Richard Freimüller über die unklare Zukunft der Wärmepumpen-Förderung:

Die heiße Luft der Politik und die kühle Vernunft der Technik

von Thomas Buchbauer
Foto: © Wärmepumpe Austria

Wels, März 2025 – Richard Freimüller, Präsident des Verbandes Wärmepumpe Austria, hätte am Tag der Eröffnung der Webuild – der Energiesparmesse – gerne mehr zu sagen gehabt. Aber manchmal ist weniger mehr und vor allem auch die ehrlichere Antwort. Der Grund? Während die Wärmepumpe als nachhaltige Technologie ihren Siegeszug fortsetzt, bleibt die politische Landschaft in Sachen Förderungen und langfristiger Klimastrategien nebulös.

„Wir – der Verband Wärmepumpe Austria – haben uns gedacht, wir machen zunächst einen Rückblick: Heute vor zehn Jahren wurde das Pariser Klimaabkommen beschlossen, und ich erinnere mich noch genau an die ersten Gespräche danach. Damals hieß es: Jetzt geht’s los! Heute sehen wir: Es geht – aber langsam“, so Freimüller in seiner Eröffnungsrede.

Tabelle Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen

Die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen, Quelle: Umweltbundesamt

Wärmepumpen: Die leise Revolution

In Zeiten steigender Energiepreise und unsicherer geopolitischer Entwicklungen hat sich die Wärmepumpe als eine der stabilsten Technologien am Markt erwiesen. Sie kann aus einer Kilowattstunde Strom bis zu vier Kilowattstunden Wärme generieren. Kein anderes Heizsystem kommt auch nur annähernd an diese Effizienz heran, sagt Freimüller vor dem i-Magazin-Mikro. Und doch sind es nicht die technischen Fakten, die in den politischen Debatten derzeit den Ton angeben.

Laut Verband Wärmepumpe Austria war 2024 ein Jahr mit zwei Hälften: Ein schwaches erstes Halbjahr mit verhaltenem Absatz trotz zahlreicher Förderanträge, gefolgt von einem starken zweiten Halbjahr, in dem sich die Nachfrage merklich erholte. Mit rund 45.872 verkauften Heizwärmepumpen wurde der Markt gegenüber dem Vorjahr um 5,6 % gesteigert.

Diagramm Heizsysteme in Österreich.

Die Verteilung Absatz Heizsysteme (li), Zusammensetzung der Anteile Erneuerbare Heizungen 2024 (re) in Österreich (ohne Nah- und Fernwärme); Eigene Darstellung, Quellen: Verband Wärmepumpe Austria Markterhebung, Branchen- und Expertenabschätzungen

• Die Luft/Wasser-Wärmepumpe dominiert mit einem Marktanteil von 87 %.
• Brauchwasser-Wärmepumpen verzeichneten einen Absatzrückgang um 21 % auf 9.094 Stück.
• Großwärmepumpen, ein essenzieller Baustein für Industrie und Gewerbe, legten um 1,2 % auf 164 verkaufte Einheiten zu.
• Der Gesamtmarkt für Heizsysteme in Österreich wuchs 2024 um 19 % auf 100.000 verkaufte Einheiten (ohne Nah- und Fernwärme).
• Der Marktanteil erneuerbarer Heizsysteme stieg auf 73 %.

Diagramm Entwicklung Wärmepumpen-Markt 2023 und 2024

Die Entwicklung am Wärmepumpen-Markt 2023 und 2024, Quelle: Verband Wärmepumpe Austria Markterhebung

Stillstand in der Politik, Dynamik in der Technik

Doch wo bleibt die Planungssicherheit? Freimüller stellt klar: „Unternehmen brauchen eine verlässliche Strategie. Menschen müssen wissen, ob und mit welcher Unterstützung sie bei der Heizungssanierung rechnen können. Und auch im Miet- und Wohnrecht gibt es große Baustellen.“ Während Wärmepumpen in Ein- und Mehrfamilienhäusern bestens etabliert sind, besteht in der Industrie, im Gewerbe, im Wohnbau und in öffentlichen Gebäuden weiterhin großer Handlungsbedarf.

Diagramm Heizungsmarkt

Der Heizungsmarkt wuchs 2024 um 19 % auf 100.000 verkaufte Heizsysteme, ohne Nah- und Fernwärme.

Die Zahlen sprechen europaweit jedoch eine klare Sprache: 2023 wurden in 21 EU-Ländern mehr als drei Millionen Wärmepumpen verkauft. Der Bestand in Europa liegt inzwischen bei 24 Millionen Geräten, was jährlich 45 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen vermeidet. Die Branche ist auch ein wirtschaftlicher Motor:

• 7 Milliarden Euro wurden 2023 in mehr als 250 Produktionsstätten in Europa investiert.
• Die Wärmepumpenindustrie sichert 170.000 Vollzeitarbeitsplätze.
• In Österreich hat die Branche einen Beschäftigungseffekt von 5.900 VZÄ (Vollzeitäquivalenten ohne EVUs).

„Nicht reden, machen!“

Für Freimüller ist klar, dass die Wärmepumpe einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung leisten kann. Insbesondere im Industriesektor gibt es noch riesige Potenziale. Denn hier entstehen mehr als 60 % des gesamten Energieverbrauchs durch Wärmeprozesse – Prozesse, die zunehmend mit Wärmepumpen betrieben werden können. Bis zu 40 % des industriellen Wärmebedarfs könnten durch Wärmepumpen gedeckt werden. „Besonders in der Industrie können mit der Nutzung von Prozess- und Abwärme sowie beim parallelen Einsatz der Wärmepumpe für Heizung und Kühlung Amortisationszeiten stark verkürzen.“, lautet das Statement des Verbandschefs.

Doch statt entschlossen zu handeln, regiert vielerorts die Unsicherheit: „Von unserer neuen Regierung brauchen wir ein klares und verlässliches Bekenntnis zum Klimaschutz. Es braucht einen ausgewogenen und budgetverträglichen Maßnahmen-Mix“, fordert Freimüller. Die Klimapolitik in Europa steht am Wendepunkt. Rüstungsausgaben und Industriesubventionen rücken in den Fokus, während Klimaschutz an Dynamik verliert. Kritiker warnen, dass dies die Ziele des Pariser Klimaabkommens gefährden könnte.

Der Verband Wärmepumpe Austria fordert daher unter anderem:

• Verlässliche und langfristige Förderpolitik und -programme für Privathaushalte und Unternehmen
• Rechtliche Anpassungen im Miet- und Wohnrecht zur Ermöglichung des Heizungstauschs
• Rechtliche und wirtschaftliche Anreize für Investitionen in Wärmepumpen
• Verpflichtende Vorgaben für Neubauten und Sanierungen, um den Einsatz von fossilen Heizsystemen zu beenden
Ob es dazu kommt? Das wird sich zeigen. Bis dahin bleibt der Verband Wärmepumpe Austria weiter am Ball. Und Richard Freimüller? Der wird weiterhin Klartext reden.

 

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