Glasfaser-Breitbandanbindung FTTH 2025 -

Wo stehen wir, wo stehen wir an?

von Jasmin Fuerbach
Foto: © Pixabay

Zuerst braucht es ein Büro. So fängt alles an. Dafür wurde im Bundesministerium für Finanzen (BMF) das  Breitbandbüro eröffnet. Dieses nimmt nun, nachdem uns unsere 4W-Ministerin (Wald, Wiesen, Wehrersatzdiener, W-LAN) Frau Köstinger abhandengekommen ist, alle strategischen und operativen Angelegenheiten rund um die Themen der österreichischen Telekompolitik und IKT-Infrastruktur wahr. Hier laufen die Fäden der Strategie-, Finanz-, Budgetplanung zur Förderung unserer Telekommunikations-Infrastruktur, die Erarbeitung wirtschafts- und innovationspolitischer Agenden der übergeordneten IKT, des Breitbandausbaus FTTH (Fiber to the Home, »Glasfaser bis nach Hause«) und der Transformation der Informationstechnologie als Ziel zusammen.

Die operative Abwicklung der Förderungsinstrumente im Rahmen der Initiativen Breitband Austria 2020 und Breitband Austria 2030 verantwortet die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG). Österreich wird vom Breitbandbüro auch auf EU-Ebene im Verband der Broadband Competence Offices (BCOs) vertreten. Darüber hinaus agiert es auch als nationale Kontakt- und Servicestelle für das Connecting Europe Facility (CEF Digital), das EU-Förderinstrument für Breitbandausbau innert EU.

Der große Vorteil des Einsatzes von Glasfaserkabeln für den Breitbandausbau ist ihre Zuverlässigkeit. Im Gegensatz zu Kupferkabeln, die, wie altbekannt, anfällig für elektromagnetische Störungen und Interferenzen sind, sind Glasfaserkabel immun gegen elektromagnetische Störungen, sodass die Qualität der übertragenen Signale nicht beeinträchtigt wird. Dies führt zu einer höheren Verfügbarkeit der von Providern zur Verfügung gestellten Internetoptionen und reduziert Service- und Ausfallzeiten.

Glasfaserkabel sind natürlich auch für größere Entfernungen bestens geeignet. Kupferkabel haben aufgrund von Signaldämpfung und anderen Faktoren eine begrenzte Reichweite, was bedeutet, dass sie häufiger mit Verstärkern oder Repeatern gekoppelt werden müssen, um die Signalqualität aufrechtzuerhalten. Dienstneutrale Kommunikationssignale (Sprache, Daten, Video-Signale) können über Glasfaser aufgrund ihres Bandbreitenlängenproduktes jedoch ohne Verstärker über größere Entfernungen und ohne Qualitätsverlust übertragen werden. Was sie eben auch ideal und kostengünstig für den Einsatz in und die Erschließung von entlegenen Gebieten macht. Damit wird nicht nur ein gesellschaftspolitischer Bedarf sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil bezüglich Re-Vitalisierung oftmals von Absiedelung bedrohter Bezirke und Gemeinden abgedeckt.

Der Glasfaserausbau in Österreich hat in den letzten Jahren nochmals an Dynamik gewonnen, da die Bundesregierung »5 vor 12« doch noch als ehrgeiziges Ziel das österreichische Förderprogramm Breitbandstrategie 2030 entwickelt und gesetzt hat. Alle hier lebenden Menschen, jedes Unternehmen und alle öffentlichen Einrichtungen können überall im Land, unabhängig von ihrer geografischen Lage, die vollen Chancen und gesamten technischen Möglichkeiten der Digitalisierung zu gleichen Bedingungen nutzen.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurden in den letzten zwei bis drei Jahren viele Firmen und Finanzierungsgruppen  in Goldgräbermanier gegründet, als läge die Breitbandmilliarde bereits in den Künetten. Spekulations-Start-ups oder doch von Bestand? Risikoaffine Investoren sind auch an österreichischen Start-ups beteiligt. Wir werden es genau beobachten.

Zusätzlich wurden aber auch kommunale Initiativen und Projekte gestartet, Gemeinden haben im Zuge von Grabarbeiten bei Umstellung der Straßenbeleuchtung auf moderne LED-Technologien gleich die Glasfasererschließung mit angepackt.

EU-Fördermittel zur Co-Finanzierung stehen bereit. Im Rahmen dieses Programms werden Mittel der Europäischen Union aus dem Österreichischen Aufbau- und Resilienz-Plan 2020-2026 vergeben. Die Aufbau- und Resilienz-Fazilität der EU ist am 19. Februar 2021 in Kraft getreten. Sie dient der Finanzierung von Reformen und Investitionen in den Mitgliedstaaten von Beginn der Pandemie im Februar 2020 bis zum 31. Dezember 2026. Damit sollen die Auswirkungen der COVID19-Pandemie auf Wirtschaft und Gesellschaft in den kommenden Jahren abgefedert werden. Der Österreichische Aufbau- und Resilienz Plan 2020-2026 umfasst die Maßnahmen zur Förderung des digitalen Aufbaus aka Breitbandausbau in höchster Priorität. Soweit der österreichische Weg.

Wie sieht es aber bei unserem Nachbarn Deutschland aus? Hier wird noch immer von größten Lücken im flächendeckenden Breitbandausbau berichtet. Schauen wir über den Inn zu unseren Lieblingsnachbarn:

Nach Jahren massiver Investitionen und einer deutlichen Zunahme der Ausbaugeschwindigkeit im deutschen Glasfasermarkt werden erste Anzeichen für Risse im Entwicklungsverlauf sichtbar. Insolvenzen von »Goldgräbern im Breitbandausbau« haben den deutschen Markt bereits erschüttert.

Branchenweit ambitionierte Rollout-Pläne haben in den letzten Jahren zu einem bunten Marktumfeld geführt, in dem sich wie bei uns in Österreich sowohl lokale, regionale als auch überregionale Anbieter tummeln. Doch lassen derzeitige Marktentwicklungen in Deutschland darauf schließen, dass diesem Markt tiefgreifende Veränderungen bevorstehen: Getrieben von Inflation, signifikant höheren Ausbaukosten und Kaufzurückhaltung bei den Kunden scheint eine Konsolidierung am deutschen Breitbandmarkt unvermeidlich. Es ist daher stark damit zu rechnen, dass auch bei uns in Österreich Einbrüche bevorstehen könnten, ist doch die Inflation bei uns nicht zuletzt jetzt Mietzins-getrieben ungebremst am Gedeihen!

Welche Ableitungen ergeben sich daraus für die Player in der Branche? Was bedeutet dies für Bezirke und Gemeinden sowie den Unternehmensstandort? Gibt es prädestinierte Gewinner aka risikoaffine Investoren und könnten sie gar von Turbulenzen am Glasfaser-Breitbandmarkt profitieren?

Ein Stopp des Ausbaus – oder der Rückzug eines Investors – kann jederzeit zum jähen Ende der Ausbauversprechen führen. Darauf müssen wir uns in spannenden Zeiten wie diesen auch einstellen!

 

Herzlich, Ihre

Rudolfine Zachbauer-Zick

Weitere Informationen www.techart.co.at

Quelle: techART e.U.

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