Thomas Buchbauer fragt:

Weshalb also noch sparen?

von Jasmin Fuerbach
Foto: © Pixabay

Es war noch vor dem Ukraine-Krieg, den anschließenden Krisen und der extrem hohen Inflationsrate in Österreich. Damals rechneten Nikolaus Jilch und Dénes Kucsera von der wirtschaftsliberalen Agenda Austria den Lesern der Tageszeitung »Der Standard« vor, dass ein Sparbuch, auf das man 1996 umgerechnet 10.000 Euro (zum damaligen Zeitpunkt gab es noch den Schilling) eingezahlt hatte, 25 Jahre später rund 12.200 Euro verbucht hatte. Allerdings – und jetzt kommt der Haken – lag der reale Wert nur noch bei 8.400 Euro. Sie können sich vorstellen, wie hoch der Geldwert heute ist – rund zwei Jahre, nachdem dieser Artikel erschienen ist und sich die Inflationsrate mittlerweile in Bereichen jenseits der 10 % bewegt.

Ich will gar nicht nachrechnen. Wir können jetzt darüber diskutieren, warum es der österreichischen Regierung – gemessen am europäischen Durchschnitt – am schlechtesten gelingt, die Inflationsrate einzudämmen. Will ich aber nicht. Was ich will, ist darauf hinzuweisen, dass es aus meiner Sicht keinen Sinn macht, Geld am Sparbuch oder am Girokonto zu belassen. Nicht zuletzt deswegen habe ich kürzlich einen Betrag in ein Start-up investiert, das mit einer neuen Technik die Windkraft revolutionieren könnte (wir berichten in dieser Ausgabe über das Unternehmen und ihre ersten Gehversuche). Selbst wenn dieses Unternehmen seine Ziele nicht erreicht und ich meine Investition verliere, habe ich zumindest etwas dazu beigetragen, den Erfindergeist in Europa zu fördern und die Wirtschaft anzukurbeln. Und dann wäre dann noch die PV-Anlage auf meinem Dach. Ich sag´s gleich: Ich pfeif‘ auf den Förderungsbetrag des Staates für mein Projekt. Einmal abgewiesen zu werden und dafür unnötig Zeit verplempert zu haben, hat mir gereicht. Abgesehen davon, dass ich es als Bürger dieses Landes als Zumutung betrachte, dass alle Förderungsansuchende gleichzeitig online um einen Betrag rittern, der uns allen Steuerzahlern zusteht, nutze ich meine Zeit viel lieber sinnvoller und produktiver. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es keine bessere Art der Förderungsvergabe geben kann. Kürzlich saß ich im Publikum einer Veranstaltung, als Ministerin Leonore Gewessler meinte, dass sie ohnehin für eine Öffnung der PV- und Speicher-Förderung wäre – allerdings, so Gewessler im O-Ton, sei der ÖVP-Finanzminister gegen einen Entfall der Mehrwertsteuer (so lautet ihr Vorschlag) für derartige Projekte. Kein Wunder, ist die Mehrwertsteuer mit 35,4 Milliarden Euro bekanntlich mit rund einem Drittel vom Gesamtkuchen die Haupteinnahmequelle des FM. Darüber hinaus gibt es Stimmen, die davon überzeugt sind, dass die Unternehmen aus der »PV-Sparte« die Preise für ihre Produkte und Dienstleistungen im Nu erhöhen würden, wenn es zum Mehrwertsteuererlass käme und die »Förderungen« damit gar nicht beim Konsumenten ankommen würden. Ich bin allerdings überzeugt, dass es dagegen geeignete Maßnahmen gäbe (ich denke dabei z.B. an ein Meldesystem). Abgesehen davon kann ich mir nicht vorstellen, dass es zu einer derart konzertierten Aktion kommen könnte – für derlei »Absprachen« ist diese Branche aus meiner Sicht viel zu inhomogen. Stattdessen dürfte nun genau das Gegenteil passieren: In Kürze wird es sich besonders lohnen, in eine PV zu investieren. Laut uns vorliegenden Insiderinformationen soll es im PV- und Speicherbereich in den nächsten Wochen zu einem Preisverfall kommen – die ersten Anzeichen dafür gibt es bereits jetzt am Markt.

Dass für Konsumenten Preise für PV und Speicher eher eine untergeordnete Rolle spielen, zeigt die Nachfrage im Bereich der regenerativen Energieerzeugung bei einem Blick über die Grenze nach Deutschland. So soll es unserer Information nach in unserem Nachbarland ein Umsatzplus von über 200 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geben. Dass die Zahlen in Österreich nur unwesentlich abweichen, liegt auf der Hand – schon alleine in meinem privaten Umfeld warten derzeit dutzende Konsumenten auf »ihre« PV.

Einen besonderen Schub nach vorne dürfte das Leuchtstofflampen-Verbot mit September dieses Jahres im Lichtsektor bewirken. In dieser Produktgruppe verzeichnete der Großhandel schon in den ersten Monaten 2023 ein Plus von über 30 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Apropos Licht – das war gerade zentrales Thema auf der »LICHT2023« in Salzburg, die die Lichttechnische Gesellschaft (LTG) gemeinsam mit ihren Schwesterverbänden aus der Schweiz, aus Deutschland und aus den Niederlanden austrug. Mein persönliches Resümee lautet: Der dreitätige Event mit zahlreichen Vorträgen – mit durchwegs hochinteressanten Themen aus den verschiedensten Bereichen der Lichttechnik aber auch der -architektur und der -wissenschaft – war ein voller Erfolg. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die LTG rund 500 Besucher begrüßen durfte, die für eine Tageskarte jeweils 588 Euro inkl. MwSt. bezahlt hatten und damit sicherlich wesentlich »aufnahmewilliger« waren, als das durchschnittliche Besucher von Messen in der Regel sind. Die Rede ist von jenen, die zu vergleichbaren Events schier »auf Händen getragen« werden, für Kost, Logis und den Eintritt nichts bezahlen und als Draufgabe auch noch Geschenke bekommen – all das ist leider fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Klar gab es manchen Aussteller, der sich mehr Besucher auf seinem Messestand gewünscht hätte. Aber wie sagte einer der Verantwortlichen zu mir treffend: „Frag mich in einem halben Jahr, dann sag ich dir, ob sich die Ausstellung positiv ausgewirkt hat. Schließlich haben wir es hier mit einer Klientel zu tun, deren Fähigkeit, Interessantes wahrzunehmen, auch im Vorübergehen wesentlich ausgeprägter ist.“

Ich möchte die Gelegenheit nun abschließend noch nutzen, um auf unseren 1.April-Newsletter und die dazu von uns gedrehten Movies hinzuweisen! Schauen Sie sich die humorvollen Videos an! Auch wenn der 1. April sicherlich schon längst vorbei ist, wenn Sie mein Vorwort lesen – denn so viel (Branchen-)Satire in einem YouTube-Kanal gibt es selten zu sehen. Das wirklich Herausragende dabei: Die Sponsoren der Beiträge ermöglichten es uns, zum 25-Jahre-Jubiläum vom i-Magazin und abseits der 1.April-Scherze etwas wirklich Sinnvolles zu gestalten: Die 18.000 Euro Einnahmen aus dieser Aktion gingen zu 100 % an ein Wohn- und Lebensprojekt für Menschen mit Mehrfachbehinderung in Orth an der Donau. Vielen Dank an alle Sponsoren!

 

Thomas Buchbauer

Chefredakteur, i-Magazin

 

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