Im Jahresvergleich liegen Energiepreise 40 % über Vorjahresniveau:

Energiepreise für Haushalte haben sich im August leicht erholt

von Sandra Eisner
Foto: © Pixabay

Der von der Österreichischen Energieagentur berechnete Energiepreisindex (EPI) sank im August im Vergleich zum Vormonat Juli 2022 mit einem Minus von 4,2 %. Die Energiepreise sanken zum ersten Mal seit Mai und wirkten damit dämpfend auf die Inflation.

Ursache dafür sind gesunkene Treibstoffpreise. Diese haben vor allem in der zweiten Augusthälfte merklich nachgelassen und damit für ein wenig Entspannung gesorgt. Die jüngsten Zahlen für September zeigen jedoch vor allem bei Diesel wieder empfindliche Steigerungen.

Der EPI zeigt im Jahresvergleich August 2022 zu August 2021 aber weiterhin ein Plus von 40,7 %. Fast 3 % der aktuellen Inflation können damit direkt auf Energiepreissteigerungen zurückgeführt werden. Alle Preise bleiben weiterhin auf extrem hohem Niveau.

Enorme Steigerungen bei Haushaltspreisen folgen zeitverzögert

„Ein anderes Segment beobachten wir mit großer Sorge“, so Franz Angerer Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur und führt aus: „Für September haben die zwei größten Versorger in Österreich, neben vielen anderen, die Energiepreise für Strom und Gas massiv erhöht. Die Preiserhöhungen spiegeln die Verknappung auf den Großhandelsmärkten, jedoch sind die damit verbundenen gesellschaftlichen Auswirkungen weitreichend und kaum zur Gänze abschätzbar. Günstige Energie ist zentral für unseren Wohlstand und Grundlage dessen, wie wir unser gesellschaftliches Zusammenleben organisiert haben.

Energiepreise wirken direkt oder indirekt auf alle Bereiche unseres Lebens. Vom Bäcker über den Kindergarten, den Industriebetrieb, Rechenzentren oder den Betrieb eines Krankenhauses: Für die Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen benötigen wir Energie in der einen oder anderen Form.

In der jüngeren Vergangenheit war Energie immer günstig und im Überfluss vorhanden. Kaum jemand hat sich ernsthaft Gedanken gemacht, ob genug Erdgas zur Verfügung steht oder gar, wie es denn um aktuelle Speichervorräte der Republik steht. Kosten für Strom oder Gas waren für weite Teile der Bevölkerung schlichtweg uninteressant. Energieverbrauch war etwas, das zumeist rein aus Klimaschutzgründen diskutiert wurde.

In den vergangenen Monaten wurde uns vor Augen geführt, dass die Versorgungssicherheit und Preisstabilität von Energieträgern aber keine Selbstverständlichkeit sind. Eine Gesellschaft verlässlich mit Energie zu versorgen, ist eine technisch und ökonomisch höchst komplexe Herausforderung. Die Verknappung der Gasversorgung, mit der wir heute konfrontiert sind, stellt uns in Europa vor ein fundamentales Problem. In Anbetracht dessen muss auch zu einem gewissen Maß an das Durchhaltevermögen und die Anpassungsfähigkeit der Gesellschaft appelliert werden. In der jetzigen Situation können wir die Preise für Strom und Gas zwar künstlich niedrig halten – aktuell wird in diesem Zusammenhang viel über staatliche Preisdeckel oder Subvention von Gaskraftwerken diskutiert – vielen ist aber nicht bewusst, dass das unser Problem nur verschiebt und nicht löst. Im Endeffekt bezahlt die Gesellschaft diese Maßnahmen, auf die eine oder andere Art, selbst und der Preis für Energie bleibt hoch.

Hohe Preise als Signal

„Fehlende Erzeugungskapazitäten treiben die Preise weiter in die Höhe. Diese hohen Preise müssen als eindeutiges Signal zum Sparen und Diversifizieren verstanden werden: Es braucht Windkraft, Photovoltaik, Erdwärme und Biomasse. Nur so können wir uns mittelfristig aus der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffimporten befreien“, betont Angerer. Gleichzeitig müsse man Angerer zu Folge auch Lösungen finden, die Erderhitzung zu mindern und die Folgen der Klimakrise abzuschwächen. Die aktuelle Renaissance von Kohlekraftwerken oder eine langfristige Nutzung von Erdgas über alternative Versorgungswege kann bestenfalls eine Notlösung sein.

Energiepreise im Monats- & Jahresvergleich

Preise für Treibstoffe und Heizöl fallen

Superbenzin kostete im August um 11,2 % weniger als im Juli und damit um lediglich 38,0 % mehr als vor einem Jahr. Eine Tankfüllung (50 Liter) kostet damit im August an der Zapfsäule im Schnitt wieder deutlich unter 100 Euro. Im Vergleich zum August des Vorjahres musste man etwa 30 Euro mehr für eine Tankfüllung bezahlen. Die Preise für Diesel sanken ebenfalls. Im Monatsvergleich war ein Minus von 9,8 % zu beobachten. Damit lag der Treibstoff um 48,6 % über dem Niveau vom August 2021. Auch die Heizölpreise sind im August 2022 gefallen. Im Vergleich zum Juli war das Heizöl um 1,9 % billiger. Im Jahresvergleich haben sich die Preise trotzdem mehr als verdoppelt (plus 106,6 %). Eine typische Füllung von 3.000 Liter kostete auch im August deutlich mehr als 4.500 Euro.

Auch Pellets und Brennholz empfindlich teurer

Im Vergleich zum Juli 2022 stiegen die Preise für Holzpellets im August um 14,8 %, im Jahresvergleich waren sie 99,9 % teurer. Holzpellets führen damit die Preissteigerungen im August 2022 an. Die Preise für Brennholz verzeichneten ein Plus von 4,5 % im Vergleich zum Vormonat. Gegenüber dem August 2021 sind die Preise für Brennholz um 56,1 % gestiegen. Brennholz und Holzpellets bleiben trotzdem relativ günstige Energieträger.

Grund für die starken Preissteigerungen ist die erhöhte Nachfrage, aber gleichzeitig ein reduzierter Import in die EU aus der Ukraine und Russland. Auf diese Situation konnte der Markt noch nicht bzw. in derselben Geschwindigkeit reagieren.

Fernwärme, Gas und Strom mit deutlichen Preisplus

Die Haushaltspreise für Fernwärme sind gegenüber dem Vormonat um 1,7 % gestiegen. Im Jahresvergleich lagen die Fernwärmepreise um 19,1 % höher. Die Haushaltspreise für Gas stiegen im August 2022 im Vergleich zum Juli um 2,2 %. Im Jahresvergleich lagen die Gaspreise um 72,3 % über dem Wert vom August 2022. Die Haushaltspreise für Strom stiegen im Monatsvergleich um 3,6 %. Im Jahresvergleich lagen sie um 12 % höher.

Weitere Informationen: 
Österreichischer Strompreisindex
Österreichischer Gaspreisindex

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