„Die Industrie benötigt etwa ein Viertel des gesamten Energiebedarfs. Davon werden 43 % verwendet, um Temperaturen von bis zu 200 °C zu erzeugen“, so Richard Freimüller, Präsident des Verband Wärmepumpe Austria (am Titelbild).
In vielen gewerblichen und industriellen Bereichen können Wärmepumpen diese Temperaturen und Leistungen hocheffizient, schadstoff- und CO2-frei bereitstellen. „Für eine klimaneutrale Industrie muss sowohl die gebäudebezogene Wärmeversorgung als auch die Erzeugung von Prozesswärme auf nachhaltige und erneuerbare Wärmequellen umgestellt werden“, hebt Verbandspräsident Freimüller die zentrale Rolle der Wärmepumpen-Technologie für die Dekarbonisierung der Industrie, der öffentlichen Gebäude und des Wohnbaus hervor.
Industrie- und Gewerbebetriebe, öffentliche und soziale Einrichtungen, sowie Technologie- und Dienstleistungszentren stehen unter enormem Kostendruck. Energieeffizienz ist daher ein zentrales Thema für die Senkung der Energie- und Betriebskosten und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Viele Betriebe verfügen über große Mengen an ungenutzter Abwärme aus verschiedensten Bereichen oder Prozessen. „Mit einem intelligent konzipierten Wärmepumpen-System sind hohe Einsparungen möglich, die sich gleichermaßen positiv auf die Profitabilität und den CO2-Fußabdruck auswirken.“
Riesiges Potenzial bis heute unbeachtet
Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur könnten Wärmepumpen alleine in der europäischen Papier-, Lebensmittel- und Chemieindustrie für bis zu 3.000 Anlagen die benötigte Wärme im Ausmaß von 15 Gigawatt hocheffizient bereitstellen und damit wesentlich zur Kostensenkung und Reduktion der CO2-Emissionen beitragen.
In Österreich werden seit 2012 Marktdaten für Groß- bzw. Industriewärmepumpen erhoben. 26 Anlagen wurden im Jahr 2012 installiert, gefolgt von einer langsamen, aber steten Entwicklung. Im Jahr 2023 wurden bereits 162 Anlagen in Betrieb genommen. „Die genaue Anzahl der in Betrieb befindlichen Großwärmepumpen-Anlagen ist nicht bekannt, da viele Unternehmen bereits in der Vergangenheit in Wärmepumpen-Lösungen investierten oder diese aufgrund der primären Nutzung als Wärmerückgewinnungs-Anlage im Industrie-Anlagenbau errichteten“, berichtet Freimüller.
8. Internationaler Großwärmepumpen-Kongress
Dem großen Potenzial der Wärmepumpentechnologie für die Dekarbonisierung, Steigerung der Energieeffizienz und Senkung der Betriebs- und Energiekosten widmet sich der 8. Internationale Großwärmepumpen-Kongress, der am 10. und 11. Juni 2024 im Wörthersee-Kongresszelt der Kelag beim Schaukraftwerk Forstsee stattfindet. Der Kongress startet um 9 Uhr und spannt den Bogen von Mega-Wärmepumpen für Wärmeerzeugung und Rückverstromung, Potenziale für die Dekarbonisierung der Fernwärme, über die Nutzung von Prozess- und Abwärme sowie Kaskadenlösungen für den mehrgeschossigen Wohn- und Siedlungsbau.
„Im Rahmen des Großwärmepumpen-Kongresses zeigen wir Lösungen und Möglichkeiten, wie Fernwärme, mehrgeschossige und großvolumige Wohnbauten, öffentliche und soziale Einrichtungen (z.B. Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen, Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen u.v.m.), Gewerbe- und Industriebetriebe mit dem Einsatz der Wärmepumpen-Technologie ihre Energie- und Betriebskosten senken können und aktiv zur Erreichung unserer Klimaziele beitragen können“, betont Verbandspräsident Freimüller.
Der Internationale Großwärmepumpen-Kongress ist die bedeutendste europäische Veranstaltung in diesem Bereich und findet heuer in Zusammenarbeit mit der Kelag statt. Er kommt auf Initiative der Verbände Wärmepumpe Austria, Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz und Bundesverband Wärmepumpe Deutschland seit 2016 zustande.
Quelle: APA