»Wir haben alles, um erfolgreich zu bleiben«

von

Philips möchte sich laut eigener Angabe in ­Zukunft vermehrt auf die Bereiche ­Beleuchtungslösungen und Gesundheitstechnologie fokussieren. Philips Lighting will sich diesbezüglich als eigenständiges Unternehmen die grundlegenden ­Änderungen in der Beleuchtungsindustrie zunutze machen. Das i-Magazin bat ­Geschäftsführer Rudi Koch zum Gespräch über die Veränderungen und ­Entwicklungen bei Philips im Speziellen sowie in der Lichtbranche im Allgemeinen.

Mit dem Verkauf des Mehrheitsbesitzes (80,1%) im Bereich der LED-Komponenten und der Automotiven Beleuchtung sorgte das traditionelle Unternehmen Philips für zahlreiche Spekulationen. Nun wird »Lighting Solutions« als Teil einer strategischen Positionierung in ein separates Terrain aufgespalten – das eigenständige Unternehmen soll auf der „bestehenden Marktführerschaft bei LED-Leuchten, Lampen, vernetzten Beleuchtungssystemen und Services aufbauen“, so Philips. Wir haben »Big Rudi« zu den Herausforderungen sowie den Möglichkeiten von und mit Licht im Zuge der Transformation befragt.

Es gibt Leute, die sagen, wenn es einem schlecht geht, dann hilft Rudi Koch. Andere wieder behaupten das Gegenteil. Wie sieht sich Rudi Koch selbst?
Rudi Koch: Ich bin schon lange in der Branche tätig und diejenigen, die mich auf meinem Weg begleitet haben, werden bestätigen können, dass ich für sämtliche Anliegen ein offenes Ohr habe.

Was hat Sie für diesen Job qualifiziert?
Koch (lacht): Diese Frage könnten diejenigen besser beantworten, die mir den Job angeboten haben. Philips ist ein traditionelles Unternehmen, wir haben sehr viele langjährige Kundenbeziehungen sowie Partnerschaften. Ich selbst bin seit 24 Jahren Teil dieses Unternehmens und habe vom Vertrieb bis hin zum Marketing einige Stufen durchlaufen – vielleicht war der jetzige Schritt demnach eine logische Folge. Ich würde sagen, ich stehe für Kontinuität, was in unserem Geschäft ganz wichtig ist, und habe mich außerdem durch mein Verständnis des österreichischen Marktes qualifiziert.

Der Teilungsprozess des Unternehmens ist im Laufen – wie schauen der Zeitplan und die Rahmenbedingungen aus?
Koch: Für die Bereiche Gesundheit und Beleuchtung gibt es zwei Gesellschaften – die Lichtgesellschaft offiziell ab 1. Februar. Vertriebstechnisch wird es keine Veränderungen geben, die lokale Vertriebsorganisation mit Consumer-Geschäft, OEM-Geschäft und professionellem Geschäft bleibt bestehen. Philips Lighting Österreich wird auf rund 50 Mitarbeiter ansteigen.

Traditionelle Vertriebswege verändern sich und brechen teilweise weg. Wie geht Philips damit um?
Koch: Natürlich beschäftigt auch uns das »Online«-Thema, es ist ja in jedem Bereich spürbar. Ich glaube, man muss sehr wohl zwischen den Feldern Business-to-consumer und Business-to-business unterscheiden. Im Konsumentenbereich herrscht sicher noch viel Unsicherheit – die Entwicklung von amazon, Zalando etc. wurde vor 5 oder 10 Jahren auch nicht in dieser Weise vorausgesehen.
Ich persönlich bin nicht davon überzeugt, dass der Endkonsument seine LED-Lampen im großen Rahmen über das Internet bestellen wird, weil wir eine breite Distribution bieten. Das heißt, in jedem Supermarkt, Baumarkt oder beim Fachhändler gibt es LED-Lampen zu kaufen, da braucht es keinen Online-Händler. Außerdem fokussieren wir uns auch für die Zukunft auf das Thema Lichtlösungen (Büro, Sanierung etc.) und dieser Bereich kann im Internet nicht funktionieren.
Meiner persönlichen Einschätzung nach ist es allerdings sehr wichtig, sich mit dieser Thematik zu befassen, denn der Konsument – auch wenn er nicht online bestellt – wird sich sehr wohl auf diesem Wege informieren.

Wie lange/Womit schafft es Philips noch, sich gegen die asiatischen Online-Anbieter zur Wehr zu setzen?
Koch: Ich bin überzeugt, dass der Konsument selbst seine Erfahrungen mit günstigen Produkten gemacht und seine Lehre daraus gezogen hat. Für uns ist es in diesem Zusammenhang sehr wichtig, immer wieder die Marke und das damit verbundene Vertrauen sowie die Zuverlässigkeit zu kommunizieren und zu beweisen. Die Qualität unserer Produkte und Lösungen spricht für sich und unsere Kunden wissen das schon seit Jahren zu schätzen. Wir leben von langjährigen Partnerschaften und Kundenzufriedenheit – so sind wir auch durch den Dialog mit unseren Partnern und Kunden erfolgreich geworden.

Wie lange wird der Retrotfit-Markt noch dementsprechende Umsätze bringen und wie geht Philips danach mit den aufgebauten Produktionskapazitäten um?
Koch: Ich denke, dass es den Retrofit-Markt noch sehr lange geben wird, da noch eine sehr große »Installed Base« von konventionellen Lampen existiert. Wir haben über hundert Jahre lang Glühlampen verkauft, und in Österreich gibt es rund 60 Millionen Brennstellen, die es sukzessive zu ersetzen gilt. Auch im gewerblichen Bereich liegt immer noch ein riesiges Sanierungspotenzial vor.

Was passiert nach Ablauf der Lebensdauer im Speziellen bei Leuchten, gibt es die jeweiligen Leuchten-Programme dann auch nach Jahren noch?
Koch: Meiner Meinung nach werden sie schon noch existieren und ich sehe da prinzipiell auch kein Problem, da man auch beim Umstieg auf eine neue Leuchtenfamilie – sofern die Lichtfarbe beibehalten wird – keinen Unterschied bemerken wird.

Wie kann man sicher sein, dass es Philips Licht in 10 Jahren überhaupt noch geben wird?
Koch: Wir sind ein Unternehmen, dessen Jahresumsatz weltweit 7 Milliarden Euro beträgt. Die Marke Philips ist untrennbar mit dem Thema »Licht« verknüpft, schließlich wurde das Unternehmen als Glühlampenfabrik gegründet. Persönlich mache ich mir keine Sorgen, dass dieser Erfolgsweg irgendwann zu Ende sein könnte, denn wir beweisen uns auf einem Markt, der sich in einer riesigen Transformation befindet. Wir haben alles, was man braucht, um auch weiterhin erfolgreich zu bleiben.

Schlagwort »Internet der Dinge«: Welche Lösungen gibt es heute bereits und welche wird es in Zukunft geben?
Koch: Die grundlegende Idee dahinter ist die Vernetzung des Lichts, die Kommunikation der Leuchten untereinander. Wir haben anhand einiger Referenzen bereits gezeigt, was möglich ist. Besonders spannend wird diesbezüglich der Dialog mit dem Kunden sein: Was ist seine Anforderung an die Zukunft?
Was energieeffiziente Lösungen betrifft, hat das Beleuchtungssteuerungssystem CityTouch viel zu bieten: nicht zuletzt weil hier auch Steuerung, Wartung etc. berücksichtigt werden. Damit können ganz genaue (Gesamt-)Verbrauchswerte ermittelt werden, und auch die Serviceintervalle können auf komfortable Art geregelt werden.

Wie schaut es in der Sportplatzbeleuchtung aus? Wie lange wird es dauern, bis man eine Lösung haben wird, die auch kostentechnisch vertretbar sein wird?
Koch: Es gibt mit der Gemeinde Sonntagberg (NÖ) bereits einen Sportplatz in Österreich, der von uns mit einer LED-Flutlichtanlage versorgt wurde. Aufgrund fehlender Stromkapazität entschied man sich hier für die LED-Lösung mit einer geringen Anschlussleistung. So konnte die gegebene Infrastruktur beibehalten werden, und es waren keine kostspieligen Grabungsarbeiten notwendig.
Erwähnenswert finde ich bei diesem LED-Konzept in den Stadien den besonderen Charakter, den man damit hervorheben kann. Es geht nicht primär darum, konventionell auf LED umzurüsten, sondern darum, Atmosphäre zu schaffen. Mit einer LED-Flutlichtanlage stehen ganz andere Möglichkeiten offen, beispielsweise kann eine Lichtshow die Besucher 15 oder 20 Minuten länger im Stadion halten, was wiederum für den Catering-Bereich relevant ist.

Wie gestalten sich die Entwicklungen im OLED-Bereich?
Koch: Mittlerweile gibt es die ersten Pendelleuchten auf OLED-Basis, allerdings ist es sicher noch nicht machbar, beispielsweise ein komplettes Büro durch OLED zu beleuchten. In diesem Bereich treten eher die Themen Gestaltung und Kreativität in den Vordergrund. Was die Technik betrifft, liegt sie sicher hinter der LED zurück, aber im Prinzip bin ich schon zuversichtlich, dass auch OLED spannend werden kann. Durch die dünne Beschichtung und die Elastizität wird es komplett neue Gestaltungsmöglichkeiten der Flächen geben, das wird aber noch dauern.

Welche Lichttechnologien werden sich generell aus Ihrer Sicht entwickeln? Gibt es neue Technologien, auf die man einschwenken wird?
Koch: Ich persönlich bin fasziniert von dem Zusammenspiel zwischen Smartphones und Apps und den daraus resultierenden Möglichkeiten, mich begeistert diese Intelligenz, die dahintersteckt.
Ich glaube, dass wir uns viel mehr damit beschäftigen müssen, wie sich das Verhalten unserer Kunden und die Nutzung von Licht verändern. Die enorme Transformation bringt zahlreiche Herausforderungen und Veränderungen mit sich – ich finde es wichtig, dies als Chance zu sehen. Man darf keine Angst davor haben, sich auf Neues einzulassen, denn die Veränderungen betreffen uns alle, wir alle müssen unsere Erfahrung mit dem Neuen sammeln.

Herr Koch, vielen Dank für das Gespräch!

Ähnliche Artikel

Hinterlassen Sie einen Kommentar

* Zur Speicherung Ihres Namens und Ihrer E-Mailadresse klicken Sie bitte oben. Durch Absenden Ihres Kommentars stimmen Sie der möglichen Veröffentlichung zu.

Unseren Newsletter abonnieren - jetzt!

Neueste Nachrichten aus der Licht- und Elektrotechnik bestellen.