wir werden aus dem konventionellen Geschäft aussteigen und zwar noch im laufenden Geschäftsjahr (welches am 30.4. des nächsten Jahres endet). Die letzten Auslieferungen sind für Februar 2022 geplant. Wir richten bereits seit Jahren den Fokus auf die Entwicklung von LED-Betriebsgeräten. Für uns als Tridonic kam in 2010 das Thema LED als Lichtquelle für die Allgemeinbeleuchtung hinzu, das bedeutet, im Vergleich zu einigen Marktbegleitern, die auch das Fluoreszenzgeschäft mit Röhren betrieben, ergab sich für uns die Möglichkeit, ein neues Feld zu betreten und damit eine sehr starke Ausrichtung auf LED. Das EVG-Geschäft war zwar parallel dazu weiterhin vorhanden, jedoch hat man über die Jahre an den Verkaufszahlen gesehen, dass es von Jahr zu Jahr stark rückläufig war und im klassischen OEM-Bereich, im Leuchtenhersteller-Bereich, ist es nur noch vereinzelt relevant. Natürlich gibt es noch Hersteller, z. B. von klassischen Feuchtraumwannenleuchten, bei denen noch ein kleiner Teil mit EVGs ausgestattet wird, aber das Gros – und da spreche ich von über 90 % – ist definitiv LED. Wenn man ein Geschäftsfeld auflässt, wird ein gewisser Teil vom Umsatz wegfallen, wir sehen es allerdings so, dass wir in den letzten Jahren einiges in diesem Bereich vorgewiesen haben – etwa die beliebten Flex-Bänder sowie die 24-Volt-Betriebsgeräte in DALI und nicht-dimmbar. Es wurde in den vergangenen Jahren ersichtlich, dass wir damit einen guten Teil kompensieren können. Die Produkte der 24-Volt-Range sind interessant, weil sie im Schutzkleinspannungs-Bereich gefahrlos installiert werden können und sich durch die flexiblen Bänder Möglichkeiten ergeben, kreative und flexible Lösungen umzusetzen.

Durch den Ausstieg aus dem EVG-Geschäft sehen wir außerdem die Chance, uns mehr auf Lichtsteuerung zu fokussieren und das Thema entsprechend zu pushen.

 

Sie leben am österreichischen Markt seit Langem eine Partnerschaft mit e-term – wird es in der bisherigen Konstellation bleiben und wie gestaltet sich der Vertrieb in Österreich generell?

Tauterer: Im Vertrieb sind wir als Tridonic schwerpunktmäßig beim Leuchtenhersteller positioniert. Nichtsdestotrotz bedienen wir auch zusätzliche Kanäle in Österreich, wie die Partnerschaft mit e-term in Innsbruck zeigt. Ich durfte diese Firma selbst lange Zeit im Vertrieb betreuen und wir erfreuen uns einer sehr engen Zusammenarbeit. Für Österreich sehen wir durch diese Partnerschaft einen starken Mehrwert, da e-term nicht nur die Komponenten von uns im Programm hat, sondern auch ein entsprechend größeres Sortiment mit Klemmen, Verschraubungen, Verteilerlösungen usw. Das Unternehmen ist so in der Lage, ein relativ großes Paket anzubieten. Wir sind mit unserem Vertrieb direkt beim Leuchtenhersteller positioniert, die Firma e-term wiederum verfügt über eine eigene starke Vertriebsmannschaft, was für uns einen Zugewinn darstellt und wir somit in der Lage sind, den gesamten Markt, sprich Leuchtenhersteller plus Elektrogroßhandel, entsprechend abzudecken und zu bedienen. Aus diesem Grund ist die Partnerschaft für uns sehr wichtig.

 

Welche Rolle spielt der Elektrogroßhandel für Tridonic? Gestern – heute – morgen?

Tauterer: Für alle drei Zeitbereiche spielt der Großhandel für uns definitiv eine wichtige Rolle. Wir waren in der Vergangenheit im Großhandel stark im Bereich EVG präsent. Das Thema 24 Volt hat über die Jahre zugenommen und konnte einiges kompensieren und auffangen, was dem natürlichen Rückgang der alten Technologie zum Opfer fiel. Ich sehe für uns als Tridonic die Chance, über den Großhandel Informationen in den Markt zu bringen, bis hin zum Elektroinstallateur – auch zum Thema Lichtsteuerung. Seit den 90er-Jahren gibt es DALI, dennoch hat es eine gewisse Zeit gebraucht, bis es am Markt durchgedrungen ist. Seit einigen Jahren sprechen wir nun von IoT-Lösungen und drahtlose Beleuchtung (z. B. via Bluetooth) ist in aller Munde – grundsätzlich bietet jeder Hersteller ähnliche Lösungen, es gibt aber auch viel Unterschiedliches, aus dem man wählen kann. Hierbei können wir als Tridonic Informationen bieten, damit der Elektroinstallateur zum für ihn richtigen Angebot greifen kann.

 

Wie wollen Sie den Informationstransfer über den Großhandel konkret realisieren? Der Großhandel kann eine großartige Plattform darstellen, sich gleichzeitig aber auch als Nadelöhr erweisen …

Tauterer: Es ist definitiv eine große Herausforderung für uns. Ein Ansatz ist, neben Informationen auch unseren Wandel, dem wir ja ebenso unterliegen, nach außen zu tragen. Wir sind nicht nur Hardware-Hersteller, sondern bieten darüber hinaus einiges an Software-Lösungen. Wir versuchen beim Thema Lichtsteuerung demjenigen, der es verbaut, das Leben so einfach wie möglich zu machen: Es gibt entsprechende Werkzeuge, wie z. B. einfach anzuwendende Apps für die Kommissionierung und Inbetriebnahme, Bedieneroberflächen, die man als Werkzeug zur Hand geben kann. Beim Großhandel können wir versuchen – und da kommt wiederum e-term ins Spiel – die entsprechenden Informationen technischer Natur, Schulungen etc. zu liefern, das heißt, den Know-how-Transfer von uns in die e-term einfließen zu lassen und e-term wiederum kann die Informationen an die einzelnen Großhandelsfilialen und Niederlassungen weiterleiten. Die andere Seite ist nach wie vor der Leuchtenhersteller, denn natürlich machen wir auch diese Kundengruppe mit unseren neuen Produkten vertraut und stellen unsere Lösungen vor. Je nach Unternehmensgröße gibt es eventuell eigene Lichtplaner bei unseren Kunden, die idealerweise den Schritt in komplexere Projekte mit unseren Produkten realisieren können. So hoffen wir, dass sich ein Kreislauf bildet und die Ansätze ineinanderlaufen.

 

Tridonic Dornbirn

Tridonic als das Technologie-Unternehmen in der Zumtobel Group hat seinen Hauptsitz in Dornbirn. (Bild: Tridonic)

Wie hoch ist der Forschungs- und Entwicklungsanteil von Tridonic und an welchem Standort ist das Know-how gebündelt?

Tauterer: Die größte Entwicklungsabteilung befindet sich nach wie vor in der Zentrale in Dornbirn, im Stammhaus. Es gibt einen Entwicklungsstandort in England (Fokus Lösungen für Notbeleuchtung mit Einzelbatterie), wir haben Competence Center z. B. in Jennersdorf im Burgenland bzw. auch in der Schweiz (Schwerpunkt Sensorik und Controls). Für die Software-Entwicklung, App-Programmierung usw. gibt es einen Standort in Portugal. Ein neues Werk befindet sich seit 2018 in Serbien und auch wir sind in China (Treiberentwicklung mit Fertigung) tätig. Der Standort in Serbien dient sowohl als Werk für Zumtobel als auch für Tridonic. Das bedeutet, wir hatten die Möglichkeit, Geräte von China zurückzuverlagern nach Europa, was uns auch in diesen Zeiten zugutekommt, wenngleich wir natürlich abhängig vom Beschaffungsmarkt in Asien sind, um den man innerhalb der Branche nicht herumkommt. Die Philosophie dahinter sieht vor, dass die komplexen Entwicklungen und von den Features her hochentwickelten Produkte, wie sämtliche DALI-Geräte, dimmbare Geräte usw., primär im Stammhaus in Dornbirn entwickelt und später auch dort produziert werden. Wir fertigen also nach wie vor in Österreich.

 

Könnten Sie uns die von Ihnen angebotenen Produktgruppen zusammenfassen? In welchen davon sehen Sie besonderes Potenzial für die Gegenwart?

Tauterer: Grob zusammengefasst handelt es sich um Betriebsgeräte, schwerpunktmäßig für LED, um LED-Lichtquellen, LED-Module und um das Thema Lichtsteuerung. In den einzelnen Bereichen gibt es sowohl Lösungen für Indoor als auch für Outdoor. Trifft man eine Unterteilung in Anwendungsfelder, bieten wir für den Indoor-Bereich lineare Betriebsgeräte und entsprechend linear und flächenförmige Module für Office-Leuchten (klassische Linear-Leuchten, Pendelleuchten usw.). Darüber hinaus gibt es unsere Lösungen in der Betriebsgeräte- und Modul-Sparte für z. B. den Bereich Shop & Retail – typischerweise die Strahler – und als jüngstes Segment bieten wir Betriebsgeräte und LED-Module für Outdoor-Beleuchtung (klassische Mastleuchte für Straßenbeleuchtung). Das Thema Lichtsteuerung ist getrieben von DALI-Komponenten, angefangen von der Bus-Versorgung bis hin zu Taster-Modulen und natürlich Sensoren. Dafür verfügen wir mittlerweile über ein breites Sortiment, wir haben Sensoren für Leuchten-Einbau und -Aufbau für unterschiedliche Installationshöhen von 5 bis 18 Metern. Darüber hinaus bietet sich mit unserem neuen sceneCom-Evolution-Controller die Möglichkeit, mehrere DALI-Linien und entsprechend Teilnehmer, also Leuchten, miteinander zu vernetzen und zu steuern.

 

Die Klimaziele und alle in Verbindung stehenden ehrgeizigen Pläne der EU sind in aller Munde – wie kann Tridonic mit seinen Lösungen dazu beitragen, dass wir den Green Deal auch tatsächlich schaffen?

Tauterer: Die LED per se bietet den Vorteil von deutlicher Energieeinsparung im Vergleich zu früheren konventionellen Lösungen. Das nächste Potenzial besteht darin, nicht nur LED-Beleuchtung zu verwenden, sondern sie bedarfsgerecht einzusetzen – womit wir zum Thema Lichtsteuerung kommen. Das Licht geht dann an, wenn es benötigt wird, und auch nur in dem Grade, wie es benötigt wird. Das bedeutet, man kann das Umgebungslicht messen, eruiert den Restlichteinfall durch das Tageslicht und das künstliche Licht komplettiert die entsprechende Beleuchtung. Heute ist der Bereich des gesteuerten Lichts noch verhältnismäßig klein, d. h. da besteht noch großes Potenzial für den Markt. Die Entwicklungszyklen und Effizienzsprünge der LED-Module haben sich zwar schon deutlich verlangsamt im Vergleich zu den letzten Jahren, dennoch bleibt auch hier die Zeit nicht stehen und es wird sicher noch der eine oder andere Effizienzpunkt integriert werden.

 

IoT – das Internet der Dinge – ist nicht mehr bloß ein Schlagwort. Es hat auch in die Lichttechnik bereits Einzug gehalten. Welchen Beitrag leistet Tridonic auf diesem Gebiet (Stichwort »D4i-zertifizierter LED-Treiber« ) und welche Möglichkeiten eröffnen sich dadurch?

Tauterer: Die D4i-Zertifizierung ist relativ schnell vorangegangen im Bereich Outdoor-Straßenbeleuchtung. Durch diese D4i-Schnittstelle wurden die DALI-Protokolle Memory Banks 251 bis 253 in Betriebsgeräte implementiert. Bei D4i habe ich die Möglichkeit, einen internen Bus in der Leuchte aufzubauen, das heißt, noch einen Sensor zu integrieren, und – bei Außenleuchten – auch noch ein RF-Node, der die Informationen an ein übergeordnetes Content Management-System liefert. Wenn ich möchte, kann ich Energiedaten der einzelnen Leuchte eruieren, um einen Überblick über den Verbrauch zu erhalten, bzw. in Bezug auf das Thema Wartung herausfinden, in welchem Status/Zustand sich die Beleuchtung befindet und wann schließlich etwa Wartungszyklen realisiert werden sollen. Das bedeutet, man kann Wartungsteams effizienter einsetzen und gerade in der Außenbeleuchtung kann man so Serviceeinsätze effizient planen. Alles, was sich hinter D4i verbirgt, bieten wir natürlich auch im Innenbereich. Dafür haben wir »lumDATA« kreiert. lumDATA ist nichts anderes als ein Ausschnitt aus D4i, nämlich nur diese Memory Bank 251 bis 253, weil es nicht in jedem Betriebsgerät die Möglichkeit gibt, zusätzlich eine Bus-Versorgung zu implementieren und oftmals auch dieser Auszug reicht. Mit dem sceneCom-Controller bin ich schließlich in der Lage, übergeordnet Daten zu sammeln und auszuwerten. So bietet sich auch hier die Möglichkeit, Energiedaten bzw. Status der Beleuchtung zu eruieren und – wieder zum Thema Wartung – zu entscheiden, ob irgendwo ein Einsatz notwendig bzw. die Beleuchtung in Ordnung ist.

 

Welchen Herausforderungen müssen Sie sich in der Gebäudeautomation in Sachen Tunable White stellen? Sehen Sie in Ihren Produkten auf diesem Gebiet besondere Vorteile im Vergleich zum Mitbewerb? Worin sehen Sie den Benefit?

Tauterer: Der Benefit bei Tunable White-Lösungen, den wir als Tridonic bieten können, ist, dass es auch hier nicht nur eine Lösung gibt, sondern mehrere Wege nach Rom führen. Tunable White, also farbveränderliches Weißlicht, zu generieren, entsteht durch das Mischen von zwei Farbtemperaturen miteinander. Es besteht die Möglichkeit, einfach nur zwei unterschiedliche Farbtemperaturen auf der Modulseite zu haben, zwei DALI-Treiber zu wählen und die manuell auszumischen. Ich denke, die Stärke von Tridonic im Tunable White-Bereich ist, dass wir ein kalibriertes System haben, das heißt, wir verwenden ein DALI DT8-Betriebsgerät und LED-Module mit zwei unterschiedlichen Farbtemperaturen, wo jedes Set aufeinander abgestimmt ist. Die Module werden bei diesem Kalibriervorgang bei unterschiedlichen Betriebsströmen und unterschiedlichen Dimmleveln vermessen und die Informationen werden mit dem Betriebsgerät abgeglichen. Denn es gibt bei jeder Wandlung von Wechsel- auf Gleichspannung Toleranzen, die wir durch dieses Kalibrieren so ausgleichen können, dass über den gesamten Farbtemperaturverlauf eine sehr gute Konstanz im Farbtoleranzbereich herrscht. Bei unserem kalibrierten Tunable White-System stellen wir das ganze System außerdem so ein, dass konstantes Lichtstromniveau besteht, das heißt, 100 % Dimmlevel hat den gleichen Lichtstrom bei 2.700 Kelvin und auch bei 6.500 Kelvin. Mit dieser Lösung versuchen wir, das Licht einfach anwendbar zu machen – so flexibel und effizient wie möglich, damit das Tridonic-System einen Mehrwert bietet.

 

Ihre Produkte und Systeme findet man oft in repräsentativen Großprojekten – wie kommt das?

Tauterer: Da müssen wir uns bei unseren Kunden bedanken, , die Tridonic-Produkte und -Lösungen einsetzen und damit in der Lage sind, Projekte erfolgreich zu realisieren. In unseren Produkten stecken viele Überlegungen unsererseits, sie müssen anwenderfreundlich sein, effizient und müssen die Anforderungen, die der Markt heute mit sich bringt, erfüllen. Wenn wir dann sehen, dass unsere Kunden damit am Markt erfolgreich sein können, freuen wir uns natürlich sehr.

 

Wie findet sich Tridonic in der aktuellen Rohstoff- und Beschaffungskrise zurecht und wie hoch ist die Lieferfähigkeit aktuell?

Tauterer: Ich würde mir wünschen, behaupten zu können, dass wir nicht betroffen sind, aber dem ist leider nicht so. Auch wir spüren Auswirkungen, was die Frachtkapazität betrifft. Der Großteil unserer Fertigung befindet sich zwar in Europa und nur ein kleiner Teil, gemessen am Ganzen, wird in China produziert, aber versorgungsseitig sind wir von Asien abhängig. Den größten Leidensdruck haben wir, wie die meisten anderen wahrscheinlich auch, im Bereich der Halbleiter. Im letzten Jahr hat man von der Bedarfskrise gesprochen, weil auf einmal die Nachfrage zurückgegangen ist – wir als Tridonic hatten natürlich auch unsere Herausforderungen, aber das letzte Geschäftsjahr stellte sich trotz allen Herausforderungen als relativ gut heraus. Seit Anfang dieses Jahres ist die Beschaffungskrise immer mehr in den Vordergrund getreten und was ursprünglich der Flaschenhals bei ein, zwei Bauteilen war, ist auch bei uns mehr geworden. Die Maßnahmen daraus sind klar: Wir versuchen, so schnell wie möglich – und da ist unsere Entwicklung mit Hochdruck dahinter – alternative Bauteile einzudesignen und freizugeben, damit wir unsere Lieferfähigkeit wieder verbessern können. All dem gegenüber steht noch ein weiteres Thema, nämlich jenes, dass die Nachfrage zurzeit überdurchschnittlich hoch ist, das bedeutet, wir haben einen Engpass auf der Versorgungsseite, der einer überdurchschnittlichen Nachfrage gegenübersteht.

 

Woher stammt diese hohe Nachfrage aus Ihrer Sicht? Und in welchen Bereichen ist sie stark erkennbar?

Tauterer: Wir spüren diese erhöhte Nachfrage über das komplette Sortiment hinweg. Es ist anzunehmen, dass es nach dem letzten Jahr, wo einiges an Projekten liegengeblieben ist, nun einen gewissen Aufholbedarf gibt. Ich denke aber auch an den berühmten »Klopapier-Effekt«, die Bevorratung, weil man nicht absehen kann, wie sich die kommende Zeit gestalten wird. Jeder weiß, dass es einen Engpass in der Versorgung gibt, das betrifft nicht nur Halbleiter, sondern auch Stahl, Aluminium, Kunststoffe bis hin zu Papier für Verpackung usw. Man versucht natürlich, sich mit Rohmaterialien einzudecken, um seine eigene Lieferfähigkeit bestmöglich aufrechtzuerhalten.. Und in diesem Status befinden wir uns gerade, wir haben eigentlich zu wenig Rohmaterial für die Nachfrage und den überdurchschnittlich vorhandenen Bedarf.

 

Woher stammen die alternativen Bauteile?

Tauterer: In einigen Fällen ist es so, dass die aktuelle Generation oder die aktuelle Type von Mikrocontrollern vergriffen oder gar nicht mehr verfügbar ist. Hierbei gibt es die Möglichkeit, zum Beispiel auf eine neuere Generation auszuweichen, falls diese beim Hersteller vorhanden ist, oder man wendet sich an einen anderen Hersteller und versucht, Alternativen einzudesignen. Das hat dann mitunter die Konsequenz, dass das komplette Schaltungslayout entsprechend geprüft werden muss und gegebenenfalls Anpassungen stattfinden müssen. Selbstverständlich müssen solche Änderungen passen. Deshalb werden nochmal unsere gesamten Tests in der Entwicklung durchlaufen – sowohl auf Hardware- als auch auf Software-Seite.

 

Wie hoch ist der Grad der Lieferfähigkeit? Wie lange sind die Lieferzeiten bei einer Standard-Produktgruppe? Wo liegt man da aktuell im Vergleich zu bisher?

Tauterer: Es hängt im Detail vom einzelnen Artikel ab. Neukunden mit einem großen Bedarf für beispielsweise dimmbare Betriebsgeräte müssten (von Mitte September als Zeitpunkt der Bestellung) sicher bis 2022 warten. Um uns einigermaßen darauf vorzubereiten, haben wir frühzeitig versucht – als sich diese Entwicklung Anfang des Jahres langsam begonnen hat abzuzeichnen – unsere Kunden vorzuwarnen und zu informieren. Zum Glück arbeiten wir mit vielen großen Kunden sehr eng zusammen, auch was die (Jahres-)Planung betrifft. Ich glaube, das hat uns insgesamt schon geholfen, den Großteil so gut wie möglich abzusichern.

 

Abschließend: Was sind Ihre Ziele für Österreich in der nahen Zukunft?

Tauterer: Ein Ziel ist jenes, dass wir das EVG-Geschäft, das spätestens im nächsten Geschäftsjahr spürbar wegfallen wird, erfolgreich kompensieren und damit zusammenhängend den Bereich der Lichtsteuerung weiter vorantreiben. Wenn es um das Thema IoT geht, spricht man im Vertrieb oftmals gerne vom »Solutions Sales« – das klingt gut, aber was ist das tatsächlich und wie kann man es umsetzen? Diese Frage führt mich zur Thematik zurück, dem Lichtplaner, Elektroplaner, dem Architekten unsere Lösungen in einer Weise an die Hand zu geben, dass sie sie erfolgreich einsetzen können. Das, denke ich, wird kurz- und mittelfristig die Herausforderung werden und wir versuchen, einen guten Weg zu finden für uns als Tridonic. Wir können einerseits selbst einen großen Beitrag dazu leisten, aber wir brauchen genauso unsere Partner, um mehr Präsenz am Markt zu haben.

 

Herr Tauterer, vielen Dank für das Gespräch!

 

Weitere Informationen auf: www.tridonic.com

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