Nationalrat spricht sich für bidirektionales Laden aus:

E-Autos als Stromspeicher: Ein Schritt zur Energiewende

von Sandra Eisner
Foto: © www.pixabay.com

Elektroautos könnten künftig nicht nur fahren, sondern auch Strom liefern. Der Nationalrat hat einen wegweisenden Beschluss gefasst: Batterien von E-Autos sollen als Zwischenspeicher für überschüssige Energie genutzt werden. Doch was technisch möglich ist, muss rechtlich und infrastrukturell erst umgesetzt werden. Kommt jetzt der Durchbruch für bidirektionales Laden?

Politik will Nutzung von E-Auto-Batterien vorantreiben

Am 19. November hat sich der Nationalrat einstimmig für einen Entschließungsantrag der Regierungsparteien ÖVP, SPÖ und NEOS ausgesprochen. Ziel ist es, Batterien von Elektroautos nicht nur zum Laden, sondern auch zur Rückspeisung von Strom ins Netz zu nutzen. Sowohl Privathaushalte als auch Betriebe mit E-Fuhrparks sollen künftig davon profitieren.

Technisches Potenzial: E-Autos als mobile Speicher

Der Schlüssel dazu liegt im sogenannten bidirektionalen Laden. Bereits heute verfügen einige Modelle über diese Technologie. Damit könnten Fahrzeuge nicht nur Strom aufnehmen, sondern auch wieder abgeben – etwa in das Hausnetz oder zurück ins öffentliche Stromnetz. Angesichts der Tatsache, dass E-Autos im Schnitt 23 Stunden am Tag geparkt sind, könnten sie als günstige und flexible Energiespeicher dienen. Laut ÖVP-Abgeordnetem Andreas Kühberger lässt sich mit einem vollgeladenen Fahrzeug der Strombedarf eines Vierpersonenhaushalts für bis zu vier Tage decken.

Fehlende Standards und offene Fragen beim Verbraucherschutz

Technisch machbar, rechtlich jedoch nicht geregelt: Genau hier setzt der Entschließungsantrag an. Es fehlen bisher nationale Vorgaben für einheitliche und kompatible Ladesysteme. Auch der Schutz der Konsument:innen muss gewährleistet sein – etwa in Hinblick auf Batterieverschleiß oder Einspeisetarife. Die Forderung: Der Gesetzgeber soll klare Rahmenbedingungen schaffen, damit das bidirektionale Laden flächendeckend und sicher umgesetzt werden kann.

Kritik und Zustimmung aus dem Parlament

Obwohl der Antrag breite Zustimmung fand, gab es kritische Stimmen. Die FPÖ stimmte zwar zu, kritisierte jedoch die Verzögerung bei der Umsetzung. Paul Hammerer sprach von einem „Winterschlaf der Regierung“, da das bidirektionale Laden längst möglich sei – es aber an europäischen Standards mangle. Auch Harald Schuh (FPÖ) wies auf zusätzliche Netzgebühren bei PV-Einspeisung hin. Jakob Schwarz von den Grünen zeigte sich zwar einverstanden, monierte jedoch, dass sich die Regierung mit dem Antrag letztlich nur selbst auffordere zu handeln – statt konkret zu agieren.

Chancen für die Energiewende und neue Geschäftsfelder

Die Integration von E-Auto-Batterien in das Energiesystem könnte zur Netzstabilisierung beitragen und überschüssigen PV-Strom effizient zwischenspeichern. Für Elektroinstallateur:innen eröffnet sich damit ein neues Geschäftsfeld: Ladeinfrastruktur muss nicht nur sicher, sondern künftig auch bidirektional ausgelegt sein. Auch Themen wie Energiemanagement und Smart-Home-Anbindung gewinnen an Bedeutung. Christoph Pramhofer von den NEOS sprach von einem der „modernsten Gesetze“ in diesem Bereich – wenngleich es keine Lösung für saisonale Stromschwankungen sei.

Mit dem Nationalratsbeschluss ist ein erster Schritt getan. Nun kommt es darauf an, wie rasch gesetzliche Grundlagen geschaffen und technische Standards etabliert werden. Die Elektrotechnik-Branche kann eine zentrale Rolle dabei spielen, bidirektionales Laden in die Praxis zu bringen – und damit aktiv zur Energiewende beitragen.

Weitere Informationen auf: www.parlament.gv.at

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