Mit den Produkten von Schrack Technik ist man für jegliche Wende gerüstet: Egal ob Energie, Heizung oder Mobilität – die aktuellen Themen finden sich allesamt und gesammelt im Schrack-Produktportfolio wieder. Zufall, glückliche Fügung oder doch mehr? Wir gingen dem in einem ausführlichen Gespräch mit der Geschäftsführung nach.
Interview: Thomas Graf-Backhausen
Text: Mag. Sandra Eisner
Schaltschränke, Lichttechnik, Gebäudeausstattung, Schutzschalter bis zu Sicherheitsbeleuchtungen, Datennetzwerkprodukte und Erneuerbare-Energie-Lösungen, all das »kann« Schrack Technik. Das österreichische Technologieunternehmen setzt auf Vernetzung, Optimierung und Sicherheit von Energie und Daten. Mit seinem Produktportfolio deckt das Unternehmen als eines von wenigen das komplette Marktspektrum der Elektroinstallationsbranche ab. Man fragt sich vielleicht, ob es dann noch Luft nach oben gibt oder das Ende der Fahnenstange bereits erreicht ist? Das Trio der Geschäftsführung, bestehend aus Wilhelm Großeibl, Andreas Fichtenbauer und Franz Gletthofer, stellte sich nicht nur dieser Frage, sondern blickte auch auf die wichtigsten Trends für 2024.
Herr Großeibl, wie lautet Ihre Einschätzung Ende des Jahres 2023? Hat Schrack die gesetzten Ziele erreicht oder verfehlt?
Wilhelm Großeibl: Das Unternehmen Schrack hat in der Gruppe wie auch in Österreich wieder ein historisches Bestergebnis erzielt. Wir wachsen sowohl hier in Österreich als auch in allen Tochtergesellschaften signifikant. Der Umsatz 2023 beläuft sich auf rund 570 Millionen Euro.
Welche Ziele gibt es für 2024? Wie budgetiert Schrack das kommende Jahr in Anbetracht der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die – heruntergebrochen auf die einzelnen Bereiche – sicherlich sehr unterschiedlich sind?
Großeibl: Der Megatrend bleibt für Schrack weiterhin positiv: Wir sind stark in der Energieverteilung – und es wird mehr Energie verteilt werden müssen. Wir sind stark in der Datenverteilung – und es werden auch mehr Daten verteilt werden müssen. Wir sind gut positioniert im Bereich der erneuerbaren Energien mit Photovoltaik, Speicher, Wechselrichter und Co. Wir verfügen außerdem über eine gute Produktpalette im Bereich der Elektromobilität in Richtung Lastmanagement – all das ist 2024 genauso notwendig wie dieses Jahr. Zugegebenermaßen werden wir als Gesellschaft durch die im Wohnbau rückläufigen Baugenehmigungen weniger neuen Wohnraum dem Markt zur Verfügung stellen als in den vergangenen Jahren. Jedoch liegt durch den Ausstieg aus den Verbrennungstechnologien der Fokus auf der elektrischen Energie – und verwendet man den Begriff »elektrische Energie«, verwendet man genauso den Namen »Schrack«.
Wie wichtig schätzen Sie in Ihrem Umfeld das Thema Intelligenz im Gebäude in Zukunft ein?
Großeibl: Das ist eine der großen Chancen, die wir haben. Energie wird nicht mehr so beliebig zur Verfügung stehen wie heute. Unsere Aufgabe wird es sein, erstens Verbraucher zu messen, zweitens Verbraucher zu steuern und drittens das gesamte Energiemanagement sichtbar zu machen: wie viel beziehe ich von einem öffentlichen Netz, wie viel von meiner PV-Anlage, vom Speicher und welche Leistung kann ich wegschalten, wenn gewisse Limits überschritten werden. Mit diesem Thema wird sich Schrack in der Produktentwicklung massiv beschäftigen, wir sind ja bereits in diesen Bereich eingestiegen. Als deutlichster Indikator dient dabei der Umstand, wie viel Stromwandler früher verkauft wurden und wie viele heute. Der Stromwandler macht den Stromverbrauch transparent – und so wird es in Zukunft noch mehr Bedarf geben und wir werden den Bezug, also woher die Energie stammt, managen müssen. Es wird einer gewissen Speicherkapazität bedürfen und wir werden die Last, also die Verbraucher, dann so steuern, dass das menschliche Leben komfortabel bleibt, gleichzeitig jedoch gewisse Energielimits nicht überschritten werden.
Es ist allgemein bekannt, dass die »gehypte« Wärmepumpe neben den Vorteilen auch viele Nachteile hat. Die Variante Infrarotheizung in Kombination mit PV, Speicher, Klimaanlage kostet als Gesamtsystem weniger als eine gängige Wärmepumpe für ein durchschnittliches Wohnhaus mit einer Fläche von 130 m2. Zudem ist eine Infrarotheizung – im Gegensatz zur Wärmepumpe – völlig wartungsfrei. Der größte Teil der Kunden, die jetzt in Sanierung und Adaptierung investieren, ist zwischen 50 und 65 Jahre alt und möchte keine exorbitant hohen Summen dafür ausgeben. Wäre die angesprochene Variante also nicht das System, das uns alle voranbringen würde?
Großeibl: Es wurde nicht geschafft, das Vertrauen der breiten Masse, von der herkömmlichen Heizung wegzugehen, aufzubauen. Ja, die Investitionskosten einer Infrarotheizung sind geringer – man braucht keine Leitungen, Regler, Kessel usw. und sie ist außerdem wartungsfrei.
Andreas Fichtenbauer: Wir müssen es schaffen, das Vertrauen der Endkunden in Infrarotheizsysteme in Kombination mit PV, Speicher, Systemsteuerungen etc. zu gewinnen. Dafür ist die gesamte Branche angehalten, dieses Vertrauen zu schaffen – gerade die von Ihnen angesprochene Zielgruppe ist stark traditionell verwurzelt. Wir verfügen über ein sehr ausgereiftes Produktsortiment für Infrarotheizsysteme sowie Speichersysteme im PV-Bereich.
Herr Fichtenbauer, wo liegen die Schwerpunkte für 2024? Wo ist Halten angesagt und wo Wachstum?
Fichtenbauer: Unser Ziel ist es, unseren Weg weiterzugehen. Das bedeutet, unsere Kunden weiterhin mit Gesamtlösungen zu versorgen, natürlich im Bereich der erneuerbaren Energien, aber auch in der Energieversorgung. Elektromobilität, Lastmanagement, modular aufgebaute Energieverteilungen mit größeren Stromstärken – wir setzen darauf, Gesamtlösungen für unsere Kunden im typgeprüften Verteilerbereich zu schaffen. Dabei haben wir bereits ein signifikantes Wachstum, wir werden den Fokus darauf 2024 jedoch verstärken, sodass für unsere Kunden schnelle Lösungen verfügbar sind. Andererseits möchten wir unseren Kunden noch näher sein, die Regionalität stärken. Unser neues Konzept für die Infotage unterstreicht diesen Ansatz, um noch mehr Nähe und Spezifikation in den Themenbereichen zu ermöglichen. Um unsere Produkte für unsere Kunden schnellstmöglich verfügbar zu haben, wurden in Wien bereits drei Pick-up-Stationen zusätzlich zu den Abholstores in allen Bundesländern erfolgreich installiert. Das ist einer der Schwerpunkte neben PV, Lastmanagement im E-Mobility-Bereich, wofür wir heute ja bereits Lösungen bieten. Und bei der Gebäudetechnik gibt es seit einigen Wochen ein neues Flächenschalterprogramm, unser Visio S, das sehr einfach zu installieren ist und viele wesentliche Vorteile bietet.
Kommen wir zum Thema Licht: Für welche Anwendungsfälle bieten Sie Lösungen?
Großeibl: Schrack steht dafür, gut überlegte Produkte auf den Markt zu bringen, so z. B. eine neue Round-Serie mit höchster Effizienz, indirektem und direktem Licht, Farbfaktoren, Leistungen von 10, 20 und 30 W, für Wand und Decke, in einer Leuchte – all das bringt Zukunftssicherheit, Logistikvorteile und Variabilität für Leute, die planen und diese Serie verbauen. Das Schrack-Konzept steht für verfügbares Licht, technisch variabel in Lichtfarbe und Leistung. Wir bieten Lösungen für Bürogebäude, Wegbeleuchtungen, Shoppingcenter, Logistikgebäude und vieles mehr.
Fichtenbauer: Zusätzlich wird es im Bereich der Sicherheitsbeleuchtung 2024 ein neues Produkt geben, das hocheffizient in Energieverbrauch und Bedienbarkeit ist.
Seit der Pandemie arbeiten deutlich weniger Menschen in Bürogebäuden als zuvor. In diesem Zusammenhang spielt Sensortechnik eine signifikante Rolle: Licht nur dort zu haben, wo sich auch tatsächlich Leute befinden – bietet Schrack das an?
Fichtenbauer: Für die intelligente Lichtsteuerung gibt es Lösungen von uns, angefangen bei Präsenz-/Bewegungsmeldern mit unterschiedlichen Technologien im Hintergrund, entweder Dali, KNX oder andere Systeme, um genau das zu realisieren.
Großeibl: Es ist einfach, jedoch sehr wirksam. Viele Leute drehen das Licht beim Verlassen eines Raumes oder Gebäudes (meistens sogar unbewusst) nicht ab, da soll eine Intelligenz mithelfen. Wir erstellen Planungen für Industriehallen mit Tageslichtsteuerungen. Unsere Lösungen sind blendfrei.
Gibt es Innovationen bei der Fluchtwegbeleuchtung?
Fichtenbauer: Es gibt hier immer neue Anforderungen von Seiten der Normen. Für die dynamische Fluchtweglenkung, die aus unserer Perspektive kommen wird, bieten wir auch Lösungen an. Außerdem werden wir in wenigen Wochen mit einem 24-Volt-System auf den Markt gehen, um unsere Kunden mit hocheffizienter Technologie bei der Projektentwicklung zu unterstützen.
Herr Gletthofer, was ist Ihre Rolle bei Schrack und wie wird diese in fünf Jahren aussehen?
Franz Gletthofer: Ich bin dafür verantwortlich, dass die Produkte jeden Tag zu den Kunden kommen, wir sprechen dabei von 10.000 Positionen pro Tag. Diese Rolle wird sich vermutlich in den nächsten fünf Jahren nicht allzu sehr ändern. Wir haben permanent spannende Projekte und eine ganze Reihe an Investitionsprojekten, die wir sukzessive aufbauen, sowohl im In-, als auch im Ausland. In Rumänien fiel soeben der Startschuss, in Slowenien wurden wir letztes Jahr fertig und Graz wird im März 2024 beendet sein. Nun folgt das größte Investitionsvorhaben, das wir jemals hatten: Es wurde ein Grundstück im 23. Wiener Gemeindebezirk gekauft, worauf ein neuer Standort gebaut werden soll. Der Generalplanervertrag wurde bereits unterschrieben. Drei Jahre lang wird es vieler Detailarbeit bedürfen, damit dies ein Standort wird, der das Unternehmen Schrack für die nächsten 40 bis 50 Jahre begleitet.
Herr Großeibl, wie lange werden Sie dem Unternehmen Schrack noch erhalten bleiben?
Großeibl: Ich werde der Firma Schrack noch Jahre verbunden und operativ tätig bleiben. Dieses Dreieck der Geschäftsführung ist extrem stark und wir sind in unseren Meinungen sehr abgestimmt und deckungsgleich. Das ist kein Zufall. Ob in der Elektromobilität, der Datentechnik, im Energiesparen, im Energieerzeugen, Lösungen für Lastmanagement … Schrack denkt nicht nach, Schrack denkt vor.
Was sind Ihre speziellen Steckenpferde im Unternehmen, Herr Fichtenbauer?
Fichtenbauer: Wir drei sind gemeinsam für das Gesamtunternehmen verantwortlich. Wo ich mich sehr stark einbringe und verbunden fühle, ist der Vertriebsbereich, speziell in Österreich – die österreichischen Kunden liegen mir sehr am Herzen. Damit verbunden ist der Bereich digitales Business, Marketing und »Business Development«. Wir stellen Tools wie Schrack Design für unsere Kunden bereit, denn ihr Tätigkeitsfeld hat sich in den letzten Jahren deutlich verbreitert. Wir wollen unsere Kunden dabei unterstützen, weil es mittlerweile sehr herausfordernd ist, alle Normen sowie Anforderungen zu erfüllen. Deshalb bieten wir Unterstützungstools (Schrack Design) und stellen Konfiguratoren sowie einen sehr performanten Webshop zur Verfügung.
Beim Thema Ladetechnik wurde in Deutschland kürzlich ein Rückgang von rund 64 % veröffentlicht –wie erleben Sie diesen speziellen Zweig der Elektromobilität?
Großeibl: Was die Zahlen betrifft, sehen wir keine Veränderung zum Vorjahr. Zugegebenermaßen wächst der Bereich nicht, aber er sinkt auch nicht, daher gewinnen wir deutlich Marktanteile.
Fichtenbauer: Vor allem deshalb, weil wir immer neue Lösungen bieten: das Lastmanagement für mehrere Ladestationen an einem Standort, vom einfachen bis zum dynamischem Lastmanagement; der nächste Schritt ist das Thema Eichrecht, das an enormer Bedeutung gewinnen wird, ebenso wie der Bereich »Vehicle to Grid«. Unsere Ladestationen sind heute bereits der Norm entsprechend aufgebaut und damit zukunftssicher.
Großeibl: »Direct Payment« wird außerdem einen stark wachsenden Bereich darstellen.
Das bidirektionale Laden kann mit den gleichzeitig sinkenden Einspeisetarifen einen nächsten Boom auslösen. Wie ist Schrack hier aufgestellt?
Fichtenbauer: Unsere Cion i-Charge-Ladestationen sind bereits nach der entsprechenden ISO-Norm konfiguriert. Die größere Herausforderung wird es sein, Autos zu bekommen, die die Entnahme von elektrischer Energie aus dem Speicher des Fahrzeuges zulassen.
Gibt es Initiativen oder Gespräche mit der Automobilindustrie, bezüglich des Zukunftsthemas der Einbindung von Haus, Elektroauto und PV gemeinsame Sache zu machen?
Großeibl: Bis heute gibt es keine Initiative. Wir beschäftigen uns mit bidirektionalem Laden, wir statten unsere Geräte entsprechend aus, aber Konzerne wie Toyota oder VW sind heute nicht unsere typischen Partner.
Es wird auch der exakten Klärung rechtlicher Rahmenbedingungen bedürfen – etwa wenn ein Elektroauto in der Firma geladen wird, um zuhause einzuspeisen …
Gletthofer: Diese Bedingungen sind schwer lösbar, weil sehr komplex. Ich glaube nicht daran, dass dieser Bereich bald eine große Relevanz bekommen wird, zusammenhängend auch mit den Autoherstellern und deren Gewährleistung der Batterien. Außerdem sind heute 80 % der Elektroautos Firmenfahrzeuge. Gibt es dieses Modell nicht mehr, muss man sich die Frage stellen, wer dann ein Elektroauto kauft unter den jetzigen Rahmenbedingungen mit den aktuellen Preisen am Markt … Fällt die Lohnsteuerbegünstigung weg, so wird auch der österreichische Elektromobilitätsmarkt rückläufig sein.
In Deutschland gibt es ab 01.01.2024 das Recht, die Stromliefermenge bei Stromknappheit zu begrenzen. Wie stehen Sie dazu?
Großeibl: Wir wollen richtigerweise aus dem Gebrauch fossiler Energieträger aussteigen, dafür brauchen wir Elektromobilität, Wärmepumpen anstatt Gas- oder Ölheizung usw. Beim Ausbau unserer Netze, Trafos, Umspannwerke etc. ist man jedoch säumig mit der Geschwindigkeit.
Ist Schrack in den Netzausbau involviert?
Großeibl: In den Netzausbau der Hochspannung und der Mikro-/Höchstspannung nicht. Für die Mittelspannung gibt es erste Analysen, wie das Leistungs- und Produktspektrum von Schrack in diesem Bereich aussehen könnte, weil das ein stark wachsendes Geschäftsfeld darstellt.
Ist das ein konkreter Denkansatz und auch in Planung?
Großeibl: Ja. Es finden diesbezüglich Gespräche von und mit Schrack statt.
Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen auf: www.schrack.at