EEI in Österreich: Kräftiges Plus in 2021, doch …

Der Druck wächst

von Sandra Eisner
von Mag. Sandra Eisner Foto: © FEEI

2021 war – laut aktuellen Daten des FEEI – ein gutes Jahr für die Elektro- und Elektronikindustrie. Die Herausforderungen jedoch nehmen kein Ende, im Gegenteil, die massiv gestiegenen Energiepreise schlagen auch hier deutlich zu Buche. Wie beurteilen Unternehmen die aktuelle Situation in der Branche und wie gehen sie damit um? Antworten darauf sowie damit zusammenhängende Forderungen an den Gesetzgeber gab es in der Jahrespressekonferenz des FEEI. Lesen Sie nachfolgend die zusammengefassten Kerninfos.

von Mag. Sandra Eisner

Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie als Interessenvertretung vereint eine große Bandbreite unter seinem Dach. Als Branche trägt die EEI einen massiven Teil zur Lösung der Klima- und Energiekrise bei. Doch angesichts der immer größer werdenden Herausforderungen geraten zunehmend mehr Unternehmen unter Druck – nicht zuletzt aktuell aufgrund der hohen Energiekosten. „Die zukünftige Situation wird alleine nicht mehr zu stemmen sein, daher stellen wir konkrete Forderungen an die Politik“, weist Wolfgang Hesoun, Obmann des FEEI, auf die prekäre Situation hin. Gemeinsam mit Marion Mitsch, Geschäftsführerin FEEI, gab er im Rahmen der Jahrespressekonferenz einen Überblick über die erhobenen Daten und Fakten aus 2021 und analysierte weiterführend die aktuellen Problematiken.

Marion Mitsch (Geschäftsführerin FEEI) berichtete zu Beginn der Veranstaltung anhand der wirtschaftlichen Daten für das Jahr 2021: „Das vergangene war für die Branche ein sehr gutes Jahr. Wir hatten knapp 15 % Zuwachs bei der Produktion und sind somit auf 19,7 Milliarden Euro Volumen gekommen.“ Damit wurde ersichtlich, dass das herausfordernde Jahr 2020 der Corona-Krise zum Teil ausgeglichen werden konnte. Das Umsatzwachstum betrug +28 %, Auftragseingänge lagen bei +18 % und das Volumen bei 22,7 Milliarden Euro. „Was uns ganz besonders freut, ist, dass wir auch bei den Beschäftigten ein Plus verzeichnen konnten von 2,5 % und mit Jahresende bei 68.600 Beschäftigten standen. Dieser positive Trend hat sich in das erste Quartal 2022 fortgesetzt.“ In diesem Zeitraum stieg der Zuwachs bei den Beschäftigten um 3,6 % und auch in der Produktion konnte ein Plus von 11,9 % verzeichnet werden. „Wir haben jetzt rund 70.000 Beschäftigte in der Branche. Das ist ein sehr schönes Zeichen, das unsere Krisenresistenz beweist und zeigt, dass unsere Branche ein verlässlicher Partner ist und wir für den Standort einen wesentlichen Beitrag leisten.“

„Das vergangene war für die Branche ein sehr gutes Jahr. Wir hatten knapp 15 % Zuwachs bei der Produktion und sind somit auf 19,7 Milliarden Euro Volumen gekommen.“ (Bild: FEEI)

Aktuelle Umfrage unter Betrieben der EEI

Um den aktuellen Gegebenheiten nachzuspüren, wurde im August dieses Jahres eine Umfrage realisiert, bei der Unternehmen befragt wurden, wie sie die wirtschaftliche Situation im Moment empfinden. „Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass das Jahr 2022 aus der aktuellen Situation heraus noch sehr positiv gesehen wird – die Auftragsbücher sind voll, die Umsätze im Wachsen begriffen, aber es herrscht auch eine starke Belastung vor“, legte Mitsch dar. Eine tägliche Herausforderung stellt nach wie vor die Lieferkettenproblematik dar. Bereits 2021 war sie einer der wesentlichen belastenden Faktoren für Unternehmen und deren Produktionen. Vor zusätzliche Probleme stellen die hohen Rohstoffpreise aufgrund der enorm gestiegenen Energiepreise. Auch der Fachkräftemangel begleitet die Branche nach wie vor. Unternehmen stehen also – trotz der positiven Zahlen – vor vielen Herausforderungen, die tagtäglich zu bewältigen sind. Und wie handhaben sie diese Krisen? Welche Maßnahmen werden gesetzt? Neben der Diversifizierung von Lieferketten reagieren viele Unternehmen mit einem Lageraufbau und rund 15 % ziehen in Erwägung, die Produktion einzuschränken oder im schlimmsten Fall sogar einzustellen.

Wie handhaben Unternehmen die Krisen? Welche Maßnahmen werden gesetzt? (Bild: FEEI)

Forderungen an den Gesetzgeber

„Die Situation für die Elektroindustrie scheint von den Zahlen her recht positiv zu sein, aber man muss auch sehen, wodurch diese Zahlen entstehen“, startete Wolfgang Hesoun, Obmann des FEEI, seine Analyse der aktuellen Lage. Der hohe Auftragseingangszuwachs ist die Konsequenz aus mehreren Faktoren: Einerseits gibt es einen Nachholeffekt aus der Corona-Krise heraus, andererseits den bereits erwähnten Lageraufbau. Aufgrund der Lieferkettenproblematik und der verlängerten Lieferzeiten vieler Produkte werden Vorwegbestellungen vorgenommen – wie fix die Abnahme der jetzigen vorgezogenen Bestellungen dann tatsächlich ist, stellt Unternehmen jedoch vor Einschätzungs- und Planungsprobleme. „Positive Zahlen sind dem Grunde nach gut, aber sie bergen auch gewissen Gefahren, weil sie vielleicht Zuversicht signalisieren, die so nicht existiert“, meinte Hesoun.

Eine weitere Problematik ist jene, dass die hohen Auftragsbestände nicht eins zu eins in den Umsatz fließen können aufgrund von noch immer vorhandenen Lieferkettenproblemen. Außerdem steigen die Kosten der Lieferanten laufend und aufgrund der verzögerten Lieferungen sind viele Unternehmen nur bedingt in der Lage, diese Kosten auch eins zu eins weiterzugeben. „Das bedeutet, wir haben Probleme im Ertrag, die punktuell leistbar sind, aber natürlich nicht unendlich“, so Hesoun. Zu dieser Situation kommen nun auch noch zusätzliche Erhöhungen der Produktionskosten durch die teilweise massiv erhöhten Energiekosten hinzu. „Generell sehen wir im Energiemarkt ein Versagen der Systeme, denn es kann nicht sein, dass Preissprünge entstehen, die manche Unternehmen vor existenzielle Probleme stellen. Und es kann nicht das Ziel sein, diese Märkte völlig unreguliert weiteragieren zu lassen. Die Bitte oder die Forderung an die Politik ist, sich zu überlegen, inwieweit wir aus diesen künstlich geschaffenen Systemen in eine vernünftige Form der Preisbildung der Energie kommen.“

Im August wurde eine Umfrage realisiert, bei der Unternehmen befragt wurden, wie sie die wirtschaftliche Situation im Moment empfinden. (Bild: FEEI)

Die aktuelle Situation führt für alle Branchen zu Erhöhungen der Produktpreise. Laut Hesoun muss darauf geachtet werden, dass sie jedoch keine Größenordnungen annehmen, die der Kunde im Markt nicht mehr akzeptiert. Denn wohin führt dieser Weg? Wird man schlussendlich überlegen müssen, ob eine Produktion in Österreich, aber auch Europa auf dieser Basis überhaupt möglich ist? Faktum ist, dass manche Betriebe aufgrund der derzeitigen Kostensituation nicht mehr in der Lage sind, Produkte herzustellen, die der Kunde auch kauft. „Es darf nicht sein, dass wir Produktionen verlieren, Arbeitsplätze verlieren, weil diese in Bereiche verlagert werden, wo die Gestehungskosten günstiger sind – nur weil man nicht in der Lage ist, diese Marktpreisausschläge einigermaßen in den Griff zu bekommen!“, appellierte Hesoun. Relevant in diesem Zusammenhang ist auch der Umstand, dass manche Gesetzgebungen unter völlig anderen Rahmenbedingungen beschlossen wurden – Beispiel CO2-Abgabe: „Jetzt eine zusätzliche Erhöhung für die Wirtschaft, für den Endkunden zu realisieren, nur weil es irgendwann beschlossen wurde, führt natürlich auch dazu, dass der Standort Österreich zusätzlich unter Druck kommt. Auch hier muss man sich fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, die Industrialisierung zulasten der Arbeitsplätze und des Standortes voranzutreiben?“

Hesouns abschließender Appell ist klar: „Ich finde viele Maßnahmen, die die Regierung gesetzt hat, dem Grunde nach richtig. Wir müssen jedoch darauf achten, dass wir den Wohlstand der Gesellschaft durch spekulative Maßnahmen nicht nachhaltig gefährden. Ungeachtet dessen, wie man zum Ukraine-Krieg steht, muss man auch die eigene Situation beachten und versuchen, die Möglichkeiten der öffentlichen Hand in solchen Phasen optimal einzusetzen, um die Strukturen im Land zu stabilisieren. Denn die Befürchtung besteht durchaus, dass unsere sehr sensiblen Systeme noch weiter unter Druck kommen. Unsere Branche – als Enabler der Digitalisierung – kann einen massiven Beitrag zum Einsparen von Primärenergie leisten: effiziente Systeme, Steuerungen, Haustechnik, die sich mit weit geringerem Primärenergieaufwand installieren lässt, bis hin zu Kraftwerken, die optimal Energie produzieren – all das ist Teil unseres Mitgliedbetriebsspektrums und daher sehen wir uns als Beitrag zur Lösung bzw. zur Reduktion der Problematik in der jetzigen Phase.“

Weitere Informationen auf: www.feei.at

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