Die LTG zu Gast bei den Sternen:

Von der Lichtverschmutzung zu den Sternen

von Thomas Buchbauer
Foto: © Dr. Günther Wuchterl / Verein Kuffner Sternwarte

Das Mitgliedertreffen der Lichttechnischen Gesellschaft (LTG) bot einen faszinierenden Abend voller Einblicke in die Lichttechnik und die Astronomie. Nach einem Überblick über die aktuellen Projekte der LTG führte die Besichtigung der Kuffner Sternwarte in Wien die Teilnehmer von der Technik des Lichts bis zum funkelnden Sternenhimmel. Welche Verbindungen bestehen zwischen moderner Lichttechnik und den Herausforderungen der Astronomen? Tauchen Sie mit uns ein in diese besondere Begegnung!

Die Mitglieder der Lichttechnischen Gesellschaft (LTG) trafen sich kürzlich an einem besonderen Ort: der Kuffner Sternwarte in Wien. Diese historische Einrichtung, die seit Ende des 19. Jahrhunderts als Forschungszentrum für Astronomie dient, bot den perfekten Rahmen für ein Treffen, das den Dialog zwischen moderner Lichttechnik und den Herausforderungen der Astronomie beleuchtete. Die Veranstaltung wurde von Gudrun Schach eröffnet, der Vorsitzenden der LTG, die in ihrem Vortrag nicht nur auf die aktuellen Entwicklungen in der Lichttechnik einging, sondern auch die langfristigen Ziele der Gesellschaft vorstellte. Doch der Höhepunkt des Abends war zweifellos die anschließende Führung durch die Sternwarte, geleitet von den Astronomen Dr. Günther Wuchterl und Dr. Norbert Fiala. Sie zeigten den Teilnehmern, dass Licht nicht nur eine technische Herausforderung ist, sondern auch ein faszinierendes Naturphänomen, das es zu verstehen und zu bewahren gilt.

Die Lichttechnische Gesellschaft im Überblick

Zu Beginn des Abends sprach Gudrun Schach über die aktuellen Aktivitäten der LTG. Dabei wurde deutlich, dass die Lichttechnik nicht nur im industriellen und gewerblichen Bereich eine entscheidende Rolle spielt, sondern auch zunehmend gesellschaftliche und ökologische Fragen berührt. Schach betonte, dass die LTG in den letzten Jahren verstärkt auf Schulungen und die Vermittlung von Wissen setzt. So wird beispielsweise am 14. November eine Schulung zur Ö-Norm O 1052 Lichtimmissionen – Messung und Beurteilung in Kooperation mit dem Austrian Standards Institute angeboten, bei der es um den Erfahrungsaustausch seit der Überarbeitung 2022 geht. Am 16. Dezember findet ein Normennachmittag zusammen mit der OVE statt, um die neuesten Entwicklungen im Bereich der Beleuchtungsnormen, wie auch rechtliche Aspekte bei Leuchtenumbauten zu diskutieren.

Ein weiteres wichtiges Thema, das aus den Rückmeldungen der Mitglieder hervorging, ist das Interesse an „Human Centric Lighting“ (HCL), also Licht, das sich an den biologischen Bedürfnissen des Menschen orientiert. „Wir bieten am 30. Januar 2025 ein Webinar zu diesem Thema an, und wir haben vor, dieses Wissen auch auf Abruf zugänglich zu machen“, erklärte Schach. Auch der nächste LTG-Kongress, der 2025 in Innsbruck stattfinden wird, steht bereits in den Startlöchern. „Der Call for Papers kommt demnächst raus, also wer etwas beitragen möchte, kann gerne einreichen“, ermutigte sie die Anwesenden.

Nicht zuletzt arbeitet die LTG an einem Leitfaden für gutes Licht in der öffentlichen Beleuchtung, der in Zusammenarbeit mit der Wiener Umweltanwaltschaft entsteht. Diese Projekte zeigen, dass die LTG bestrebt ist, sowohl technische als auch gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und die Lichttechnik in all ihren Facetten weiterzuentwickeln.

Die Kuffner Sternwarte: Wo Licht auf Sterne trifft

Nach den Ausführungen von Gudrun Schach übernahm Günther Wuchterl das Wort und führte die Anwesenden in die Welt der Kuffner Sternwarte ein. Die Sternwarte, die 1886 von dem jüdischen Industriellen Moritz von Kuffner gegründet wurde, ist ein Ort, an dem Wissenschaft und Geschichte auf einzigartige Weise zusammenkommen. Wuchterl erklärte, dass die Sternwarte ursprünglich gebaut wurde, um die Entfernungen zu den Sternen zu messen – eine damals revolutionäre Aufgabe, die mit dem größten Heliometer der Welt durchgeführt wurde. „Dieses Instrument, das zur genauen Vermessung von Sternpositionen diente, war seiner Zeit weit voraus“, berichtete Wuchterl.

Die Sternwarte spielte eine entscheidende Rolle bei der Erforschung der Astronomie im 19. Jahrhundert. „Es war eine der modernsten Einrichtungen Europas“, so Wuchterl weiter. Besonders faszinierend für die Mitglieder der LTG war die enge Verbindung zwischen Licht und Astronomie. „Wir sprechen oft von verirrtem Licht“, sagte Wuchterl. „Wenn es jemand gibt, der versteht, wie wichtig es ist, Licht richtig zu nutzen, dann sind es die Experten der Lichttechnischen Gesellschaft.“

Lichtverschmutzung und Astronomie: Ein Balanceakt

Während die technischen Innovationen der Lichtindustrie viele Vorteile bieten, gibt es auch Schattenseiten – insbesondere für die Astronomen. Norbert Fiala, der zweite Gastgeber des Abends, sprach über die Problematik der Lichtverschmutzung. „Wir Astronomen kämpfen ständig mit dem Problem des verirrten Lichts, das uns die Sicht auf den Nachthimmel nimmt“, erklärte Fiala. „Die modernen Beleuchtungstechnologien, insbesondere LED, haben uns in vielerlei Hinsicht geholfen, aber gleichzeitig erzeugen sie auch neue Herausforderungen.“

Die Kuffner Sternwarte versucht, eine Balance zu finden. „Wir möchten den Menschen die Wunder des Nachthimmels zeigen, aber das wird immer schwieriger, je mehr künstliches Licht unsere Städte erhellt“, sagte Fiala. Trotzdem sei es möglich, mit kluger Planung und Rücksichtnahme den Einfluss der Lichtverschmutzung zu minimieren.

Die Zukunft der Sternwarte und der Lichttechnik

Am Ende des Abends standen die Teilnehmer der LTG unter dem Sternenhimmel, umgeben von den historischen Instrumenten der Kuffner Sternwarte. Der Besuch der Sternwarte war nicht nur eine Gelegenheit, mehr über die Geschichte der Astronomie zu erfahren, sondern auch, über die Zukunft der Lichttechnik nachzudenken. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel technisches Wissen in diese Einrichtung geflossen ist“, sagte ein Teilnehmer. „Es zeigt uns, dass Licht nicht nur ein technisches Thema ist, sondern auch eine tiefgreifende Verbindung zur Natur und zum Universum hat.“

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg, und die Mitglieder der LTG gingen mit neuen Eindrücken und Ideen nach Hause – sowohl in Bezug auf die Lichttechnik als auch auf die Astronomie.

www.ltg.at

www.kuffner-sternwarte.at

 

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