Wien (OTS) – Die Kosten für die Stabilisierung des österreichischen Stromnetzes mit Hilfe von Regelreserve sind von 2016 auf 2017 leicht gestiegen. 2017 mussten rund 94 Millionen Euro für die gesamte Regelreserve aufgewendet werden.
„Dies ist zwar gegenüber 2016 eine leichte Erhöhung, im Vergleich zu den Vorjahren aber durchaus annehmbar. Schließlich mussten im Jahr 2015 noch 143 Millionen Euro und 2014 sogar über 200 Millionen Euro an Kosten für die Regelreserve aufgebracht werden“, zieht der Vorstand der E-Control, Andreas Eigenbauer und Wolfgang Urbantschitsch, Bilanz. Die verschiedenen Maßnahmen, die von der Regulierungsbehörde E-Control und dem Übertragungsnetzbetreiber und Regelzonenführer Austrian Power Grid AG (APG) im Bereich der Regelenergie gesetzt wurden, zeigen also durchaus Früchte. „Die Anstrengungen, die seit Jahren in diesem Bereich unternommen werden, haben gut gewirkt und wirken weiterhin, auch in einem durch den stetigen Ausbau der Winderzeugung anspruchsvoller werdenden Umfeld“, so die APG-Vorstandsvorsitzende Ulrike Baumgartner-Gabitzer.
Gesetzte nationale Maßnahmen haben Regelreservemarkt belebt
Im Laufe des Jahres 2017 sind wieder neue Anbieter am Regelenergiemarkt hinzugekommen. Um dies weiterhin zu unterstützen, wurde mit dem 1.1.2018 das Netznutzungsentgelt für Regelreserve von der Regulierungskommission neu auf Netzebene 7 ausgeweitet. Hinzu kommt, dass mit der Möglichkeit für die Verwendung von gemessenen Viertelstunden-Werten bei der Abrechnung ab 1.2.2018 (wenn ein Smart Meter installiert ist und der Lieferant einen Tarif anbietet, der dies voraussetzt sowie der Kunde zustimmt) der Regelreservemarkt noch attraktiver gemacht wurde. Zudem können aufgrund der bereits 2014 umgesetzten und nach wie vor im internationalen Umfeld sehr fortschrittlichen Ausschreibungsbedingungen (z.B. Zusammenfassung beliebig kleiner Anlagen, um die Mindestgebotsgrößen zu erreichen) wirklich alle Größenklassen von Verbrauchern und Erzeugern sowie Speichern an sämtlichen Regelreservemärkten teilnehmen.
Neue EU-Verordnung bringt neue Regelungen bei der Regelreserve
Die nächsten Jahre werden intensiv von der Umsetzung der »Verordnung zur Festlegung einer Leitlinie über den Systemausgleich im Elektrizitätsversorgungssystem« (Electricity Balancing Guideline) geprägt sein, die am 18.12.2017 in Kraft getreten ist. Aufgrund der Vorgaben dieser Verordnung entwickeln die europäischen Übertragungsnetzbetreiber Vorschläge in vielen Bereichen, die eine weitreichende Integration der europäischen Märkte für Regelreserve zum Ziel haben. „Wir warten auf die ersten Vorschläge, da diese noch heuer bei den Regulierungsbehörden eingereicht und in den nächsten Jahren implementiert werden müssen. Durch diese Vorhaben und die direkt anwendbaren Bestimmungen aus der Electricity Balancing Guideline wird der gesamte Bereich der Regelreserve auch in Österreich grundlegende Veränderungen erfahren, beispielsweise bei der Zuschlagsmethode oder der Bepreisung der Ausgleichsenergie“, so der Vorstand der E-Control. Auch die Zuordnung der Kosten muss entsprechend geändert werden. Die Prozesse zur Erarbeitung dieser Änderungen sind in der Guideline definiert und enthalten Konsultationen, die für alle Stakeholder offen sind.
„Gerade in Hinblick auf die Herausforderungen, die sich aus der Electricity Balancing Guideline ergeben, sind wir in Österreich gut aufgestellt, da wir über einen reichen Schatz an Erfahrungen aus internationalen Kooperationsprojekten verfügen.“, so Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
Internationale Kooperationen werden weiter ausgebaut
Um die Kosten für die Regelreserve einzudämmen, wurden bereits in der Vergangenheit auch auf internationaler Ebene zahlreiche Maßnahmen getroffen. Eine gemeinsame Beschaffung der Primärregelreserve wurde von der Schweiz und Österreich schon 2013 begonnen. Diese Kooperation von mittlerweile sechs Ländern umfasst mittlerweile mit ~1,4 GW fast die Hälfte der im europäischen Verbundnetz erforderlichen Primärregelleistung und wird beständig weiterentwickelt. Ein gegenseitiges Anrechnen beim Abruf von Sekundärregelenergie (Imbalance Netting) wurde erstmal 2013 (mit Slowenien) erfolgreich umgesetzt und seit Ende April 2014 ist eine ähnliche Regelung mit Deutschland und seinen Nachbarländern in Betrieb. Diese International Grid Control Cooperation (IGCC) ist mittlerweile offiziell zur europäischen Plattform geworden. Eine Teilnahme ist mit der Electricity Balancing Guideline für alle europäischen Regelzonenführer verpflichtend und ein entsprechender Implementierungsvorschlag für diese neue europäische Plattform für Imbalance Netting wird derzeit konsultiert.
Die im Juli 2016 gestartete Kooperation mit Deutschland bei der Sekundärregelung ist europaweit einzigartig, erste Erfolge sind bereits beobachtbar. Die hier gewonnenen Erfahrungen finden auch Eingang in die von der Electricity Balancing Guideline vorgeschriebenen Entstehung einer europäischen Plattform, die im Rahmen des Projekts »Picasso« entwickelt wird. Auch im Bereich der Tertiärregelung ist Österreich einerseits Vorreiter, da noch 2018 auch in diesem Bereich eine grenzüberschreitende Kooperation mit Deutschland operativ starten wird, andererseits bringt man sich aktiv in das korrespondierende europäische »Mari«-Projekt ein. „Damit ist Österreich bei allen relevanten Projekten aktiv beteiligt bzw. sogar Initiator. An der Weiterentwicklung der internationalen Integration wird intensiv gearbeitet“, so Karall abschließend.
Quelle: APA
1 Kommentar
Da machen ein paar Unternehmen ein gutes Geschäft. Völlig irre, dieses System!