Innovation oder Standard? Zeitgemäße Planung

von Sandra Eisner
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Wie sehen zeitgemäße Gebäude für Wohnen, Office, Gewerbe und Industrie aus? Wir sprachen dazu mit Ing. Arnold Stengg, der seit mehr als 25 Jahren in der Branche als Planer mit seinem eigenen Planungsbüro tätig ist. Innovation ist für ihn Standard.

Herr Stengg, Sie sind also Elektro-Planer…
Arnold Stengg: Es tut mir leid, dass ich gleich am Anfang unterbrechen muss. Wir sind Gebäudesystemtechnikplaner.

Was ist darunter nun zu verstehen?
Stengg: Die Gebäudesystemtechnik beinhaltet sämtliche haustechnischen und TGA-Anlagen. Diese sind abgestimmt auf optimalen Kundennutzen. Das heißt, dass sowohl der Bedarf des späteren Gebäudenutzers als auch des Errichters in der frühen Planungsphase genau analysiert und von da an berücksichtigt werden. Wir optimieren damit also nicht nur – wie zumeist anderswo üblich – Baukosten, sondern die Life-Cycle-Kosten inklusive des optimalen Betriebs und wenn nötig bis hin zum Abbruch bzw. Abbau und zur Wiederverwendung.

Sie planen also auch HKLS?
Stengg: Nein, wir kooperieren und netzwerken mit innovativen HKLS-Planern. Wir steuern, regeln und überwachen die HKLS-Hardware und optimieren diese in Abstimmung mit den entsprechenden Planern. Aber auch die Bauphysik gehört heute mit der Gebäudesystemtechnik von Anfang an abgestimmt. Das nennen wir den Integralen Planungsansatz. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir mit nur 3 % bis 5 % Planungskosten die Life-Cycle-Kosten des Objektes um -50 bis +150 % beeinflussen können. Das ist ein enormer Hebel, der oft unterschätzt wird.

Ist es nicht so, dass hier bei HKLS wesentlich höhere Kosten und damit auch mehr Einfluss auf das Gebäude »verbaut« sind?
Stengg (lacht): »Verbaut« kann auch doppeldeutig ausgelegt werden… Heute wird oft eine Unmenge an High Tech im Gebäude eingesetzt und zum Schluss wird ein Thermostat-Ventilkopf als Einzelraumregelung betrachtet. Das kann es ja nicht sein.

Welche Alternativen sehen Sie hier?
Stengg: Wir haben heute große Aufgaben im Energiemanagement zu erledigen. Auf der einen Seite gibt es eigene Erzeugung von Strom am Dach – oder mehr und mehr auch an den Fassaden und bald an allen Hüllflächen – und andererseits gehen die Verbräuche gerade bei der Heizung drastisch zurück, weil die Gebäude immer besser gedämmt sind. Da bietet sich die rein elektrische Heizung an. Insbesondere Infrarotheizungen sind aufgrund der erhöhten Behaglichkeit und der damit im Zusammenhang stehenden weiteren Energieeinsparung im Vormarsch. Alles elektrisch – und damit kann das Energiemanagement mit dem gleichen, universalen und Energieträger der reinsten Form am effektivsten erledigt werden.

Die Zukunftsheizung flächenbündig in der Decke verbaut. (Bild: Fotolia_easyTherm)

Im Zusammenhang mit Infrarotheizungen fällt immer wieder der Name easyTherm als absoluter Vorreiter. Was sagen Sie zu diesem Unternehmen?
Stengg: Als Planer habe ich zumeist den Auftrag, hier völlig neutral zu sein, daher zählt es nicht zu meinen Aufgaben, Unternehmen zu bewerten. Nehmen wir rein sachlich die wichtigsten Kriterien heran: Bei der Funktionalität steht Effizienz (im Fall von Infrarotheizungen der Strahlungswirkungsgrad) im Vordergrund. Bei der Life Cycle Cost-Betrachtung spielt die nachgewiesene Lebensdauer und Servicefreiheit eine wesentliche Rolle. Bei BIM (Anm.: Building Information Modeling) sind 3D-CAD-Blöcke mit allen integrierten Informationen von Wichtigkeit. Ausschreibungskompatibilität ist durch die LB-HT-Konformität (Anm.: Leistungsbuch Haustechnik) gegeben. Die architektonisch-ästhetischen Gesichtspunkte sind durch schlichtes, unauffälliges Design mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten wie einen flächenbündigen Einbau erfüllt. So gesehen ist easyTherm immer eine sehr gute Wahl. Die Ingenieure dort haben auch eine Ahnung vom systemischen Ansatz und der integralen Planung.

Zwischenfrage: Wie sehen Sie das Zusammenspiel zwischen Planern und Elektrotechnikern bei der Planung auf der Baustelle; hier kommt es immer wieder zu Konflikten.
Stengg: Moderne Zusammenarbeit hat moderne Regeln. Es gibt Aufgabenteilungen zwischen den Gewerken (wozu auch Planung zählt), die sinnvoll sind und sich im Laufe der Zeit eingestellt haben. Das hat nichts mit Bevormundung oder gar Streit zu tun. Und über den Erfolg entscheiden auch maßgeblich Softfacts. Kooperationsmanagement (Planer und Ausführende sind Projektpartner, die ein gemeinsames Ziel haben), eine ordentliche Fehlerkultur ohne finger pointing und im Ausnahmefall Konfliktmanagement gehören heute und mehr noch morgen zu bedeutenden Skills – genauso wie die rein fachlichen. Ich lebe Kooperation und der Erfolg stellt sich ein.

Abschließend: Wie sieht das Gebäude der Zukunft aus?
Stengg: »DAS« Gebäude wird es nicht so einfach geben. Aber ganz klar ist BIM am Vormarsch bis zur vollen Durchdringung und Variabilität wird groß geschrieben. Dazu bietet sich auch besonders der System- und Modulbau an. Erst letzte Woche hatte ich diesbezüglich einen sehr guten Termin mit einem innovativen österreichischen Betrieb: Modulbauweise und wiederverwendbare Holzkonstruktionen – beides ist beispielsweise im Ausweichquartier des Parlaments im Einsatz. Hier schließt sich übrigens der Kreis: Holzkonstruktionen mit einer Statik bis zu 7 Geschoßen binden im Baustoff CO2 für Generationen. Das ist wesentlich intelligenter als Holz zu verheizen. Wasser ist bei Holzbau immer kritisch, weshalb hier die Infrarotheizung ein weiteres Plus hat. Die Modulbauweise braucht auch eine einfache und modulare Energieverteilung und Heizung – »Kabel statt Rohre«, wieder Infrarot. Der ultimative Energieträger ist Strom, was diese Entwicklung ebenso begünstigt. Infrarot-Strahlungsheizungssysteme benötigen kein Heizkostenabrechnungsgesetz, um verursachergerecht die tatsächlichen Betriebskosten zuzuordnen. Somit ist verantwortungsbewusstes Nutzerverhalten sofort positiv erlebbar. Mieterstrommodelle werden dazu beitragen, dass die Energieversorgung und die darauf aufbauenden Systeme unter Berücksichtigung der Digitalisierung leistbares Wohnen möglich machen.

Herr Stengg, wir danken für das Gespräch.

Bilder: IB Stengg, Fotolia/easyTherm

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0 Kommentar

Bernhard Schiesser 25. November 2017 - 7:11

Dake für den tollen Artikel.

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