Bis Ende 2020 sollten 80 Prozent aller Smart Meter für Strom installiert sein. Dieser Wert wird von den meisten Netzbetreibern nicht erreicht. Bis Ende 2020 werden nach den bisher vorliegenden Daten österreichweit nicht mehr als rund 31 Prozent an intelligenten Messgeräten ausgerollt sein. Das zeigt der aktuell veröffentlichte Smart Meter Monitoringbericht der Regulierungsbehörde E-Control.
Der Monitoringbericht bezieht sich auf Daten der Netzbetreiber für 2019 und berücksichtigt zudem gemeldete Ausrollungspläne für 2020, aber auch bereits 2021 und 2022, wo 95 Prozent Smart Meter installiert sein müssten „Bei den jetzt veröffentlichten Zahlen spielt die heurige Corona-Krise noch keine Rolle. D.h. es kommen wohl noch negative Auswirkungen auf Lieferketten sowie Installationsarbeiten vor Ort dazu, sodass die Quote bei der Ausrollung bis Ende 2020 noch niedriger als ursprünglich in den Plänen gemeldet wurde, ausfallen kann. Als Grund für die Verzögerungen wurden von den Netzbetreibern unter anderem technische Probleme, erhöhte Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen und aufwändige Vergabeverfahren angeführt.“, zeigt der Vorstand der E-Control, Andreas Eigenbauer, nur bedingt Verständnis für die Verzögerung bei den Zeitplänen. „Und die eingereichten Pläne für die kommenden Jahre lassen nicht erwarten, dass die Einführung der Smart Meter in den nächsten zwei bis drei Jahren vollständig abgeschlossen werden kann. Trotzdem könnte die Ausrollung – sollte es nicht zu weiteren Krisen kommen – jetzt zügig vorangetrieben werden.“, so Eigenbauer weiter.
Die Zahlen im Überblick
Mit Ende 2019 wurden von den insgesamt rund 6,2 Millionen betroffenen Zählpunkten 1,4 Millionen mit einem Smart Meter ausgestattet. Das entspricht einem österreichweiten Abdeckungsgrad von 22,2 Prozent. Aus den Anfang 2020 von den Netzbetreibern an die E-Control übermittelten Ausrollungsplänen ergibt dies einen Zielerreichungsgrad von 31,3 Prozent für Ende 2020, von 52,7 Prozent für 2021 und von 74,6 Prozent für 2022.
Die in der Einführungsverordnung des BMK vorgesehenen zumindest 80 Prozent bis Ende 2020 bzw 95 Prozent bis Ende 2022 werden somit von der Mehrzahl der Netzbetreiber nicht erreicht.
Aber es gibt auch Positives zu berichten
„Demgegenüber gibt es auch einige Netzbetreiber, die mit dem Roll-out der Smart Meter vollständig oder zumindest nahezu vollständig im Plan liegen. Dazu zählen unter anderem die Netz Oberösterreich mit einer Ausrollungsrate Ende 2019 von 92 Prozent, die Linz Netz mit 74 Prozent, die Wels Strom mit 71 Prozent, die Netz Burgenland mit 77 Prozent, die Stadtwerke Feldkirch mit 99 Prozent und die Stadtwerke Amstetten mit 78 Prozent. Und darüber hinaus sind es vor allem etliche kleine Netzbetreiber, die die Installation der digitalen Zähler in ihrem Netzgebiet schon abgeschlossen haben.“, freut sich der Vorstand der E-Control, Wolfgang Urbantschitsch, darüber, auch Positives berichten zu können. Und er ergänzt. „Wir haben dazu in unserem aktuellen Monitoringbericht eine Übersicht aller Netzbetreiber mit Ausrollungsraten, -plänen und Anzahl der umzustellenden Zählpunkte dargestellt.“
Netzbetreiber informieren gut
Die Netzbetreiber müssen ihre Kundinnen und Kunden nicht nur zeitnah über den Einbau eines Smart Meter und die Rahmenbedingungen informieren, sondern sollten auch ihre Homepages für eine entsprechende Kommunikation und Information nützen. „Hier können wir den Netzbetreibern ein durchwegs gutes Zeugnis ausstellen. Wir haben uns heuer im Sommer insgesamt 20 Homepages angeschaut und die meisten Unternehmen – bis auf einige kleinere Netzbetreiber, die nur oberflächlich oder kaum informieren – nutzen ihre Webseiten, um den Konsumentinnen und Konsumenten das Thema Smart Meter näher zu bringen.“, zeigt sich Eigenbauer erfreut. Die Bereiche reichen dabei über allgemeine Ankündigungen und Ausrollungsplänen, über das Thema Klimaschutz und Energieeffizienz, neue Möglichkeiten zur Selbsterzeugung bis hin zu Webportalen und Datenverwaltung.
Kunden können Smart Meter aktiv fordern
In der Smart Meter-Einführungsverordnung des BMK wird auch darauf hingewiesen, dass sich Kundinnen und Kunden bei ihrem Netzbetreiber aktiv den Einbau eines Smart Meters wünschen können. Dies gilt auch, wenn der Netzbetreiber noch keine Installationspläne für intelligente Messgeräte Zähler hat. Die meisten derartigen Anträge wurden 2019 in den Netzbereichen Wien mit 33 Prozent, gefolgt von Kärnten mit 27 Prozent, Linz mit 21 Prozent und Vorarlberg mit 10 Prozent gestellt. Der Netzbetreiber muss dann innerhalb von sechs Monaten die Installation eines intelligenten Messgeräts durchführen. „Die Information über das Recht auf einen Smart Meter war auf den von uns untersuchten Webseiten mit wenigen Ausnahmen allerdings nicht zu finden.“, kritisiert Andreas Eigenbauer.
Smart Meter als Basis für neue Anwendungen
Aktive Konsumentinnen und Konsumenten rücken immer mehr in den Fokus einer neuen Energiewelt. Damit diese aber neue Möglichkeiten der Marktteilnahme nutzen können, wie beispielsweise gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen oder erneuerbare Energiegemeinschaften sowie Bürgerenergiegemeinschaften, sind intelligente Messgeräte und eine effiziente Marktkommunikation zum Austausch der Daten zwischen allen Marktteilnehmern unerlässlich. Zudem können Haushalte mit Smart Meter durch die Nutzung von Produkten mit z.B. dynamischen Preismodellen nicht nur beim Haushaltsbudget einsparen, sondern durch gezielte Steuerung des Verbrauchs und/oder der Erzeugung die Integration Erneuerbarer Energien in das Stromnetz unterstützen.“, betont Urbantschitsch. Und er appelliert deshalb abschließend an alle Netzbetreiber, den Roll out der Smart Meter rasch voranzutreiben und zügig abzuschließen. „Die angestrebte Umgestaltung des bestehenden Energiesystems stellt eine große Herausforderung für alle Beteiligten dar. Nur durch die aktive Zusammenarbeit zwischen den Marktteilnehmern, der Regulierungsbehörde und dem Gesetzesgeber kann diese erfolgreich umgesetzt werden.“
Weitere Informationen unter www.e-control.at
Quelle: APA