Wien im Zeichen der Energiewende und Digitalisierung

Das war der Tag der Elektrotechnik 2024 in Wien

von Thomas Buchbauer
Foto: © www.i-magazin.com

Am 3. Oktober 2024 war die METAStadt in Wien Schauplatz des „Tag der Elektrotechnik“, einer Veranstaltung, die für Brancheninsider ein interessantes Forum für Innovationen und technologische Entwicklungen bot. Organisiert von der Wiener Landesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker, unter der Leitung von LIM und BIM Christian Bräuer, in Kooperation mit den Elektrikern Österreichs, stand der Tag ganz im Zeichen der Digitalisierung, neuen Technologien und den Herausforderungen der Energiewende. Rund 250 Fachbesucher fanden sich laut Innung in den historischen Gemäuern der METAStadt im Laufe des Tages ein, um den spannenden Vorträgen hochkarätiger Experten zu lauschen und neue Lösungsansätze für die drängendsten Fragen der Branche zu diskutieren.

Ein Tag voller Impulse

Pünktlich um 9:00 Uhr öffneten sich die Tore zur Registrierung. Der Empfangsbereich war erfüllt von lebhaften Gesprächen und einem ersten Gedankenaustausch bei Kaffee und Snacks. Der Blick über die Ausstellungsfläche offenbarte eine Vielzahl an Ständen, an denen sich die Partnerfirmen präsentierten. Um 9:30 Uhr eröffnete Landesinnungsmeister Christian Bräuer gemeinsam mit Moderator Wolfgang Reiter offiziell den Tag. In seiner Begrüßungsrede hob er die zunehmende Bedeutung der Elektrotechnik für die Energiewende hervor und betonte die Rolle der Digitalisierung bei der Umsetzung moderner und sicherer Energiesysteme. Bräuer unterstrich, dass die Elektrobranche nicht nur Motor der Energiewende sei, sondern auch ein maßgeblicher Akteur in der digitalen Transformation.

Wolfgang Reiter

Wolfgang Reiter von der LI Salzburg führte als Moderator durch die Veranstaltung.

Keynote: Mario Leitner und die Herausforderungen der Energiewende

Den Auftakt des hochkarätigen Vortragsprogramms bildete die Keynote von Mario Leitner von den Wiener Netzen. Unter dem Titel „Strategie des Verteilnetzes aufgrund der Energiewende und den dadurch entstehenden Netzbelastungen“ skizzierte er die komplexen Herausforderungen, denen sich Österreichs Energieversorger angesichts der dezentralen Energieerzeugung und der steigenden Nachfrage nach elektrischer Energie gegenübersehen. Leitner verdeutlichte, dass die bisherige Struktur des Verteilnetzes an ihre Grenzen stößt und dringend modernisiert werden muss. „Wir stehen an einem Scheideweg. Die alten Netze waren für eine zentrale Stromerzeugung ausgelegt. Jetzt, mit der zunehmenden Zahl an PV-Anlagen und immer mehr E-Autos, müssen wir radikal umdenken“, erklärte Leitner. In einem packenden Vortrag beschrieb er konkrete Schritte, die Wiener Netze bereits unternommen hat, um der neuen Realität gerecht zu werden, und präsentierte erste Ergebnisse einer groß angelegten Umstrukturierung.

Publikum beim Tag der Elektrotechnik in Wien.

Die METAStadt in Wien war Schauplatz des „Tag der Elektrotechnik“.

Digitalisierung im Fokus

Nach dieser eindrucksvollen Einführung folgte der erste Vortragsblock zum Thema Digitalisierung. Den Anfang machte Alexander Nowak, CEO von Comtech, mit einem Impulsvortrag über ihre Browserlösung cx.prime und die Anlagendokumentation comBuilding. Diese innovative Softwarelösung ermöglicht es Unternehmen, ihre Warenwirtschaft und Dokumentation vollständig digital zu organisieren. Der Vortrag stieß auf merkbares Interesse, da viele Betriebe noch immer auf simple Tools setzen, die durch digitale Lösungen erheblich effizienter gestaltet werden können.

Es folgte ein spannender Vortrag von Gira zum Thema Smart Home. Unter dem Titel „Sicheres Smart Home: Warum das wichtig ist und wie es einfach zu realisieren geht“ legte Vertriebsleiter Andreas Fraz dar, wie wichtig der Schutz vernetzter Smart Home-Technologien ist. Angesichts zunehmender Cyber-Bedrohungen im privaten Bereich zeigte Gira auf, wie sich einfache Maßnahmen wie verschlüsselte Netzwerke und geschlossene Systeme in jedem Haushalt implementieren lassen. „Sicherheit sollte von Anfang an mitgedacht werden, und zwar nicht nur in Unternehmen, sondern auch bei jedem einzelnen Nutzer zu Hause“, lautete die eindringliche Botschaft des Referenten.

Einen weiteren Höhepunkt des Vormittags stellte der Vortrag von Dormakaba über die neue NIS2-Richtlinie dar. Diese EU-weite Regelung sieht umfassende Sicherheitsmaßnahmen für kritische Infrastrukturen wie Energieversorger vor. Key-Account-Manager Christian Wimmer erklärte, wie physische Sicherheitslösungen dabei helfen können, Angriffe auf Energieversorgungsunternehmen abzuwehren. In der anschließenden Diskussionsrunde wurde schnell klar, dass dieses Thema für viele Teilnehmer von brennendem Interesse ist, da die Elektrotechnik-Branche hier unmittelbar betroffen ist.

Nach einer kurzen Kaffeepause stellte Ivana Dinkic von Sonepar E-Business die digitalen Services des Elektrogroßhandelsunternehmens vor. Der Schwerpunkt lag auf der Vorstellung von innovativen Plattformlösungen, die den Einkauf und Vertrieb effizienter gestalten. Als letzter Redner des Vormittags trat Ralph Noeller, Vertriebsmitarbeiter bei homeway auf, um über End-to-End-Netzwerklösungen zu sprechen. Besonderen Anklang fand die Idee, bestehende Gebäude ohne großen Aufwand mit Gigabit-LAN und WLAN nachzurüsten, ohne neue Kabel verlegen zu müssen.

Die Elektroanlagen im Fokus

Nach der Mittagspause, in der sich die Teilnehmer bei der Ausstellung über die neuesten Produkte informieren konnten, startete der zweite Vortragsblock, diesmal mit dem Schwerpunkt auf Technologie. OBO Bettermann eröffnete mit einem Vortrag über die ordnungsgemäße Verlegung von Energie- und Steuerkabeln gemäß OVE E 8120. Dabei erläuterte OBO, wie diese Vorschrift den sicheren Betrieb von Elektroanlagen sicherstellt und warum sie gerade bei der Planung neuer Projekte eine zentrale Rolle spielt. Besonders für Planer und Installateure war dieser Vortrag ein wertvoller Input.

Anschließend sprach ein Vertreter von Hager über laienbedienbare Energieverteilungen nach OVE EN 61439-3. Der Vortrag warf ein Licht auf die Bedeutung benutzerfreundlicher und dennoch sicherer Elektroinstallationen, besonders in Gebäuden, die nicht ausschließlich von Fachpersonal genutzt werden. Diese Thematik sorgte für eine lebhafte Diskussion, da sich die Anforderungen an Elektroinstallationen stetig ändern und die Normen in diesem Bereich komplex sind.

Brandschutz und Elektromobilität

Eaton lenkte den Fokus auf ein weiteres drängendes Thema: die Elektroladeinfrastruktur und die damit verbundene Energieverteilung und -speicherung. Mit der wachsenden Verbreitung von E-Fahrzeugen wird auch der Bedarf an Ladeinfrastruktur immer größer. Eaton präsentierte eine ganzheitliche Lösung, die nicht nur das Laden von Fahrzeugen, sondern auch die Speicherung von überschüssiger Energie ermöglicht.

Am späteren Nachmittag folgten Vorträge, die sich mit spezifischen Herausforderungen der Elektromobilität und des Brandschutzes in PV-Anlagen beschäftigten. PV-Austria erklärte, wie man durch geeignete Maßnahmen den Brandschutz in PV-Anlagen sicherstellen kann. Der Vortrag machte deutlich, dass gerade bei der Installation und Wartung von PV-Anlagen oft Fehler gemacht werden, die das Risiko von Bränden erhöhen können. Ein abschließender Vortrag von Rexel beleuchtete die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. Hierbei standen vor allem die praktischen Herausforderungen im Vordergrund, mit denen Unternehmen und private Betreiber konfrontiert sind. Insbesondere die Frage, wie man eine flächendeckende Infrastruktur aufbauen kann, ohne das Stromnetz zu überlasten, sorgte für angeregte Diskussionen.

Fazit und Ausblick

Der „Tag der Elektrotechnik 2024“ in Wien bot eine eindrucksvolle Bühne für die brennenden Themen der Branche. Digitalisierung, Energiewende und die damit verbundenen technischen und normativen Herausforderungen standen im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen. Die Vielzahl der teilnehmenden Firmen und die hochkarätigen Sprecher machten die Veranstaltung zu einer wertvollen Plattform. Für die Teilnehmer war es nicht nur eine Gelegenheit, neue Erkenntnisse zu gewinnen, sondern auch, sich über aktuelle Projekte und zukünftige Trends auszutauschen.

Christian Bräuer zog am Ende des Tages ein positives Fazit: „Die Elektrotechnik steht vor gewaltigen Umbrüchen, aber genau in diesen Umbrüchen liegt unsere Chance. Die Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den Unternehmen und Fachleuten sind der Schlüssel, um gemeinsam Lösungen zu finden, die nicht nur die Energiewende, sondern auch die digitale Transformation vorantreiben.“

Mit diesen motivierenden Worten endete der Tag offiziell, und die Fachbesucher verließen die METAStadt mit neuen Ideen und Impulsen für ihre tägliche Arbeit.

 

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