Die Energiewende stellt nicht nur die Erzeugung von Strom durch erneuerbare Quellen wie Photovoltaik (PV) und Windkraft in den Fokus, sondern fordert auch einen umfassenden Ausbau der Stromnetze. Um dieses Ziel zu erreichen, sind stabile und leistungsfähige Verteilernetze unabdingbar. Diese Netze bilden das Rückgrat der regionalen und lokalen Stromversorgung. Erstmals haben 15 österreichische Verteilernetzbetreiber detaillierte Netzentwicklungspläne veröffentlicht, die wichtige Einblicke in ihre geplanten Ausbauprojekte bieten und für mehr Transparenz sorgen. Damit legen sie die Grundlage für den langfristigen Umbau des österreichischen Energiesystems und die Erreichung der nationalen Klimaziele.
Warum sind Netzentwicklungspläne notwendig?
Die österreichische Stromversorgung befindet sich in einer Umbruchphase. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Energiemix wächst stetig, und die österreichische Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Strombedarf bis 2030 bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Damit dies gelingt, müssen die Verteilernetze massiv ausgebaut werden, um künftig eine Vielzahl an PV-Anlagen, Windkraftwerken, Elektrolyseuren, Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Batteriespeichern anschließen zu können. Dies erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch eine vorausschauende Planung, die sowohl die Betreiber als auch die Kunden unterstützt.
Netzentwicklungspläne dienen als Orientierungshilfe für Projektbetreiber und schaffen Planungssicherheit. Sie zeigen, welche Netzabschnitte erweitert oder verstärkt werden müssen, um die stetig steigenden Einspeisekapazitäten von erneuerbaren Energieanlagen zu integrieren. Die österreichischen Verteilernetzbetreiber greifen mit dieser Veröffentlichung proaktiv die Vorgaben des europäischen „Clean Energy Package“ auf, obwohl diese noch nicht vollständig in nationales Recht umgesetzt wurden.
Fakten und Zahlen zum Netzausbau
Die jetzt veröffentlichten Pläne umfassen insgesamt 320 Projekte, die darauf abzielen, die derzeitige Einspeisekapazität der Verteilernetze zu verdoppeln. Dies ist eine zentrale Voraussetzung, um das langfristige Ziel einer 100-prozentigen Versorgung mit erneuerbarem Strom zu erreichen. Zu den Maßnahmen gehören der Bau neuer Umspannwerke, die Erweiterung von Leitungskapazitäten und die Modernisierung bestehender Infrastrukturen. Dadurch sollen die Netze für zukünftige Anforderungen gerüstet werden, insbesondere im Hinblick auf die steigende Elektrifizierung im Verkehrssektor und die Speicherung von überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energien.
Herausforderung Flexibilität: Ein Schlüssel zur Netzstabilität
Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, hebt die Bedeutung der Flexibilität für die künftige Netzstabilität hervor. Flexibilität beschreibt die Fähigkeit, elektrische Energie zeitlich und räumlich zu verschieben – etwa von Perioden mit starker Erzeugung (tagsüber bei Sonnenschein) in Zeiten mit höherem Verbrauch (abends und nachts). Der Bedarf an Flexibilität werde in den kommenden Jahren massiv steigen. Prognosen zufolge müsse die Menge an Strom, die vom Tag in die Nacht verschoben wird, vervierfacht werden, und die Strommengen, die vom Sommer in den Winter verschoben werden, könnten sich verdoppeln.
Der notwendige Netzausbau, der in den Plänen der Verteilernetzbetreiber dargelegt wird, schafft die Voraussetzungen dafür, diese Flexibilität zu gewährleisten und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu garantieren. Dabei geht es nicht nur darum, mehr Stromleitungen zu bauen, sondern auch um intelligente Steuerungssysteme, die eine effizientere Nutzung der vorhandenen Kapazitäten ermöglichen.
Die Bedeutung der Verteilernetze für die Energiewende
Verteilernetze sind für die Umsetzung der Energiewende von zentraler Bedeutung, da sie den Strom aus dezentralen Erzeugungsanlagen wie PV-Anlagen oder kleinen Windkraftwerken ins Netz einspeisen. Diese Netze sind oft auf regionaler oder lokaler Ebene organisiert und müssen sowohl den Strombedarf von Haushalten als auch von Unternehmen sicherstellen. Mit dem prognostizierten Anstieg an erneuerbarer Energie, die in das Netz eingespeist wird, steigt auch der Druck auf die Netzbetreiber, ihre Infrastruktur zu erweitern und zu modernisieren.
„Die Stromnetze sind das Rückgrat eines erneuerbaren und sicheren Energiesystems“, so Barbara Schmidt. Die nun vorliegenden Netzentwicklungspläne sollen sicherstellen, dass die Betreiber nicht nur auf den kurzfristigen Anstieg des Strombedarfs reagieren, sondern langfristig die Grundlage für ein nachhaltiges Energiesystem schaffen. Dies erfordert nicht nur erhebliche Investitionen in den Netzausbau, sondern auch eine engere Kooperation zwischen den Netzbetreibern, der Politik und den Betreibern von Erneuerbare-Energie-Projekten.
Planungssicherheit und Transparenz
Mit der Veröffentlichung der Netzentwicklungspläne machen die österreichischen Verteilernetzbetreiber einen wichtigen Schritt in Richtung Transparenz. Diese Pläne geben nicht nur Aufschluss über die laufenden und geplanten Projekte, sondern bieten auch Unternehmen und Endverbrauchern die Möglichkeit, ihre zukünftigen Investitionen besser zu planen. Dies ist insbesondere für Betreiber von PV- und Windkraftanlagen von Bedeutung, da sie nun eine klarere Vorstellung davon haben, wann und wo neue Anschlüsse an das Stromnetz möglich sein werden.
Die Pläne tragen außerdem dazu bei, dass der Ausbau von Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge, Batteriespeichern und Elektrolyseuren besser koordiniert werden kann. Dadurch wird nicht nur die Versorgungssicherheit erhöht, sondern auch der Übergang zu einem flexiblen und dezentralen Energiesystem gefördert.
Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung
Die Veröffentlichung der Netzentwicklungspläne durch die österreichischen Verteilernetzbetreiber ist ein wichtiger Meilenstein für die Energiewende. Sie schafft die notwendige Transparenz und Planungssicherheit, um den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben und gleichzeitig die Stabilität des Stromnetzes zu gewährleisten. Mit den geplanten 320 Projekten wird die heutige Einspeisekapazität mehr als verdoppelt, was eine solide Grundlage für die zukünftige Stromversorgung aus erneuerbaren Energiequellen bildet.
Die Herausforderungen, die mit der Flexibilität und dem steigenden Strombedarf einhergehen, sind beträchtlich, aber der nun eingeschlagene Weg zeigt, dass die Verteilernetzbetreiber bereit sind, diese anzunehmen. Die Netze sind das Rückgrat eines erneuerbaren Energiesystems, und ihre rechtzeitige und umfassende Modernisierung ist der Schlüssel zum Erfolg der Energiewende in Österreich.
Die Netzentwicklungspläne von folgenden Netzbetreibern sind ab sofort unter https://www.ebutilities.at/informationen/VNEP online abrufbar:
- Energie Klagenfurt GmbH
- Energienetze Steiermark GmbH
- eww AG
- Feistritzwerke STEWEAG GmbH
- Innsbrucker Kommunalbetriebe AG
- KNG-Kärnten Netz GmbH
- Linz Netz GmbH
- Netz Burgenland GmbH
- Netz Niederösterreich GmbH
- Netz Oberösterreich GmbH
- Salzburg Netz GmbH
- Stromnetz Graz GmbH
- TINETZ-Tiroler Netze GmbH
- Vorarlberger Energienetze GmbH
- Wiener Netze GmbH