Presseevent zum Heizen bei Windhager:

Von Wärmepumpen und »grünen« Fossilien

von Oliver Kube
von Oliver Kube Foto: © Stephan Falk

Die Wärmepumpe läuft heiß: Spezialisten für Biomasseheizungen und Abgastechnik sind mittlerweile in den Wärmepumpenmarkt eingestiegen. Auf einem Presseevent in Seekirchen (bei Salzburg) im Dezember präsentierten unter anderem die Firmen Windhager und Atec ihre Neuheiten. Welche das sind – und warum ein Professor, der für eine »ökologisch-soziale Marktwirtschaft« eintritt, sich für die Fortsetzung der fossilen Energieproduktion stark macht, das erfahren Sie in diesem Bericht.

Stefan Gubi

Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi plädiert für Aufklärung „anhand von Fakten“ statt „schön klingende Sprüche“ zu klopfen. (Foto: Stephan Falk)

Bei einem Presseevent am 6. Dezember präsentierten Windhager und andere Unternehmen aus der Heizungsbranche »Energiepotenziale in der Wärme- und Haustechnik«. In seiner Begrüßungsrede plädierte Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi dafür, „anhand von Fakten und der Realität aufzuklären“, statt „schön klingende Sprüche“ in den Raum zu werfen, wie es in der Politik oft der Fall sei. In diesem Sinne präsentierte Florian Gollob, Marketingleiter bei Windhager, Neuheiten des Heizungsspezialisten aus Seekirchen (bei Salzburg). Obwohl der Schwerpunkt auf Biomasseheizungen liegt, etwa das Heizen mit Holzpellets, hat Windhager mittlerweile auch Wärmepumpen im Portfolio. „Wir glauben nicht daran, dass die Elektrizität oder die Biomasse alleine die Lösung ist“, sagte Gollob, „wir brauchen alle verfügbaren Systeme.“ Mit der Wärmepumpe AeroWin Evolution möchte das Unternehmen neue Maßstäbe setzen: Die Wärmepumpen-Baureihe steht in den Modellen Evo 9,6 und Evo 13,9 im Leistungsbereich (inklusive Heizstab) bis zu 22 kW (9,4 kW und 13,2 kW bei A-7/W35) zur Verfügung. Damit lässt sich die Luft-/Wasser-Wärmepumpe in Monoblickbauweise im Neubau sowie auch in Bestandsgebäuden einsetzen. Dank intelligenter Photovoltaik-Eigenverbrauchsoptimierung können die Geräte mit selbst erzeugtem Strom besonders umweltschonend arbeiten. Ihr Betrieb ist nach Angaben von Windhager mit einem Schallleistungspegel (EN 12102) von 45 bzw. 50 dB (A) flüsterleise.

Wenn die Pumpe zu laut brummt

Mit der Lautstärke von Wärmepumpen befasst sich neuerdings auch die Firma Atec Abgastechnologie mit Hauptsitz in der Nähe von Hamburg. So offensichtlich der Nutzen der Wärmepumpe für den Betreiber ist, sind Nachbarn oft ganz und gar nicht begeistert von dem tieffrequentierten Brummton, den die Wärmepumpe erzeugt. Manche Menschen nehmen das Brummen gar nicht wahr, andere empfinden es als störend und belastend. Atec bietet mit der eSilent Schallhauben für Wärmepumpen, Kälte- und Klimageräte. Diese schützen nicht nur die Ohren vor dem Brummen und somit die Betreiber vor Streit mit den Nachbarn, sondern auch die Wärmepumpe vor starkem Wind, Hagel und Vandalismus, wie Stefan Libor ausführte, Key Account Manager und Produktmanager Schall bei Atec. Die aus Aluminium gefertigten Schallhauben ermöglichen nach Angaben von Atec eine einfache und schnelle Montage sowie einen leichten Service-Zugang. Sie lassen sich außerdem designtechnisch an die Architektur des Gebäudes anpassen. Doch Atec kann nicht nur die Schutzhülle liefern, sondern auch die Wärmepumpe selbst: Die Luft-/Wasser-Wärmepumpe eHeat ist zur Nachrüstung bzw. als Ergänzung des jeweiligen Heizsystems geeignet, wie Atec-Produktmanager Ansgar Engelmann erklärte. Das erste Modell der eHeat-Serie liefert laut Atec bis zu 12,5 kW Heizleistung. Seit Januar 2023 ist die Wärmepumpe optional im Paket mit dem Systemregler eControl erhältlich und somit »Smart Grid«-fähig.

Plädoyer für »grün-fossil«
Franz Josef Radermacher

Laut Franz Josef Radermacher ist ein vollständiger Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung unrealistisch. (Foto: www.i-magazin.com)

Den Abschluss machte Franz Josef Radermacher, Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung in Ulm. Er beklagte in seinem Vortrag, dass die politische Debatte über Klimakrise und Energiewende „von der physikalischen Realität abgenabelt“ werde und von „quasi-religiösen Vorstellungen“ geprägt sei. Die Bereitschaft zur internationalen Kooperation ginge zurück statt zu steigen. Statt einen weltweiten sozialen und ökologischen Ausgleich zu schaffen, würden reiche Länder wie Deutschland „Klimanationalismus“ betreiben. Er warnte jedoch auch davor, in den erneuerbaren Energien das energiepolitische Allheilmittel zu sehen. Als Grund nennt er die Volatilität von Windkraft und Photovoltaik. „Am schlimmsten ist ein Strom, der gerade dann in großen Mengen da ist, wenn er wenig gebraucht wird und umgekehrt“, so Radermacher. Die Speicher, die derzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Gespräch seien, reichten laut Rademacher nicht einmal für ein Promille am Tag. Deshalb sei ein vollständiger Ausstieg aus den fossilen Energien unrealistisch. Radermacher betonte, dass er „nicht gegen die erneuerbaren Energien argumentieren wolle“, jedoch müsse die Stabilität der Stromversorgung gewährleistet sein. Als Lösungsansatz präsentierte er »Carbon Capture« bzw. »grün-fossil«. Das bedeutet, dass bei der fossilen Energieproduktion das CO2 abgefangen und anschließend dauerhaft unterirdisch eingelagert wird. Norwegen und die USA praktizieren dies bereits seit mehreren Jahrzehnten, letztere jedoch nicht aus Umweltschutzgründen. Die Effizienz dieses Verfahrens ist allerdings in der Forschung nach wie vor umstritten. Umweltorganisationen wie der WWF und Greenpeace stehen dem eher skeptisch gegenüber. Auch im Publikum der Veranstaltung stießen manche von Rademachers Ausführungen auf Irritation. Eine weltpolitische Wende hin zu einer ökologisch-sozialen Gesellschaft in internationaler Kooperation, für die Radermacher sich stark macht, ist jedoch allemal erstrebenswert.

Weitere Informationen auf: www.windhager.com

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