Es ist eine geradezu magische Vorstellung: Strom kommt einfach aus der Steckdose – zuverlässig, jederzeit und am besten noch aus 100 % erneuerbaren Energien. Doch wehe, jemand schlägt vor, dafür digitale Werkzeuge wie Smart Meter einzusetzen, um Netzstabilität zu sichern und Blackouts zu verhindern. Dann wird plötzlich von Bevormundung gesprochen.
Jüngstes Beispiel dafür ist der kürzlich von der FPÖ im Parlament eingebrachte Antrag (35/A(E)) auf ein „echtes Opting-out“ bei Smart Metern. Damit sollen Haushalte auch in Zukunft mechanische Stromzähler behalten dürfen – zumindest solange 90 % der Bevölkerung bereits mit digitalen Zählern ausgestattet sind. Der Antragsteller, FPÖ-Abgeordneter Peter Wurm, argumentiert, dass Konsumenten zu einem Umstieg gezwungen wurden, obwohl es eine Opting-out-Regelung gebe.
Ein interessanter Ansatz: Die Vorteile eines modernen Stromnetzes, das auf Echtzeit-Daten basiert, genießen – aber sich selbst elegant aus der Verantwortung ziehen. Ein bisschen so, als würde man fordern, dass alle anderen brav Autobahnmaut zahlen, damit man selbst gratis fahren kann. Oder wie ein „Opting-out“ aus Steuern, während man sich weiterhin über gut ausgebaute Straßen freut.
Während Experten warnen, dass Österreich ohne ein flächendeckend intelligentes Stromnetz deutlich anfälliger für Blackouts wird, scheint der politische Kurs ein anderer zu sein: Möglichst viel fordern, möglichst wenig dafür tun. Die neue Regierung steht vor der Aufgabe, diesen Widerspruch zu lösen – denn eines ist sicher: Wenn’s wirklich dunkel wird, ist das Gejammer groß.