Geschlechterdifferenzen in der Lehrlingsausbildung:

Warum Männer in der Elektrotechnik dominieren

von Sandra Eisner
Foto: © www.pixabay.com

Die duale Ausbildung ist seit vielen Jahren ein zentraler Bestandteil des österreichischen Bildungssystems. Jährlich schließen tausende Lehrlinge ihre Ausbildung erfolgreich ab und bereichern den heimischen Arbeitsmarkt. Im Schuljahr 2021/22 wurden rund 39.400 Lehrabschlussprüfungen bestanden, was die Relevanz dieses Ausbildungspfades unterstreicht. Besonders in der Elektrotechnik zeigt sich dabei eine klare Geschlechterdifferenz, die im Vergleich zu anderen Berufsfeldern auffällt.

Lehrabschlüsse und Geschlechterverteilung

Die Entscheidung, eine Lehre in der Elektrotechnik zu absolvieren, wird vor allem von männlichen Personen getroffen. Der Männeranteil in diesem Bereich lag im Beobachtungszeitraum zwischen 2008/09 und 2019/20 konstant bei über 96 %. Im Gegensatz dazu entscheiden sich weibliche Personen vermehrt für Lehrberufe im Dienstleistungssektor wie Friseurgewerbe und Schönheitspflege (93,6 % Frauenanteil) oder Pharmazie (93,4 % Frauenanteil). Der Anteil der Frauen an den gesamten Lehrabschlüssen betrug während dieser Zeit nur etwa 39,5 %, und auch wenn es leichte Schwankungen gab, zeigte sich insgesamt wenig Veränderung im Geschlechterverhältnis.

Die Gründe für diese Ungleichverteilung sind vielfältig und können sowohl kulturelle als auch strukturelle Ursachen haben. Berufsorientierung in Schulen, gesellschaftliche Erwartungen und die Attraktivität der Berufe für die jeweiligen Geschlechter spielen hier eine wichtige Rolle.

Einkommensunterschiede nach Abschluss

Ein weiterer interessanter Aspekt ist das Einkommen der Lehrabsolventen: 18 Monate nach dem Abschluss liegt das Bruttomedianeinkommen bei unselbständiger Erwerbstätigkeit für Lehrabsolventen bei rund 2.418 Euro. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während Männer im Schnitt 2.638 Euro verdienen, liegt das Einkommen der Frauen mit 1.996 Euro deutlich darunter. Diese Diskrepanz lässt sich teilweise durch die Wahl der Lehrberufe erklären – Berufe, die häufiger von Frauen gewählt werden, wie das Friseurgewerbe oder Gastgewerbe, weisen niedrigere Einkommen auf als die männerdominierten Felder wie Elektrotechnik oder Maschinenbau.

Vergleich zur allgemeinen Berufseinmündung

Interessant ist auch der Vergleich zur Berufseinmündung nach anderen Ausbildungswegen. Lehrabsolventen benötigen im Median lediglich 1,3 Monate, um eine erste Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Zum Vergleich: Absolventen einer Berufsbildenden Mittleren Schule (BMS) benötigen 2,5 Monate, Absolventen der Allgemeinen Höheren Schule (AHS) sogar 4,5 Monate. Dieser Unterschied zeigt, dass die duale Ausbildung einen schnellen Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht und die Absolventen bereits während der Ausbildung in die betrieblichen Abläufe integriert werden.

Elektrotechnik im Vergleich zu anderen Berufen

Im Bereich der Elektrotechnik zeigt sich eine besonders kurze Einstiegsdauer in den Beruf: Nach einem Lehrabschluss in diesem Bereich dauert es im Median nur 0,7 Monate, bis die Absolventen eine Erwerbstätigkeit aufnehmen – ein deutlich kürzerer Zeitraum als in vielen anderen Berufsfeldern. Auch das Einkommen in der Elektrotechnik ist im Vergleich überdurchschnittlich hoch, was diesen Bereich besonders attraktiv für Berufsanfänger macht.

Fazit

Die duale Ausbildung in Österreich bietet jungen Menschen eine solide Grundlage für den Einstieg ins Berufsleben. Die Elektrotechnik, die nach wie vor von Männern dominiert wird, weist hervorragende Berufseinstiegsmöglichkeiten und überdurchschnittliche Einkommenschancen auf. Dennoch bleibt die Frage offen, wie mehr Frauen für Berufe in der Elektrotechnik gewonnen werden können und welche Maßnahmen notwendig sind, um die bestehenden Geschlechterdifferenzen zu überwinden. Die duale Ausbildung bietet Potenzial für alle, und es gilt, dieses Potenzial durch gezielte Initiativen auch für Frauen im technischen Bereich zu erschließen.

Mit diesen Erkenntnissen ist klar: Um das volle Potenzial der dualen Ausbildung auszuschöpfen, braucht es nicht nur eine Förderung der Lehrlingsausbildung an sich, sondern auch eine gezielte Ansprache und Förderung von Mädchen und jungen Frauen in technischen Berufen. Nur so kann eine moderne und zukunftsfähige Arbeitswelt geschaffen werden, die den Anforderungen der Industrie gerecht wird und dem Fachkräftemangel im Technologiebereich entgegenwirkt.

Datenquelle: Statistik Austria »Übergang von der Lehre in den Beruf«

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