Den Effekt der Klimakrise spürt die Welt, aber einige Länder mehr als andere, so der Konsens der Klimakonferenz, die der WWF am 3.11. abhielt. Von Dürren in Somalia über das »Polluter pays principle« (Verursacherprinzip) bis zu Klimaschutz in Österreich erklärten Marlene Achoki, Joachim Raich, Thomas Zehetner und Martin Krenn, warum wir – Österreich im Speziellen, die Welt im Ganzen – in die Klimakrise schlafwandeln.
Von Jasmin Fürbach BA. BA.
Bei der vom WWF veranstalteten Klimakonferenz stand besonders ein Punkt an der Tagesordnung: Verantwortung. Dabei geht es nicht nur um die Verantwortung des Einzelnen, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, sondern vor allem darum, große Konzerne zur Rechenschaft zu ziehen. Klimaschutzgesetze, ambitionierte Klimapläne und das Polluter pays principle sollen dafür sorgen, dass weniger Unternehmen ohne Konsequenzen der Umwelt schaden. Wie genau das funktionieren soll? Das i-Magazin war vor Ort und konnte auf diese Frage eine Antwort finden.
Kinder & Frauen zuerst
Dabei handelt es sich nicht um einen bloßen Spruch. Wie Marlene Achoki, Klimaexpertin, CARE Climate Justice Center Kenia, berichtet, sind vor allem Kinder und Frauen in Somalia von der Klimakrise betroffen. Es geht um geschlechtsbasierte Gewalt als Konsequenz des Klimawandels und um erschreckend hohe Todesfälle aufgrund von Unterernährung bei Kindern. Achoki zufolge starben 700 Kinder allein im September an Folgen der Dürre, 1.000 mehr sind gefährdet. In Kenia sind die Zahlen noch höher: 1 Million der Kinder unter fünf Jahren leiden an Hunger.
Schuld & Sühne
Joachim Raich, Sprecher für Klimagerechtigkeit, Südwind, leitete seinen Vortrag mit Worten ein, die die Klimaproblematik nur allzu deutlich machen: „Die, die am wenigsten schuld sind, sind am meisten betroffen.“ Er fordert einen Klimagerechtigkeitsansatz, der mithilfe des Polluters Pay große Konzerne für ihren Beitrag zur Umweltverschmutzung zur Verantwortung zieht. Mithilfe einer Damage Finance Facility, wie sie in der COP 27 in Ägypten dieses Jahr noch thematisiert wird, sollen Zuschüsse und Darlehen verliehen werden. Ein Technologietransfer soll zudem dafür sorgen, dass auch ärmere und besonders betroffene Länder von Technologien Gebrauch machen können, die der Klimakrise entgegenwirken. Weiters verlangt Raich eine Umstrukturierung der Wirtschaft, hin zu einem sozial gerechten System, in dem Konzerne für Menschrechtsverletzung und Umweltschäden haften und verpflichtet sind, biodiversitätsschonend und klimaneutral zu agieren.
Wie ist Österreich aufgestellt?
Thomas Zehetner, Klimasprecher WWF Österreich, fordert deutlich höhere Ambitionen von österreichischen Politikern, besonders in Bezug auf ausformulierte Klimapläne. Als Beispiel für das Versagen bisheriger Maßnahmen nennt er die in Glasgow 2021 getroffene Vereinbarung, wonach alle Länder Klimapläne vorzulegen hätten, aber nur 24 dieser Aufforderung tatsächlich nachkamen. Diese Pläne sollten, so Zehetner, zumindest folgende Aspekte beinhalten: konkrete Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgase, die Dekarbonisierung von Sektoren, den Ausstieg aus fossilen Energien und das Ende fossiler Subventionen. Gerade in Österreich, wo Treibhausgaslevel sich auf dem Niveau von vor der Pandemie befinden und immer noch 11,5 Hektar pro Tag von sogenanntem Flächenfraß (Artensterben) betroffen sind, ist schnelles Handeln gefragt.
Die Sache mit dem Geld
Es bedarf einer internationalen Klimafinanzierung und globaler Kooperation, so Martin Krenn, Referent für Klimapolitik, Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO). Diese Finanzierung wurde bereits 2009 mit einer Summe von 100 Mrd. US-Dollar beschlossen, die pro Jahr ab 2020 zur Verfügung gestellt werden sollen. Die tatsächlichen Zahlen sind jedoch enttäuschend: Nur 83,3 Mrd. Dollar wurden 2020 lockergemacht. Zudem erfolgten, auch in Österreich, kaum aktive Zahlungen, sondern vielmehr wurden Kredite über die Privatwirtschaft aufgenommen. Man ist demnach weit davon entfernt, die Vereinbarungen der Klimafinanzierung zu erfüllen, geschweige denn dem Klimaschutz den nötigen Ernst zuzusprechen.
Die Vorträge der Klimakonferenz zeigen also, es steht außer Frage, dass sowohl global als auch in Österreich Aufholbedarf besteht in Sachen Klimaschutz. Denn, wie Zehetner sagt: „Alles andere wäre, als wolle man mit einem Gartenschlauch einen Waldbrand löschen.”



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Quelle: WWF