Die Neuheiten von ABB auf der Light + Building:

Kunststoffe aus Frittierfett? Klar!

von Sandra Eisner
von Mag. Sandra Eisner Foto: © www.i-magazin.com

Randvoll mit Input – so kamen wir zurück von der diesjährigen Light + Building. Neuheiten und Lösungen für einen sinnvollen Umgang mit Energie – am besten im Kreislauf – wurden zur Genüge vorgestellt. Welche Highlights und Kooperationen ABB dafür präsentierte, haben wir für Sie kompakt zusammengefasst.

von Mag. Sandra Eisner

Torsten Nolting (siehe Titelbild) leitet als »Commercial Director Electrification Business ABB Germany« den ABB-Geschäftsbereich Elektrifizierung in Deutschland. Er weiß, wie wichtig es ist, sich von der veralteten Vorstellung zu lösen, »nur« Produkte zu verkaufen: „Wir wollen darstellen, wie wir im Sinne der Zukunftsgestaltung in Lösungen denken und diese den Kunden nahebringen.“ Dafür bot die ABB-Pressekonferenz auf der Light + Building den idealen Rahmen. Präsentiert wurden den Besuchern von Nolting zahlreiche Neuheiten und Lösungen für einen sinnvollen, nachhaltigen und effizienten Umgang mit Energie.

ABB präsentierte den Besuchern zahlreiche Neuheiten und Lösungen für einen sinnvollen, nachhaltigen und effizienten Umgang mit Energie. (Bild: www.i-magazin.com)

Im Jahr 2018 fand die letzte Light + Building statt und damals war tatsächlich noch alles anders. „Seither hat sich die Welt dermaßen beschleunigt, sie wandelt sich dramatisch in allen Bereichen und eine der markantesten Veränderungen findet genau in jenem Sektor statt, in dem wir agieren und uns verantwortlich fühlen – nämlich im Bereich der Gebäude im Hinblick auf effiziente Energieversorgung und -verteilung“, startete Torsten Nolting die Pressekonferenz mit klaren Worten.

Statistiken belegen, dass 30 % des weltweiten Energieverbrauches und 40 % des weltweiten CO2-Ausstoßes durch Gebäude verursacht werden – und verdeutlichen so das riesige Potenzial, das der Einbau neuer Lösungen birgt, nämlich Energie effizient einzusetzen und nachhaltig zu nutzen. Für die Umsetzung und Implementierung dieser neuen Lösungen braucht man Fachkräfte, Wissen und Erfahrung – vor allem an ersterem mangelt es seit Jahren nicht nur in Österreich und Deutschland. „Das Handwerk hat im Moment viel zu tun – Photovoltaik, Energiespeicher, E-Mobilität – es gibt einen riesigen Bedarf sowohl im Bestands- als auch im Neubau. Insofern zeigen die Veränderungen im Handwerk, dass das Thema Komfort ein bisschen in den Hintergrund gedrängt wurde zugunsten der Notwendigkeit, in nachhaltige Energie zu investieren“, so Torsten Nolting.

Wie kann ABB unterstützen?

„Möchte man Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sicherstellen, dann müssen Funktionen, Produkte und Lösungen zuhause im Gebäude sowie in großen kommerziellen Gebäuden miteinander gekoppelt werden können, und zwar auf einfache Art und Weise“, legte Nolting dar. Vereinfachung lautet für ihn das Gebot der Stunde – Digitalisierung sei Dank. Dafür bedarf es auch in Zukunft starker Kooperationen: „Sie sind das Herzstück, wir brauchen gute und starke Partner auf der ausführenden und auf der Herstellerseite, um diese dramatischen Veränderungen gemeinsam im Markt bewältigen und positiv beeinflussen zu können.“

Über das ProService Portal ist eine schnelle Hilfe per Fernwartung möglich. (Bild: Busch-Jaeger)

Fernwartung und 24/7-Support für das Smart Home

Im kommerziellen Gebäudebereich ist es seit vielen Jahren völlig normal, aus der Ferne auf das KNX-Gebäudesystem zuzugreifen. Einloggen in die Installation, Störungspläne erstellen, Anlagenparameter verändern – all das gab es bisher bei den »Häuslebauern« nicht. „Für unser Smart Home-System free@home haben wir nun das neue ProService Portal (als Weiterentwicklung des bisherigen InstallerPortals) eingeführt. Damit kann der Installateur durch Fernwartung und Cloud-Backup die Notwendigkeit für Vor-Ort-Wartungen reduzieren. Kundenanfragen können so schnell bedient und Fehler effizient behoben werden“, hob Nolting die Vorteile hervor. Handwerker – von denen es ohnehin zu wenige gibt – müssen sich also nicht mehr ins Auto setzen und vor Ort kommen, um eine Störung zu beheben, einen Fehler zu reparieren oder eine Funktionalität zu erweitern.

Mit der Terra AC lässt sich der Stromverbrauch punktgenau abrechnen, weshalb sich die Wallbox ideal für den Einsatz von Flotten, den Firmenfuhrpark oder den halb-öffentlichen Raum eignet. (Bild: ABB)

Kompaktes Gesamtsystem

Wie bereits erwähnt, ist es für die Erhöhung der Energieeffizienz wichtig, dass Komponenten miteinander kommunizieren. Voraussetzung dafür sind Messungen – Nolting: „Im Prinzip kann mittlerweile alles, was für die Steuerung notwendig ist, im Verteiler direkt erfasst werden. Nur wenn man weiß, was in der Installation stattfindet, kann man auch sinnvoll regelnd bzw. steuernd eingreifen. Hier haben wir große Schritte im Sinne der Entwicklung gemacht.“ Denkt man etwa an ein PV-Panel, so ist das Messen in der Installation wichtig, denn die selbst erzeugten grünen Energieströme sollen ja dahinfließen, wo es gerade am meisten Sinn macht – so etwa beim Laden von E-Fahrzeugen. Nolting: „Wir sind sehr stolz auf die eichrechtskonforme Terra AC Wallbox mit punktgenauer Abrechnung des Stromverbrauchs. Nicht nur im AC-Bereich, auch im Schnellladebereich sind wir einer der wenigen Anbieter im Moment, die eichrechtskonforme Ladelösungen anbieten können.“ Mit der Terra AC Wallbox kann intelligentes Laden mit Strom von der eigenen Photovoltaik-Anlage sichergestellt werden. Sie ermöglicht es also, PV-optimiert zu laden. „Mithilfe eines dynamischen Lastmanagements lässt sich die Ladeleistung einer Wallbox automatisch regeln. In Zeiten hoher Erzeugung werden hohe Ladeleistungen ermöglicht. Produziert die PV-Anlage dagegen weniger Strom, reduziert sich die Ladeleistung. Dasselbe Prinzip lässt sich auch auf andere Bereiche wie den Stromverbrauch von Firmengebäuden anwenden“, so Nolting.

Mit einer Breite von nur 17,6 mm ist der neue DS301C von ABB der schmalste FI/LS auf dem Markt. (Bild: ABB)

Effiziente Lösungen werden nicht nur im Neubau eingesetzt, über die Hälfte der Elektroinstallationen finden immer noch im Bestandsbau statt – wobei der Anteil an alten Gebäuden mit veralteter Installation sehr hoch ist. Dafür bietet ABB den „kompakten FI/LS DS301C (Fehlerstrom-Schutzschalter mit Überstromschutz), der einfach in bestehende Verteilungen eingebaut werden kann. Er schützt die gleiche Anzahl von Stromkreisen vor Überströmen und Ableitströmen auf kleinerem Raum, ermöglicht die Verkleinerung von Schalttafeln, um Platz in Wohnhäusern einzusparen und reduziert den Kühlungsbedarf.“

Das digitale Tool Building Planner vereinfacht die Planung von gewerblichen Gebäuden. (Bild: ABB)

Effiziente Lösungen für das serielle Bauen

Wie kann der Bauprozess schneller realisiert werden, wie kann man im Neubau seriell unterwegs sein? Es bedarf einer Beschleunigung, nicht nur der Genehmigungsverfahren, sondern auch des kompletten Bauprozesses. Dabei spielt vor allem eine Rolle, wie schnell Produkte angeschlossen und verbunden werden können. Torsten Nolting dazu: „Es geht um Geschwindigkeit. Busch-Jaeger hat geeignete Produkte und Lösungen für Fertighäuser und Wände – vorverdrahtete Steckdosen und flexible Funk-Wandsender in Kombination mit Unterputz-Aktoren zum Schalten und Dimmen. Sie wurden entwickelt, um die Elektroinstallation zu erleichtern und gleichzeitig Zeit, Ressourcen und Kosten einzusparen.“

Planer, Installateure und ausführende Unternehmen im Neubau finden ab sofort Unterstützung im neuen Building Planner für Smart Buildings. „Das digitale Planungs-Tool vereinfacht und modernisiert den Planungsprozess für gewerbliche Gebäude und stellt automatisch sicher, dass Nachhaltigkeitsvorschriften und -standards erfüllt werden. Nutzer können eine Vielzahl von Geräten mit einem einzigen Tool konfigurieren“, freute sich Nolting.

ABB und Mavenoid arbeiten seit knapp zwei Jahren erfolgreich zusammen. (Bild: ABB)

Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen

Um das Nutzererlebnis und den Servicegrad zu verbessern, investiert ABB in ein schwedisches Start-up mit dem Namen Mavenoid. Mithilfe von innovativer künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen können Kundenanfragen mit hoher Erfolgsquote bedient und gelöst werden. Torsten Nolting erklärte den Hintergrund dazu so: „Installateure können ihren Kunden ein breiteres Serviceangebot anbieten und profitieren von reduzierter Prozesskomplexität und niedrigeren Kosten. Angesichts der Tatsache, dass es ohnehin nicht genügend Arbeitskräfte gibt, ist es phantastisch, was künstliche Intelligenz dabei alles leisten kann. Die bahnbrechende Technologie von Mavenoid wurde entwickelt, um die Notwendigkeit von menschlichem Eingreifen bei solchen Anfragen zu reduzieren und die User-Zufriedenheit zu verbessern. Wir setzen sie beim Smart Home-System auf unseren Webpages ein und sehen, wie viele der Probleme dadurch direkt gelöst werden – das ist Support nicht nur für Endkunden, sondern auch für Fachhandwerker, und zwar zu jeder beliebigen Uhrzeit.“

Der neue FusionAir Smart Sensor von ABB erfasst Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Kohlendioxid und VOCs. (Bild: ABB)

Die Trends von heute und morgen

Als maßgeblichen Trend bezeichnete Nolting das Thema »nachhaltiges Zuhause« – und zwar nicht nur, was die Bauweise betrifft, sondern auch in Zusammenhang damit, wie und ob die Bewohner selbst darin nachhaltig leben. Wie ist die Wohnqualität, das Wohlbefinden, die Luftgüte? Torsten Nolting dazu: „Sowohl für gewerbliche Gebäude als auch im Wohnungsbau bieten wir Lösungen. Der ABB FusionAir Smart Sensor ist ein berührungsloses Raumbediengerät zur Erfassung von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Kohlendioxid (CO2) und VOCs – und dient damit zur Erhöhung der Luftqualität in Innenräumen. Zusätzlich kann in Verbindung mit ABB Cylon-Gebäudeautomationscontrollern eine intelligente Steuerung und Regelung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HLK), Beleuchtung und Jalousien realisiert werden.“

Nolting ist davon überzeugt, dass in 10 bis 15 Jahren die Qualität im Raum genauso selbstverständlich sein wird, wie die Jalousien hoch- und runterfahren zu lassen oder Lichtszenen einzustellen. Generell werden künftig immer mehr Funktionen in der Smart Home-App integriert sein. Gab es früher eine separate App für die Türkommunikation, so ist sie als solche kein eigenständiges Gewerk mehr. War es noch vor 10 oder 15 so, dass dieses Thema der Türkommunikation eine eigenständige Welt war mit eigenen Herstellern, so ist sie heute integraler Bestandteil einer Smart Home-Installation. „Bei unseren Apps ist es mittlerweile selbstverständlich, dass alles integriert ist, was aus Sicht des Nutzers Sinn macht“, so Nolting dazu. Deshalb kann etwa die Steuerung des Raumklimas mit Busch-Tenton jetzt auch komfortabel und einfach in der Busch-free@home-App vorgenommen werden. Der Busch-Tenton mit 4-in-1- Sensor verfügt über einen Raumtemperaturregler und überwacht zusätzlich noch die Luftgüte in Innenräumen. Neben der Messung von Luftqualität und Luftfeuchte kann auch das Raumklima zusätzlich zur Temperatur durch Lüftung und Entfeuchtung geregelt werden.

Busch-flexTronics passt in jede Unterputzdose und ist nahezu mit dem gesamten Schaltersortiment von Busch-Jaeger kompatibel. (Bild: Busch-Jaeger)

Raumsteuerung leicht gemacht

Als eine der letzten Neuheiten stellte Nolting auf der Light + Building Busch-flexTronics vor, ein modulares System im Heimbereich, mit dem Endkunden die wichtigsten und beliebtesten Smart Home-Anwendungen ausprobieren und nutzen können: „Busch-flexTronics ist die Basis für die konventionelle Einzelbedienung von Licht und Jalousie und bietet die einfache Möglichkeit für einen späteren Ausbau in ein Smart Home. Das vielseitige Sortiment ist modular konzipiert und besteht aus sechs verschiedenen Unterputzeinsätzen inklusive intelligentem, optionalen Nebenstellen-Betrieb über plusWire. Nur 25 Millimeter flach, passen sie in jede Unterputzdose und können in Kombination mit intelligenten Schaltern oder Sensoren Licht schalten, dimmen oder die Jalousien steuern. So ist man für die Zukunft gerüstet.“

Der ABB-Standort im finnischen Porvoo erreicht einen klimaneutralen Betrieb. (Bild: ABB)

Kooperationen und weitere Geschäftsentwicklungen

Wie stellt man sich bei ABB die Zukunft auch im Sinne der Nachhaltigkeit vor? „Das große Thema Nachhaltigkeit spielt sich ja auf verschiedenen Ebenen ab, vor allem auch im Produktionsprozess. Wie werden Produkte hergestellt, wo kommen sie her, welche Transportwege sind nötig, wie ist der CO2-Ausstoß im Rahmen der Herstellung?“, stellte Nolting die entscheidenden Fragen. In diesem Zusammenhang wird vielen die »Mission to zero« ein Begriff sein. Am nahezu komplett CO2-neutralen Standort von Busch-Jaeger in Lüdenscheid wird die elektrische Energie nachhaltig und grün selbst produziert. „Wir sind in der Herstellung der Produkte, in der elektrischen Versorgung unserer Maschinen mit grüner Energie unterwegs und das wird in Zukunft ein Verkaufsargument werden. Die ABB als weltweiter Hersteller hat dieses skalierbare Prinzip nun bald an 10 weiteren Fertigungsstandorten aufgebaut“, berichtete Nolting voller Freude. Es wird aber noch einen weiteren großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit in der Produktion geben. Hinsichtlich der Zirkularität, also des Wiederverwendens von Produkten bzw. Komponenten, wird ABB bei bestimmten Programmen sogenannte biobasierte Polycarbonate einsetzen. Nolting dazu: „Man wird es diesen Kunststoffen nicht ansehen können, dass sie aus Frittierfett hergestellt werden – chemisch ist es der gleiche Prozess. 2023 wird es eine ISCC-Zertifizierung geben und wir können diese Kunststoffe mit sehr gutem Gewissen verkaufen, weil kein Rohöl verarbeitet wurde.“ Mithilfe des weltweit angesehenen Cradle to Cradle-Zertifikats wird für einen Großteil der Serien die Nachhaltigkeit nachweisbar. „All das wird erst möglich mit den richtigen Kooperationspartnern“, weiß Nolting: „Wir als ABB sind nicht alleine in der Lage, Produktionsstandorte, kommerzielle Gebäude, Wohngebäude, Hotels, große Wohnungsbauobjekte etc. zu planen, zu errichten und dafür zu sorgen, dass alles ordnungsgemäß in Betrieb genommen wird. Dafür braucht man starke Partner.“ Caverion ist einer davon: Gemeinsam mit dem Experten für intelligente und nachhaltige Gebäude beschleunigt ABB die Entwicklung klimaneutraler Gebäude. Durch den Einsatz integrierter, smarter Lösungen werden die Kohlenstoffemissionen von Gebäuden verringert.

Auch mit Samsung Electronics besteht eine Partnerschaft – diese fördert innovatives ganzheitliches Energiemanagement zur Reduktion von CO2-Emissionen und Energiekosten bei Wohn- und Zweckbauten.

Übernahme von Aski Energy

Als letztes Highlight gab Torsten Nolting die Übernahme der Firma Aski Industrie Elektronik GmbH (Aski Energy) in Österreich bekannt. Das Unternehmen Aski ist bereits seit 30 Jahren tätig, die entwickelten Systeme automatisieren die Energieoptimierung und -steuerung und helfen Kunden dabei, ihre Energiekosten zu senken. „Durch die Übernahme wird ABB zusätzliche Funktionen und Technologien in den Bereichen Energieoptimierung und -steuerung auf den Markt bringen. Auch die Einführung fortschrittlicherer Energiemanagementlösungen für intelligente Stromnetze, Solaranlagen, Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Batteriespeichersysteme und Demand-Side-Management gehen mit der Übernahme einher. Wir sind sehr stolz, dass Aski Energy sich zu diesem Schritt entschieden hat. Wir konnten eine Lücke schließen und holen uns Kompetenz ins Haus, die uns noch fehlte, um uns den Herausforderungen der Zukunft zu stellen“, so Nolting abschließend.

Weitere Informationen auf: www.abb.at

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