Nach strategischer Neuausrichtung in einem Jahr der Marktverwerfungen:

Meyer Burger veröffentlicht Geschäftsbericht 2023

von Sandra Eisner
Foto: © Bild wurde mit Dall-E 3 generiert

Die Meyer Burger Technology AG stärkt ihre Position als renommierter Hersteller von Premium-Solarmodulen und -zellen in einem herausfordernden Umfeld. Der starke Preisdruck im europäischen Solarmarkt hat verhindert, dass Meyer Burger die angestrebten Verkaufsmengen erzielen konnte. Infolgedessen wurde das Ergebnis des Geschäftsjahres 2023, wie am 17. Januar 2024 veröffentlicht, erheblich beeinträchtigt.

Die strategische Entscheidung, substanzielle Investitionen mit Fokus auf den US-Markt zu tätigen, hat die Ergebnisse zusätzlich belastet. Sowohl der größte Aktionär Sentis Capital Cell 3 PC (Sentis Capital) als auch der größte Kunde D.E. Shaw Renewable Investments (Desri) planen, an der angekündigten Bezugsrechtsemission teilzunehmen.

Bei einer Nominalkapazität von 1,4 Gigawatt bis Ende 2023 stieg das Volumen der produzierten Solarmodule auf 650 Megawatt. Die Marktverzerrungen auf dem europäischen Markt haben eine Vollauslastung der Kapazitäten und entsprechende Skaleneffekte verhindert. Als ein weiteres Ergebnis der Marktverzerrung sind die Modul-Lagerbestände deutlich auf rund 365 Megawatt angestiegen. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2023 belief sich auf 135,0 Millionen CHF (2022: 147,2 Millionen CHF).

Vor dem Hintergrund unfairer Marktbedingungen in Europa und der damit einhergehenden Ankündigung der Schließungsvorbereitung des Standortes Freiberg hat die Gesellschaft Wertminderungen auf das Anlagevermögen der Solarzellen- und Modulproduktion in Deutschland sowie auf die deutschen Lagerbestände vorgenommen. Die Wertminderungen auf die deutschen Bestände basieren auf Marktpreisen von Ende des Jahres 2023 und sind zusammen mit den Wertminderungen auf das Anlagevermögen nicht liquiditätswirksam. Das Unternehmen verzeichnete daher in der Berichtsperiode einen Gesamtverlust von -291,9 Millionen CHF (2022: -69,9 Millionen CHF). Knapp die Hälfte des Verlustes ist auf Einmaleffekte zurückzuführen.

Das Unternehmen erzielte ein Finanzergebnis von -42,6 Millionen CHF (2022: -16,4 Millionen CHF). Die Lagerbestände stiegen im Laufe des Jahres 2023 auf 130,8 Millionen CHF (2022: 118,5 Millionen CHF), hauptsächlich aufgrund von Modulen, die in der Rechnungsperiode nicht verkauft werden konnten. Am Ende der Rechnungsperiode mussten die Lagerbestände aufgrund des massiven Verfalls der Marktpreise ab dem zweiten Halbjahr 2023 wertberichtigt werden. Dies hat zu Wertberichtigungen von 51,7 Millionen CHF geführt (2022: Auflösung von Wertberichtigungen, 10,0 Millionen CHF). Insgesamt führte dies zu einem negativen Ebitda von -163,6 Millionen CHF (2022: -34,6 Millionen CHF). Ohne diese Wertberichtigungen hätte das Ebitda mit einem Minus von -111,9 Millionen CHF zu Buche geschlagen. Das Ebit betrug -250,2 Millionen CHF (2022: -53,6 Millionen CHF) und wurde durch Wertberichtigungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte in Höhe von 56,8 Millionen CHF (2022: 0,0 Millionen CHF) infolge eines Werthaltigkeitstests sowie durch weitere Einmaleffekte, insbesondere Hochlauf- und Vorfinanzierungs-Kosten sowie vertraglich vereinbarte Gutschriften an Kunden aus Lagerschutzklauseln negativ beeinflusst. Sollte sich die allgemeine Marktsituation in Europa ändern, z.B. durch entsprechende Resilienzmaßnahmen, wäre eine Rücknahme der entsprechenden Wertberichtigungen möglich.

Die flüssigen Mittel (einschließlich solche mit Verfügungsbeschränkung) von Meyer Burger betrugen per 31. Dezember 2023 150,2 Millionen CHF und per 29. Februar 2024 82,0 Millionen CHF. Die Bilanzsumme reduzierte sich per 31. Dezember 2023 auf insgesamt 681,2 Millionen CHF (31. Dezember 2022: 720,4 Millionen CHF). Das Umlaufvermögen belief sich auf 386,1 Millionen CHF (2022: 473,8 Millionen CHF).

Fokus auf US-Produktion

Aufgrund des sich weiter verschlechternden Geschäftsklimas in Europa hat Meyer Burger im Januar 2024 weitere Schritte eingeleitet, um auf Produktion und entsprechend profitables Wachstum in den USA zu fokussieren. Die Modulproduktion am Standort Freiberg (Sachsen) in Deutschland wurde Mitte März 2024 eingestellt, was ab April zu signifikanten Kosteneinsparungen führen soll. Die Solarzellenproduktion in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen, Sachsen-Anhalt), Deutschland, wird den Produktionshochlauf der US- Solarmodulfertigung in Goodyear, Arizona, weiter unterstützen.

Sentis Capital und Desri beabsichtigen, sich an Kapitalerhöhung zu beteiligen

Am 23. Februar veröffentlichte Meyer Burger eine Einladung zu einer außerordentlichen Generalversammlung, um unter anderem über eine Kapitalerhöhung mit einem geplanten Bruttoerlös von 200 bis 250 Millionen CHF abstimmen zu lassen. Sentis Capital, der größte Aktionär der Gruppe, beabsichtigt, bis zu 50 Millionen CHF in die Eigenkapitalfinanzierung zu investieren. Zudem freut sich das Unternehmen bekannt zu geben, dass Desri, der größte Kunde des Unternehmens, ebenfalls plant, in die bevorstehende Kapitalerhöhung zu investieren. Geplant ist eine Investition von bis zu 20 Millionen USD, aber maximal 10 % des Emissionsvolumens, durch die Übernahme von nicht gezeichneten Aktien. Desri und Meyer Burger arbeiten in den USA im Rahmen ihrer mehrjährigen Abnahmevereinbarung seit 2022 eng zusammen. Meyer Burger ist der Ansicht, dass die geplante Investition von Desri die Marktpositionierung von Meyer Burger in den USA deutlich unterstützt.

Ebitda-Potenzial von nahezu CHF 250 Millionen pro Jahr

Verwaltungsrat und Management sind der Ansicht, dass das langfristige Wachstumspotenzial für Meyer Burger als renommierter Anbieter von Hochleistungs-Heterojunction-Technologie sehr attraktiv bleibt. Das Potenzial allein in den USA ist mit existierenden Abnahmeverträgen beträchtlich. Für die Zeit nach einem erfolgreichen Hochlauf und einem mittelfristigen Erreichen der vollen Produktionskapazität der Zell- und Modulproduktion an den US-Standorten rechnet Meyer Burger damit, einen Ebitda von nahezu 250 Millionen CHF pro Jahr aus dem US-Geschäft generieren zu können. Damit ist Meyer Burger – unter fairen Marktbedingungen – wettbewerbsfähig und kann mit den Standorten in den USA nachhaltige Profitabilität erreichen.

Ausblick

Meyer Burger begrüßt die kürzlich gefällte Entscheidung über Resilienzmaßnahmen in Italien. Das Unternehmen geht davon aus, dass es von dieser und weiteren möglichen Resilienzregelungen in Europa im Rahmen der Umsetzung des Net Zero Industry Act finanziell profitieren wird.

Meyer Burger geht davon aus, dass die Erlöse aus den potenziellen Fremdfinanzierungsquellen zusammen mit den Erlösen aus der Kapitalerhöhung es ihr ermöglichen werden, die Modulproduktion in Goodyear bis Ende des zweiten Quartals 2024 in Betrieb zu nehmen. Der Hochlauf der Zellproduktion in Colorado Springs, Colorado, soll um das Jahresende 2024 starten, sofern die noch notwendige Finanzierung dafür wie derzeit erwartet eintrifft.

Parallel dazu wird Meyer Burger weiterhin potenzielle strategische Partnerschaften mit Unternehmen anstreben, die Kapital bereitstellen, die Industrialisierung unterstützen und den Umsatz durch weitere Kundenzugänge, die mögliche Erschließung neuer Absatzmärkte und/oder die Lizenzierung von Technologien steigern könnten. Diese potenziellen partnerschaftlichen Geschäftsmodelle könnten zu einem größeren langfristigen Wachstum beitragen und die Kapitalintensität reduzieren.

Änderungen im Verwaltungsrat

Katrin Wehr-Seiter, Mitglied des Verwaltungsrats, ist aus persönlichen Gründen von ihrem Amt zurückgetreten. Franz Richter, Präsident des Verwaltungsrats, erklärte: „Der Verwaltungsrat dankt Katrin Wehr-Seiter für ihre wertvollen Beiträge während ihrer Zeit bei Meyer Burger.“

Der Geschäftsbericht 2023 kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://www.meyerburger.com/de/investor-relations/berichte-publikationen

Ähnliche Artikel

Hinterlassen Sie einen Kommentar

* Zur Speicherung Ihres Namens und Ihrer E-Mailadresse klicken Sie bitte oben. Durch Absenden Ihres Kommentars stimmen Sie der möglichen Veröffentlichung zu.

Unseren Newsletter abonnieren - jetzt!

Neueste Nachrichten aus der Licht- und Elektrotechnik bestellen.