Klimawandel in Österreich:

Sachstandsbericht zeigt akuten Handlungsbedarf

von Sandra Eisner
Foto: © BMLUK/Hemerka

Der Klimawandel ist in Österreich längst Realität – und schreitet schneller voran als im globalen Durchschnitt. Laut dem aktuellen „Zweiten Österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel“ (AAR2) hat sich das Land seit 1900 bereits um rund 3,1 °C erwärmt. Die Folgen: Mehr Hitzetage, häufigere Extremwetterereignisse, zunehmende Risiken für Infrastruktur und Gesundheit. Doch der Bericht zeigt auch: Es gibt zahlreiche Optionen für eine sozial gerechte, wirtschaftlich tragfähige und technisch umsetzbare Transformation. Was jetzt zählt, ist entschlossenes Handeln.

Österreich besonders stark betroffen

Die Erwärmung in Österreich verläuft deutlich schneller als im globalen Durchschnitt. Seit 1980 stieg die Temperatur um rund 0,5 °C pro Jahrzehnt. Städte wie Wien, Linz oder Graz sind besonders betroffen – der urbane Wärmeinsel-Effekt verschärft die Hitzebelastung. Die Zahl der Hitzetage hat sich bereits verdreifacht, Tropennächte nehmen zu. Auch Extremniederschläge, Dürreperioden und Spätfrost häufen sich.

Auswirkungen auf Infrastruktur, Gesundheit und Tourismus

Jährlich entstehen Schäden von rund zwei Milliarden Euro durch extreme Wetterereignisse. Ohne Gegenmaßnahmen könnten diese bis 2030 auf bis zu fünf Milliarden Euro pro Jahr steigen. Besonders betroffen: die kritische Infrastruktur, alpine Regionen und der Wintertourismus. Die Dauer der Schneedecke in höheren Lagen wird laut Szenarien bis zur Jahrhundertmitte um 60 bis 80 Tage schrumpfen – mit drastischen Folgen für wirtschaftlich stark vom Skitourismus abhängige Regionen.

Transformation als Chance

Der Bericht betont, dass vorausschauender Klimaschutz kostengünstiger ist als spätere Schadensbewältigung. Maßnahmen wie Gebäudesanierung, Elektrifizierung von Mobilität und Industrie, Ausbau erneuerbarer Energien und Begrünung urbaner Räume bieten hohe Synergieeffekte – sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Photovoltaik: Um die Klimaziele zu erreichen, muss die Stromproduktion aus Wind und Sonne mindestens verdreifacht werden. Nur so lassen sich die ambitionierten Ziele – Netto-Null-Emissionen bis 2040 – realisieren.

Gesellschaftliche Gerechtigkeit im Fokus

Der AAR2 zeigt auch: Die Klimakrise trifft nicht alle gleich. Menschen mit geringem Einkommen, ältere Personen oder jene in prekären Wohnverhältnissen sind besonders verletzlich. Gleichzeitig verursacht das einkommensstärkste Zehntel der Bevölkerung mehr als das Vierfache der Emissionen des einkommensschwächsten Zehntels. Eine gerechte Klimapolitik ist daher zentral – sie muss soziale Ausgleichsmechanismen beinhalten und vulnerable Gruppen gezielt entlasten.

Fazit: Handeln statt Abwarten

Österreichs verbleibendes CO₂-Budget ist nahezu aufgebraucht. Ohne zusätzliche Maßnahmen wird die Emissionslücke bis 2030 rund zehn Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente betragen. Der Bericht fordert daher einen klaren politischen Rahmen, Investitionen in klimafreundliche Technologien und verbindliche Vorgaben für alle Ebenen – von der Raumplanung über Energieinfrastruktur bis hin zur sozialen Abfederung. Der AAR2 liefert dazu die wissenschaftliche Grundlage.

Weitere Informationen und der vollständige Bericht sind hier zu finden: aar2.ccca.ac.at/de

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